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„Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfq. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Weißnitz -MW. Amtsblatt Inserate, welche Sei de» bedeutenden Auflage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di» Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenz eil« M Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllastrlrten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauSwirthschaftlicher ManatSbeilage. 57. Jahrgang. Äulai'ala litt» INaibartd ^Btluun" nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Attenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Arauenstein: Nadlermstr. Hardt. Atlsktutt sul 0il i^sV»l^lllti'(i>lilIlttsl mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Nr. 108. Sonnabend, den 12. September 1891 Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Obgleich Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August sich öffentliche Ovationen «ährend seines Manöveraufenthaltes verbeten hat, wurde doch dem hiesigen Militärvereine die Ehre zu Theil, dem geliebten Prinzen eine Huldigung darbringen zu dürfen. Der Verein stellte dazu im Schießhause, wo bunte Lampions an die Mitglieder verabreicht wurden und marschirte nach 7 Uhr unter dem Kom mando seines stellv. Vorstehers, Kamerad Seilermeister Schmidt, und mit der städtischen Kapelle an der Spitze nach Berreuth, wo der Militärverein von Reichstädt dazustieß. Nachdem in« vasigen Gasthofe die Lampions in Brand gesetzt worden waren, setzte sich der stattliche Zug nach dem Nittergutshofe zu in Bewegung, woselbst er vor der vollständig illuminirten stattlichen Front des Herrenhauses unter den Augen Sr. Königl. Hoheit, welcher am mittelsten Fenster stand, aufmarschirte. Nach Beendigung des Aufmarsches trat das Sänger chor des Militärvereins vor und es erschallten die Klänge des Königsliedes „König Albert Sachsenherz" durch die prachtvoll ruhige Abendluft. Hierauf be grüßte mit weithin vernehmbarem Organ Kamerad Lehrer Schröter den geliebten Prinzen in folgender Ansprache: Königliche Hoheit. Das Herz eines jeden braven Sachsen, insonderheil das Herz eines alten Soldaten, cs schlägt höher und stolzer, wenn cs ihm vergönnt ist, ein Glied seines erlauchten Herrscherhauses von Angesicht zu Angesicht schauen zu können. So wurden auch wir mit hoher Freude erfüllt, als wir die Kunde vernahmen, daß Ew. Kgl. Hoheit an der Spitze eines braven Bataillons in unsere sonst stille, einsame Gebirgsgegend einziehen werde. Und als uns, den Kameraden des Militär- Vereins von Dippoldiswalde und Umgegend, in den letzten Tagen nun gar die gnädige Gewährung unsrer unterthänigen Bitte zu theil wurde, Ew. Kgl. Hoheit eine persönliche Huldigung dar bringen zu dürfen, da steigerte sich unsre Freude zu Hellem Jubel, zu höchster Begeisterung. Wollen Ew. Kgl. Hoheit jetzt, wenn auch nur iu schlichten Worten, unfern innigen Dank für die uns gewordene bohe, ehrenvolle Auszeichnung entgegennchmen. Der heutige Tag, er wird einem jeden von uns unvergeßlich bleiben, er wird für jeden ein Sporn sein, auch fernerhin und auch in den schwersten Tagen unentwegt in Liebe und Treue zum edlen Stamme Wettiu und allen seinen erlauchten Sprossen zu stehen, ziim Vorbilde für unsre jüngeren Kameraden, zum Vorbilde für unsre Mitbürger. — Und, Kameraden, daß ich mit diesem Ge lübde auch Euch allen aus der Seele gesprochen habe, bestätigt, indem Ihr mit ciustimmt in den Rus: Se Kgl. Hoheit, unser Prinz Friedrich August, er lebe hoch! Sichtlich erfreut, dankte derselbe darauf, versichernd, daß er unter den alten Kameraden stets gern verweile. Sofort darauf betrat er an der Seite seines Quartier gebers, des Herrn Rittergutsbesitzer Oehmichen, den Hof selbst, sich zunächst an die Kameraden Schröter und Schmidt wendend, an ersteren, um ihm für die Be- grüßungsworte, an letzteren, um für die Huldigung überhaupt nochmals zu danken. Auf die dabei gethane Aeußerung, daß die Gebirgsbevölkerung in der ge sunden Luft auch einen gesunden treuen Sinn bewahrt habe, antwortete er sehr erfreut, daß er sein liebes Gebirge mit seinen biedern Bewohnern besonders schätze, auch jetzt wieder unter den letzteren sich sehr wohl gefühlt habe und auf dieselben baue. Beim Abschreiten der Front erfreute er sodann noch verschiedene Kame raden durch einige Worte, sich nach ihren früheren militärischen und jetzigen Cioilverhältnissen erkundigend. Er that dies bei allen in so leutseliger Weise, daß er sich die Herzen der alten Soldaten im Sturme eroberte. Nach dem Abschreiten der Front hatte der Militär- Gesangverein noch die Ehre, den Hohenfriedberger Marsch mit Musikbegleitung vortragen zu dürfen. Nachdem nun noch Kamerad Schröter ein Hoch auf die sernweilende Braut Erzherzogin Louise aus brachte, vollzog sich der Abmarsch ebenso glatt wie der Auf marsch. Mit brausendem Hurrah defilirten die beiden Vereine noch einmal an Se. Kgl. Hoheit vorüber, um sodann in gehobenster Stimmung den Heimmarsch an zutreten, ein jeder mit dem Bewußtsein in seiner Brust, daß dereinst unser Prinz Friedrich August ein würdiger Nachfolger seines Oheims, unsres über Alles geliebten König Alberts werden wird, daß er, wie dieser, sich auch die Liebe seines Volkes zu erwerben verstehen wird. — Das Manöver am gestrigen Donnerstag, zu dessen Besuche sich eine große Menschenmenge, die des schulfreien Tages halber durch eine bedeutende Kinder schaar sehr vergröbert worden, zog sich von Reichstädt bis in die Hirschbacher Gegend. Zu demselben hatte sich auch Se. Königl. Hoheit Prinz Georg in Beglei tung des Chefs des Generalstabes, Generalmajor v. Treitschke und des Rittmeisters v. Reitzenstein ein gefunden. — Am Abend bezogen Ulanen, Artillerie und Schützen ein Bivouak auf dem Sonnenberge, nahe der Stadt, in Folge dessen dasselbe am Nachmittage nnd am Abend stark besucht wurde. — Freitag früh zeitig erscholl wieder Kanonen- und Kleingewehrfeuer und gegen 8 Uhr rückten die Soldaten wieder in ihre Quartiere ein. — Der hier beschäftigte Maurer Gerber aus Rein hardtsgrimma, ein junger, seit einem Vierteljahre ver- heiratheter Mann, logirte mit noch einigen Arbeits kollegen beim Wirthschastsbesitzer Kohl auf der Aue. Wegen der Einquartierung hatten die Leute ihr Nacht lager einstweilen in der Scheune aufgeschlagen und als sie am vergangenen Dienstag Abend von dem Besuch des Bivouaks bei Ruppendorf heimkehrten, hatte genannter Gerber das Unglück, durch das Balkenloch auf die Tenne herabzuflürzett. Der Bedauernswerlhe ist schwer am Kopfe verletzt und schwebt in größter Lebensgefahr. — Die einhundertste Wiederkehr des Geburtstages Theodor Körners, des Sängers und Heldens aus dem Freiheitskriege, welche auf den 23. September fällt, wird an hiesiger Stadtschule nicht durch einen öffent lichen Aktus, sondern nur durch Klaffenfeier in den oberen und mittlen Mädchen- und Knabenklaffen be gangen werden. Schularbeiten bei Lampenlicht. Die Abende werden länger und unsere alte, im Sommer miß achtete Freundin, die Hauslampe, tritt wieder in ihr Recht. In ihrem Scheine wird sich die Familie am Abendtisch versammeln und die Lampe wird wieder leuchten auf die Bücher und Schreibhefte unserer Schul jugend. Die schönen Monate, in welchen man beim Hellen Tageslichte arbeiten konnte, sind nun vorüber. Kann uns die Lampe das Sonnenlicht ersetzen? Wie hell muß sie brennen, wenn unsere Kinder nicht den Gefahren ausgesetzt sein sollen, welche daö Arbeiten bei einer zu schwachen Beleuchtung mit sich bringt? Das ist eine Frage, die leider iin Hause nicht oft genug gestellt wird und die wir den Eltern ans Herz legen möchten. Wir wissen ja, daß Lesen, Schreiben und Rechnen bei ungenügendem Licht das Auge an strengt, daß wir in einer solchen Lage gezwungen sind, andauernd nahe zu sehen und daß dieses Nahesehen die Entstehung von Kurzsichtigkeit im höchsten Grade begünstigt. Man hat die Verbreitung dieses Augen leidens der Schule, der Ueberbürdung der Jugend in die Schuhe geschoben. Aber die Schule allein ist dafür keineswegs verantwortlich zu machen. Viel schlimmeren Einflüssen in gesundheitlicher Beziehung werde«« die Kinder oft im Elternhause ausgesetzt und wenn wir von Haus zu Haus wandern und die Schul jugend bei ihren Arbeiten beobachten wollten, wir würden Verstöße auf Verstöße gegen die Gesundheit verzeichnen können. Ein solcher Verstoß gegen die richtige Beleuchtung kommt namentlich in denjenigen Familie»« oft vor, in welchen mehrere Kinder an einein und demselben Tische arbeiten müssen. Kein Wunder, denn die Kenntnisse über die zum Arbeiten erforder liche Lichtmenge sind erst neueren Ursprungs und noch keineswegs in weitere Volksschichten gedrungen. Der bekannte Augenarzt Professor Cohn in Breslau hat als Minimum der Gesundheitsforderungen die Papier helligkeit von zehn Meterkerzen bezeichnet. Eine Vor stellung von dieser Helligkeit kann sich Jedermann machen, wenn er ein Blatt Papier horizontal hinlegt und zwar 15 Ctm. unter und 20 Ctm. seitlich von einer Stearinkerze. ES ist dies eine mäßige Beleuch tung, aber eine nähere Untersuchung der Leuchtkraft unserer Lampen ergab, daß nur die wenigsten, wie die hygienische Nachtlampe und die Mitrailleusenlampe, auf weitere Entfernung, die an einem Arbeitstisch in Betracht kommt, dieses Minimum von Helligkeit spenden. Man kann als Regel aufstellen, daß unsere Durch schnittslampen, mit der besten Glocke ausgerüstet, auf nicht weiter als einen halben Meter seitlich benutzt werden dürfen. Dieses Ergebniß der Forschung kann als Maßstab für die Vertheilung der Kinder am Ar beitstische daheim dienen und jetzt ist die beste Zeit, daran zu erinnern. — Gleichsam als Abschluß der in unserer Gegend bargebotenen militärischen Schauspiele findet am näch sten Dienstag in der „Reichskrone" ein Concert der Kapelle des in Chemnitz garnisonirenden 104. Jnf.- Reg. Prinz Friedrich August statt und dürfte dasselbe, da auch diesem Chor ein vorzüglicher Ruf vorangeht, sicher zahlreich besucht werden. Frauenstein. Der Verband der Feuerwehren von Frauenstein und Umgegend hält nächsten Sonntag seinen 7. Verbandstag in Reichenau ab. 4 Poffendorf. Die Getreideernte kann in hiesiger Gegend als beendet betrachtet werden. Die Herren Oekonomen sind mit dem Ertrag wohl zufrieden. Wenn wir auch Heuer auf den Saatfeldern keine hohen Feimen sehen, da der Segen der Aecker in den Scheunen Platz findet, so übertrifft dafür die Güte und der Gehalt der Körnerfrüchte, den mancher garbenreicheren Ernte. Durch das prächtige Wetter begünstigt, nimmt auch die Grummeternte einen raschen und guten Verlauf. Dresden. Wie Berliner Blätter melden, soll Kaiser Wilhelm beabsichtigen, dem am 18. Septbr. zwischen Pirna und Dippoldiswalde stattfindenden Korpsmanövern beizuwohnen. — Nach dem zwischen dem Staatsfiskus und der Stadtgemeinde Dresden über die Erbauung einer vierten Elb brücke und über die Herstellung gewisser Straßen und Plätze abgeschlossenen Vertrage ist die auf dem rechten Elbufer von der Brückenrampe auf Neustädter Seite bis zum Albertplatze anzulegende Straße, welche den Namen König Albertstraße führen wird, bis zum Schluffe des Jahres 1893 in ihrer vollen Ausdehnung herzustellen. Die zu dieser Straße erforderlichen Land flächen sind vom Staatsfiskus unentgeltlich an die Stadtgemeinde abzutreten. Wenn die erwähnte Straße bis zu dem bezeichneten Zeitpunkte hergestellt sein soll, ist es nothmenoig, daß oie in ihre Fluchtlinie fallen den Baulichkeiten (darunter das Amtsgerichtsgebäude an der Wiesenthorstraße und Theile der alten Jn- santeriekaserne) längstens bis Mitte des nächsten Jahres beseitigt werden. Da aber das Amtsgerichtsgebäude nicht vor Ende August 1893 leergestellt, werden kann, weil erst zu diesem Zeitpunkte das neue Amtsgericht bezieh bar sein wird, und da überdies die niederzulegenden Theile der von zahlreichen Abmiethern bewohnten alten Kaserne nicht vor dein 31. März 1892 verfügbar sind, so ist zwischen dem Staatssiskus und der Stadtgemeinde Dresden ein anderweites Abkomme»« dahin getroffen morden, daß die Herstellung der Albertstraße erst ein halbes Hahr nach Uebergabe des vom Amtsgerichte