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Wkitzmtz-AitiW. Beilage zu Nr. 84. Sonnabend, den 18. Juli 1891. , 57. Jahrgang. Aus Elsaß-Lothringen. Kürzlich haben in Elsaß Lothringen die Neuwahlen zu den Gemeindevertretungen des ganzen Landes statt gefunden und wenngleich es sich hierbei um eine innere Angelegenheit des Reichslandes handelt, so kann die selbe dennoch Anspruch darauf erheben, auch in Alt deutschland beachtet zu werden. Denn die jüngsten Kommunalwahlen in den wiedergewonnenen Provinzen bilden in ihrer Art gleich den rein politischen Wahlen ebenfalls einen Thermometer für die Stimmung der Bevölkerung und gestatten durch ihre Ergeb-nsse einen Rückschluß darauf, ob und inwieweit die Sache des Deutschthums in Elsaß-Lothringen wiederum Fort schritte gemacht hat. Nachdem die am 4. und 5. Juli vorgenommenen Hauptwahlen zu allen Gemeindekörpern des Reichslandes mit den am letzten Sonntag statt gefundenen Nachwahlen ihre Ergänzung erfahren haben, läßt sich jetzt das Gesammtergebniß der elsaß-loth ringischen Gemeinderathswahle» vollständig übersehen. Dasselbe beweist, daß im Großen und Ganzen die Aus söhnung der eingeborenen Bevölkerung mit den nun einmal gegebenen neuen Verhältnissen des Landes er freulich vorwärts geschritten ist, denn die in den ein zelnen Kommunen gewählten Gemeinderathsmitglieder gehören, soweit sie überhaupt nicht Altdeutsche sind, der gemäßigten, versöhnlichen Richtung an, nicht aber dem öden Protestlerthum der verbissenen Franzosenpartei um jeden Preis, an. Sehr zahlreich sind die Fälle, in denen sich altdeutsche wie einheimische Wähler zur Wahl ein und derselben Persönlichkeit zusammenfanden, während anderseits in manchen Städten, in deren Ver tretungen bislang nur Einheimische saßen, jetzt zum ersten Male auch Altdeutsche zu Gemeindevertretern gewählt worden sind. Ferner erscheint bemerkens werth, daß die reichsländische Sozialdemokratie, welche jetzt in den kommunalen Wahlkampf zum ersten Male ener gisch eingriff, überall, wo sie mit ihren Kandidaten auftrat, eine empfindliche Niederlage erlitt. Freilich fehlt es in diesem vom deutschen Standpunkte aus so erfreulichen Gesammtbilde der jüngsten Kommunal wahlen in Elsaß-Lothringen nicht an manchen bedauer lichen Zügen. Besonders ist die Niederlage der Alt deutschen in Metz unerfreulich, denn in Folge des ihnen ungünstigen Ausfalles der Stichwahlen haben sie die Mehrheit, welche von ihnen bei den Metzer Gemeinde rathswahlen im Jahre 1886 errungen wurde, wieder eingebüßt, sodaß die Gemeindevertretung der loth ringischen Hauptstadt erneut eine protestlerisch gefärbte Mehrheit aufweist. Aber dieses vereinzelte Wieder emporflackern der protestlerischen Bewegung vermag das Gesammtresultat der soeben vollzogenen Gemeinde rathswahlen im Reichslande nicht sonderlich abzu schwächen, dasselbe zeigt vielmehr, daß in den südwest lichen Grenzmarken des Reiches das Deulschthum lang sam, aber sicher an Boden gewinnt, daß die dem Reiche feindlichen Elemente in der eingeborenen Bevölkerung sich immer weiter veringern. Es steht darum auch zu erwarten, daß die reichsländische Regierung den berech tigten Wünschen der Elsaß-Lothringer auch fernerym entgegenkommt, unbekümmert darum, daß hre und oa die Protestlerpartei noch vereinzelte verzweifelte Vorstütze unternimmt. Der Entschluß der Negierung, eine neue Kreisordnung für das Land einzuführen, wodurch die Zahl der bisher bestehenden Kreise durch Theüung derselben vermehrt wird und wobei zugleich den ein zelnen Kreisen eine größere Selbstständigkeit äewahrt werden soll, ist ein gewichtiger neuer Beweis für das Bestreben der reichsländischen Regierung, die Verhält nisse in Elsaß-Lothringen in einer den wahren Inter essen des Landes entsprechenden Weise mehr und mehr auszubaucn. Freilich giebt es noch Fragen im Reichs lande, in denen die Anschauungen der Regierung und der Bevölkerung durchaus nicht übereinstimmen und hierzu gehört vor Allem die leidige Einrichtung des Paßzwanges. Regierungsseitig hält man an der Mei nung fest, daß der Paßzwang aus gewichtigen poli tischen Gründen noch immer nicht ausgehoben werden dürfe, während man in weiten Kreisen der Bevölkerung diese Maßregel als eine die Interessen des Landes empfindlich schädigende betrachtet. Aber sicherlich hängt es nur von dem Verhalten der Elsaß-Lothringer selblt ab, wenn der Paßzwang wieder zur Aushebung gelangt und wenn vielleicht schon die nächsten Reichstags wahlen in Elsaß-Lothringen einen immer entschiedeneren Umschwung in der Stimmung der Bevölkerung im deutschfreundlichen Sinne hervortreten lassen, so dürste dann wohl auch der Paßzwang die längste Zeit ge dauert haben. Sächsisches. Weißenberg. In nicht geringe Aufregung ist unser Städtchen dadurch versetzt worden, daß der bis herige Stadtkassirer und Rathsregistrator R. Kastner seit dem Morgen des 12. Juli unter Mitnahme einer sür die hiesigen Verhältnisse nicht unerheblichen Summe von Sparkaffengeldern flüchtig geworden ist. Die Hoffnungen der Stadt auf das Fortschreiten einer in den letzten Jahren begonnenen Besserung der von jeher sehr gedrückt gewesenen finanziellen Verhältnisse sind durch den leider zu befürchtenden Verlust sehr herab gedrückt worden. » Oederan. In der Dengel'schen Websabrik, in welcher 56 Arbeiter beschäftigt sind, wurde am Sonn abend «Abend etwa 50 Arbeitern gekündigt; die wenigen, welche bleiben, sollen aufarbeiten. Der Be trieb der Fabrik, welche schon längere Zeit zum Ver kaufe ausgeschrieben ist, wird dann ganz aushören. Als Ursache wird „Arbeiten mit Verlust" angegeben. Unter den gekündigten Arbeitern befinden sich einige, welche ununterbrochen 26, 30 und 45 Jahre in der Fabrik beschäftigt sind. Im Allgemeinen ist der Ge schäftsgang in Oederan ein sehr gedrückter, was im Sinken der Arbeitslöhne und Verminderung der Arbeits zeit seinen Ausdruck findet. Lichtenberg. Wie weit das anhaltende schlechte Wetter einen zur Schwermuth angelegten Menschen bringen kann, sieht man an dem hiesigen 74 Jahre alten Wirthschaftsbesitzer Rothe. Derselbe ging schon einige Zeit mit dem Verkaufe seines Besitzlhums um. Da dies nicht gleich gelingen wollte, geriet!) er Diens tag früh bei dem abermaligen Ausbruche des Regens so sehr in Verzweiflung, daß er seinem Leben mittelst eines Strickes ein gewaltsames Ende bereitete. Borna. Der Vorläufer des Getreides, der Raps, ist reif und hat man am Montag in fast allen Fluren unseres Bezirkes mit dem Abmähen desselben begonnen; trockene und warme Witterung ist nun drylgend er wünscht, da durch die Nässe die Napsschoten ausplatzen und ein großer Theil der werlhvollen Körner verloren " geht. In zehn bis zwölf Tagen ist auf leichtem Boden auch das Korn reif, hie und da geht sogar die Gerste dem Korn in der Reise voraus. Gleich dem Getreide haben sich auch die übrigen Feldfrüchte, namentlich die bei uns in großen Mengen zum Anbau kommenden Zwiebeln, Möhren, Bohnen, Meerettig, Sellerie und dergleichen vortrefflich entwickelt und nur die Gurken vermochten sich in Folge der kühlen Nächte nicht sn vem Maße zu entfalten, wie es die vorgeschrittene Jahreszeit erwarten ließe. Den Futterpflanzen (Klee, Wicken, Runkeln, Kraut) ist die heurige vorwiegend feuchte Witterung bisher sehr zu statten gekommen; dem Kraute droht jedoch in manchen Fluren die Gefahr der Vernichtung, indem die Kohlweißlinge in großen Mengen die Krautäcker umschwärmen, ihre Eier an der unteren Seite der Blätter absetzen, woraus sich sehr bald Unmassen von Raupen entwickeln, und dann ihr Zerstörungswerk beginnen. Wenn auch die Natur durch Nachwachsen manchen aus diese Weise angerichteten Schaden wieder ausheilt, so greisen doch die Schmarotzer störend in die Entwickelung ein. So sind Heuer z. B. die Früchte der Kirschbäume, welche die Maikäser ihrer Blätter beraubt hatten, klein und bitter geblieben; Obstbäume, Rosensträucher rc. bleiben im Wachsthum zurück oder gehen ein, wenn Mehlthau, Blattläuse oder Ameisen an Wurzel, Stamm oder Blatt nagen. . Grimma. Als dieser Tage der Förster Jordan in Köffern ein Sperberpaar in der Nähe des Nestes erlegt und danach das Nest herunter genommen hatte, fand er darin die Reste von 24 Singvögeln, meist - Finke». Es ist dies wiederum ein Beweis von der Schädlichkeit gewisser Raubvögel sür die gefiederte Sängerschaar. Plauen i. V. Der Ausstand der hiesigen Stein- metzgehilsen ist beendet, und zwar haben sich Meister und Gehilfen dahin geeinigt, daß der von den letzteren vorgelegte Lohntarif anstatt zwei Jahre nur ein Jahr (bis zum 1. Juni 1892) gilt und daß die im Tarife vorgesehenen Lohnsätze um 10 Proz. herabgesetzt wer den. 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