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Wien stattfinden. Bis dahin wird die Herrichtung des unter dem Namen Eckpalais bekannten, nach dem Zwinger zu gelegenen TheilS des Taschenbergpalais, der dem prinzlichen Ehepaar als Residenz übergeben werden soll, vollendet sein. Gegenwärtig wird un unterbrochen daran gearbeitet. — Aus Anlaß einer ihm wegen Diebstahls wider fahrenen Bestrafung vom Dresdner Amtsgerichte war dem am 17. Februar 1866 in Magdeburg geborenen und hier in Stellung gewesenen Handlungsdiener Fried rich Gustav Wilde nach der am 11. d. M. erfolgten Entlassung aus der Gefangenanstalt, von der Mutter seiner Braut, Frau Austel, sowie von dieser selbst der Verkehr in der Familie und der Fortsetzung eines zum Zwecke der Verheirathung angeknüpften Verhältnisses untersagt worden. Angeblich um Abschied zu nehmen fand sich Mittwoch Abend gegen 8'/» Uhr Wilde noch einmal in der in der 4. Etage des Hauses Gewand hausstraße Nr. 5 gelegenen Wohnstube der Mutter des Mädchens, bei der er zur Untermiethe wohnte, ein und traf dasselbe, sowie deren zehn Jahre alten Bruder, allein an. Er srug das Mädchen, ob sie wirklich mit ihm brechen wolle, und als dies von ihr bejaht wurde, brachte er einen Revolver aus dem Nocke und schoß viermal auf das Mädchen, welches mit einem Hilfe schrei vor ihm die Flucht ergriffen hatte, bis es an der nach der Treppenflur führenden Thür zusammen brach. Unmittelbar darauf richtete Wilde den Lauf des Revolvers nach seinem Kopfe und tödtete sich mit 3 Schöffen. Durch herbeigeholte Hilfe wurde das mit 9 Millimeter kalibrigen Kugeln dreimal in den Rücken getroffene Mädchen, dessen Mutter anderwärts beschäf tigt war und erst herbeigeholt werden mußte, in ein Belt, später jedoch in das Stadtkrankenhaus gebracht. Obgleich die Verletzte die Besinnung bis zuletzt nicht verlor, sind ihre Wunden doch nicht unbedenklich, da wahrscheinlich die Lunge getroffen ist. Wilde hat ein Sparkassenbuch mit ansehnlicher Einlage, baares Geld, eine goldene Uhr und gute Sachen hinterlassen. Donnerstag früh fand man an dem Thatorte einen von ihm weggelegten, mit Bleistift geschriebenen Zettel, auf welchem er unter Anderem erklärt: „was ich that, that ich zwar mit vollem Bewußtsein, aber mit ge brochenem Herzen rc." — Der Dresdner Gewerbeverein wird nächsten Sonntag einen Ausflug über Mügeln, Altenberg, Kipsdorf und Hainsberg unternehmen. — Durch die neue projektirte Bahnhofsanlage in Dresden und die damit verbundenen Hafenanlagen wird auch die Friedrichstadt und das Große Gehege ein vollständig verändertes Aussehen erhalten. In dem in letzteren anzulegenden Hafen soll 500 Schiffen ein sicherer Schutz geboten werden. Die Quais sollen eine Höhe erhalten, daß selbst ein höherer Wafferstand wie der von 1845 dieselben nicht überschwemmen kann. Der Nord- wie der Südquai werden je 4 Geleise und 6 Staatsgüterschuppen erhalten, während unterhalb der Friedhöfe Raum für Privatniederlagsräume ver bleibt, um welchen sich die Firmen Bienert und Heller bereits beworben haben. Die Entladung und Be frachtung der Schiffe kann allerdings bei dem tief gelegenen Wasserspiegel nur noch durch Hebewerke und Elevatoren (Getreide und dergl.) erfolgen. Ein die ganze Hafenanlage umgebender und schützender hoher Damm ist in Angriff genommen und dort, wo noch vor wenigen Wochen blühende Fluren sich ausbreiteten, arbeiten jetzt zahlreiche Bauleute an der Herstellung von Bahndämmen. Zwei Brücken werden künftig im Gehege die beiden Elbufer verbinden. Die eine in der Axe der verlängerten Walterstrabe wird unterhalb Onkel Toms Hütte die Verbindung mit dem in der Nähe des Schlachthofes zu errichtenden Produkten bahnhofe, die andere unterhalb Uebigau über die Elbe führende Brücke die Berliner Bahn und den Hasen mit der Leipziger Bahn verbinden. Von den unend lich vielen vorgesehenen, zum Theil schon bekannt ge wordenen Umwandelungen und Neuschöpsungen sei noch der Anlage der Haltestelle in der Wilsdruffer Vorstadt gedacht. Dieselbe wird an der Ostseite des Viaduktes zwischen Maxstraße und Wachsbleichgasse errichtet werden und Diagonalstraßen nach dem Schützen platze, dem Platz am Schiebhause und nach der Wettin- strabe zu erhalten, während die Viaduktstraße von der Maxstraße bis zur Stistsstraße fortgesührt werden soll. Die Friedrichstadter Markthalle kommt in die Promenade zwischen Schäserstraße und Wachsbleichgasse zu liegen. Die Ostraallee erhält durch die Brückenbogen hindurch eine hochgelegene geradlinige Fortsetzung nach dem Hafen und dürste somit die Hauptverkehrsader für Fuhrwerke werden. Pirna. Unsere Schütz en gilbe kann auf den Verlauf ihres 425 jährigen Jubiläums mit dem Ge fühle der Befriedigung zurückblicken, da der große Fest zug am Montag bei schönstem Wetter infolge der außerordentlichen Mannigfaltigkeit der Uniformen rc. ein wahrhaft farbenprächtiges Bild bot. Bei dem Fest gottesdienste am Sonntag, dem ein feierlicher Kirchen zug vorausgegangen war, hielt Superintendent vr. Blochmann die Festpredigt, während der am Montag Mittag auf dem Markte stattgefundene FestaktuS zu nächst eine Ansprache des Bürgermeisters Schneider und alsdann eine zweite Festrede des Superintenden ten vr. Blochmann brachte. Der Bürgermeister über reichte zugleich mit herzlichsten Glückwünschen für das fernere Gedeihen der Gilde als Ehren-Geschenk der Stadt Pirna für das Jubiläum einen reich ausge führten Silberpolal, dem sich im Weiteren noch viel fache werthvolle Geschenke von auswärtigen Schützen korporationen nebst goldenen Fahnennägeln u. s. w. ««schlossen. Meißen. Die Tage des goldenen Jubiläums der hiesigen Feuerwehr rücken immer näher. Mit außer ordentlichem Fleiß hat der Festausschuß den Vorarbeiten obgelegen, um den zu erwartenden zahlreichen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Bis jetzt sind 112 auswärtige Vereine mit ungefähr 1000 Feuerwehrleuten angemeldet. Hierzu kommen nun noch die Feuerwehr der Jutespinnerei, sowie die von Lommatzsch und Großenhain. Der für nächsten Sonntag in Aussicht genommene Festzug wird, die Meißner Feuerwehr mit eingerechnet, mindestens 1400 bis 1500 Theilnehmer haben. Anzuerkennen ist, daß sich betreffs der Wohnungsfrage die Meißner Gast freundschaft wiederum bewährte. Da sich in letzter Zeit die Anmeldungen häuften, so werden wahrscheinlich auch einige Maffenquartiere eingerichtet werden müssen. Jedenfalls aber werden die Tage des 18., 19. und 20. Juli wieder sehr lebhafte für Meißen werden. Eine „Feuerwehr-Zeitung" wird an den genannten Tagen ebenfalls erscheinen und die kurze Geschichte der Meißner Freiwilligen Feuerwehr, sowie Feuerwehrlieder, Sprüche und Anekdoten, Tourentasel rc. enthalten. Reichenbach i. V. Ein in der hiesigen Herberge zur Heimath eingekehrter, in Mitte der 30er Jahre stehender Tischler aus Koburg, der sich bereits gegen Abend an der Wirthstafel skandalsüchtig benommen, hatte bei dieser Gelegenheit die Wahrnehmung gemacht, daß ein anderer Wanderbursche einiges Geld in seiner Tasche hatte. Dies ließ in ihm sofort den Entschluß reisen, diesen Schlafgenoffen zu berauben. Als Alles im Schlafsaale ruhig erschien, erhob sich der Koburger Tischler, schlich sich hin und durchsuchte die Kleidertaschen, in denen er seine Beute vermuthete. Der vorsichtige Wandersmann aber hatte sein Geld unter sein Kopfkissen verborgen und der bei seinem Vorhaben erwischte diebische Geselle wurde aus der Stelle abgefaßt und auf die Polizeiwache gebracht. Groitzsch. Der seit Ende vorigen Jahres hier bestehende Gehilfenausschuß, auf dessen Fahne als Hauptzweck Wahrung und Forderung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen und das Jnslebentreten der hierzu nöthigen Organisation und Agitation stand, hat sich dieser Tage wieder aufgelöst, da derselbe nicht in der gewünschten Weise bei dem theilweise aus Ar beiterkreisen gezeigten Widerstande seine Thätigkeit hat entfalten können. Die von den im Laufe der Zeit gesammelten Beiträgen noch vorhandenen 42 M. sollen zum Ankauf von Anteilscheinen der Deutschen Schuh fabrik in Erfurt verwendet werden. Grimma. Aus Anlaß der jetzt gegebenen be stimmten Zusage des Königs Albert, daß er zum lOOjähr. Jubiläum des 2. Husarenregiments nach hier kommen werde, ist das Programm der Festfeier abgeändert und ergänzt worden. Es lautet nunmehr: 29. Juli: Nachmiltags I Ubr, Speisung der Mannschaften der Garnison Grimma in der Festhalle. Ucberreichung eines Aus zuges aus der Regimentsgeschlchte als Geschenk des Ofsizierkorps an die Mannschaften. Abends 8 Uhr, Fest im Offizierskasino, gegeben vom Offizierkorps. Abends 8 Uhr, Freiconcert in der Festhalte für Mannschaften und frühere Angehörige des Regiments. 9 Uhr, harmonische Retraite auf dem Marktplätze vom Trompeter korps des Regimentes. — 30. Juli: 5 Uhr 30 Minuten Vor mittags, Wecken vom Trompeterkorps des Regimentes in der Uni form von 1791. Vormittags 7 Uhr 30 Minute», Festgottesdienst in Grimma und Lausigk.. 11 Uhr, Ankunft Sr. Majestät des Königs und Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg auf dem oberen Bahnhosc. Wageusahrt nach Großbardau. Zweimaliger Vorbeimarsch, und zwar Parademarsch im Schritt mit Aufmarsch und Parademarsch im Galopp. Paradeaufstellung der Krieger vereine und einmaliger Vorbeimarsch derselben Rückfahrt der hohen Gäste nach Grimma. Nachmittags 1 Uhr, Frühstück im Saale des Rathhauses, Sr. Majestät dem Könige von der Stadt Grimma gegeben. Nachmittags 2 Uhr, Festzug der Militär- vereine in Grimma. Se. Maj. der König hat dabei Ausstellung auf dem Altane des Rathhauscs. (2 Uhr Nachmittags, in Lau sigk Speisung der Mannschaften.) Nach dem Festzuge Besichti gung der Fürstenschule, Frauenkirche, Festhalle durch Se. Maj. den König. Die Militärvereine speisen in der Festhalle. Nach mittags -1 Uhr 30 Minuten, Diner ini Ossizierskasino. Abends 6 Uhr 30 Minuten, Abfahrt Er Majestät des Königs. Abends 8 Uhr, Ball für Unteroffiziere und Mannschaften der Garnison Grimma. Hierbei theatralische und gymnastische Aufführungen seitens der Mannschaften. Zu derselben Zeit in Lausigk Frei- coucert für Unteroffiziere und Mannschaften. — 31. Juli: 2 Uhr Nachmittags, Renuen bei Großbardau, !> Uhr, gemeinschaftliches Mittagessen in Hermannsbad, 8 Uhr, Ball für Unteroffiziere und Mannschaften nebst Aufführungen in Lausigk. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichtr. Berlin. In Hofkreisen wird der Ankunft des Zaren in Berlin für den Herbst mit ziemlicher Be stimmtheit entgegengesehen. Auf die Anfrage, ob der Zar im Schlosse Babelsberg Wohnung nehmen wolle, soll bisher noch keine Antwort erfolgt sein. — Anläßlich der für den nächsten deutschen Juristen tag in Aussicht genommenen Tagesordnung ist wieder die Frage der gesetzlichen Regelung der Abzahlungs geschäfte einer umfassenden öffentlichen Erörterung unterzogen worden. Die „B. P. N." bemerken hierzu: „Es ist ja nicht zu leugnen, daß mit der jetzigen Ein richtung der Abzahlungsgeschäfte die verschiedensten Mißstände verbunden sind. Dazu sind namentlich die in den Abzahlungskontrakten enthaltenen Klauseln des EigenthumsvorbehalteS und des Verfalles ver ganzen gezahlten Summe bei dem Ausbleiben auch nur einer Rate zu rechnen. Es sind auch regierungsseitig die Nachtheile nicht verkannt worden, welche hierdurch weiteren Bevölkerungsschichten zugesügt werden und schon seit längerer Zeil ist deshalb die Aufmerksamkeit der Regierungen auf diese Frage gelenkt. Im Ver laufe des Jahres 1889 war bei den Einzelregierungen eine Umfrage über diese Mißstände und über die Ab- hilsemittel veranstaltet worden, welche ergeben hatte, daß in der That hier ein Feld vorlag, auf dem man mit gesetzgeberischen Maßnahmen vorgehen könnte. Andererseits hatte sich aber auch herausgestellt, daß die Abzahlungsgeschäfte vielfach namentlich beim An käufe kleinerer Maschinen durch weniger bemittelte Leute zu deren Arbeitsgebrauch einem vorhandenen Bedürfnisse entsprechen und deshalb ihr Bestehen nicht gefährdet werden dürfte. Dieser Umstand machte die Behandlung der Frage zu einer äußerst schwierigen und zeitraubenden. Jedoch dürfte nunmehr wohl der Hoffnung Raum gegeben werden können, daß die Lösung derselben für eine nicht mehr ferne Zeit be vorsteht." — In Lauban ist infolge Hochwassers der Schacht des Bergwerks „Ka'ser Wilhelm" eingestürzt. Bis jetzt sind 3 Leichen zu Tage gefördert. Oesterreich-Ungarn. Der Ankunft des Kaisers Wilhelm wird hier zum 2. September entgegen gesehen. Außer einem zahlreichen militärischen Gefolge wird auch der Reichskanzler General v. Caprivi sich iu der Begleitung des Kaisers befinden. Der Kaiser nimmt im Schlosse Schönbrunn Wohnung und wird mit dem ebenfalls erwarteten König von Sachsen den großen Manöver» der österreichischen Armee beiwohnen. Diese Manöver werden sieben Tage dauern und sich in dem Gelände zwischen Waidhofen a. d. Thaya und Schwarzenau abspielen, den Schluß bildet eine Truppen schau, an der etwa 70,000 Mann theilnehmen werden. Betreffs der oräro äe butaillo dieser Manöver, welche der Truppenzahl nach die größten sind, die je in Oesterreich-Ungarn abgehalten wurden, meldet die „Reichswehr": Der Südpartei gehören die drei im Verbände des 2. Korps stehenden, die 4., 13. und 25. Jnfanterie-Truppendivision, sowie die in Wien dislo- cirte Kavallerie-Truppendivision an; als Korpskavallerie wird das 2. Landwehr-Dragonerregiment zugezogen.. Die Nordpartei besteht aus den beiden Jnfanterie- Truppendivisionen des 8. Korps, einer aus den Land wehr-Infanteriedivisionen und einer kombinirten Ka valleriedivision (2., 4., 7. und 14. Dragonerregiment);, als Korpskavallerie wird das 15. Dragonerregiment zugezogen. Auch die im Verbände des 14. Armeekorps stehende 3. Jnfanterie-Truppendivision wird in der zweiten Periode der Manöver und zwar voraussichtlich im Verbände des 8. Korps theilnehmen. Schweiz. Von dem Nachtzuge, welcher am 14- Juli von Zürich nach Genf fuhr, ist der Supplement wagen des Postwagens, welcher unmittelbar hinter diesem fuhr, total verbrannt. Bei der Station Aar burg, nahe Olten, wollte der Postkondukteur Henzi im Büreauraum des Wagens einen Bleistift suchen; er ließ dabei, wie er im amtlichen Verhör zugab, ein noch etwas glimmendes Zündhölzchen fallen. Vom- Büreauraum begab er sich in den übrigen größeren. Raum, wo die Postsachen waren. Das Papier, wel ches auf dem vielleicht ölgetränkten Boden lag, fing: Feuer, welches durch den Luftzug geschürt wurde. Der Kondukteur versuchte dasselbe vergebens zu löschen,, derselbe mußte aber zuletzt^selbst an seine Rettung, denken; er kletterte in den angrenzenden Personen wagen und machte dem Zugführer Mittheilung von dem entstandenen Brand. Endlich war der Zug zum- Halten gebracht. Der verbrannte Wagen wurde auf der Station Rothrist zurückgelaffen. Da die übrigen. Wagen unbeschädigt waren, setzte der Nachtzug seine Fahrt fort. Der Postkondukteur kam mit leichten Brandwunden davon. Ueber den Verlust an Werthew fehlen noch nähere Angaben. Frankreich. Der zum Nationalfesttag der französischen Republik erhobene Jahrestag des Bastillen» sturmes, der 14. Juli, ist in Paris mit dem herkömm-