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Di» „Wkißrritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ktalten, Postboten, sowie di« Agenten nehinen Be stellungen an. Wcheritz-IÄmiz. Amtsblatt Jnferate, welche bei »«» bedeutenden Auflage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im revaktionelum Theile, die Spaltenzeil» 20 Pfg. für die Königliche KmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträlhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Paul Ikhnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirteu Unterhattungsblatt." Mit land- und hauswirthschastlicher MouatSbeilage. Inserate für die „Wcherih-Ieitung tt nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardi man», — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — iu Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Nr. 106. Dienstag, dm 8. September 1891. 57. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach der großen Hitze am Frei tag konnte es nur erwünscht sein, daß ein am Abend ausziehendes, ziemlich heftiges Gewitter, bei dem ein Blitzstrahl die an den Reinholdshainer Teichen stehende Pappel traf, erwünschte Kühlung brachte. Leider aber ist diese sowohl wie der Regen aber denn doch gleich zu bedeutend geworden. Der Regen, der die Nacht anhielt und am Sonnabend früh wieder von einem Gewitter begleitet war, hat die Einerntung der noch nicht geborgenen Feldfrüchte wieder um Tage hinaus geschoben, so daß nunmehr endlich günstiges Ernte wetter bald eintreten möchte. — Vergangenen Sonnabend hatten die Einjahrig- Freiwilligen des Schützen-Reg. Prinz Georg Nr. 108 an mehrere Familien der Stadt und Umgegend Ein ladungen zu einem Kränzchen im Schießhaussaale ergehen lassen, das sowohl den in großer Zahl er schienenen Gästen, als auch den Veranstaltern in der Manöverzeit einen heiteren, genußreichen Abend ver schaffte. — Zu dem am Sonntag im Schießhausgarten stattgefundenen Concert der Kapelle desselben Regi ments, das sehr zahlreich besucht war und dessen ein zelne Nummern sich großen Beifalls erfreuten, so daß mehrere Zugaben erfolgen mußten, war auch Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich August erschienen und ver weilte er sowohl längere Zeit im Coneertgarten, als auch nach einem Spaziergang durch die Stadt, im Kreise der Offiziere im Hotel „Stadt Dresden". — Heute Montag gegen Mittag wurde auf der Altenberger Straße durch ein Geschirr M. Grimmers in Schmiedeberg der 5 jährige Oskar Liebschner über fahren und erlitt außer einigen Hautabschürfungen einen Bruch des linken Oberschenkels. Durch eine Verkettung der begleitenden Umstände kann man weder dem Kinde noch dem Fuhrmann eine Schuld beimeffen. — Als der heutige Frühzug nach Kipsdorf aus hiesigem Bahnhof abfuhr, sprang noch ein Passagier auf einen Wagen, wurde aber von einem Bahnbeam teten, als er zwischen die Trittbreter zu fallen kam, hervorgezogen, wobei Beide zum Fallen kamen. Er gerieth mit dem linken Stiesel unter die Räder des Wagens und zog sich eine leichtere Fleischwunde zu. — Diejenigen Ersatzreservisten, welche im Jahre 1886 der Ersatzreserve überwiesen worden sind und nicht geübt haben, werden am l. Oktober d. I. zum Landsturm I. Aufgebots übergeführl. Zu diesem Behufs haben dieselben ihre Pässe ihrer Kontrollstelle bis zum gedachten Zeitpunkt vorzulegen, andernfalls verbleiben sie in der Ersatzreserve und unterliegen auch fernerhin den für letztere giltigen Bestimmungen. Die dem Landsturm Angehörigen sind alsdann in Friedens zeiten von jeglichen Meldungen sowohl als auch von der Theilnahme an Kontrolversammlungen befreit. — Bei der Eröffnung der Jagd möchten wir die Besitzer von Hunden daraus aufmerksam machen, daß es gesetzlich verboten ist, dieselben aufs Feld mit zunehmen, wo sie herumstöbern und der Jagd Schaden zufügen können. Die Jagdberechtigten können jederzeit die Besitzer zur Bestrafung anzeigen und die herum laufenden Hunde ebenso gut wie die 300 Schritte vom nächsten Gehöft entfernt streichenden Katzen todt- schießen. Was die letzteren anbetrifft, so ist es ja be kannt, welch' großen Schaden einzelne Hauskatzen unter dem jungen Wild anrichten, und man kann es wahrhaftig keinem Waidmann verdenken, wenn er den herumstreichenden Räuber aus dem Wege räumt. — In der Zeit vom 15. bis 31. August ist inner halb der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde das Auftreten ansteckender Thierkrankheiten zu konsta- tiren gewesen, und zwar trat der Milzbrand in einem Gehöfte von Ammelsdorf, wo das einzige Rind er krankte und verendete, und der Bläschenausschlag in 3 Gehöften von Obercarsdorf, wo ein Thierbestand von 5 Rindern gefährdet war, von denen 4 erkrankten und 1 der Ansteckung verdächtig war, auf. — Im ge- sammten Königreiche traten auf: der Milzbrand in 28 Gehöften in 16 Amtshauptmannschaften, wo 465 Rinder gefährdet waren, die Tollwuth in 3 Ort schaften zweier Amtshauptmannschaften, wo 10 Hunde und 2 Pferde gefährdet waren, die Rotzkrankheit der Pferde in einem Gehöfte, wo 2 Pferde gefährdet waren, die Lungenseuche in einem Gehöfte, wo 1 Rind gefährdet war, und der Bläschenausschlag in 9 Gehöften zweier Amtshauptmannschaften, wo 71 Rinder gefährdet waren. * Sadisdorf. Während des am vorigen Freitag, Nachmittags '/'5 Uhr über hiesigen Ort ziehenden Ge witters schlug der Blitz in das Wohnhaus des Guts besitzers Herzog, in Folge dessen dasselbe nebst einer Scheune vollständig niederbrannte. Die andere Scheune Herzogs wurde durch angestrengte Thätigkeit der Spritzen der Nachbargemeinden unter bereitwilliger Mithilfe der in Sadisdorf einquartirten Mannschaften der 4. Kom pagnie des 1. Jägerbataillons Nr. 12 erhalten, doch erleidet der Kalamitose immerhin beträchtlichen Schaden, da das versicherte Mobiliar zwar theilweise gerettet worden ist, bedeutende Futtervorräthe aber verbrannten. S Glashütte. Am Freitag Morgen strich ein größerer Zug, weit über 100, unbekannter Vögel von den Bergen herunter in die Straßen der Stadt, wobei einzelne gegen die Fensterbogen, bez. durch offene Fenster in die Stuben drangen. Hierbei wurde ein solches Thierchen im „goldnen Glas" gefangen. Es ist eine Drossel, an Größe der Singdrossel (Zippe) gleich, nur mehr braun auf dem Rücken, auf dem Bauche braunschwarz mit weißen runden Tupfen. Der Hals ist unten grau, dabei grünlich schimmernd. Welcher, Drosselart gehört wohl der Vogel an? — Das Gewitter, welches am Freitag Nachmittag von >/«5 bis kurz nach ^/«5 Uhr hier austraf, brachte etwa 5 Minuten lang starken Hagelschlag, der an den noch stehenden Feldfrüchten, am Obst rc. einigen Scha den verursachte. Um 5 Uhr zog ein anderes Gewitter heran, dessen Blitze man noch nach 9 Uhr im fernen Osten sehen konnte. Auch am Sonnabend früh von 6 bis 7'/« Uhr kam ein schweres Gewitter aus Nord west, ohne jedoch Schaden zu verursachen. — Vor Kurzem wurde hier eine Kreuz'otter, die ausfallend dick war, ausgeweidet und nicht weniger als 19, sage neunzehn junge Ottern gefunden. Bei dieser großen Fruchtbarkeit ist die Einrichtung von Fang prämien nur anzuerkennen. N Kreischa. Am Sedantage Vormittag zogen die 1., 2. und 3. Batterie des 3. Feldartillerie-Negiments Nr. 28 aus Pirna durch unfern Ort, um in den be nachbarten Ortschaften ihre ersten Manöverquartiere zu beziehen. Die 1. Batterie kam nach Großölsa, die 2. nach Wendischcarsdorf und die 3. nach Quohren zu liegen. Daß dies zweierlei Tuch überall besonderen Reiz ausübt, namentlich wo es selten in solcher Menge zu sehen ist, bewies der Menschenauflauf allerorts. — Am vergangenen Nationaltage hielten die hiesigen Lehrer in ihren Klassen Aktus, auch in den Schulen der Nachbarorte ist dieser Tag durch feierliche Rede und varausfolgende Schulsreiheit ausgezeichnet worden. — Am Sonnabend ist von den am sogen. Eich berge liegenden Wirthschakten die eine derselben ab gebrannt, während am Sonntag Vormittag in Lungk witz eine Strohfeime niederbrannte. H Poffendorf. Der hiesige Schulvorstand hat be schlossen, daß das bereits angezeigte Schulfest, Diens tag, den 15. d. M., abgehalten werden soll. Das Fest findet auf einer von der Rittergutsherrschaft zu diesem Zwecke bereitwillig überlassenen Wiese, gegen über dem Butter'schen Gasthofe, statt. Hänichen. Auf dem Beckerschacht bei Hänichen ver unglückte der 64jährige Häuer Ackermann aus Welsch hufe dadurch, daß eine zwischen zwei Kämmen gelegene Arbeit trotz bester Sicherheit plötzlich zusammenbrach und den der Fluthstrecke näher stehenden pp. Acker mann verschüttete, während der entfernter stehende Lehrhäuer Romberg glücklicher Weise sich retten konnte. Ackermann fährt als treuer zuverlässiger Bergmann seit dem 2. Januar 1856 an und hinterläßt eine Wittwe im Alter von 71 Jahren. Burkersdorf. Als am Donnerstag die Mitglie der der Regimentskapelle des 104. Infanterie-Regiments auf einem Leiterwagen von Frauenstein, woselbst sie concertirt hatten, in das hiesige Manöverquartier zu rückkehrten, verlor der Kutscher kurz vor hiesigem Orte die Herrschaft über die Pferde, was die Insassen ver- / anlaßte, aus dem Wagen zu springen. Dabei ver unglückte der Sergeant-Hoboist Schröder derartig, daß er einen Schädelbruch und einen Bluterguß in das linke Kniegelenk erlitt. Der Verletzte, welcher bei vollem Bewußtsein blieb, wurde nach Mulda gebracht und von dort nach Freiberg in's Garnisonlazareth geschafft. Fast gleichzeitig wurde in dieses Lazareth der Soldat Wolke von der 5. Eskadron des Karabinier-Regiments aus dem Marschquartier Knobelsdorf gebracht, der beim Heufaffen in Niederstriegis sich durch den Sprung von einer Treppe einen Schlüffelbeinbruch zugezogen hatte. Dresden. Fast mit der Ausschreibung der Wahlen zum Landtage zusammenfallend erfolgte die Ernennung des seit der letzten Session ersten Sekretärs der ersten Ständekammer, des Grafen Richard Leo v. Könneritz auf Loffa, zum wirklichen geheimen Rathe mit dem Titel Exzellenz. Gut unterrichtete Personen erkennen hieraus, daß mit dieser Ernennung ver Wunsch zu sammenhänge, den überaus hochbefähigten Grafen als Präsidenten an die Spitze der ersten Kammer berufen zu sehen. In maßgebenden Kammerkreisen ging diese Version bereits um, als bei der diesjährigen V. LandeS- synode, nach Verzichtleistung des Geheimen Rathes v. Zehmen, Exzellenz, irgend ein Ehrenamt noch an nehmen zu können, die Wahl für das Präsidium so fort aus Graf Könneritz fiel. Der Genannte, Sohn des Grafen Hans Heinrich von Könneritz (f 1863), wurde am 28. Juli 1828 geboren und erhielt als Legationsrath und Ministerresident Sachsens am bel gischen und holländischen Hofe in Sachsen am 29. Februar 1864 die Bestätigung seines (belgischen) Grafentitels. Dresden. Wie anderen landwirthschaftlichen Körperschaften, so ist auch dem Landeskulturrath für das Königreich Sachse» vom deutschen Landwirthschafts- rath das Ersuchen zugegangen, zu den Beschlüssen des königl. preuß. Landes-Oekonomie-KollegiumS, die Ab änderung des Reichsgesetzes über den Unterstützungs wohnsitz betreffend, Stellung zu nehmen. Der 3. Sonderausschuß des Landeskulturraths ist denn auch dieser Frage näher getreten, wird jedoch der dem nächst zusammentretenden Plenarversammlung Vor schlägen, an den deutschen Landwirthschaftsrath folgende Erklärung abzugeben: In Anbetracht der bereits im Jahre 1881 zu den Bestimmungen des Unterstützungs wohnsitzes vom deutschen Landwirthschaftsrath gefaßten Beschlüsse, ferner in der Erwägung daß es geboten ist, die Wirkung der sozialen Versicherungsgesetze auf Ab minderung der aus dem Unterstützungswohnsitzgesetz zu Tage getretenen bedauerlichen Ueberbürdungen ein zelner Armenverbände abzuwarten, erscheinen Anträge aus Abänderung des genannten Gesetzes zur Zeit nicht geboten.