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- - —' ^"7' ' ^-7-- _ .. . - - - s Weißentz-Aitmis Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2ö Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , , »... MU Amtsblatt für die Lönialiäie Umtsbauptmamsch-st Dippoldiswalde, sowie für di- Miglichen Umtsgerichle und die Ktadlrälhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitungfinden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Thcile, die Spaltenzelle 20 Pfg. 57. Jahrgang Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllnstrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauSwirthschastlicher Monatsbeilage. « . .. nebmm an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Attenberg: Buchdindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardt. Mfkkült sllk ölt mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkaus. Nr. 102 Sonnabend, den 29. August 1891 Abonnements auf die „Weißeriß-Jettung" für den Monat September nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. „ Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Der russische Volksgeist. Die politisch im hohen Maße beachtenswerthe An näherung zwischen Rußland und Frankreich macht es der mitteleuropäischen Presse zur Pflicht, mehr als je über die Kundgebungen des noch in vieler Hinsicht recht räthselhaften russischen Bolksgeistes zu wachen, denn es ist im hohen Maße wahrscheinlich, daß der russische Volksgeist bei den künftigen Entwickelungen der europäischen Verhältnisse doch eine entscheidende Rolle mitspielen wird, und daß man sich in dieser Hin sicht keinen beruhigenden Illusionen hingeben darf. Wenn sonst vom russischen Volke in Westeuropa die Rede ist, so stellt man dasselbe gewöhnlich in seiner überwiegenden Mehrheit als eine ungebildete, träge, große Masse hin, unter welcher sich vielleicht zehn tausend wirklich gebildete Menschen befinden, und die willenlos vom Czaren, als dem Selbstherrscher aller Russen, regiert wird. Nach oberflächlichem Urtheile trifft dieses Bild von dem russischen Volke scheinbar zu, aber eben nur scheinbar. Gewiß ist die Zahl der wirklich Gebildeten im russischen Volke viel geringer als in Deutschland, Oesterreich oder Frankreich, und gewiß ist auch im russischen Volke viel mehr Rohheit und Unwissenheit vorhanden, als bei den westeuro päischen Völkern, aber dennoch ist der Volksgeist in Rußland nicht ohne Einfluß auf die Negierung und auf den Gang der Politik, denn das russische Volk ist bei aller ihm sonst nachgesagten Gutmüthigkeit und Trägheit im gereizten Zustande doch im hohen Maße wilv, leidenschaftlich und fanatisch und läßt sich dann von seiner vorgefaßten Meinung nicht abbringen. Diese Eigenthümlichkeit fällt nun politisch deshalb so sehr in die Wagschaale, weil in Rußland alle Tradition heilig ist, unv weil der Russe für sein Vaterland und sein Glück nichts anderes kennt als die russische Tradition. Daher kommt es, daß jeder Kaiser in Rußland mit der Tradition unbedingt rechnen muß, wenn er nicht geradezu das Band, welches ihn mit dem Volke ver bindet, zerreißen und sich vom Throne verdrängen laßen will. In Wirklichkeit sind deshalb die Kaiser von Rußland, vielleicht mit der einzigen Ausnahme von Peter dem Großen, gar nicht die unbedingten Selbstherrscher, wie man gewöhnlich annimmt, denn sie vermögen fast nichts gegen die Tradition zu unter nehmen. Jeder, der die russische Geschichte kennt, wird dies ohne Weiteres zugeben müßen. Die Tradition muß also in Rußland erfüllt werden, wenn nicht eine furchtbare Gährung im russischen Volke entstehen soll. Nun gehör! es aber nicht nur zur russischen Tradition, daß in Konstanrinopel einst die russischen Reichsfahnen wehen und alle Slawen unter Rußlands Szepter ver einigt werden sollen, sondern eS gehört bezeichnender Weise auch zur russischen Tradition, daß der Russe nur das für gut, echt und gediegen hält, was russisch ist oder was russische Gepflogenheit ist. Daraus er- gtebt sich für die Rußen die Theorie vom „faulen Westen" und eine große Geringschätzung für West europa, und di-s ist dann allerdings ein Punkt, wo das russisch - französische Einverständniß leicht in die Brüche gehen kann. Aber im gereizten Zustande ist I das russische Volk dem französischen im hohen Maße I verwandt, es entstehen in Moskau wie in Paris bei f Anläßen des nationalen Ehrgeizes wahre leidenschaft liche Volksausbrüche. Auch zeigt sich der russische Volksgeist ähnlich wie der französische im hohen Maße gefährlich, wenn dem Volke ein eingebildetes oder wirk liches Unrecht geschieht. So ist bei Steuerexekutionen eine Bauernrevolte in Rußland gar nichts Ungewöhn liches, und neuerdings ist es auf einer ganzen Anzahl russischer Bahnhöfe zu großen Ausschreitungen ge kommen, weil das russische Volk den Getreidetransport verhindern wollte. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Quartiermacher der ersten in unfrer Stadt einzuquartierenden Truppen treffen bereits nächsten Sonntag hier ein. Montag, den 31. August d. I. rücken der Stab und die 7. Batterie des 2. Feldart.-Reg. Nr. 28, von Pirna kommend, in Stärke von 6 Offizieren, 17 Unteroffizieren und 57 Mann nebst 62 Pferden ein, welche uns bereits am nächsten Tage wieder verlaßen. Mit Rücksicht auf die Einquartierung irx vorigen Jahre werden diese Truppen in den Häusern von Brd.-Kat.-Nr. 116 an auf der Schuhgaße, unteren Herrengaße, Kirchplatz, Schulgäßchen, Altenberger Straße, Oberthorplatz und Dresdner Straße, sowie in einigen mit Stallung versehenen Häusern anderer Straßen untergebracht werden. Den Unteroffizieren und Mannschaften ist feiten der Quartierwirthe Marsch verpflegung einschließlich Brod zu gewähren. Bedeutend stärker dagegen ist die für den 3. September zu er wartende Einquartierung, so daß hierbei voraussicht lich alle belegungsfähigen Grundstücke in Anspruch ge nommen werden müßen. Jedenfalls wird den Haus besitzern angesagt werden, wenn und wieviel Ein quartierung zu erwarten ist, doch ist hierbei nicht aus geschloffen, daß die in Aussicht genommene Belegung hier und da abgeändert wird. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 3. Juli d. I. bei dem Gutsbesitzer Weichelt in Reichstädt ent standenen Brandes hat die kgl. Brandversicherungs kammer der Spritze des Rittergutes Berreuth und der Landspritze der freiwilligen Feuerwehr zu Dippol diswalde Prämien nach Höhe von 20 M. und bez. von 25 M. bewilligt. — Die Zeit des Drachenaufsteigens ist wieder da. Es seien deshalb Eltern und Erzieher darauf auf merksam gemacht, daß es den Kindern möglichst ein zuschärfen ist, bei jenem sonst ja völlig unschuldigen Spiele die Nähe von Leitungsdrähten der Telegraphen- und Fernsprechanlagen zu meiden. Mit Rücksicht auf die bedeutenden Verkehrsschwierigkeiten, welche das Hängenbleiben von Drachen an jenen Drähten im Gefolge hat und um vor üblen Folgen zu bewahren, bringen wir hiermit die zurSicherung derNeichstelegra- phenanlagen getroffenen Bestimmungen des Z 318 des Neichsstrafgesetzbuches zur allgemeinen Kennlniß. H 318 lautet: „Wer gegen eine zu öffentlichen Zwecken dienende Telegraphenanstalt fahrlässiger Weise Hand ¬ lungen begeht, welche die Benutzung dieser Anstalt verhindern oder stören, wird mit Gesängniß bis zu 1 Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 900 M. bestraft." — Nachdem am vergangenen Dienstag ein Lehrer der Deutschen Müllerschule, dem übrigens zum 30. September bereits gekündigt worden war, wegen vor gekommener Unregelmäßigkeiten plötzlich entlaßen wer den mußte, sind selbstverständlich von der Direktion der Schule sofort Schritte gethan worden, eine ge eignete Lehrkraft zu gewinnen, damit eine Unterbrechung der Stunden vermieden wird. — Dieser Tage wurde unvorsichtiger Weise durch einen Lohgerbereiarbeiter eine Quantität Kalkwaffer der Weißeritz, trotz öfteren Verbotes, zugeführt, wo durch eine grobe Menge Fische, insbesondere Forellen, umgestanden sind. Die Strafe ließ natürlich nicht lange auf sich warten. — Am Donnerstag wurde an der Lokomotive des Nachmittags nach Hainsberg fahrenden Güterzuges die Kolbenstange defekt. Infolgedessen erlitt, bis eine Reservemafchine geheizt war, der NachmittagSpersonen- zug halbstündige Verspätung. H Poffendorf. Der besorgnißerregende Zustand des vergangene Woche mit seinem Geschirr verunglück ten Herrn Gutsbesitzer K. Hoffmann Hierselbst, hat sich. Dank der fürsorglichen ärztlichen Behandlung, glücklicherweise etwas gebessert und ist z. Z. jede Ge fahr ausgeschloffen. — Das kühle, doch dabei trockene Wetter der letzten Zeit hat es ermöglicht, daß ein guter Theil des Weizens in die Scheunen gebracht werden konnte. Noch einige Tage mit Sonnenschein und das Getreide wird auf unseren Fluren bald verschwunden sein. Pretzschendorf. Gegen '/,6 Uhr Abends am gestrigen Donnerstag wurde hier die Feuerwehr allar- mirt, da telegraphisch die Nachricht gekommen war, daß in der Nähe der Kirche in Niederbobritzsch ein Haus in Brand gerathen sei. Die Feuerwehr rückte alsbald an den Brandplatz ab. Nähere Nachrichten fehlen zur Zeit noch. L Glashütte. Die Lehrer und Schüler der deut schen Uhrmacherschule unternehmen Montag und Diens tag einen Ausflug nach Leipzig, um die dortige Aus stellung von Uhren, Werkzeugen rc. zu besichtigen. Geising. Am 25. August Abends wurde unsere Stadt durch Feuerrufe allarmirt. Es brannte in der Scheune des Wirthschastsbesitzers Heinr. Schwenke und sollen dort angeblich 70 Schock Strohseile gelegen haben. Durch energisches Eingreifen der freiwilligen und der Pflichtfeuerwehr wurde das Feuer noch erstickt. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt, doch ver- muthet man Brandstiftung. Leider wurde bei dem Schadenfeuer der Kommandant der hiesigen freiwilligen Feuerwehr, Eduard Schmelzer, durch einen Stoß mit einer Leiter an die Brust gefährlich verletzt. Dresden. Das königl. Ministerium des Innern erläßt unterm 22. August folgende Bekanntmachung, die Erhebung der diesjährigen Ernte-Ergebnisse an Roggen, Weizen und Kartoffeln betreffend. „Um beurtheilen zu können, ob die gegenwärtige Höhe der Brodfruchtpreise iu einem angemeßenen Verhältniß zu der diesjährigen Ernte steht, macht sich ausnahmsweise eine rasche Erhebung des diesjährigen Ernteausfalls in Bezug auf Roggen, Weizen und Kartoffeln noth- wendig. Zu diesem Zwecke werden durch die zustän digen Behörden an die Gemeindeverwaltungen An fragen ergehen, zu deren Beantwortung die Gemeinde verwaltungen den sachverständigen Rath von Land- wirthen sich erbitten werden. Das Ministerium deS Innern hegt das Vertrauen zu dem Gemeinsinn der -1 -'M'.'/ r 1 H-