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auch die schon vielfach erörterte Sachsengängerei. ES scheint, als wenn sich nach dieser Richtung hin ein Umschwung vorbereitete. Die frühzeitige Rückkehr so genannter Sachsengänger in ihre Heimathsorte läßt erkennen, daß der Reiz, in entfernteren Gegenden Be schäftigung anzunehmen, sich anfängt zu verlieren, und daß die Einsicht, daß dauernde Arbeit in der Heimath der Wanderbeschäftigung vorzuziehen sei, mehr und mehr bei den Sachsengängern zurückzukehren beginnt." Die Einsicht würde wesentlich verstärkt werden, wenn der Großgrundbesitz in Schlesien sich zur Zahlung höherer Löhne bequemen wollte und wenn sich für die ländwirthschaftlichen Arbeiter die Möglichkeit, zu eige nem Besitz zu gelangen, eröffnen ließe. Schwerin. Nach dem ärztlichen Bericht vom 7. August hat sich das Befinden des Grobherzogs Fried rich Franz III. (geboren am 12. März 1851) ver schlimmert. Die Anfälle von nervösem Asthma find heftiger und anhaltender; auch Nachts hat der Kranke keine Ruhe. Der Appetit ist gering, dementsprechend haben auch die Kräfte abgenommen. Oesterreich. Nachdem der Fürst von Monaco sich entschieden geweigert hat, die Privilegien der Spiel pächter von Monte Carlo zu verlängern, haben sich die Spielpächter an den Fürsten Joachim Liechtenstein mit dem Ersuchen gewandt, die Erlaubniß zur Er richtung einer Spielbank in Vaduz zu ertheilen. Die Pächter bieten einen Pacht von 10 Millionen Francs pro Jahr, Erhaltung der Liechtenstein'schen Armee und Zahlung sämmtlicher Steuern und Abgaben für die Liechtenstein'schen Unterthanen. Oesterreich-Ungarn, Im ungarischen Reichs tage ist man in Sachen der Verwaltungsreform einen Schritt vorwärts gelangt, die kritische Lage im unga rischen Reichstage ist aber dadurch noch nicht beseitigt, wie man aus den weiteren parlamentarischen Debatten ersehen kann. Der Paragraph 1 der Verwaltungs vorlage wurde mit 164 gegen 49 Stimmen ange nommen. 198 Abgeordnete nahmen an der Sitzung nicht theil. Bei dem Paragraphen 2 der Verwaltungs vorlage wies Ministerpräsident Gras Szapary auf den bisherigen Gang der Berathungen hin, welcher das Ansehen des Parlaments gefährde. Die Unabhängig keitspartei habe erklärt, die Vorlage sowohl in der Herbstsession wie auch bei jeder späteren Gelegenheit mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfen zu wollen. Ob dieses Verfahren der äußersten Linken der Würde des Parlaments entspreche, möge man aus den Auslassungen der auswärtigen Presse ersehen, die — 615 — sich bereits mit Geringschätzung über das Verhalten des ungarischen Parlaments in einer so wichtigen Reformfrage äußere. Er sei überzeugt, daß die Nation das Verhalten der äußersten Linken brandmarken werde. Die Majorität sei verpflichtet, das Ansehen des Par laments zu wahren. Darum beantrage er, daß die Berathung der Vorlage bis zu einem Zeitpunkte auf geschoben werde, wo dieselbe mit größerer Ruhe und Ob jektivität statthaben könne. Der Führer der gemäßigten Opposition, Graf Apponyi, erklärte, dem Minister präsidenten auf diesem Gebiete nicht mehr folgen zu können und sind dadurch natürlich neue Schwierig keiten für die Regierung entstanden. Frankreich. Die französischen Manöver finden in diesem Jahre in den östlichen Departements Frank reichs in großem Maßstabe statt, da nicht weniger als vier Armeekorps an denselben theilnehmen. Selbst Pariser Blätter mußten in diesem Zusammenhänge zu gestehen, daß die deutsche Presse die Angelegenheit der französischen Manöver, die im Verhältnisse zu früher eine» weit bedeutenderen Umfang angenommen hätten, durchaus ruhig betrachtet. Aus Anlaß dieser Manöver steht auch eine Rundreise des Präsidenten der Republik, Carnot, in den östlichen Departements bevor. Der selbe wird aus der Reise zu der Truppenschau, die den Abschluß der großen Manöver bilden soll, die Städte Rheims, Chalons, Epernay und Vitry besuchen. Belgien. Ueber die Ursache einer plötzlichen Er krankung der Königin von Belgien werden jetzt furchtbare Einzelheiten aus Brüssel gemeldet. Die Königin wollte sich am Dienstag voriger Woche nach Bad Spaa begeben, und drängte es sie, noch vorher ihrer Schwägerin, der unglücklichen wahnsinnigen Kaiserin Charlotte, einen Besuch zu machen. Als die Königin nun die Zimmer der kranken Kaiserin betrat, sand sie diese in hochgradiger Erregung. Einige Worte guten Zuspruchs machten die Wahnsinnige nur noch unruhiger und die Kaiserin Charlotte sprang plötzlich in voller Raserei auf die Königin los, würgte sie und schlug sie unter lautem Geschrei. Die Königin flüchtete durch mehrere Zinimer, von der Tobenden verfolgt, die erst nach einiger Zeit überwältigt und sorlgebracht wurde. Die Königin war durch diesen Vorfall aui's Aeußerste erschüttert worden. Nach Lacken zurück gekehrt, machte sie aus Bitten ihrer besorgten Tochter mit dieser einen Spaziergang durch den Park, ohne jedoch der Erregung Meister werden zu können und bald da rauf verlor sie das Bewußtsein. Ihre Umgebung glaubte, die Königin sei von einem Schlaganfall ge ¬ troffen. Die Kranke kam aber bald wieder zu sich, jedoch nur, um nun in einen überaus heftigen Wein krampf zu verfallen, dem gänzliche Erschöpfung folgte. Der behandelnde Arzt Leclercy hielt es für angemessen, den Priester rufen zu lassen, da der Fall verzweifelt schien, und die Königin selbst sagte, sie werde sterben. Dechant Coekelberqhs von Bowken gab ihr die Sterbe sakramente. Inzwischen war der Leibarzt des Königs 0r. Wimmer eingetroffen. Derselbe sand die Königin ruhiger und sprach Hoffnung auf Besserung aus. Bis jetzt hat die Besserung im Befinden der Königin an gehalten. , Italien. Das Sparprogramm des Finanz ministers Luzzati bringt eine allgemeine Uneinigkeit im Kabinet hervor. Der Minister der öffentlichen Ar beiten erklärt, keine Abstriche an seinen Forderungen machen zu können und der Kriegsminister thut das selbe. Eine ministerielle Krisis ist vorauszusehen. Rußland. Während Fest an Fest zu Ehren der französischen Seeleute sich reihte, hat im Innern des russischen Reiches der Brodmangel eine bedrohliche Höhe erreicht. Die Negierung wird ihren Beutel sehr weit aufthun müssen, um den von allen Seiten an sie herantretenden Anforderungen zu genügen. Bisher liegen bereits Bittgesuche um Gewährung von Dar lehen zur Beschaffung von Korn zur Aussaat im Herbst und zur Nahrung in der Höhe von 20 Mill. Rubel vor, während der zu solchen« Zwecke in erster Reihe bestimmte Nothstandsfond, das „Reichsverpflegungs kapital", nur aus 11 Million Rubelst besteht und von dieser Summe sollen den gesetzlichen Bestimmungen gemäß nur zwei Zehntel in jedem Nothstandsjahr als Darlehen vergeben werden. Freilich hat das Ver pflegungskapital noch Darlehens-Rückstände von circa 12 Millionen Rubel ausstehen, an deren Eingehen ist aber gerade jetzt gar nicht zu denken, da die Rück stände zumeist auf solchen Provinzen und Kreisen ruhen, welche von Neuem von der Mißernte heimgesucht sind und daher hilfesuchend sich an das Finanzministerium wenden. Nord-Amerika. Bei Cooper, im Staate Michi gan, wurde ein Schnellzug aus verbrecherische Weise zum Entgleisen gebracht. Mehrere Personen sind ge- tödtet, viele verletzt worden. — Bei Champlain stieß ein Kourierzug mit einem von New-Jork kommenden vollbesetzten Vergnügungszuge zusammen; 4 Personen wurden getödtet, 20 verletzt. Amtlicher Theil. Auktion. Dienstag, den II. August d. I., Nachmittags 3 Uhr, sollen in dem Arnold'schen Bäckereigrundstücke zu Poffendorfi Kat.-Nr. 500, I Teigtheilmaschine, I Wäschmangel mit Tisch und Regalen und 1 Pökelfatz gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Dippoldiswalde, am 4. August 1891. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Müller. Auktion. Mittwoch, den 12. August d. Z., Vormittags 1v Uhr, sollen im Erbgerichtügasthofe zu Kreischa verschiedene Blech- und andere Waaren, als: Töpfe, Krüge, Schüsseln, Kannen, Fässer, Eimer, Pfannen, Löffel, Lampen, Durchschläge und Anderes mehr gegen sofortige Baarzahlung meist bietend versteigert werden. Dippoldiswalde, am 3. August 1891. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Müller. Submission. Die Gestellung der Fuhrwerke zum Transport der Verpflegsartikel vom Manöver-Magazin Reinholdshain nach den Biwakplätzen der Truppen soll öffentlich verdungen werden. Die bezüglichen Bedingungen liegen im Gemeindeamt Reinholdshain und beim Proviant-Amt Lausigk aus. Offerten sind bis 13. August d. I., Vormittags 10 Uhr, portofrei anher einzureichen. Lausigk, am 3. August 189 l. Königliches Proviant - Amt. Bekanntmachung. Die bei dem Manöver-Magazin Reinhardtsgrimma erforderlichen Fuhren zum Transport von Biwaksbedürfnissen sollen öffentlich vergeben werden. Be dingungen hierzu, welche alles Nähere enthalten, liegen beim Gemeindevorstand in Reinhardtsgrimma und der unterzeichneten Stelle zur Einsicht rc. aus. Königl. Proviant-Amt Roßwein. Bekanntmachung. Die Gestellung der benöthigten ein- und zweispännigen Geschirre zum Transport der Verpflegs-Artikel aus dem Manöver-Magazin zu Ruppendorf nach den Biwaksplätzen der Truppen während der diesjährigen Herbstübungen sollen an den Mindestfordernden vergeben werden. Die Bedingungen liegen zur Einsichtnahme aus: bei dem Gemeindevorstand in Ruppendorf und beim Proviant-Amt Grimma. Grimma, am 9. August 1891. Königliches Proviant-Amt. Baumann. Allgemeiner Anzeiger. Nvkkruutmuvdrmx. In Folge der wiederum bedeutend gestiegenen Ge treidepreise siebt sich die unterzeichnete Innung ge- nöthigt, das Kilo „reineS Roggenbrod" von heute ab mit 2SPf. zu verkaufen und jede bisherüblich gewesene Zugabe in Wegfall zu bringen. Dippoldiswalde, am 10. August 1891. Die Bäckerinnung. das Pfund IO Pf., sind zu verkaufen in Boden s Billa in Ulberndorf. Die neuen stnd in großer Auswayt angekommen. llermsmi lläser, «n«I «»»««« N ^Al- ganz frisch, empfiehlt ' Hugo Beger'S Wwe. Rachfolger. Schmiede Verpachtung. Eine gutgehende Schmiede mit Wohnung wird verpachtet. Näheres Gasthof Obercarsdorf. H. Dörste. Korn- und Haferstroh wird verkauft in Hermsdorf bei Reinhardtsgrimma Rr. 12. Eine Parthic gebrauchte Wen verkauft billig Hermann Rothe, Herreng. 88.