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aussichtlich der mit einem groben Personenaufwand arbeitende Apparat der bayerischen Militärbezirksgerichte eine auch im dienstlichen Interesse wünschenSwerthe Vereinfachung erfahren. In Preußen schaut man be denklich auf den kostspieligen Betrieb, den diese Art der Militärjustiz-Organisation unvermeidlich mit sich bringen wird, und sucht sie darum so billig als mög lich zu gestalten." — Auf Grund des JnvaliditätS - uud AlterSver- ficherungSgesetzes sind in dem ersten Halbjahr seit dem Inkrafttreten desselben 90,704 Ansprüche aus Alters rente anerkannt worden. Die Zahl der überhaupt erhobenen Ansprüche beträgt I3l,459, die der zurück gewiesenen 15,594, die der unerledigten 23,319. Die höchste Zahl der erhobenen Ansprüche m den verflossenen sechs Monaten entfällt auf Schlesien, nämlich 14,419, dann folgen Ostpreußen mit 12,248, Brandenburg mit 9911, Rheinprovinz mit 8382, Hannover mit 7746, Sachsen-Anhalt mit 7482, Schleswig-Holstein mit 5430, Pommern mit 5173, Posen mit 5003, West falen mit 4951, Westpreußen mit 4460, Hessen-Nassau mit 3348 und Berlin mit 1386. Auf die 8 Anstalten des Königreichs Baiern kommen 13,038 Altersrenten ansprüche, auf das Königreich Sachsen 5807, Württem berg 2913, Baden 2676, Großherzogthnm Hessen 2704, Mecklenburg 2949, Thüringen 3132, Oldenburg 460, Braunschweig 1009, Hansestädte 828, Elsaß-Lothringen 4228 und auf die acht zugelassenen Kasseneinrichtungen insgesammt 1776. — Ueber bayrische Eisenbahnverhältnisse schreibt der Münchner Pfarrer vr. Ratzinger in der „Deutschen Reichspost" Folgendes: „So viel hohe Be amte sind vorhanden, daß notorisch Beamte der General direktion nur ins Bureau kommen, um zu konstatiren, daß für sie keine Arbeit da ist. Es werden die Zei tungen gelesen und dann sofort der tägliche Spazier gang angetreten. Wir sind bereit, für diese skandalöse Thatsache Namen zu nennen. Unten dagegen wird gespart und gehetzt. Diätare mit 2—3 Mark Tages gehalt müssen die wichtigsten Posten versehen, nicht etwa Monate, sondern 6 bis 8 Jahre lang; an der Stelle ständiger Bahnbediensteten versehen den Staats, dienst ungeschulte Tagelöhner. Bei solchen Zuständen ist es kein Wunder, daß hier und da ein Unglück vor kommt. Im Gegentheile ist es wirklich zu bewundern, daß bisher der Dienst so glatt verrichtet werden konnte. Die Uebelstände dürsten erst in der Zukunft noch mehr an den Tag treten." — Es wird in diesem Jahre viel weniger ge reist, als in den früheren. Die Badeorte weisen weniger Besuch auf, als in den drei vorangegangenen Sommersaisons. Selten war in Berlin der Fremden verkehr so gering, als augenblicklich. Noch eine andere Erscheinung macht sich bemerkbar. Die Tageszüge sind viel besetzter als die Nachtzüge, sonst war bei längeren Reisen der umgekehrte Fall bemerkbar. Man kann hierin unschwer eine Rückwirkung der Eisenbahnunsälle merken. Posen. Am 23. Juli Abends stürmte ein be trunkener Soldat vom 46. Infanterie-Regiment mit gezogenem Seitengewehr durch einen großen Theil der Stadt und hieb auf alle ihm entgegenkommenden Per sonen los. Er verletzte auch eine Anzahl derselben, darunter einen katholischen Geistlichen und einen Arzt. Schließlich wurde er von mehreren Soldaten ergriffen und nach der Hauptwache gebracht. Elsaß-Lothringen. Diejenigen landwirthschast- lichen Bereine in unserem Lande, in deren Bezirk Weinbau getrieben wird, erklären sich gegen die Ab sicht der Regierung, mit der italienischen Regierung eine Herabsetzung der Weinzölle für die aus Italien einzuführenden Weine und Trauben zu vereinbaren. Sie erachten diese Herabsetzung für höchst nachtheilig nicht allein für Elsaß-Lothringen, sondern überhaupt für das ganze Deutschland. Eine Herabsetzung der Zölle würde das Land mit italienischen Weinen und Trauben überschwemmen, was für die hiesige Wein produktion, welche bisher durch die Zölle geschützt war, von großem Nachtheil wäre. Zudem seien Weine wie Trauben im Reichslande so reichlich vertreten, daß eine erhöhte Einführung von italienischer Waare durch Herabsetzung des Zolles nicht erleichtert zu werden braucht. In einer Eingabe an die Regierung werden auch die große» Gefahren mit Bezug auf die Reblaus betont, welche bei vermehrter Einfuhr von Trauben entstehen würden. Oesterreich. Das „Fremdenblatt" und die (alte) „Presse" treten gegen die jungczechische Presse aus, welche gegen Deutschland Hetze und den Dreibund, welcher bekanntlich ein ausschließlich defensiver Friedens bund sei, als ein zum Schaden Oesterreichs gewobenes Netz schildere; das „Fremdenblatt" spricht die Hoff nung aus, daß dieses Treiben seinen Zweck verfehle, und auch der von den Jungczechen irregeleitete Theil des czechischen Volkes die Weisheit der von dem Kaiser von Oesterreich eingeschlagenen, von dem weit über wiegenden Theile beider Parlamente freudig gebilligten Politik anerkennen werde. Das Bündniß stehe felsen fest; doch solle sich kein Theil des österreich-ungarischen Volkstammes feindselig gegenüber stehen. Die Jung- czechen seien vollständig isolirt und würden durch die Anstürme gegen den Friedensbund sich selbst politisch lödten. Schweiz Da infolge einer genügenden Anzahl Unterschriften die Volksabstimmung über den Zoll tarif stattfinden wird, so muß dieser nun in 600,000 Exemplaren gedruckt und jedem Stimmberechtigten eines zugestellt werden. Die Kosten belaufen sich auf mindestens 350,000 Franken. Es sind noch zwei andere Volksabstimmungen infolge von Referendums- oder Jnitiativbegehren für dieses Jahr in Sicht und eine hat schon stattgesunden, was Alles sehr erhebliche Aus lagen verursacht. Man ersieht daraus, daß das Re gieren des Volkes selbst keine so einfache oder wohl feile Sache ist, wie sich wohl Mancher vorstellen mag. Belgien. Der internationale Sozialistenkou- greß in Brüssel wird über 200 Delegirte der sozial demokratischen Arbeitervereine aller Länder der Welt zählen und in Bezug auf den internationalen Charakter selbst den letzten Pariser Kongreß überragen. Denn neben den Vertretern der Sozialdemokraten in Deutsch land, Frankreich, England, Oesterreich und Belgien werden wir in Brüssel Delegirte aus den skandina vischen Reichen Dänemark, Schweden und Norwegen, aus Italien, Spanien und Portugal, aus Amerika und selbst Australien finden. Die deutsche Sozialdemokratie wird durch mehrere hervorragende Führer, wie Bebel, Liebknecht, Singer u. A. vertreten sein. Der Kongreß wird am 16. August eröffnet werden und eine volle Woche dauern. Außer den Fragen der inneren sozial demokratischen Organisation sollen hauptsächlich zwei Gegenstände erörtert werden: der Achtstundentag und die Festsetzung des Arbeiterseierlags auf den 1. Mai. Dagegen werden politische Fragen auf dem Kongresse nicht zur Erörterung gelangen. Frankreich. Der Gemeinderath von Paris be willigte 20,000 Francs zu Gunsten der Familien der Ausständigen, welche infolge des Streiks von den Ar beitgebern zur Arbeit nicht mehr zugelaffen werden. Vielfach nimmt man an, daß die Regierung diesen Beschluß des Gemeinderathes aufheben wird. — Ueber ein versuchtes Attentat gegen Eonstau-, Etienne und Treille wird berichtet: Am Donnerstag Vormittag sand der Minister des Innern, EonstanS, auf seinem Schreibtisch einen Brief, welcher auf einem Buche lag. Constans erkannte auf der Adresse die Handschrift einer seiner Großnichten, das Buch war ein Gebetbuch. Der Minister sandte Alles an Ma dame Constans, welche versuchte, den Goldschnitt zu öffnen, dabei aber auf Widerstand stieß. In der Meinung, das Buch enthalte Verdächtiges, wie daS schon wiederholt bei ähnlichen Sendungen an Mit glieder der Regierung der Fall gewesen, sandte Ma dame Constans das Buch zu dem Hausmeister; als dieser versuchte, das Buch mit einem Meisel zu öffnen, bemerkte ein Kammerdiener daran eine Lunte. Der Band wurde sofort zur Untersuchung in das städtische Laboratorium gesandt. Der Direktor des Labora toriums stellte fest, daß das Buch eine Sardinenbüchse mit 200 Gramm Explosivstoff, 20 bis 22 Revolver kugeln und etwa 30 Kapseln enthielt. Der des Atten tats verdächtige Touloner Marinearzt soll sich in Toulon entleibt haben. Rußland. Das französische Nordgeschwader ist am Donnerstag vor der russischen Ostseefestung Kronstadt angekommen und sind die französischen Gäste daselbst „äußerst enthusiastisch" empfangen worden. Eine russische, aus zwölf Kriegsschiffen und vier Tor pedobooten bestehende Flotille war zur Begrüßung des französischen Geschwaders auf der großen Rhede auf. gestellt, ein kleines, aus vier Kriegsschiffen bestehendes Geschwader hatte auf der kleinen Rhede Aufstellung genommen. Hunderte von Fahrzeugen, alle dicht mit Zuschauern bedeckt, belebten die Kronstävter Bucht, auf den größeren Privaldampfern spielten Musikkorps, sämmtliche Schiffe, sowie die Forts von Kronstadt trugen zu Ehren der Franzosen reichen Flaggenschmuck, Natürlich sind die französischen wie die russischen Blätter rein aus dem Häuschen vor Freude über da- „große Ereigniß", welches eine neue Besiegelung des französisch-russischen Einvernehmens bedeuten soll. In den leitenden Petersburger Kreisen scheint man die Sache indessen etwas nüchterner zu beurtheilen; wenig stens bemerkt die „Agentur Dalziel" in einem Berichte aus Kronstadt, an sich lege man in der russischen politischen Welt vem Besuche der französischen Flotte keine politische Bedeutung bei, erst der Dreibund könnte ihm eine solche verschaffen. Das hindert nartülich nicht, daß das französische Geschwader russischerseits mit äußerlichen Auszeichnungen überhäuft wird; am Frei tag empfing der Czar in Gatschina den Admiral und das Offizierkorps des Geschwaders, außerdem werden theils in Kronstadt, theils in Petersburg eine ganze Reihe von Festlichkeiten zu Ehren der französischen Gäste stattfinden. Das französische Geschwader gedenkt, nach den neuesten Meldungen, bis zum 3. August in Kronstadt zu bleiben. Telegraphische Depeschen. Pari-, 27. Juli. Bei Saintmande-Bincenne fuhr gestern ein Ergänzungszug auf den vor ihm abgrlaffenen Hauptzug, wodurch 1 Gepäckwagen und 3 mit Reisenden gefüllte Personenwagen um stürzten. Ein Wagen gerieth in Brand. Bis her gezählt 49 Todte und 1ÜV Verwundete, von denen bereits 6 gestorben find. Amtlicher Theil. Gesperrt ist bis Ende dieses Monats für den Fährverkehr der PautSdorf-Malterer Kommunikation-Weg wegen einer in Paulsdorser Flur oorzunehmenden Mafsenschüttung. Der Fährverkehr wird über Berreuth, bez. SeiferSdorf und Paulshain gewiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 24. Juli 1891. I. V.: vr. Richter, Regierungsrath. Ludwig. Grundstücks-Verkauf. Erbtheilungshalber sollen die zum Nachlasse des Haus- und Feldbesitzers Friedrich Hermann Hanke in Dorf Bärenstein gehörigen Grundstücke, als: 1. das Hausgrundstück Fol. 42 des Grund- und Hypothekenbuchs, Nr. 20 des Brandkatasters, Nr. 25 und 668 des Flurbuchs für Dorf Bärenstein, 2. das Feld- und Waldgrundstück Fol. 52 des Grund- und Hypotheken buchs, Nr. 726, 727 und 728 des Flurbuchs für genannten Ort, 3. das Feldgrundstück Fol. 126 des Grund- und Hypothekenbuchs, Nr. 877 und 878 des Flurbuchs für denselben Ort, 4. das Feld Fol. 461 des Grund- und Hypothekenbuchs, Nr. 500 des Flurbuchs für Altenberg, 5. das Feld- und Wiesengrundstück Fol. 481 des Grund- und Hypotheken ¬ buchs, Nr. 546, 549 und 550 des Flurbuchs für letztgenannten Ort, und 6. das Feld- und Wiesengrundstück Fol. 482 des Grund- und Hypotheken buchs, Nr. 547, 548 und 551 des Flurbuchs für denselben Ort, einschließlich der anstehenden Feldfrüchte, ortsgerichtlich auf zu 1: 2936 M., zu 2: 1666 „ zu 3: 1345 „ zu 4: 486 „ zu 5 und 6: 1332 „ geschätzt, Montag, den l». August L8»l, Vormittags ^11 Uhr, im Gaghofe zu Dorf Bärenstein an den Meistbietenden verkauft werden. Die Bersteigerungsbedingungen und eine Beschreibung der Grundstücke sind den Anschlägen an Gerichtsstelle und in dkn Gasthöfen zu Stadt und Dorf Bären stein beigefügt. Für den Fall, daß der Zuschlag geschehen kann, werden die zum Nachlasse gehörigen beweglichen Sachen an Vieh, Wirthschaftsgeräth, Zimmer handwerkszeug, Möbeln und Kleidungsstücken am darauffolgenden Tage von Vor mittags 9 Uhr an im Nachlaßhause ortsgerichtlich versteigert werden. Lauenstein, den 24. Juli 1891. Königliches Amtsgericht. > Ficker.