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VWnh-MW. t Nr. 88. Dienstag, den 28. Juli 1891. 67. Jahrgang. Verantwortlicher Redacteur: P-ul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Urtterhaltungsblatt." Mit land« und hauswirthschastlicher Monatsbeilage. Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Inserate mit entspr«h«n- dem Aufschlag. — Einge sandt, lm rev attia neuen Theile, die Spaltenzeill SV Pfg- erscheint wöchrMch drei, «ml: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern jo Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. kttp HjptKpNlk-^ptjttttll" nehmen an: in Dippoldiswalde: die Srpedition, — in Attenberg: Buchdindermstr. Schütze, — in Krauenstein: Nadlermstr. Hardt- flir Vtb mann, — in Glashütte: Buchdindermstr. Schubert, — in Kreischa: Buchbinder Berger, — in PotschWpel: Kaufmann THeu erkauf. Blatts einesehr^rk- same Serbrettuim finde«, werden mit 10 Pfg. di« Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe * M DippoldiswaÜ>e und Zsraumstein Abonnements auf die „WeißeriH-Zeitung" für die Monate August und September nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, 27. Juli., Dank den noch in letzter Zeit zahlreich eingegangenen Beiträgen, welche die ungefähre Summe von 160 Mark ergeben haben, ist auch Heuer die Einrichtung einer Milchkur wäh rend der Großen Ferien ermöglicht worden. Es konnten dabei zusammen SO Kinder, nämlich 17 Knaben und 33 Mädchen Berücksichtigung finden. Dieselben find in vier, in Müller's Etadtgut, im Vorwerk St. Nikolai, in der Menden- und Rathsmühle zu ver pflegende Abtheilungen geschieden, und erhält beim Mittags- und Abendmelken jedes Kind Liter Milch nebst einer Dreipfennigsemmel. Die während der Ferien hier anwesenden Lehrer überzeugten sich durch wieder holten Besuch in der vergangenen ersten Ferienwoche mehrfach von dem Verhalten der einzelnen Gruppen, sowie von deren Verpflegung und konnten mit Beidem wohlzusrieden sein. — Auf der östlichen Seite des Steinbornbassins bemerkt man jetzt in den Vertiefungen des Walvbodens eine größere Anzahl Lachen mit braunem, moorigem Wasser, die von einer kleinen Quelle der obersten Lache fortwährend gespeist werden. Es scheint das Wasser allerdings von dem in letzter Zeit häufig gefallenen Regen herzurühren, könnte wohl aber auch aus dem Bassin ausgetreten sein, weshalb eine genaue Besich tigung deS Bassins angezeigt sein dürste. Reinhardtsgrimma. Von Vorreitern abgeholt, zogen am gestrigen Sonntag die Gesangvereine Seifers dorf, Dippoldiswalde, Echmiedeberg, Apollo und Doppelquartett Rabenau, Höckendorf, Reichstädt und Groß-Oelsa in dem Festorte Reinhardtsgrimma ein und wurden am Erbgerichtsgasthofe von dem Orts gesangverein herzlich bewillkommnet. Nach einer sehr genauen Probe der 5 Massenchöre durch den Gruppen dirigenten Herrn Kantor und Oberlehrer Hellriegel- DippoldiSwalde stellten sich die Vereine zum Festzuge. Geschmückt mit einem Sträußchen aus den lieblichen Händen reizender Festjungstauen, mit flatternden Fahnen und prangenden Lyras zog die fröhliche, sangeslustige Schaar, deren Spitze und Schluß Ab theilungen der Feuerwehr und des Militärvereins bildeten, zunächst vor das herrschaftliche Schloß, um Herrn Rittergutsbesitzer Nitzsche für sein freundliches Ueberlaffen des Parkes zum Abhalten des ConcertS mit Ansprache und Hoch zu begrüßen. Sodann be wegte sich der Festzug bis zum äußersten Ende des Dorfes und wieder zum Parke zurück, denn Rein hardtsgrimma hatte sich in ein festliches Gewand ge kleidet und war eS werth, in allen OrtStheilen von den Sängern freudigst begrüßt zu werden. Freilich hat ein langer Festzug auch den Nachtheil, daß er die Kehlen der Eän, er etwas verstaubt und diese selbst vor der Ausführung ermüdet. Doch nach kurzer Zeit der Erfrischung traten di« Sänger munter an dir Auf führung. Dieselbe fand auf der Rampe vor der Park- sttze des Schlöffe« statt, während sich die zahlreiche Zuhörerschaft im Parke plazirt hatte. Bortheilhafter fist die Gesänge wäre es nach gewesen, wenn auf der Rampe in Höh« de« umgrenzenden Strauchwerks ei« Podium hätte errichtet werden können. Während die Massenchöre, vorgetragen von 200 Sängern, gewaltig genug wirkten, und zwar in einiger Entfernung mehr als in unmittelbarer Nähe, wurde die Wirkung der Gesänge kleinerer Chöre durch erwähnte Hecke doch etwas beeinträchtigt. Gewissermaßen als Vorfeier zu Theodor Körners lOOjähr. Geburtstagsfeier (23. Sept. 1791) begann das Programm mit dem Gebet, ged. von Körner, komp. von Weber. Der größte Maffengesang war „Das deutsche Schwert" von Schuppert, wozu das Frauendorfer Musikchor die Begleitung übernommen und auch nach Verhältniß ganz wacker ausführte. Jeder von den 9 anwesenden Vereinen brachte einen Einzelgesang zu Gehör. Will man ein gerechtes Urtheil über dieselben üben, so muß man ganz nothwendiger Weise das Alter der Vereine, ihre Stimmenzahl und Stimmenmittel und noch a. m. berücksichtigen, auch waren ganz wahrscheinlich einige Lieder mehr für einen geschloffenen Raum als zur Aufführung im Freien be stimmt. Erfreulicher Weise behaupten einige Vereine schon seit Jahren immer eine beträchtliche Höhe des Männergesangs, Andere bedürfen nur noch einiger weniger Anstrengung zur Erreichung desselben Zieles und wieder Andere haben einen erfreulichen Ansatz zum Ausstiege gemacht, und gerade diese Gruppenauf führungen, wo doch mehr gleichgestellte Vereine auf treten, sind für die Einzelvereine ein mächtiger An sporn zur Fortübung und halten wir es für wünschens- werth, daß diese Concerte wenigstens alle zwei Jahre fortgeführt werden. Als einen Vorzug des heurigen Programms mag noch erwähnt werden, daß nur fünf Maffenchöre (9 im vorigen Jahre) angesetzt waren, so daß dieselben fester geübt!werden konnten und so daß das Concert auch keine ermüdende Länge annahm, sondern nur von 5 bis V»? Uhr dauerte. Am Schluß brachte die Sängerschaft nach einigen Dankesworten des Gruppendirigenten ein Hoch auf den Festort aus. Ein fröhlicher Ball beschloß den festlichen Tag. H Possendorf. Der vor etwa 14 Tagen flüchtig gewordene Barbier Oesterreich ist verhaftet worden. Oesterreich hat sich nun vor dem Untersuchungsrichter wegen Wechselfälschungen und sonstiger Unredlichkeiten zu verantworten. — Am vergangenen Sonnabend haben bei uns mehrere Oekouomen mit dem Kornschnitt begonnen und schon stehen auf den Feldern die Getreidepuppen. Langandauerndes gutes Erntewetter und ein ungestörter Fortgang der Erntearbeiten ist aber allen Interessenten dringend zu wünschen. — Infolge der bisher ungünstigen Witterung und mit Rücksicht auf die in diesem Jahre später eingetre tene Ernte beginnen die Ferien an den Schulen hie siger Parochie erst mit Schluß dieser Woche. Dresden. Der Jahresbericht, den das Präsidium von Sachsens MilitärvereinSbund der am 26. d. M. stattgefundenen 18. Bundesgeneralversammlung erstattete, konstatirt abermals nicht nur eine Ver mehrung der Vereine, sondern auch ein weiteres An wachsen der Mttaliederzahl des Bandes. Derselbe zählte am Schluffe de« Bunde-jähreS (Ende April 1891) 1173 Vereine mit 127,800 Mitgliedern und demnach gegen den gleichen Zeitabschnitt von 1890 G 40 Vereine und 2S63 Mitglieder mehr. Schwere Ver luste hat der Bund durch das Ableben de« KriegS- ministerS Grafen Fabrice und des VundeSehrenmtt- gliedes Obersten a. D. Richter, des Präfidialmstglied«- Kamerad Lippold und des Vorstehers des Bautzener Bezirkes Kamerad wsä. xraet. Dutzschmann erlttten. Innerhalb der Bezirksleitungen fanden Personal änderungen nur in den Bezirken Grimma und Auer- » bach statt. Für das zur Erinnerung an die Völker schlacht bei Leipzig zu errichtende Denkmal wurden 100 M., zur Schmückung der Kriegergräber auf den Schlachtfeldern Elsaß-Lothringens wiederum die Summe von 300 Mark aus der Bundeskaffe bewilligt. Zu Bundes - Ehrenmitgliedern wurden im abgelaufenen Berichtsjahre 1890/91 ernannt die Bezirkskommandeure Obersten z. D. Käusler und Schröder in Leipzig, Amtshauptmann OberregierungSrath vonKeßinger- Dippoldiswalde, Amtshauptmann OberregierungS rath vr. Wäntig in Großenhain und AmtShauptmann vr. Schnorr von CarolSfeld in Grimma. Für un unterbrochene ehrenamtliche Thätigkeit in der Leitung der Bundesveretne während 25 und mehr Jahren wurden an 19 Kameraden Ehrentafeln verliehen. Die aus der Bunveskasse im Jahre 1890 und aus den beiden anderen Unterstützungs - Kaffen des Bunde« (Wettin-Jubel-Stiftung und Wilhelm-Augusta-Stif tung) bewilligten Beiträge beziffern sich auf 5220 M. für 225 Gesuche aus der BundeSkaffe, auf 480 M. für 31 Gesuchsteller aus der Wettin- und auf 1995 Mark für 133 Gesuchsteller aus der Wilhelm-Augusta- Stistung. Im ersten halben Jahre 1891 waren aber bereits 139 Gesuche mit 2885 M. Unterstützung au« der Bundeskaffe zu bewilligen, sodaß für diese eine nicht unbedeutende Steigerung zu erwarten sein dürfte. Die meisten Gesuche und Unterstützungen entfiele» auf die Bezirke Annaberg, Bautzen, Chemnitz, Dresden, Löbau, Schwarzenberg, Zittau und Zwickau. Von den 8 verschiedenen Kommissionen des Präsidiums waren 25 Sitzungen zur Bewältigung der ihnen zugetheilten Angelegenheiten abzuhalten. In 40 ordentlichen und 4 außerordentlichen SitzungenLes Präsidiums wurden 2276 Registrandeneingänge erledigt. Pirna. Gleich den hiesigen Bäckermeistern haben sich nunmehr auch die in Copitz entschlossen, die wöchent liche Zugabe auf Frühstück in Wegfall zu bringen. Zwickau. Die hiesige, ins eigentliche südliche Kohlenwerksrevier führende Vereinsglückkraße hat sich infolge des Kohlenabbaues so stark gesenkt, daß sie erhebliche Unebenheiten zeigt, der entlang dieser Straße führende Planitzbach fast bei jedem besonder« erheblichen Gewitterregen rc. überläuft und die Straße nebst anliegenden Grundstücken unter Wasser setzt und dann namhafte Verkehrsstörungen hervorrust. Der Rath hat deshalb beschlossen, die Fahrbahn und Fuß wege dieser ausgedehnten Straße entsprechend erhöhen und die Schutzdämme des Planitzbaches neu Herstellen zu lassen. Reichenbach. Obgleich der hiesige Stadtgemeinde rath in der Postbaufrage ein sehr opferwilliges Ent gegenkommen gezeigt — er hat die von der kaiserlichen Oberpostbehörde geforderte Beihülfe von 100,000 M. zum Bau eine« neuen Postgebäudes bewilligt —, so soll düch dem Vernehmen nach die Angelegenheit der hiesigen Postbaufrage von der kaiserl. Oberpostbehörde in ablehnendem Sinne entschieden worden sein, weil der Kostenaufwand für das benöthiate Bauareal ein zu hoher sei. DaS gegenwärtige Postgebäude befindet sich nämlich an einem so versteckten Platze, daß nur Einheimische Bescheid wissen. ES sollte deshalb da vor dem Postgebäude befindliche, aus 6 Häusern be-