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Vit „»eißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag. Donners tag und Sonnabend. --- Preis vierteljährlich 1 M. Lb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 «sg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- sialten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt Inserate, welch« bei d« bÄeutenden Auslage d^ Blatte« ein. sehr wi» . sam« Berbttitunei PndzG werden mit 10 Psg. d« Svattenzeile oder der«, Raum berechnet. — Ta- . bellarisch-ruch eyqtMirte Inserate m,t entsprAen- dem Ausschlag. — EiiM» sandt, rm redaktionell«» «heile, di« Spaltenzeila «Pfg- für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die SLadtrLIHe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Dienstag, dm 21. Juli 1891 57. Jahrgang Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- «nd hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Änlei'aie Nie die inleibeeiir-^eiiima" nehmen an: in Dippoldiswalde: die Trpedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Araaenftei«: Nadlnmstr. Hardt- AUsetUU sNt vtl mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbind« Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. ^^85 Lokales «ud Sächsisches. Dippoldiswalde. Als der am Sonnabend Nach mittag von Kipsdorf kommende Zug den Straßenüber- gang an der Ulberndorfer Brücke passirte, wollte ein von Hrn.Gasthofsbes. Lieber in SeiferSdorf gelenktes Geschirr noch über die Bahn fahren, doch ward dasselbe von der Lokomotive erfaßt und bei Seite in den Straßen graben geworfen. Das Pferd erlitt dabei mehrere Verletzungen, daß es verbunden werden mußte. Der Geschirrführer und Herr Kirchschullehrer Rentsch aus Seifersdorf, der mit Frau und Kind im Wagen saß, erlitten glücklicherweise nur geringe Verletzungen, während die Familie des letzteren völlig unbeschädigt davonkam. — Dieser Tage ist hier der Gasthof „Stadt Dres den" in den Besitz des Herrn Schneidermstr. B. Wal ter übergegangen, der denselben baldigst zu übernehmen gedenkt. — Am vorigen Sonnabend benutzten unsere Bahn vier Dresdener Ferienkolonien, zusammen 100 Kinder, um in ihre Sommerpflegen zu gelangen. In Seifers dorf stieg zunächst eine für Groß-Oelsa bestimmte Mäd chenkolonie, in Naundorf eine dergleichen für Henners dorf bestimmte aus, während zwei Knabenkolonien, eine für Buschhaus-Hermsdorf, die andere für Schönfeld bestimmte in Schmiedeberg den Zug verließen. Die letzteren drei Kolonien wurden nebst ihren Leitern mit Leiterwagen bis an den Bestimmungsort befördert. Im Ganzen haben vom Dresdener Gemeinnützigen Vereine 592 Kinder Berücksichtigung finden können. Möchte das den Beginn dieser Sommerfrischen be günstigende freundliche warme Wetter anhalten und dem menschenfreundlichen Zwecke förderlich sein. — Das die Eisenbahnstrecke Dresden-Tharandt benutzende Publikum machen wir hierdurch wiederholt darauf aufmerksam, daß die vor dem 1. Juni d. I. Mittags !2 Uhr und Nachmittags 3 Uhr von Dres den-Altstadt in der Richtung nach Chemnitz abgehenden Personenzüge im jetzt gültigen Sommerfahrplane erst 12 Uhr 10 Min. bez. 3 Uhr 5 Min. Nachmittags ab gehen und in Potschappel, Deuben und Hainsberg nicht mehr anhalten. Für den Verkehr nach Pot schappel, Deuben, Hainsberg, Tharandt, ferner nach Rabenau, Dippoldiswalde, Kipsdorf werden seit I.Juni d. I. besondere neue Züge abgelassen, welche indeß zelliger und zwar schon 11 Uhr 50 Min. Norm. bez. 2 Uhr 46 Min. Nachm. von Dresden-Altstadt (Böhm. Bahnhof) abfahren. Derjenige, welcher irrigerweise die erstbezeichneten Personenzüge (12 Uhr 10 Min. und 3 Uhr 5 Min. Nachm. ab Dresden) besteigt, um nach einer Zwischenstation im Plauenschen Grunde zu gelangen, kann sonach erst in Tharandt den Zug ver lassen und wird z. B. die Anschlußzüge von Hainsberg nach Kipsdorf nicht mehr erreichen. — Der Zeitpunkt des Scheidens unseres hochge schätzten und hochverehrten Herrn Amtshauptmann von Keßingerau« seinem Amt und unserem Bezirk, welchem er 14'/, Jahr ununterbrochen vorgestanven, rückt immer näher und haben die große Liebe und hohe Verehrung, welche der Scheidende durch seine persönliche Liebenswür digkeit, sein zweifelloses Gerechtigkeitsgefühl und sein ver- ständnißvolles Eingehen auf die Bedürfnisse seines Be zirks nach allen Seiten hin sich zu erwerben verstan den hat, vielfach den Wunsch laut werden lassen, dieser Liebe und Verehrung des Bezirks durch ein sichtbares Zeichen Ausdruck zu geben , und für alle Zukunft ein dauerndes Gedenken seiner langen segensreichen Tätig keit zu schaffen und zu erhalten. Dementsprechend ist unter Betheiligung des gesammten Bezirks ein Kapital im Betrage von 3565 M. zu dem Behuf« angesammelt worden, damit eine nach seinem Namen zu benennende Stiftung zu einem gemeinnützigen Zwecke für den Be zirk zu begründen, Herrn Amtshauptmann v. Keßinger aber die näheren Bestimmungen über deren Zweck und die Vergebung der Erträgniffe der Stiftung zu über lasten. Dieses Kapital nebst einer Verleihungsurkunde ist nun am Sonnabend Nachmittag demselben durch eine Deputation unter einer Ansprache des Herrn Amtsgerichtsrath Geuder überreicht worden. Äefge- rührt über diesen Beweis der Liebe und Anerkennung dankte Herr Amtshauptmann v. Keßinger für das ihm Seiten des Bezirks jeder Zeit bewiesene freundliche Entgegenkommen und die ihm vom Bezirksausschuß gewordene thatkräftige Unterstützung. — Möge es Herrn Amtshauptmann von Keßinger vergönnt sein, noch eine lange Reihe von Jahren sich der wohlver dienten Ruhe zu erfreuen und ferner über die Erträg nisse der ihm zu Ehren gegründeten Stiftung zu ver fügen. — Nachmittags '/»3 Uhr verabschiedete sich das gelammte Kanzleipersonal der königl. Amtshauptmann schaft von seinem bisherigen Chef; dabei überreichte Herr Bezirkssekretär Haucke mit einer Ansprache im Namen der Kollegen ein Tableau mit den Photo graphien deS^gesammten KanzleipersoualS, welches der Herr Amtshauptmann sichtbar gerührt und herzlich dankend entgegennahm. — 20. Juli. Wie uns freundlichst mitgetheilt wird, hat gestern, als am 8. Sonntage nach Tr., der zweite der versuchsweise während der Sommermonate bis in den Spätherbst für Kipsdorf eingerichteten Gottesdienste in der Schule daselbst stattgefunden. Diese Gottesdienste, welche aller 14 Tage, Vormittags 11 Uhr, abwechselnd von benachbarten Geistlichen (aus Altenberg, Sadisdorf, Schellerhau, Schmiedeberg) ge halten werden, sollen zunächst dem Bedürfnisse der in der Villenkolonie Kipsdorf während der Sommermonate anwesenden zahlreichen Gäste entsprechen, dürften aber auch von den dem zuständigen Pfarramts Sadisdorf ziemlich entfernt wohnenden KipSdorfer Einwohnern gern besucht werden, zumal wenn es gelingen sollte, einen Betsaal zu erbauen; denn die jetzt zur gottes dienstlichen Feier dienende Schulstube wird auf die Dauer der sich sammelnden Gemeinde kaum genügen. Hoffentlich finden sich viele Freunde Kipsdorfs und des kirchlichen Lebens, welche die Erbauung eines Bet saales daselbst fördern und so der durch die außer ordentlich rasche Entwickelung des Ortes gebotenen kirchlichen Neueinrichtung die erwünschte Unterstützung gewähren. — Zu besetzen: die Schuldirektorstelle zu Glas hütte. Kollator: die oberste Schulbehörde. Ein kommen, außer freier Amtswohnung und event. Honorar für Fortbildungsunterricht, vorläufig 1800 M. Be werbungsgesuche sind bis zum 12. August bei dem königl. Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldiswalde einzureichen. — Bisher sind theilweise bei Volksfesten und ähn lichen Gelegenheiten die für Glücksspiele an die Mit spielenden ausgegebenen Marken als stempelpflichtig nicht angesehen worden. In einer neuerdings ge troffenen Entscheidung heißt es jedoch: „Die auf Märkten, Volksfesten rc. stattfindenden Ausspielungen geringfügiger Art, wobei die Spieler weniger aus In teresse am Gewinn als vielmehr am Spiel selbst sich betheiligen, unterliegen dem Reichsstempel für Lot terien. Die bei solchen Gelegenheiten an die heran tretenden Theilnehmer ausgegebenen Zettel, Karten oder Blechmarken, welche als Ausweis der Spielbe theiligten nur Nummern ohne eine Empfangsbestätigung oder Verpflichtung enthalten, sind im Sinne des Reichs stempelgesetzes stempelpflichtige Loose." — Von den neuesten falschen Fünfzigmark scheinen wird jetzt amtlicherseit» folgende Beschreibung veröffentlicht: Das Papier besteht aus zwei zusammen geklebten Blättern, zwischen welche die aus gefärbter Jute und aus Hanf bestehenden Fasern eingestreut und dann unter Anfeuchtung eingepreßt worden sind. Die Tönung des Faserstreifens der echten ReichSkaffen- scheine ist durch Ueberpinseln mit blauer Farbe, die Riffelung durch ungleichmäßig verlaufende Striche mit einer Ziehfeder oder einer Nadel nachgeahmt. Die Zeichnung beider Seiten ist nicht durch Kupferdruck, sondern als photographische Kopie hergekellt. DaS Falschstück ist 5 mm zu breit und 2 mm zu hoch. Die rothe Werthbezeichnung „Fünfzig Mark", der Kontrolstempel und die Nummer sind nicht mit Typen aufgedruckt, sondern durch Uebertuschen der photogra phischen Zeichen mit rother Wasserfarbe nachgebildet und mit einer glänzenden Lack- oder Kollodtumschicht überzogen. Auf der Schauseite ist außerdem die Zeile „Fünfzig Mark", sowie der linksseitig angebrachte gröbere Reichsadler zur Erzielung des dunkleren Farbentons mit Umdrucktinte nachgezeichnet. — Außer dem find auch falsche Fünfmarkscheine aufgetaucht, von denen jedoch eine Beschreibung noch nicht vorliegt. Ferner find solaend« Metallgeldsälschungen konstatirt worden: preußische 2-Markstücke (Münzzeichen 1884) und 10-Markstücke mit abgefeiltem Rand und erheb lichem Gewichtsverlust. — Die Johanniswürmchen oder „Leuchtkäfer" haben jetzt ihre Flugzeit. Diese kleine Käfergattung, von welcher wir in Deutschland zwei Arten besitzen, hat am Hintertheil einen kleinen Fleck, welcher in der Dunkelheit phosphorisch leuchtet und glüht. Die Männchen haben vollständig ausgebildete Flügeldecken, mit deren Hilfe sie des Abends die Lust durchsegeln, während die Weibchen gar nicht fliegen können, da sie mehr wurmähnlich sind. Sie klettern deshalb nur im Grase herum und illuminiren dasselbe mit ihrer, ihnen von der Natur verliehenen selbstleuchtenden kleine« Laterne in wirkungsvollster Weise. In Amerika existiren noch verschiedene größere Arten dieser inter essanten Käfergattung. Altenberg. Ein wirklich sehenswerther Bau von ganz bedeutendem Umfange ist die jetzt mit vielen Arbeitskräften in der Ausführung begriffene Aus schachtung und Ausmauerung des mächtigen Wasser reservoirs für die neue Zentralwäsche der löblichen Zwitterstocksgewerkschaft hier, dicht an der Südseite des Friedhofes, auf dem Raume zwischen den Pochwäschen Nr. 4 und 5. Die ausgeschachteten Erd- und Fels massen werden mittelst einer Eisenbahn fortgeschafft und ist von der Zentralwäsche herauf eine vollständige doppelgleisige Seilbahn angelegt, auf welcher sich di« Wagen herab und herauf bewegen. Die Zentralwäsche selbst ist fast vollendet und mit Maschinen versehen. Die ganze moderne Anlage bietet dem Beschauer das größte Interesse. Cunnersdorf b. Glashütte. Am 16. d. M. waren es 25 Jahre, daß Herr Lehrer Franke hier in sein hiesiges Amt eingewiesen worden ist, und wurde dieser Tag durch eine Feier in der Schule, welcher außer den Schulkindern die Mitglieder deS Gemeinderaths und des Schulvorstandes beiwohnten, ausgezeichnet. Bei derselben begrüßte zunächst der Vorsitzende des Schul vorstandes, Hr. k. Hoffmann aus Reinhardtsgrimma, den Jubilar durch eine Ansprache, an deren Schluffe er ihm ein Beglückwünschungsschreiben der kgl. Bezirks schulinspektion zu Dippoldiswalde einhändigte, hieran schloß sich eine Ansprache des Herrn Gemetndevorstand Göbel, welche den Gefühlen der Schulgemeinde Aus druck verlieh und mit Ueberreichung eines von der Letzteren dargebrachten Festgeschenkes, bestehend in einem werthvollen Lehnstuhle, endigte, wobei die Wid mungsworte von einem Schulkinde, der Tochter deS 1