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>etle ol Amtsblatt Verantwortlicher Redaeteur: Pävi Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Nuterhaltungsblatt. Mit land, und hauVwirthschaftlicher MonatSbeUage. Sonnabend, dm 25. Juli 1891 LokaLs ««d Sächsisches Neisse Prinzen Friedrich August, Erzherzogin Luise von Toscana nicht nach Dresden kommen. Dre-den. Vor dem Ende November offiziell in Dresden erfolgenden Einzüge wird die Braut des Weiße Elster Göltzsch . . PaUhe . . z. — Alle Postan- , Postboten, sowie Zenten nehmen Be tellungen an. — Seit Beginn voriger Woche langen mit der Bodenbacher Eisenbahn aller zwei bis drei Tage Ge schütze schweren Kalibers, deren graugestrichene La fetten dieselben als zur Belagerungsartillerie gehörig kennzeichnen, auf dem Böhmischen Bahnhofe an, von wo aus sie per Bahn über die Martenbrücke nach den AuSladegeleisen der Militär-Etablissements tranSportirt werden. Dem Vernehmen nach entstammen dieselben den Beständen der Festung Königstein und bestehen in der Hauptsache aus Kanonen alten Musters, die den Anforderungen der Jetztzeit nicht mehr entsprechen und deshalb umgegossen werden sollen. Auch alte glatte Mörserrohre treffen ab und zu mit diesen Transporten ein; dieselben wurden im vergangenen Jahrhundert gegossen und haben einen Durchmesser, der das Kaliber moderner Mörser weit übertrifft. Auch diesen steht das Schicksal des Einschmelzens bevor, da ihre Wir kung auf nur kurze Entfernungen reichte, die in einem Kriege der Jetztzeit gar nicht mehr in Frage kommen. Da dieselben, wie auch die Rohre der eintreffenden Belagerungsgeschütze älterer Konstruktion aus Bronze gegossen sind, repräsentiren sie einen nicht unbedeuten den Werth, während die modernen Geschütze aus Guß stahl, obgleich sie in ihrer Anschaffung theurer find wie Bronzegeschütze, so bald sie irgend welchen be trächtlichen Schaden am Rohre erleiden, so gut wie werthlos sind, da Gußstahl nicht wieder eingeschmolze« werden kann. — Große Plakate und Bekanntmachungen in un serem Blatte haben schon seit Wochen das nächsten Sonntag in Reinhardtsgrimma stattfindende Concert der gegenwärtig aus 8 Vereinen bestehenden Gruppe Dippoldiswalde des Elbgausängerbundes angekündigt. Je seltener die Möglichkeit geboten ist, eine solche Ver einigung zu Stande zu bringen und dem Wettstreite der gleiches Ziel erstrebenden Sangesgenoffen beizu wohnen, umsomehr ist zu hoffen, daß eS an Zuhörern nicht fehlen und dem Streben der genannten Gruppe diejenige Theilnahme entgegengebracht werden wird, die nicht nur zu weiterem Fortschritt und zur erfolgreichen Pflege des veredelten VolkSgesangeS anspornt, sondern auch die Durchführung des dabei mitverfolgten ge meinnützigen Zweckes ermöglicht. Das Glashütter Vogelschießen wird damnter nicht leiden; denn der Sonntag dürfte denselben auf der Eisenbahn so viel Besuch von Auswärts zuführen, daß ein Besuch am Montag oder Dienstag vielleicht vorzuziehen sein möchte. nehmen an: in Dippoldiswalde: die Erpedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Arauenstriu: Nadlermstr. Hardt- Allstkliik slll l-It nMllszlllH-Llllttilss mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Pötschappel: Kaufmann Theuerkaus ' „«ei-eritz-Zeitung " «scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfa., zweimonatlich st Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirw Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Ein«« sandt, ,m redaktionell« Theile, die SpaltenzeS» 20 Pfg. — Nach Zusammenstellungen im König!. Meteoro logischen Institut sind im Monat Juni 18SI in den verschiedenen Flußgebieten des Königreiches Sachsen die folgenden durchschnittlichen, in Litern pro Quadrat meter ausgedrückten Niederschlagsmengen gefallen: Schwarzwasser. Lungwitz . . Ehemnitz . . Flöha . . . Zschopau . . Freiberger Mulde Zwickauer Mulde Bereinigte Mulde Kirnitzschbach . Dippoldiswalde. Wie wir bereits in unserer letzten Nummer berichteten, fand am 22. Juli Abends eine gemeinschaftliche Sitzung der hiesigen städtischen Kollegien statt, um sich über den Bau oder Nichtbau der projektirten VerbindungSstraße der Stadt mit dem Bahnhofe schlüssig zu machen. In dieser Sitzung, der diesmal auch mehrere Zuhörer beiwohnten, erkannte man allseitig die Nothwendigkeit der Verbindung an, war auch der Meinung, daß sie jetzt billiger als viel leicht in einigen Jahren herzustellen sein würde, ver mochte auch nicht, sich für die Herstellung einer Theil- strecke der Straße zu entschließen, konnte sich aber auch nicht verhehlen, daß der Bau an die Steuerkräfte der Stadt große Anforderungen stellen würde in einer Zeit, zu der schon die Deutsche Müllerschule beträchtliche Opfer erheische. Gleichwohl aber mußte man sich sagen, daß die kaiserl. Oberpostdirektion sich nur dann für den Bau des neuen Postgebäudes näher nach dem Stadtinnern zu entscheiden würde, wenn eben diese Verbindung hergestellt würde. Mit Stimmeneinhellig keit beschlossen nach reiflichster Erwägung aller ein schlagenden Verhältnisse beide Kollegien (wie wir unfern hiesigen Abonnenten am Donnerstag früh mittelst Extrablatt mittheilten) die Herstellung der be- regten Verbindung nach dem von Herrn Amtsstraßen- meister Dietze ausgearbeiteten Plane unter der Voraus setzung, daß das neue Postgebäude im Hartmann'schen Garten oder am Lutherplatze erbaut werde. — Wohl erfordert die Herstellung der Straße die Beschaffung bedeutender Kapitalien, ist doch der Bau mit 56,130 Mark veranschlagt, und werden deshalb voraussichtlich in den nächsten Jahren die städtischen Steuern merkbar steigen, so wollen wir doch hoffen, daß alle diese Opfer zum Segen und zum Wohle der Stadt gebracht wer den und unsere Nachkommen noch dankbar des Tages gedenken werden, der die Herstellung der vielfach ge wünschten und ersehnten, aber auch so heftig um strittenen Straßenverbindung der inneren Stadt mit dem Bahnhofe brachte. LachSbach . . Biklabach . . Gottleuba . . Wesmitz. . . Muglitz . . . Rotbe Weißerih Wild« Weißeritz Bereinigte Weiß! Triebisch. . . PulSnitz. . . Große Röder . Löbauer Wasser Spree . . . Kartoffeln verkauft, bez. zu Markte gebracht werden, da man von Obrigkeitswegen bis dahin die Kartoffeln für noch nicht auSgereist hielt. Jedenfalls stand die Gärtnerei noch nicht auf so hoher Stufe als heute, wo man sorgfältig die Sorten sondert und ihre Reife, bez. Pflegezeit abmißt. Hinfällig wurde der Jakobitag als Sperrtag zuerst durch die aus dem Süden einge- führlen und von Delikatessenhandlungen und Süd fruchtgeschäften ausgebotenen Kartoffeln, deren un zweifelhafte Reife nachgewiesen werden konnte. Wenige Jahre später führten viele Kaufleute Frühkartoffeln pfundweise zum Verkaufe ein. Ihnen folgten die größeren Markthändler, welche pfund- und literweise verkauften. — Schutz des Obstes. Mit Rücksicht auf die um diese Jahreszeit laut werdenden Klagen über Be schädigungen der Obstbäume bei nächtlichen Plünde rungen des Fruchtanhanges sei hiermit wiederum auf die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze des Obstes aufmerksam gemacht. „Wer Nahrungs- und Genuß mittel, wenn auch nur von unbedeutendem Werthe oder in geringer Menge zum alsbaldigen Gebrauch entwendet, wird mit Geldstrafe bis zu 150 M- oder mit Haststrafe bis zu 6 Wochen belegt. Wer vorsätz lich und rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, wird mit Geldstrafe bis zu 900 M. oder mit Gefängniß bis zu 2 Jahren bestraft, ferner kann, wer vorsätzlich oder rechtswidrig Gegenstände, welche zum öffentlichen Nutzen oder zur Verschönerung öffentlicher Wege dienen, beschädigt oder zerstört, mit Gefängniß bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe dis 1500 Mark, eventuell außerdem der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt werden." Altenberg, 24. Juli. Am gestrigen Nachmittag gegen '/»4 Uhr zogen über unsere Stadt mehrere schwere Gewitter, die von heftigen Regengüssen begleitet waren. Nach einigen starken Donnerschlägen entstand plötzlich Feuerlärm, da eS in der unteren Stadt, im Hause des Klempnermeisters Richard Behr, an der Bach straße, eingeschlagen hatte. Zum Glück aber war es ein kalter Schlag, derselbe ist im ganzen Hause, über all kleine Löcher bohrend, herumgefahren und hat beide Giebelseiten, namentlich die nach dem Gatten zu ge legene, stark beschädigt. Den Besitzer und dessen Bru der hat der Schlag momentan betäubt, aber die mit im Hause in der Oberstube wohnende Frau Kassirer Petters hat der Blitz getroffen, dieselbe hat am Halse, Rücken und Beinen rothe Flecke ähnlich wie Blumen bekommen, ist aber sonst von weiteren Schäden ver schont geblieben. Bienenmühle. Wie häufig die Kreuzottern dieses Jahr vorkommen, beweist der Umstand, daß ein hiesiger Lokomotivenfeuermann in verhältnißmäßig kurzem Zeitraum, nicht weniger als 11 Stück dieser giftigen Reptilien gefangen hat, darunter 2 besonders große Exemplare gleichzeitig, im Steingerölle am Ein fahrtssignal des dortigen Bahnhofes. Ueberdies wurde vor wenigen Tagen daselbst während eines Spazier ganges ein seinen Herrn begleitendes, kleines Hünd chen im Grase von einer Kreuzotter in die Schnauze gebissen. Dem Hunde schwoll nach wenigen Minuten der Kopf und Hals unförmlich an, obwohl die Wun den, welche sich wie zwei Stiche durch eine Stricknadel zeigten, sofort gründlich mit Wasser ausgewaschen und mit Salmiakgeist behandelt wurden. Das Thier ist zwar bis jetzt erhaltev worden, hat aber sein Bewe gungsvermögen noch nicht wieder erlangt, da- Gehör verloren und ist vollständig abgestumpft. Da gerade zur Jetztzeit der Besuch der Waldungen durch Beeren sucher uvd Pilzesammler ein besonders lebhafter ist, sei hiermit wieder ausdrücklich zur Vorsicht gemahnt. — Der Ausschuß für die Nationalfeier am 2. Sep tember in Dresden hat beschlossen, diesmal in Rück sicht auf die drückende Geschäftslast und die ungünstigen Erwerbsverhältniffe von einer größeren offiziellen Ftter abzusehen. — Zuverlässiger Mittheilung zufolge wird Direktor Herzog, welcher nächsten Winter wiederum nach Dresden zu kommen gedenkt, seine Vorstellungen auf dem Bismarckplatze wie bisher veranstalten, da die Staatseisenbahnverwaltung in der Lage ist, diesen be vorzugten Platz noch einmal vergeben zu können. Dir. Herzog ist Dank dem nicht minder anerkennen-» werthen Entgegenkommen der städtischen Behörden aus der bereits getroffenen Vereinbarung über da- AusstelluflgSterrain in der Nähe des Großen Garten entlassen worden und wird sich seiner Zeit zu Gunsten eines wohlthätigen Zweckes besonders erkenntlich zeigen. Zur Zeit befindet sich die Truppe in Düsseldorf, geht später nach Lübeck über und kommt im November von Halle aus nach Dresden. Freiberg. Vom königl. Landgericht wurde am 22. Juli der Echulknabe Ernst Oswald Lorenz au» Schmiedeberg wegen schweren und einfachen Diebstahls zu 3 Monaten 1 Woche Gefängniß verurtheilt. Oederan. Ein Bahnfrevel, der unberechenbar — In der gegenwärtigen Zeit de» Beeren pflückens dürfte eS angebracht sein, darauf hinzuweisen, namentlich beim Einsammeln von Himbeeren keine Blechgefäße, sondern nur Thontüpfe zu verwenden. Himbeeren erhalten, in vlechgefäßen ausbewahtt, einen Metallgeschmack und blauschwarze unansehnliche Farbe. — Der 25. Juli, der sogenannte Jakobitag, war vor etwa 30 oder mehr Jahren ein überaus wichtiger Merktag für die zu Markte kommenden Landleute, die ihn mit Beziehung auf die Kartoffelverkaufssperre auch den „Kattoffeltag" nannten. Altem Gebrauch gemäß dursten nämlich bei Strafe vor dem Jakobttage keine -—— -