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in HauSdorf eine perlsüchtige Kuh an den Mitdeschul- digten Gössel zum Schlachten verkauft, zu 2) Gössel, nachdem er die vorstehend unter 1 genannte Kuh ge schlachtet, und sie mit Lungentuberkulose behaftet be funden hatte, von dieser Kuh an den Fleischer Gabler in Dresden ungefähr 305 Pfund zum Weiterverkauf abgegeben. Beide somit wissentlich Gegenstände, deren Genuß die menschliche Gesundheit zu beschädigen ge eignet waren, verkauft haben. Zur Beweisaufnahme waren 3 Zeugen und 3 Sachverständige zugezogen. Auf Grund derselben wurde rc. Fischer aus § 14 des gedachten Gesetzes (fahrlässige Handlung) zu 2 Mo naten, rc. Gössel aber aus § 12 (wissentliche Hand lung) zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt, unter Er- theilung der Befugniß zur Veröffentlichung des Ur iheils. Colbitz. Der hiesige Kreditverein, eingetragene Genoffenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, hat seine Auflösung beschlossen. Frankenberg. Nachdem während der verflossenen 4 Monate die Umgestaltung des alten Friedhofes zu einem stattlichen Friedenspark vollendet worden ist, hat am 13. der Schöpfer des Planes und der ausführende Leiter der Anlagen, Landschaftsgärtner Mobdorf aus Leipzig-Lindenau, das Werk der Stadtgemeinde über geben. Nur noch einige Nebenarbeiten, wie ein Theil der Einfriedigung rc., bleiben noch zu erledigen. Die feierliche Einweihung des Friedensparkes, in dessen Mitte sich das prächtige Krieger- und Siegesdenkmal erhebt, wird voraussichtlich in Verbindung mit einer festlichen Veranstaltung des hiesigen Verschönerungs vereins, welcher sich um Herstellung des Friedensparkes wesentliche Verdienste erworben hat, im August d. I. stattfinden. Schneeberg. Die Sommerferien unserer Bürgerschule (bisher 3 Wochen) sollen nach dem Vor schläge des Schulausschusses um eine Woche verlängert und hierzu Genehmigung eingeholt werden; ausgleichs weise will man 3 Tage der Osterwoche mit zum Schul unterrichte nehmen. Von Eltern war vielfach ge wünscht worden, daß die Sommerferien der Bürger schule dieselben sein möchten, wie beim kgl. Gymnasium und dem kgl. Seminar. Plauen i. V. Aehnlich der Methodistengemeinde in Reichenbach i. Vogtl., welche seit einem Jahre ein eigenes schönes Gotteshaus besitzt, beabsichtigt auch die hiesige bischöfliche Methodistengemeinde auf dem früher Eske'schen, jetzt Zimmermeister Seifert'schen Grundstücke, an der Ecke der West- und Reichsstraße, ein Gotteshaus zu errichten. Glauchau. In der Zeit vom 9. bis II. d. M. weilte Staatsminister vr. v. Gerber in Begleitung des Geh. Schulraths Kockel in dem hiesigen Schul inspektionsbezirke, um sich persönlich von dem Stande des Volksschulwesens zu überzeugen. Es wurden wäh rend der 3 Tage in 4 Städten und 15 Dörfern 27 Volksschulen, 2 Realschulen, 1 Seminar und I Koch schule besucht, außerdem besichtigte der Minister auch die demnächst fertige Kirche in Hohndorf und die Gotteshäuser in Gersdorf, Oberlungwitz, Callenberg und Dennheritz. Sebnitz. Ein äußerst frecher Einbruchsdieb stahl wurde vergangene Woche in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend in der auf der Langenstraße hier gelegenen ThomaS'schen Herberge ausgeführt, wo selbst von bis jetzt noch unermittelten Dieben dem zur selben Nacht in der Stube schlafenden Herbergsvater Thomas der Schlüssel zu dessen ebenfalls in der Stube befindlichen Pult aus der Tasche genommen und aus dem genannten Pulte verschiedene Werthsachen, als 6 Taschen uhren, 2 goldene Ringe, 1 dergl. Brosche, sowie zwei Briestaschen mit Geld und Werlhpapieren nebst einem Beutel mit 500 M. in Gold gestohlen worden sind, ohne daß der hierbei schlafende, vielleicht auch zu seinem Glück, etwas hiervon bemerkt hat. In der Eile sind dann im Hose verstreut noch der erwähnte Beutel mit den 500 Mark und eine Taschenuhr verloren und am anderen Morgen in der Nähe des Burggäßchens eine der genannten Brieftaschen, noch mit 3 Hundertmark scheinen gefüllt, gefunden worden. Es ist wohl an zunehmen, daß die Diebe mit den Verhältnissen be kannt gewesen sein müssen, wie andererseits ein am Thatorte stehen gelassener großer Knüppel schließen läßt, daß die Diebe auch auf Schlimmeres sich gefaßt gemacht und vorgesehen haben. Meißen. Der nun endgiltig festgestellten Fest ordnung zur Jubelfeier der Meißener Feuerwehr ent nehmen wir Folgendes: Sonnabend, 18. Juli, Nachm. Empfang. Abends 8 Uhr Begrüßungskneipe im „Burgkeller". Sonntag, 19. Juli, früh 5 Uhr Weckruf, 7 bis 9 Uhr Empfang, 10 Uhr Steiger- und Gerätheübung, 10»/i Uhr Auf stellung des Gerätheparks auf der Neugaffe, 11 Uhr Hauptübung, 2 Uhr Aufstellung zum Festzuge, 2'/« Uhr Abmarsch nach dem Schützenplatz, 3'/, Uhr Con- cert, Festakt daselbst, 7'/» Uhr Einmarsch, 8 Uhr Fest ball in den Sälen „zur Sonne". Montag, 20. Juli, früh 9 Uhr Frühschoppenconcert in Säuberlich'-Restau rant, 2 Uhr Ausflüge, 6 Uhr Echlußkneipe im „Wald schlößchen". Waldheim. Vor einigen Tagen hatte sich hier im „Deutschen Hause" eine Anzahl Interessenten ein- gefunden, um das Projekt einer Zschopauthalbahn nochmals zu besprechen. Nach einem Berichte des Herrn Bürgermeister Beck-Frankenberg über den gegen wärtigen Stand der Bahnangelegenheit erklärten sich nach längerer Aussprache die Versammelten „für Her stellung einer von Flöha durch das Zschopauthal nach Staatsbahnhof Döbeln, beziehentlich über den Staats bahnhof Waldheim führenden, wenn auch schmalspurigen Eisenbahn" nach wie vor mit allen Kräften vertreten zu wollen. Gleichzeitig wurde seitens des Kommitees zugesichert, in der demnächst der Ständeversammlung zu überreichenden Petition den Wunsch der unterhalb Waldheim gelegenen Interessenten zum Ausdrucke zu bringen, daß für den Fall der Ablehnung der Linie Waldheim-Döbeln durchs Thal der dort gelegenen In dustrie mit der Herstellung einer Haltestelle Schweta wesentlich gedient sei. Leipzig. Die am 12. Juli vom Seiltänzer und Luftschiffer Brunner aus Wien im Krystallpalast ge plante Ballonfahrt hat wegen eines Zwischenfalles, der aber noch glücklich ablief, nicht stattgefunden. Als bei der Auffahrt Brunner, der sich mit seinen beiden Söhnen theils auf einem Trapez, theils im Netzwerk des Ballons befand, bemerkte, daß der Ballon gegen eine hohe Dampfeffe zu flog, stieß er mit den Beinen ein Fenster eines Nebengebäudes des Krysiallpalastes ein, schwang sich in das Fenster und hielt dadurch den Ballon fest. Hätte Brunner dies nicht gethan, so würden er und seine Söhne gegen den Schornstein geschleudert und jedenfalls schwer verletzt oder von dem Ballon herabgeschleudert worden sein. So erhielt Brunner am zerbrochenen Fenster nur eine wenn auch immerhin nicht unbedeutende Verletzung im Nacken, durch die er sich aber nicht abhalten ließ, sich dem zahlreich erschienenen Publikum auf dem Thurmseile zu zeigen, da die Ausfahrt nunmehr unterblieb. Die beiden mitfahrenden Söhne sind durch die Geistes gegenwart ihres Vaters vor Schaden bewahrt geblieben. — Die Ulrich'sche Brauerei wird, da sie Bier in das den Sozialdemokraten zu Versammlungen ver weigerte Etablissement „Cafö Battenberg" liefert, von den Sozialdemokraten boykottirt, d. h. das Bier dieser Brauerei wird von den Sozialdemokraten nicht getrunken. Wie nun der „Wähler" mitheilt, sollen sich alle Brauereien von Leipzig und Umgegend dahin vereinigt haben, daß diejenigen Brauereien, die an die früheren, infolge des Boykotts abgegangenen Kun den der Ulrich'schen Brauerei Bier liefern, einen ge wissen Betrag für ein bestimmtes Quantum an die Ulrich'sche Brauerei zu zahlen haben. — Die Insassen des Leipziger Johannisstists, ältere Personen, die daselbst für eine einmalige Entschädigung bis an ihr Lebensende Kost und Wohnung erhalten, hatten sich wegen mangelhafter Kost beschwerdeführend an den Rath, als den Verwalter der Stiftung, ge wendet. Diese Angelegenheit hatte sowohl im Stadt- verordneten-Kollegium, wie auch in der Leipziger Lokal presse viel Staub aufgewirbelt, dürfte aber jetzt da durch seine Erledigung finden, daß der Rath nach ein gehender Prüfung Aenderungen zu Gunsten der Be wohner des Johannisstifts getroffen hat, so daß die Beköstigung eine bessere werden wird. Leipzig. Der sozialistische Führer August Bebel, welcher am 12. Juli 1881 aus Leipzig ausgewiesen wurde, sprach am Sonntag im Saale des „Thüringer Hofes" zu Volkmarsdorf-Leipzig seit 10 Jahren zum ersten Male zu seinen Landtagswählern. Bebel griff in seiner Rede die Ordnungsparteien in heftigster Weise an. Schließlich gab er sein Landtags-Mandat seinen Wählern zurück, da er sich dauernd in Preußen auf zuhalten gedenke. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Der „Reichsanzeiger" bringt in seinem nichtamtlichen Theile eine Uebersicht der Ernteaus- sichten. Darnach sind in den russischen Gouvernements Kowno, Wilna und Grodno die Aussichten im Allge meinen befriedigend; der Roggen wird eine Mittelernte erreichen, die Weizenernte wird unter dem Durchschnitt zurückbleiben. In Finnland ist Aussicht für eine wenig hinter dem Durchschnitt zurückbleibende Ernte. In Bulgarien verspricht die Ernte eine der besten, jemals erzielten zu werden. In Britisch - Indien wird das Gesammtergebniß der Weizenernte auf 6,842,000 Tons geschätzt, was den Ertrag des Vorjahres, sowie den Durchschnitt der letzten 5 Jahre übersteigt. In Un garn sind die Aussichten der Weizenernte mittelmäßig, die Roggenernte wird qualitativ befriedigend, quan titativ schwach Mittel sein. Die Ernte in Herbstgerste wird quantitativ und qualitativ zufriedenstellen, die Emte in Frühjahrsgerste gut mittel und die in Hafer gut mittel sein. Die Maissaaten stehen ausgezeichnet, Hülsen und Sartenfrüchte tadellos. — Die Arbeiten der Kommission zur Berathung deS bürgerlichen Gesetzbuches werden, wie be kannt, um die Mitte des OttoberS wieder ausgenommen und sollen dann ohne Unterbrechung bis Ende Juni k.J. fortgeführt werden. Der Voraussetzung, daß die Ar beiten in zwei Jahren beendet sein werden, wird sich sehr schwer entsprechen lassen, obschon die Kommission in dem ersten Theil ihrer Arbeiten mehr erreicht hat, als erwartet worden war. Die folgenden Abschnitte bieten erhöhte Schwierigkeiten, die auch einen größeren Zeitaufwand erfordern werden. — Der Kaiser verlieh anläßlich der Kämpfe in Ostafrika den Kompagnieführern der Schutztruppe v. Bülow und End, sowie dem Stationschef Stentz- ler den Kronenorden 4. Klaffe mit Schwelten und dem Kompagnieführer Johannes die Schwerter zum Kronenorden 4. Klaffe. — Das Erscheinen bei Paraden vor dem Kaiser wird, wie der preußische Minister des Innern in einem an die Oberpräsidenten gerichteten Schreiben ousspricht, in Zukunft nur denjenigen Kriegervereinen ge stattet, welche die Pflege patriotischer Gesinnung satzungsgemäß sich zur Aufgabe gestellt haben und auch nach ihrer Zusammensetzung und Haltung dieser Auf gabe gerecht werden. Gesuche der Kriegervereine um Zulassung zu Paraden sind bei den Regierungspräsi denten einzureichen, von diesen mit gutachtlicher Aeuße- rung zu versehen und an das Generalkommando weiter zu geben, welches über die Zulassung zur Parade zu befinden hat. — Die Ziehung der ersten Klasse der Kolonial- Lotterie erfolgt vom 12. bis 15. Oktober d. I., während die zweite Klasse am 19. Dezember und den darauffolgenden Tagen gezogen wird. Zur Verloosung gelangen ausschließlich Geldgewinne; letztere sind ohne jeden Abzug zahlbar. In der ersten Klasse werden 5910 Gewinne mit 925,000 Mark und in der zweiten Klasse 13,020 Gewinne mit 3,075,000 Mark gezogen. Die Hauptgewinne betragen 600,000 M., 300,000 M., 150,000 M. 125,000 M., 100,000 M. rc. — Nach den nunmehrigen amtlichen Ermittelungen ist der durch den jüngsten Orkan in dem von der holländischen Grenze bis Anrath sich erstreckenden Ländergebiet angerichtete Schaden ein ganz enormer. Die Bauernschaften Loofen und Lind sind vollständig zerstört, im Kreise Kempen allein beträgt der Schaden an zerstörten Gebäuden 1 Million, in Anrath 400,000 Mark nnd in Süchteln 700,000 M. Die Feld- und Gartenfrüchle sind total vernichtet. Obwohl die Privat- Wohlthätigkeit große Anstrengungen macht, kann doch nur eine größere Staatsbeihilfe die Weber und Klein bauern vor dem sicheren Ruin bewahren. — Die auf einer Turnfahrt begriffenen Zöglinge des Weimarer Lehrerseminars sangen am Sonntag vor dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh. Fürst Bis marck dankte denselben in einer Rede, in welcher er die Bedeutung Weimars heroorhob, „wo unsere Klassiker lebten und von wo dergewaltigeZug zu unserer nationalen Größe ausging und gekräftigt wurde." Wie viel auch im Laufe des Dreißigjährigen Krieges und durch die Gewaltthaten des vorigen Jahrhunderts zerstört worden war, die Literatur und die Klassiker waren das Band, durch welches der nationale Gedanke festgehalten wurde. So ward Deutschland geistig zusammengehalten, während es äußerlich in Hunderte von Parzellen zerfiel. Das Nationalgefühl zu pflegen, sei die Aufgabe des Lehrer berufs. Der Fürst .schloß mit einem Hoch auf den Grobherzog von Weimar, der ihm immer ein gnädiger Herr gewesen, so lange er amtlich gewirkt habe. Die Abreise des Fürsten nach Kissingen ist definitiv auf Mittwoch festgesetzt. — Der 10. deutsche Turntag findet bekannt lich am 21. und 22. Juli in Hannover statt. Je 150 Turner haben zu demselben je einen Abgeordneten zu entsenden. Am 19. und 20. Juli geht eine Sitzung des Ausschusses der deutschen Turnerschaft dem Turn tage voraus. Auf dem Turntage werden zunächst die verschiedenen Berichte über den Turnbetrieb, die Kassen rc. erstattet, dann die Neuwahl für den Vor sitzenden, den Geschäftführer, drei Beisitzer in den Aus schuß, zehn Kampfrichter und ebensoviel Stellvertreter zum nächsten deutschen Turnfest vorgenommen werden. Anträge auf Abänderung des Grundgesetzes sind 10 eingegangen, Anträge auf Abänderung der Turnfest ordnung 14. Unter allgemeinen Anträgen sind folgende als bemerkenswerth hervorzuheben: Für die Stiftung zur Errichtung deutscher Turnstätten wird fortan, mit dem Jahre 1892 beginnend, eine Steuer von 5 Pf. für jedes zahlende Mitglied in der Turnerschaft pro Jahr erhoben. Ein anderer Antrag fordert zum gleichen Zweck sogar 10 Pf. pro zahlende- Mitglied pro Jahr. Die ordentlichen Turntage der einzelnen Kreise sollen alle zwei Jahre, die Kreisturnfeste höch- .L