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WeWtz-MW. Beilage zu Nr. 79. Dienstag, den 7. Juli 1891. 57. Jahrgang. Die Versuche zur Monopolifirung des Petroleumhandels. Die im Laufe der letzten Jahre mehr und mehr hervorgetretenen Bestrebungen, durch Bildung von „Ringen", also durch Vereinigung großkapitalistischer Kräfte, den Verkauf irgend eines Artikels des Welt marktes zu Gunsten der „aktiven" wie „passiven" Ringtheilnehmer möglichst zu monopolistren, haben in neuester Zeit eine charakteristische Vermehrung erfahren. Das jüngste Produkt dieser Art bildet das Unternehmen internationaler Konsortien, den Petroleumhandel ganz und gar in ihre Hände zu bekommen, und dann die Petroleumpreise natürlich vollständig nach ihrem Be lieben zu bestimmen. Diesem „edlen" Bestreben hul digen in Nord-Amerika die „Standard-Oil-Company" und in Europa das Pariser Haus Rothschild in Ge meinschaft mit dem Londoner Hause Nobel und man muß gestehen, daß die Verwirklichung der Pläne, dieser überreich mit Geldmitteln ausgerüsteten Unternehmer ringe die Gefahr einer Weltmonopolisirung des wichtigen Erdöls ziemlich nahe rücken würde. Denn es gilt zu bedenken, daß diejenigen Petroleumdistrikte, welche bis jetzt verhältnißmäßig daS meiste des in den Handel kommenden Petroleums liefern, Nordamerika und Kaukasien, mehr und mehr in den kaufmännischen Be sitz der erwähnten großen Petroleum-Gesellschaften ge langt sind. In der nordamerikanischen Union, im Staate Pensylvanien, befinden sich die Petroleumlager, welche zur Zeit vorwiegend den Bedarf der zivilisirten Welt, vor Allem Amerikas selbst an Erdöl decken, im Uebrigen aber sind die Umgebungen von Tiflis und Baku in Kaukasien wegen ihrer Produktion dieses Brenn stoffes berühmt. Die amerikanischen Petroleumquellen sind im Laufe der letzten Jahre zum guten Theil in den Besitz der mit reichen Mitteln ausgestatteten „Standard-Oil-Company" übergegange», die kauka sischen Erdülbezirke aber wurden nach und nach vom Pariser Rothschild, welcher sich zu diesem Zweck mit der Firma Nobel verbündete, ebenfalls zu einem be trächtlichen Theil erworben. Im Besitze so großer Petroleumbecken streben nun sowohl die „Slandard- Qil-Company", wie die Koalition Rothschild-Nobel darnach, den Petroleummarkt der Welt sich unterthänig zu machen und die übrigen Petroleumgesellschaften durch fortwährende Unterbietungen in den Preisen für das aus den Markt geworfene Petroleum sozusagen auszuhungern. Es bedarf keiner näheren Ausführung, wie sehr diese Bemühungen der beide» Petroleum- Ringe, wenn sie von Erfolg gekrönt sein sollten, das Petroleum schließlich wieder vertheuern würden; die „Standard-Oil-Company" und die Rothschild-Nobel- Gruppe würden ja nach Vernichtung und Aussaugung der übrigen im Petroleumhandel auftretenden Kon kurrenz-Gesellschaften der Welt einfach ihre Preise für Petroleum diktiren können. Bis jetzt allerdings ist die Sache noch nicht so weit. Einerseits macht sich in Amerika wie in Europa aus den Kreisen der Petroleum- tntereffenten eine energische Opposition gegen die Mono- polisirungsversuche der „Ringe" bemerklich, anderseits wollen die „Standard-Oil-Company" und die Roth schild-Gruppe ihre Kräfte mit einander messen, d. h. »sie wollen einander tüchtig unterbieten, was ja die er freuliche Aussicht auf eine bedeutende Verbilligerung des Petroleums eröffnet. Freilich könnte hierbei der Preisdruck unter Umständen so weit gehen, daß die kleineren Petroleumgesellschaften darüber zu/Grunde gehen müßten und dies wäre ja den Monopolisirungs- bestrebungen der beiden großen Petroleum-Jntereffenten- Gruppen nur Wasser aus die Mühle. Außerdem ist es keineswegs ausgeschloffen, daß die „Standard-Oil- Compagny" und Rothschild-Nobel-Gruppe schließlich trachten werden, sich mit einander zu verständigen und dann wäre die Gefahr einer Monopolifirung des Pe troleums erst recht nahe gerückt. Jedenfalls steht zu erwarten, daß die europäischen Regierungen den Ver suchen, einen Weltartikel, wie das Erdöl, zum Gegen stand einer das Interesse der Allgemeinheit schwer be drohenden Spekulation zu machen, nicht gleichgiltig zusehen, sondern denselben möglichst entgegentseten werden. Von der preußischen Regierung ist denn auch bereits ein erster derartiger Schritt bekannt, der darin besteht, daß sie das Aeltesten-Kollegium der Berliner Kaufmannschaft beauftragt hat, das Handelsministerium bezüglich der Monopolisirungsbestrebungen auf dem Petroleummarkte fortgesetzt auf dem Laufenden zu er halten. Vermischtes. Ein süßes Geheimniß schließt die Aufschrift eines Brieses ein, der dieser Tage bei der Posthülssstelle Jauernick (Königszell) aus Schweidnitz eintraf: „An schönes Mädchen mit weißer Schürze von polnisches Drainage-Arbeiten, was ist gewesen Sonntag in Schweidnitz. Nach Jauernick/ Und der Bries kam richtig in die Hände der schönen Ersehnten. (Zu viel verlangt.) Onkel: „Also das Einmaleins kannst Du schon, wieviel ist denn zwei mal zwei?" — Fritz- chen: „Ja, das Zweimalzwei hatten wir noch nicht!" (Eine Rarität.) Unter dieser Spitzmarke bringt das „Kl. I." folgende Mittheilung: In Pillkallen wurde jüngst ein Lehrer wegen — Fettleibigkeit von der Militärübung be freit. Wenn auch für Landwehr und Reserve größere und weitere Unisormstücke vorräthig sind als für die Linie, so fand sich doch kein Kleidungsstück aus der Montirungskammer vor, welches diesem Reservisten gepaßt hätte. — Daß diese Fett leibigkeit nicht das Resultat zu hohen Gehaltes war, das eigens zu versichern, hält das Blatt für überflüssig. Ein sehr redesertiger Parlamentarier, bei dessen Reden die Quantität der Qualität ost sehr überlegen ist, hat jüngst zum Ergötzen seiner Kollegen, die den etwas autokra tischen Herrn persönlich nicht gerade verehren, eine drastische Abfertigung erhalten. „Sie haben", sagte jener Parlamen tarier zu einem anderen Mitglieds des Reichstages, „bei un seren Sitzungen noch nie den Mund aufgethan." „Bitte sehr", erwiderte der andere, „ich habe bei Ihren Reden sehr ost gegähnt." (Wurst wider Wurst.) Der Pariser „Gaulois" er zählt folgende Anekdote: Eines Tages beries Napoleon I. den Erzbischof von Tours, Msgr. de Barral, einen Verwandten der Bonaparte nach Paris. Der Prälat trifft in den Tuile- rien ein. Als man ankündigt: „Der Erzbischof von Tours!" geht der Kaiser eiligst auf Msgr. de Barral zu und sagt zu ihm: „Nicht wahr, mein Vetter, Frankreich kann den Papst entbehren?" — „Ja, Sire, wie die Armee Napoleon ent behren kann." — Die Unterredung ging aus ein anderes Thema über und bei seiner Rückkehr in seine Diözese empfing Msgr. de Barral einen prachtvollen Bischofsstab aus vergol detem Silber, den er den Erzbischöfen von Tours hinter lassen hat. (Pariser Humor.) Der Engländer im Restaurant. „Kellner, ich kann nicht essen diesen Suppe." — „Ich werde Ihnen eine andere bringen." — Der Kellner trägt die Suppe zurück und trägt eine andere aus. Nach einigen Minuten: „Kellner, ich kann nicht essen diesen Suppe." Der Kellner, in Wuth gerathend, ruft den Wirth. Dieser stürzt zu dem Tisch des Gastes: „????" — „Ves, ich kann nicht essen diesen Suppe . . . ueil ich habe keinen Löffel!" — — Aus der Tramway. .Drei Damen steigen ein. T. steht aus und bemerkt galant, auf seinen Platz weisend: „Für die älteste der Damen." Tiefe Stille, Niemand rührt sich. L. setzt sich wieder. Unter Unzufriedenen. Ein stellungsloser Ar ¬ beiter verbringt einen Nachmittag im Abgeordnetenhausc. Als er herauskommt, fragt ihn ein Genosse: „Nun, was haben sie heute gethan, die Ausbeuter des Volkes?" — „Sie haben zweimalhunderttausend Francs votirt zu Linsen für die Stern warte." — „Linsen für zweimalhunderttausend Francs! Und sie würden nicht drei Sous hergeben, um uns Bohnen zu kaufen." Der junge A. ist sehr reich, führt aber ein regelloses Leben, das seine Gesundheit schwer schädigt. Ein boshafter Bekannter sagt von ihm: „A. stirbt von seinen Renten." — Ein junger Skeptiker. Böbö wird am Sonntag von seiner Mama in die Messe geschickt. Nach einer Stunde kommt er zurück, ganz kleinlaut, ganz verstört. Er war nicht in der Messe. Wenige Schritte vor der Kirche hatte er seinen Freund August getroffen, der ihn zu einer Partie mit Glas kugeln ausgesordert; Böbö hat gespielt und alle seine Kugeln verloren. „Siehst Du," sagt die Mama, „der Himmel straft Dich dafür, daß Du nicht in der Messe warst." — „Aber Mama," antwortete Böbö, „August ist auch nicht in der Messe gewesen . . . und er hat gewonnen I Aus dem Reisetageduch eines philosophischen Mitbürgers: „Ich weiß nicht, warum man immer von der Harmonie in der Natur spricht und von dem wunderbaren Gleichgewicht der Kräfte, die sie in Aktion setzt. Vielleicht kann mir Einer von Denen, die solche Reden führen, eine Erklärung dafür liefern, warum gerade in den heißen Ländern die Temperatur am höchsten ist, als ob sie das nöthig hätten?" TageS-Ordnirng für die 4. Sitzung -es Lrrirk'Ausschuß« der Souiglichen Amtsh-tugt- msouschttst -lMl-isuMr, Sonnabend, de« 11. Juli 1891, Vorm. 1v Uhr, im Sitzungszimmer der kgl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. 1 Vermögensangelegenheit der Gemeinde Altenberg. 2. Die Frage der Berussmäßigkeit des Bürgermeisters Kühnel in Glashütte. 3. Straßenanlage zwischen Großvlsa und Rabenau. 4 Ergebniß der Prüfung der Bezirksjahresrechnung 1890. 5. Regulativ der Gemeinde Obercunnersdorf, die Pensions ¬ berechtigung der Gemeindebediensteten betreffend. 6. Desgleichen von Possendorf. 7. Desgleichen von Ruppendorf. 8. Desgleichen von Großölsa. 9. Desgleichen von Hartmannsdorf. 10. Desgleichen von Fürstenau. 11. Desgleichen von Friedersdorf. 12. Desgleichen von Kreischa. 13. Desgleichen von Luchau. 14. Gesuch des Gasthosspachters Schröder in Hennersdorf um Erlaubniß zu Abhaltung von Singspielen rc. lb. Die Frage der Berussmäßigkeit des Bürgermeisters Göhler zu Frauenstein. 16. Gesuch Ottomar Boye's in Unterlöwenhain um Schank ¬ konzession. 17. Die Verlegung des Rvlhenbach-Beerwalder Kommumkatwns- weges. 18. Bezirksangelegenheiten. 19. Dismembration bei Fol. 86 von Reinhardtsgrimma, Besitzer Hcrsurth. 20. Die Frage der Berufsmäßigkeit von Gemeindebediensteten in einer Anzahl Gemeinden. 21. Wegevcrlegung, beziehentlich Einziehung in Pretzschendorf. Kirchennachrichten der Parochie SeiferSdorf. II. Quartal. Geburten: Gutsbesitzer Ernst Gustav Kleber in Seisers- dorf IS. — Fabrikarbeiter Gottlob Gustav Friedel in Groß« ölsa I. T. — Wirthschastsgehilfe Karl Leberecht Meschke in Großölsa I.S. — Fabrikarbeiter Rich. Mlh.Pietzsch in Großölsa IS. — Schmiedemeister und Hausbesitzer Wilhelm Oswald Heinrich in Großölsa IT. — Wirthschaftsbesitzer Heinrich Ehrensried Keulicht in Großölsa 1 S., todtgeb. — Gutsbe sitzer Julius Robert Höhle in Großölsa IT. — Wirth- schastsbesttzer Karl Hermann Kuhnert in Großölsa IS. — Zimmermann Robert Emil Wolf in Großölsa IT. — Guts besitzer Karl Friedrich Fischer in Seisersdors IS. — Säge- werksbesitzer Hermann Eduard Läntzsch in Seifersdorf 1 T. — Zimmermann Hermann Gustav Tittel in Großölsa 1. S. — Stuhlbauer und Hausbesitzer August Robert Fischer in Seisersdors 1 S. — Wirthschaftsbesitzer Karl Friedrich August Franz in Paulsdors IS. — Bäckermeister und Hausbesitzer Clemens Paul Wünschmann in Großölsa IS. — Drechsler Friedrich Hermann Höhne in Spechtritz IS. — Stuhlbauer und Hausbesitzer Ernst Julius Oesterreich in Seisersdors 1 T. — Fabrikarbeiter und Hausbesitzer Oskar Otto Legler in Großölsa IT.— Wirthschaftsbesitzer Karl Hermann'Bor- mann in Seifen IS. — Ledige Anna Marie Goldammer in Großölsa I. S. — Maurer Karl Gustav Läntzsch iu Seifersdors IS. — Fabrikarbeiter Ernst Hermann Franke in Seisersdors I S. Aufgebote: Wirthschastsgehilfe Theodor Feodor Börner in Nassau mit Gutsbesitzerstochter Emilie Ernestine Bormann in Seisersdors. — Stuhlbauer Otto Richard Querner in Groß» ölsa und Anna Henriette Wünsche ebendaher. — Waldarbeiter Ernst Ferdinand Lohse in Paulshain und Christiane Juliane verw. Richter, geb. Liebscher in Höckendorf. — Stuhlbauer Emil Fürchtegott Fischer in Seisersdors und Ernestine Wil helmine Börner in Spechtritz. — Stuhlbauer Ernst Emil Berndt in Großölsa und Marie Lina Winkler in Großölsa. — Gutsbesitzer Ernst Wilhelm Zimmermann in Börnchen und Lina Bertha Klara Nictzold in Großölsa. — Fabrikarbeiter und Musikus Friedrich Emil Lindner in Großölsa und Lina Bertha Batzig ebendaher. — Fabrikarbeiter Joseph Kytka, in Großölsa und Auguste Laura Nüßner ebendaher. (Vor stehende sind auch getraut worden.) — Stuhlbaucr Heinrich Gustav Jrmer, genannt Hardtmann, in Großölsa und Selma Ida Büttner in Kleinölsa. — Schneider Wilhelm Otto Klotz in Obercarsdorf und Emilie Pauline Fischer in Seisersdors. — Bergmann Heinrich Oswald Wagner in Niederhäslich und Emilie Pauline Fischer in Seisersdors. Trauungen (außer den bereits ausgesührten): Maurer Heinrich Gustav Renner iu Dorshain und Elisa Anna Peter- mann aus Seisersdors. — Kaufmann Heinrich Hugo Herr mann in Rabenau und Minna Hedwig Gruner in Malter. — Schuhmacher Karl Robert Büttner in Rabenau und Henriette Margarethe Reuter in Spechtritz. Sterbefälle: Johanne Christiane Sophie verehel. Wirth-