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Schütze, — in Krauenstein: Nadlermstr. Hardt. IMIllir sur dir ^Wrtfjrrttz ArUaUA mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Gchubert, — in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: «aufmann Th«uerkauf. Nr. 82. Dienstag, den 14. Juli 1891. 57. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 13. Juli. Trotz der höchst be denklichen Witterungsaussichten des gestrigen Tages ist der erste Akt unsers Volksfestes in unerwartet günstiger und befriedigender Weise verlaufen. Zwar hellte sich, nachdem früh '?i6 Uhr der große Vogel aufgezogen worben, und der Weckruf des Stadtmusik korps erfolgt war, der Himmel auf Minuten erfreulich auf, aber immer wieder zogen schwarze Gewitterwolken heran, daß die Hoffnung auf ein dem Feste ersprieß liches Wetter bedenklich schwankte, ja Nachmittags ver setzte sogar ein ausgiebiger Gewitterregen die Aue in einen dem Festgenuffe wenig günstigen Zustand — aber der Abend entschädigte vollauf für die Ent behrungen der voraufgegangenen Stunden, indem er sogar das Verweilen auf dem Festplatze bis Mitter nacht möglich machte. — Doch gehen wir zum Fest anfange zurück. Das gegen 12 Uhr begonnene Schützenfrühstück im RathhauSsaale verlief in üblicher Weise in ungeheuerer Heiterkeit, in der sich die Theil- nehmer durch die bedenklichen Witterungsaussichten in keiner Weise stören ließen. Bei den in anerkennens- weriher Weise geleisteten kulinarischen Genüssen, die geboten wurden, fehlte es nicht am anregenden Worte. Herr Schützenvorsteher Heinrich eröffnete die ansehnlich lange Reihe der Tischreden mit einem Trinkspruche auf Se. Majestät den König, worauf der Gesang der Sachsenhymne folgte. Herr Baumeister Schmidt hul digte nunmehr den 3 Schützenmajestäten: Bäckermeister Gietzolt, Rathskellerpachter Starke, Steinbruchbesitzer Liebel, worauf die letztgenannte Majestät, zugleich im Namen der Mitregenten, huldvollen Dank und den Wunsch aussprach, daß der Schützengesellschast Einig keit und Frohsinn wie bisher erhalten bleiben möchte. Herr Oberlieutenant Schmidt weihte den Marschällen, Herr stellvertretender Tambourmajor Heinrich den städtischen Behörden, und Herr Reiterkönig Liebel den Gästen sein Glas. Im Namen der ersteren dankte Herr Tambourmajor Arthur Lotze, im Namen der Be hörde Herr Bürgermeister Voigt und im Namen der Gäste Herr Schuldirektor em. Engelmann sämmtlich durch verschieden motivirte Hochs auf die Schützen gesellschaft, letzterer dasselbe durch eine launige Buch- stabirübung mit den an der Schützenhalle in Rosen gewinden angebrachten Anfangsbuchstaben der Könige 6. 8. I-. einleitend. Ein ganz besonders freundlicher, ja herzlicher Empfang und mit großem Beifall auf genommene Hochrufe wurden dem seit 6 Jahren der Schützengesellschaft wegen Krankheit fern gebliebenen Ehrenmitglieds derselben, Herrn Buchdruckereibesitzer Jehne «en. zutheil, da dessen in erfreulicher Weise ver änderter Gesundheitszustand ihm die Theilnahme am Festmahle gestattete. Herr Stadtgutsbesitzer Müller feierte den Genannten wie die übrigen Ehrenmitglieder, auch Herr Schützenvorsteher Hellriegel weihte ihm später ein Glas. Herr Strohhutfabrikant Reichel hob die mit Recht anzuerkennenden bedeutenden Verdienste des abgegangenen Hauptmanns, Hrn. Rentier Wendler, gebührend hervor. Herr Schützenvorsteher Hellriegel feierte die Schützenfrauen; Herr Grünfeld brachte im Namen seiner zahlreich an der Festtafel theilnehmenden Kommilitonen von der Müllerschule der Schützengesell schaft ein dankbares Hoch; Herr Schützenvorsteher Hell riegel toastete auf den unermüdlich für die Belustigung namentlich der Kinder thätigen „Bettelmann", Hut machermeister Schwind, Herr Rentier Wendler dankte mit einem Trinkspruch auf die Vorsteher, Herr Schul direktor Rasche nahm die uniformirten Schützen aufs Korn, Herr Schützenvorsteher Heinrich ließ den jungen Nachwuchs, Herr Hellriegel die Vorstände der Fest- Deputation: Baumeister Schmidt, Hutmachermetster Schwind, Schneidermstr. E. Heinrich, sowie Kasstrer und Oberfeuerwerker Fischer leben. Bedenkt man, daß zu diesen zahlreichen Reden auch noch ein die in der Schützengesellschaft vorgekommenen Neuerungen be handelndes launiges Tafellied von 13 Strophen Länge, sowie mehrere sehr wacker ausgeführte und lebhaft applaudirte Musikstücke dazu kamen, so wird man über zeugt sein, daß von beängstigenden Pausen nicht die Rede sein und man erstaunt sein mußte, daß in der That die Tafel knapp vor 2 Uhr aufgehoben werden konnte. — Inzwischen war der Himmel heiter gewor den, so daß der Auszug, an dem außer den Ehren gästen die Freiwillige Feuerwehr mit Musikkorps, der Gesang- und Militärverein, sowie der „Glück zu!" theilnahmen, bei vollem Sonnenscheine und bei zahl reicher Zuschauerschafl von nah und fern stattfinden konnte. Auf der Aue angekommen, hieß Hr. Schützen vorsteher Hellriegel alle Gäste des Festes willkommen und erklärte das Schießen für eröffnet, worauf denn dem „Aar in den Lüften" wacker zugesetzt wurde. — Die Anordnung auf dem Platze ist diesmal eine etwas andere, geschlossenere, was vielfach als ein guter Ge danke des Festausschusses anerkannt wird. Von unsrer Jugend werden besonders die Leiden KarrousselS und das Kasperletheater frequentirt, die Großen amüsiren sich in den Restaurationen von Göll, Hickmann, Seelig, Stephan, am Tanze, am Kunstkegelspiel, an der Gänse lotterie und anderen Darbietungen, während die Schützenbrüder lustig darauf losknallen. — Das heutige Königsfrühstück, so genannt, weil die Könige ihren getreuen Unterthanen in demselben einen Beweis ihrer besonderen Huld gewähren, verlief wie gewöhnlich in gehobenster Stimmung, mit der und in der wir aller dings für diesmal unseren Bericht abbrechen müssen. Das Wetter giebt heute zu weniger Bedenken Veran lassung. — Am Sonntag war der Präsident des Land gerichts Freiberg, Schieber, zu einem Besuche des königl. Amtsgerichts in unserer Stadt anwesend und wohnte längere Zeit den Verhandlungen desselben bei. — Gegenüber etwa auftauchenden Zweifeln da rüber, ob die in Sachsen in Arbeit tretenden Reichs - ausländer unter 21 Jahren zur Führung eines deut schen Arbeitsbuches auch dann verpflichtet sind, wenn sie bereits ein ausländisches Arbeitsbuch führen, wie es beispielsweise bei den in hiesiger Gegend viel fach in Arbeit tretenden österreichischen Staatsange hörigen der Fall ist, sind wir in der Lage mittheilen zu können, daß diese Frage durch die königl. Kreis hauptmannschaft zu Dresden und das kgl. Ministerium des Innern bejaht worden ist. Nicht aber blos die ihren ständigen Aufenthalt nehmenden Ausländer unter 21 Jahren sind zur Führung des deutschen Arbeits buches verpflichtet, sondern auch die in den sächsischen Grenzorten beschäftigten böhmischen Arbeiter, welche allabendlich über die Grenze nach Böhmen zu ihren Angehörigen oder Quartierwirthen zurückkehren. Wir geben diese Mittheilung vorwiegend im Interesse der Arbeitgeber, weil nach Z 150 der Reichsgewerbeord nung mit Geldstrafe bis zu 20 Mark oder Hast bis zu 3 Tagen bestraft wird, wer Arbeiter in Beschäf tigung nimmt oder behält, welche das vorgeschriebene Arbeitsbuch nicht führen. Arbeitgeber, welche Aus länder unter 21 Jahren beschäftigen, werden daher gut thun, sich in dieser Angelegenheit mit der Polizei behörde ihres Wohnortes ins Vernehmen zu setzen. — Das Reichsversicherungsamt hat entschieden, daß der Tod eines Arbeiters bei Feldarbeit durch Blitz als Betriebsunfall anzusehen ist, daß also die Genossenschaft zur Entschädigung der Hinterbliebenen verpflichtet ist. — Sternschnuppen werden sich der Beobachtung namentlich in den Nächten vom 25. bis 30. d. M. darbieten, in denen die Gegend des Schwans einen periodischen Sternschnuppenschwarm ausstrahlt. — Wie löscht man den Durst in der Sommerhitze? Am Besten dürfte nach dem „Gasthaus" eine Citronen- säure-Lösung sein, welche man mit Sodawasser mische« kann. Ein Zuckerzusatz wird besser vermieden, weil er bei seiner im Körper stattfindenden Oxydation zu viel Hitze entwickelt. Auch einige Tropfen ameisen essigsaures Eisenoxydul, ohne Zuckerzusatz in ein Trink glas frischen Wassers gethan, leisten ganz vorzügliche Dienste. Außerdem besitzt dieses Präparat den Vor- theil, daß es genau die chemischen Eisenverbindungen enthält, wie das menschliche Blut. f Schmiedeberg. Am Abende des 10. d. M. schloß ein treues Herz, die zweitälteste Person unserer Gemeinde, der königl. Oberförster a. D. und Ritter des Albrechtordens 2. Klaffe, Herr Karl Franz Moritz Schmidt, im 86. Lebensjahre stehend, sein müdes Auge. Er war geboren am 4. Oktober 1805 in Zscheck witz bei Kreischa, woselbst sein Vater Revierjäger des dasigen Rittergutes war, später aber als Oberförster bei der Altenberger Zwitterstocksgewerkschast angestellt wurde. Der Verstorbene genoß seine Vorbildung zu nächst in Altenberg bei dem damaligen Rektor Kaden und besuchte darnach die königl. Forstakademie zu Tharandt. Nach Vollendung seines Studiums erhielt er im Jahre 1828, nachdem er einige Zeit bei der Forstvermeffung thätig gewesen, seine erste Anstellung in Altenberg als gewerkschaftlicher Förster. Bis An fang der vierziger Jahre ist er dort verblieben. Nach des Vaters Pensionirung übertrug ihm die Gewerk schaft dessen Amt. Als Oberförster hatte er seine Wohnung im alten Schäfereigute zu Falkenhain. Im Jahre 1857 mußte er diesen Ort verlassen und in das neuerbaute, oberhalb des Eisenhüttenwerkes gelegene Forsthaus einziehen, darin er bis zu seinem im Jahre 1880 erfolgten Eintritt in den Ruhestand gewaltet hat. Als im Jahre 1877 das hiesige Rittergut und dessen Waldung von der Gewerkschaft an den Staat verkauft worden war, wurde der Heimgegangene Diener des Staates. Im Jahre darauf feierte er in voller Rüstig keit sein 50jähriges Berufsjubiläum, bei welcher Ge legenheit ihm der von Sr. Maj. dem Könige verliehene Albrechtsorden überreicht wurde. Reich an Erfahrung zeichnete sich der Vorstorbene aus durch fortgesetztes Studium in den verschiedensten Wissenschaften, durch seltene Bescheidenheit und durch einen biederen, immer heiteren Sinn. Er ruhe in Frieden! * Altenberg. Am Donnerstag Nachmittag gegen 2 Uhr stürzte das von der hiesigen Zwitterstocksgewerk schaft erbaute, gegen drei Meter hohe, mit Etsenschienen belegte und zur Förderung von Baulowrys dienende Gerüste ein, wobei der auf letzterem befindliche 38 Jahre alte und hier wohnhafte Arbeiter Friedrich Hermann Kirsten herabgeschleudert wurde und durch die ihm nach folgende ca. 30 Centner schwere Lowry am Kopf so wohl, wie auch an den übrigen Kürpertheilen mehr fach verletzt worden ist. Kirsten mußte von den auf ihn gefallenen Schuttmassen durch mehrere Arbeiter erst befreit werden, wurde sodann in seine Wohnung gebracht und dem hiesigen Arzte, Herrn vr. Haase, zur Behandlung übergeben. Seine Verletzungen scheinen nicht lebensgefährlich zu sein. Das Unglück soll dadurch veranlaßt worden sein, daß die beladenen Lowrys in verbotswidriger Weise bis an das äußerste Ende des Gerüstes geschoben worden sind, unter welchem sich zur Sicherheit zwar ein starker Holzbock befand, während dasselbe im Uebrigen frei dastand. Ob sich diese Annahme bestätigt und wem etwa solchenfalls eine Verschuldung an dem Malheur trifft, dürste die wegen des letzteren anzustellende Untersuchung ergeben. > S Glashütte. Eine von ihrem Manne weg-