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Schütze, - in Krauenstein: Nadlermstr. Hardt. Ikfkkktk fUt vlk „WkWUtz-LMÜUg mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Nr. 76. Dienstag, den 30. Juni 1891. 57. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 29. Juni. Das diesjährige Schulfest am vorigen Freitag kann als in jeder Hin sicht gelungen bezeichnet werden und wird unfern Kindern langehin beglückende Erinnerung gewähren. Ein Festwetter, wie es schöner kaum gedacht werden konnte, begünstigte die Ausführung der vom Fest komitee vorbereiteten Festordnung aufs Beste, so daß sich erfreulicher Weise die für den Nothfall in Aus sicht genommene Verschiebung des Festes auf den Sonnabend, dann ev. Unterbringung der Kinder in verschiedenen Sälen und den leerstehenden Speichern der Unterrichtsmühle — als überflüssig erwiesen. Die Vollendung der schon am Donnerstag begonnenen Spielvorrichtungen war unter dem blauen Baldachin, der sich bereits am Morgen über den Festplatz spannte, für die Betheiligten eine Lust, und lange vor Mittag war Alles im Schuß. — Gegen '/,2 Uhr versammelten sich auf dem Schulplatze die Festtheilnehmer zur Weihe der neuen schönen, durch wohlwollende Schulfreunde und ehemalige Schüler gestifteten prächtigen Schul fahne. Dieselbe ist auf Seidendamast in der Fabrik von Bessert-Nettelbeck-Dresden mit Gold und Seide gestickt, zeigt auf der einen (weißen) Seite, inmitten eines Eichenkranzes, den Wahlspruch: „Gott mit uns!" auf der andern (grünen) die Inschrift: „Stadtschule zu Dippoldiswalde". Der schön modellirte Fahnen stab, in der Holzwaarenfabrik von O. Heinzmann hier angefertigt, ist ein Geschenk des Herrn Heinzmann. Die Weihe begann mit dem Gesänge eines dazu ge dichteten Chorals, worauf Herr Stadtrath Heinrich, als Vorsitzender des Schulausschusses, die Versammel ten, insbesondere die Ehrengäste, begrüßte und die Fahne Herrn Schuldirektor Rasche übergab, welcher nunmehr, anknüpfend an den Spruch: „Gott mit uns!" die Fahne weihte und den Schülern ans Herz legte, daß sie ihnen sein solle eine Mahnung an ihren Gott, an ihr Vaterland und an die Pflicht der Dankbarkeit gegen ihre Freunde, deren Wohlwollen sich aufs Neue in der Stiftung des prächtigen Schulbanners offenbart habe. Hierauf überreichte Herr Stadtrath Reichel im Namen des Schulausschuffes einen von diesem ge stifteten goldenen Schaftring, Herr Schuldirektor em. Engelmann und Herr Bezirkssteuerinspektor Kretzschmar je einen Fahnennagel, endlich der Primus der Schule, Alfred Herschel, ein von ihm gewidmetes gesticktes Fahnenband, Alle ihre Spende mit kurzem Spruche begleitend. In dem Danke, den Herr Schuldirektor Rasche aussprach, hob derselbe hervor, daß der Grund stock des Fahnenfonds durch Herrn Bezirkssteuerinspektvr Kretzschmar gestiftet, von andern Gönnern der Schule erweitert und sodann durch ehemalige Schüler soweit vergrößert worden sei, daß man sich heute der schönen Ausführung freuen könne. Nachdem noch 2 Strophen „an die neue Fahne" gesungen worden waren, bewegte sich der durch zahlreiche Fahnen und Fähnchen äußerst bunte und bewegte und von den Lehrern und Helfern geleitete Zug, an dem auch die Ehrengäste (Herr Sup. Meier, Bürgermeister Voigt mit den städtischen Kol legien, das Lehrerkollegium der Deutschen Müller schule u. A.) theilnahmen, unter Trommel- und Trom petenklängen (StadtmusikkorpS und Freiwillige Feuer wehr) auf dem üblichen Wege, an den mit Flaggen geschmückten Häusern vorüber, nach dem Festptatze. Nach einem munteren gemeinschaftlichen Liede („Froh wie die Libell' am Teich") marschirten die einzelnen Klaffen auf ihre wohlabgesperrten Spielplätze, wo sich denn nunmehr ein reizendes Bild kindlichen Frohsinns entfaltete. Nach nicht weniger als 6 Vögeln wurde mit Schnepper und Armbrust, nach 3 andern mit dem Stechvogel, nach einem beweglichen Scheibenbtlde mit der Bolzenbüchse geschossen; hier gab eS allerlei lustige Bewegungs- und Wurfspiele, dort wurde Lopfschlagen, Tauziehen, Blindekuh und was sonst noch gespielt; die Kleinen tappten mit verbundenen Augen nach den an geschmückten Christbäumen angebändelten Herrlichkeiten, bei größeren waren Lotterien veranstaltet u. s. w. — Inzwischen hatte der Verpflegungsausschuß alle Hände voll zu thun. Da waren 600 Kinder in 4 Sektionen nacheinander mit Kaffee und Brezeln zu bewirthen und dabei gleichzeitig mit darauf zu achten, daß die Festtoilette nicht durch Kaffeeflecke verdorben werde, da mußten nach allen Seiten des ausgedehnten Fest platzes Bierträger abgefertigt werden, während in der Schützenhalle das Abendbrod, bestehend aus mit Braten belegten Brödchen, vorzubereiten war. Aber auch diese Mühe wurde, Dank zahlreicher Helfer und Helferinnen, glücklich überwunden und — Alles klappte vortrefflich. — Um 6 Uhr riefen Trompetensignale die Kinder auf den westlichen — leider schattenlosen — Theil des Festplatzes, wo nach einem vielfach gegliederten Auf märsche die ersten 3 Knaben- und Mädchenklassen von Herrn Lehrer Eidner geleitete Ordnungsübungen aus führten. Einen befdnderen Reiz gewannen dieselben durch die bunten Fähnchen, die dabei von den Kindern geschwungen wurden. Diese Fähnchen, über 500 Stück, sind gleichfalls ein Geschenk des Herrn Fabrikant Heinz mann. Ebenso wohl wie diese Vorführungen gelangen auch die von Herrn Lehrer Schröter geleiteten Reigen der 2. Knaben- und der 1. Mädchenklasse. Daß sich sowohl bei diesen Uebungen, die bei der Sonnengluth nicht ohne Anstrengung sein mochten, wie bei den ein zelnen Klaffenspielen eine große Menge Zuschauer von hier und auswärts eingefunden hatten, bedarf kaum der Erwähnung, ebensowenig, daß der Schießhaus garten, in dem das.Stadtmusikkorps concertirte, eines reichen Zuspruchs 'sich zu erfreuen hatte. — Abends 8 Uhr begann nach gemeinschaftlichem Gesänge („Goldne Abendsonne") der Heimmarsch, diesmal durch die Vor stadt zurück auf. den Markt, wo Herr Oberlehrer Hell riegel im Namen der Kinder Allen, die zur Ausführung des Festes beigetragen, herzlichen Dank sagte und ihnen ein Hoch brachte, schließlich aber zum Dank gegen Gott aufforderte, der auch diesen Tag geschenkt und gesegnet habe. Der Vers: „Lob, Ehr und Preis sei Gott" machte den Beschluß der gewiß alle Theilnehmer voll befriedigenden Feier. Es schlug vom Ralhhausthurme 9 Uhr, als Herr Schuldirektor Rasche nach der aller seits mit Befriedigung aufgenommenen Mittheilung, daß morgen keine Schule sei, den Zug entließ und allen Kindern ein „Wohl bekomms!" und „Wieder sehen am Montage!" zurief. — Im Gasthofe zum „Stern" fand später eine gesellige Vereinigung der Lehrer mit ihren Helfern und Helferinnen, Schulaus- schußmitgliedern und anderen Schulfreunden statt, bei welcher, trotz der Abspannung, noch recht munter ge sprochen wurde, natürlich stets mit dem Grundtone der Befriedigung über das durch das Zusammenwirken aller Faktoren wohlgelungene Fest. — 29. Juni. Wie wir erfahren, hat die Kaiserl. Oberpostdirektion das Gesuch der Stadt, das neue Postgebäude auf dem Lutherplatze oder im Hart- monn'schen Garten zu errichten, abgelehnt, da seitens der städtischen Kollegien nicht ein vollständiger, sondern nur theilweiser Straßenausbau beschlossen worden sei. Wir sind begierig, wie sich diese Angelegenheit noch gestalten wird; zu wünschen wäre es, daß man darüber endlich zur Ruhe käme. — Aus glaubhafter Quelle können wir mittheilen, daß zum Nachfolger des zu unserm größten Bedauern uns verlassenden Herrn Amtshauptmann v. Keßinger der bisherige Regierungsrath, Herr vr. Haubold von Einsiedel-Zwickau, früher hier als Regierungsaffeffor, definitiv bestimmt ist. — Zu besetzen: die 9. ständige Lehrerstelle an der Schule zu Bärenstein im Müglitzthale. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen, außer freier Wohnung, 900 M. und 36 M. für Fortbildungs schulunterricht. Bewerbungsgesuche sind bis zum 21. Juli an den König!. Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldiswalde einzureichen. * Luchau. Während ves am letzten Sonnabend, den 27. d. M., gegen Abend über hiesigem Otte und Umgegend lagernden Gewitters fuhr ein Blitzstrahl in das Scheunengebäude des Gutsbesitzers Hermann Zimmermann, zündete und legte die Scheune bis auf die Umfassungsmauern vollständig in Asche. — Außer der hiesigen Ortsspritze waren zum Löschen des Brandes noch die Spritzen der Feuerwehr von Glashütte, sowie die Gemeindetpritzen von Niederfrauendorf, Ober frauendorf, und Reinholdshain erschienen. Die letzt genannten beiden Spritzen sind gar nicht in Thätigkeit gelangt. Kurz vor dem Zimmermann'schen Blitzschlag aber fuhr ein Strahl in einen Birnbaum des Guts besitzers Herfurth. ZohnSbach. Am Sonnabend Abend gegen 6 Uhr schlug ein Blitz in das Wohnhaus des hiesigen Guts besitzers Carl Friedrich Reichel, zündete und legte das selbe in Asche. Bis auf einige Ackergeräthe konnte das Mobiliar gerettet werden. -s Schmiedeberg. Am vorigen Freitag wurde den beiden Modelltischlern bei dem hiesigen Eisenhüttenwerke, den Herren Friedrich August Zimmermann, welcher seit 1847 daselbst thätig gewesen und Friedrich August Büttner, der seit 1850 ebenfalls dort in Arbeit war, die große silbere Medaille „für Treue in der Arbeit" durch Herrn Negierungsrath vr. Richter aus Dippoldiswalde im Beisein der Beamten und der Arbeiterschaft genannten Werkes unter entsprechend feierlicher Meise überreicht. Diese Ehrung hat die beiden treuverdienten Männer hoch erfreut. Cunnerödorf b. Gl., 28. Juni. Gestern Abend kurz nach 6 Uhr entwickelte sich nach vorangegangenen außergewöhnlich heißen Tagen über unserem Orte ein so gewaltiges Gewitter, wie es hier seit langen Jahren nicht erlebt worden ist. Die Jntensivität der Blitze und die Heftigkeit der Donnerschläge wirkten geradezu niederdrückend. Schon nach den ersten Schlägen wälzte sich dicker Rauch im Dorfe herab; es hatte in der oberen Schmiede ein geschlagen. Die ganze Gluth des brennenden Strohdaches trieb über die ebenfalls mit Stroh gedeckten Wohnhäuser der Hausbesitzer Dümmler und Reichel hinab, jeden Augenblick befürchten lassend, daß auch diese zur Entzündung gelangen würden. Da wirkte denn endlich der Beginn eines wolkenbruchartigen Regens erlösend auf die geängstig ten Gemüther ein, denn die Möglichkeit eines Weiter greifens des Feuers bis eventuell zum Erbgericht herab, war nun so gut wie ausgeschlossen. Aber immer noch folgten Blitz auf Blitz und Schlag auf Schlag, keiner den andern an Heftigkeit mehr über bieten könnend. Besorgt schaute das Auge nach jeder der gewaltigen Detonationen über das Dorf, neues Unglück befürchtend. An der Brandstelle liefen die Meldungen ein, daß es auch im Gasthofe eingeschlagen habe; auch im Wohngebäude des Wirthschaftsbesitzers und Ortssteuereinnehmers F. Böhme habe der Blitz die Sohlbank des Giebelfensters durchschlagen, die Oberstube an Decke und Seitenwänden beschädigt und die Frau Böhme, welche eben im Begriff gewesen war, im Stalle nachzusehen und die eiserne Thürklinke in den Händen gehalten hatte, auf kurze Zeit leicht ge lähmt. Indessen wirkten der strömende Regen und die nach und nach in Thätigkeit tretenden Spritzen auf deq Brandherd ein, sodaß gegen 9 Uhr, nachdem die zu Hilfe geeilten Feuerwehren von Reinhardts-