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" ,.l. NWntz-MlW. Beilage zu Nr. 78. Sonnabend, den 4. Juli 1891. 57. Jahrgang. Italien und der Dreibund. Die in den letzten Wochen in der gesammten euro päischen Tagespreise lebhaft erörterte Frage, ob Italien auch unter dem Ministerium Rudini der dritte im Bunde der beiden mitteleuropäischen Kaiserreiche bleiben werde, hat durch die vom Ministerpräsidenten Rudini in der Schlußsitzung der italienischen Deputirtenkammer ab gegebenen Erklärungen eine volle und entschiedene Be jahung erfahren. Wenn sich die Kundgebung des leitenden Staatsmannes Italiens inmitten unerhörter parlamentarischer Skandal- und Prügelszenen abge spielt hat, so mag dies an sich als bedauerlich er scheinen, aber diese Seite der Sache haben die Italiener mit sich selber abzumachen, im Uebrigen wird an dem hochpolitischen und für alle Friedensanhänger überaus erfreulicher Werth der Rudini'schen Erklärungen durch die peinlichen hierbei vorgekommenen Zwischenfälle nicht das Geringste geschmälert. Denn klipp und klar besagen die Worte Rudinis, daß Italien auch ferner hin treu und fest zum deutsch-östetreichischen Bündniß stehen und daß auch die gegenwärtige italienische Ne gierung die von Italien seit längerer Zeit eingeschlagene Friedenspolitik beharrlich weiter verfolgen wird. Hier mit haben die besonders in französischen und demo kratischen italienischen Blättern kolportirten Aus streuungen, als ob das Ministerium Rudini gesonnen sei, den Bund Italiens mit den Centralmächten ent weder gar nicht mehr zu erneuern oder ihn doch nur unter großen Einschränkungen ausrecht zu erhalten, ihr denkbar entschiedenstes Dementi erfahren, denn nunmehr ist es aller Welt klar geworden, daß das mitteleuropäische Friedensbündniß wiederum seine Er neuerung erfahren hat und ganz in der bisherigen Weise fortbestehen wird. Ueberall in Europa, wo man die segensreichen Wirkungen des Dreibundes für die Aufrechterhaltung des Völkerfriedens in unserem Welt- theil zu würdigen versteht, haben denn auch die Rudini- schen Erklärungen lebhafte Genugthuung hervorgerufen. Europa, die gesammte civilisirte Welt weiß jetzt, daß all' die Machenschaften, welche schon seit langer Zeit betrieben wurden, um Italien der Allianz mit Deutsch land und Oesterreich-Ungarn abspenstig zu machen und den Apenninenstaat in die Arme der heimlichen Gegner des Dreibundes zu treiben, vollständig gescheitert sind. Als Marquis di Rudini nach dem Rücktritte Crispis die verantwortliche Leitung der italienischen Gesammt- politik übernahm, da schien es allerdings, als sollte sich eine Annäherung zwischen Italien und Frankreich vollziehen, zumal sich der neue Kabinetschef unver kennbar bestrebte, wenigstens die Spannung in dem gegenseitigen handelspolitischen Verhältnisse der beiden Nachbarländer zu mindern. Aber diese Bestrebungen schlugen infolge der schroffen und hochmüthigen Hal tung Frankreichs fehl und dies mußte auch auf die ganze übrige Stellung Italiens gegenüber Frankreich ihre Rückwirkung ausüben und das Ministerium Ru dini mit bestimmen, in den schon unter Depretis einge schlagenen Bahnen der auswärtigen italienischen Politik weiter zu wandeln. Nunmehr ist auch der leiseste Zweifel, als ob in der Stellung Italiens zu seinen beiden Verbündeten irgend eine Aenderung eintreten könnte, durch die Erklärungen Rudinis beseitigt, Italien wird auch fernerhin dem Dreibunde voll und ganz angehören und somit wird die werthvollste Garantie für den europäische» Frieden auch in Zukunft fort bestehen. Bemerkenswerth ist, daß die Kundgebung Rudinis von allen Parteien der italienischen Depu tirtenkammer, mit Ausnahme der Franz osensreunde und Irredentisten auf der äußersten Linken, mit wahrhaft enthusiastischen Ovationen ausgenommen wurde, gegen welche die äußerste Linke mit ihren wüthenden Gegen demonstrationen nicht aufzukommen vermochte. Durch diese zustimmende Haltung des italienischen Parlaments zu den Darlegungen Rudinis ist aufs Neue festgestellt, daß die Allianzpolitik Italiens im Lande, sieht man von den radikalen und irredentistischen Kreisen ab, volle Billigung erfährt und diese Thatsache wird das Ministerium Rudini sicherlich veranlassen, künftig allen Zetteleien gegen seine auswärtige Politik noch energischer als bislang entgegenzutreten. Die italienischen Gegner des Dreibundes haben indeß mit ihrem Ansturm wider denselben bisher so üble Erfahrungen gemacht, daß sie einstweilen vielleicht von ferneren Versuchen nach dieser Richtung hin absehen werden. Sächsisches. Hainichen. Zwei Fragen sind in letzter Zeit hier brennend geworden: die Kirchenbau- und die Post frage. So verschieden beide anscheinend sind, so mit einander verquickt stellen sie sich unter den hier ob waltenden Verhältnissen dar. Die Post ist seit Jahren und noch gegenwärtig im Rathhause untergebracht. Da aber einerseits die städtische Verwaltung, nament lich wegen der gesteigerten Benutzung der Sparkasse, der Räume bedarf, andererseits die der Post zur Ver fügung stehenden Räume sowohl nach Ausdehnung, wie nach Zahl nicht mehr genügen, die zur Zeit be stehende Einrichtung auch die Wahrung des Post geheimnisses erschwert, so dürfte auf beiden Seiten von einer Erneuerung des in Bälde ablaufenden Kontrakts abgesehen werden. Es sind nun in jüngster Zeit Er örterungen betreffs des Baues eines eigenen Post gebäudes, sowie des hierzu geeigneten Platzes gepflogen worden und man hat in erster und zweiter Linie ein Areal in der Wilhelmstraße und das Pfarrfe.Id, soweit es von der Bahnhofstraße begrenzt wird, in Aussicht genommen. Alsbald nach Bekanntwerden der Projekte erhoben sich Stimmen gegen eine Verlegung der Post aus dem Mittelpunkte der Stadt. Hätte seiner Zeit eine Majorität des Kirchenvorstandes sich nicht für Beibehaltung des alten Platzes für den Kirchenneubau entschieden, so würde dieser Raum der für den Bau eines Postgebäudes geeignetste sein, da er im Schnitt punkte der wichtigsten Straßen liegt. So wie der Kirchplatz dürfte auch das Pfarrfeld aus der Berech nung auszuscheiden sein, da das hohe Konsistorium nicht gewillt ist, Theile des Psarrfeldes zu verkaufen, bevor nicht ein städtischer Bebauungsplan vorliegt. Es ist nun zwar die Ausarbeitung eines solchen seil Jahren beschlossen, bis heute aber noch nicht zur Aus führung gelangt. Was den Bau des Postgebäudes anlangt, so war man seitens des Nathes gewillt, den selben zu übernehmen; auch waren bereits hierauf be zügliche Erörterungen gepflogen worden, allein das Stadtverordnetenkollegium hat seine Zustimmung zur Verwirklichung des Projekts versagt. Sonach wird die Postverwaltung den Bau selbst übernehmen oder seine Ausführung der privaten Baulust überlassen. Grimma. Bei dem hundertjährigen Jubiläum, welches das Z^Husarenregiment Nr. 19 zu Grimma im nächsten Monat feiert, hat sich auch oer älteste Kamerad des Regiments zum Erscheinen angemeldet. Derselbe, Salzbach mit Namen, aus der Gegend von Schneeberg stammend, ist 1811 in das Regiment ein getreten. Er ist einer Derjenigen, welche in der Schlacht von Wolkowisk in Rußland im November 1812 den in Bedrängniß gekommenen Obersten von Engel aus den ihn umringenden Feinden herausge hauen haben. Für das Fortkommen des alten Mannes, der eine längere Fußwanderung nicht mehr auszuführen vermag, wird das Osfizierkorps des Regiments Sorge tragen. Außerdem haben sich zu dem Jubiläum an gemeldet ein Kamerad, der 1817 beim Regiment ein getreten ist (aus Wurzen) und ein solcher, der 1827 eintrat. Zwickau. Der Kirchenvorstand zu St. Moritz hier hat, nachdem die Pläne für den Bau der neuen Moritzkirche Hierselbst die Genehmigung des Landes konsistoriums gefunden haben, die Erd-, Maurer-, Steinmetz- und Zimmerarbeiten für diesen zunächst auf 25,000 Mark veranschlagten Bau ausgeschrieben. An der Submission können jedoch nur Zwickauer, Pölbitzer und Eckersbacher Baumeister theilnehmen. Crimmitschau. Die schon ost gerügte Unsitte der Kinder, kurz vor daherkommenden Geschirren noch über die Straße zu springen, hat am Dienstag Mittag in der Leipziger Straße einen Unfall im Gefolge ge habt. Ein ungefähr sechs Jahre alles Kind, welches vor einem Kutschgeschirr noch schnell vorüber wollte, wurde von demselben auf die Seite geschlendert und dabei am Kopfe so verletzt, daß sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Aermischtes. (Einfache Lösung.) Zwei arg bekneipte Touristen, von einem 2000 Fuß hoch gelegenen Wirthshaus kommend, be merken plötzlich im Thal, daß sie unrechte Hüte mitgenommen haben. Mit unsäglicher Mühe besteigen sie den Berg noch einmal, treten, ausgelöst von Schweiß, in das Wirthshaus, und suchen nach ihren Hüten. Vergeblich! „Vielleicht habt Ihr s'selber verwechselt", sagt der Wirth. — Mit diesen Worten tauscht er den Bekneipten ihre Hüte gegenseitig um. „Dös hätt's billiger aa' hab'» könna!" meint der Wirth, und unter schallendem Gelächter verlassen die Beiden das Lokal. (Zu verlockend.) Wie kamen Sie dazu, einzusteigen? Angekagter: Herr Präsident, in der Nacht um Zwei, kein Wächter da, in der Näh ein offenes Parterrefenster — da wären Sie auch eingestiegen! Mittwoch, den 8. Juli d. I., von Nachmittags 3 Uhr an, sollen im Nachlaßgrundstück die Nachlaß gegenstände des verstorbenen Waldarbeiters Ernst Schmieder in Höckendorf, bestehend in Möbeln, Betten, Wäsche, Kleidungs stücken und Handwerkszeug, ortsgerichtlich versteigert werden. Idii« IlrtUc». Ein erfahrener Aamerstiuimcr und Neparateur trifft aus Dresden hier ein und übernimmt nur Nein stimmen, sowie die sorgfältigsten Reparaturen der Pianos und Flügel. Offerten bittet man in die Exped. d. Bl. ntederzulegen. , Ich warne hiermit Jedermann, auf meinen Grund stücken allerhand Beeren zu sammeln, widrigenfalls ich unnachsichtlich Strafantrag stelle. Gustav Weinhold in Obercarsdorf. HE" -WU Ich sehe mich veranlaßt, die vor bereits 2 Jahre» an anderen Orten von mir erlassene öffentliche War nung: meinem Sohne Otto Wilhelm Stapel, früher in Meiningen und Wiesbaden Gartengehilfe, jetzt Verwalter auf Rittergut Reichstädt bei Dippol diswalde, zu borgen oder irgendwie Kredit zu gewähren, hierdurch zu wiederholen, da ich für meinen längst volljährig gewordenen und selbstständigen Sohn keiner lei Zahlung leiste. Jena, Juli 1891. Stapel, Privatus. Eine kleine Wirthschast, circa 9 Scheffel Land und gute anstehende Ernte, ist krankheitshalber preiswerth zu verkaufen. Wo, sagt die Exped. d. Bl. in großer Auswahl, Anfertigung von Matratzen schnell und billig bei Otto kvnvdix, Nismer, Dippoldiswalde, Herreng. Oelmühlen-Verkauf. Ueber den Nachlaß des verstorbenen Oelmühlen- besitzers Johann Hermann Flade in Burkersdorf ist am 20. Juni I89l von dem Königlichen Amts gericht zu Frauenstein das Konkursverfahren eröffnet worden. Es werden daher die zum Nachlaß gehörigen Grundstücke, als: 1. die Oelmühle mit Stall- u. Scheunen- gebäude, Folium 63, und 2. die Feld- und Wiesengrundstücke (circa I I Scheffel), Folium 169 und 265 für den Ort Burkersdorf, durch den Unterzeichneten zum freihändigen Verkauf ausgeboten. Die Grundstücke sind ortsgerichtlich auf 13,700 M. taxirt. 4500 M. Hypothek für die Sparkaffe zu Frauen stein auf den Grundstücken aufhaftend, sind bei pünkt licher Zinszahlung der Kündigung nicht unterworfen. Frauenstein, am 25. Juni 1891. Hardtmann. -.""er Art fertigt billigst vUSVirUlIgLlI G Unger Herreng SI.