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Wchmtz -ZeitW „W«i»« ritz. 8«! tun," erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Gnzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten» sowie di« Agenten nehmm Br< " Amtsblatt für die Mnaliche Amtshailxlmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte «ad die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« bei de» ÜdENden Auflage d^ Blatte« eine sehr wir» same Berbrertuna finde«, werden mtt 10 Pfg. di« Spaltenzeile ad« der« Raum berechnet. — La- bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Sin«- sandt, im redavion«» «heile, die SpaltachM« SO Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jll»strirten Unterhaltungsblatt." Mtt land- und hauSwirthschaftlicher MouatLbeilage. nehmen an: in Dippoldiswalde: die Srpedition, — in Attenberg: Buchbindermstr. Schütze, - in Krauenßtetn: N-dlermstr. Hardt. Iksttklt M -lt „WtlMNtz'Itllkkg mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappelr «aufmann Theu erkauf. Nr. 59. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 20. Mai. Die auf die Pfingst- feiertage gesetzten Hoffnungen sind nur in beschränkter Weise zur Erfüllung gekommen. Der so sehr er wünschte und den Fluren'nützliche Regen in der Frei tagsnacht hatte (jedenfalls infolge entfernter Gewitter) eine so starke Abkühlung bewirkt, daß der Sonnabend nicht gerade vielverheißend aussah. Dennoch lachte am 1. Feiertage die Sonne freundlich vom Himmel; leider nur (früh 6 Uhr) bei einer Temperatur von 3° R., so daß eine starke Portion Jugendfeuer dazu gehörte, beim Frühconcert in Berreuth seinen Kaffee im Freien zu trinken. Jndeß sei hier die Thatsache verzeichnet, daß besagtes Morgenconcert nicht gerade schlecht besucht war. Leider verfinsterte sich später der Himmel, die Kälte ließ nur wenig nach, und in den Nachmittagsstunden kam es zum Regen, der die für die zweite Tageshälste getroffenen Veranstaltungen, unter Anderem das Concert im Bahnhofshotel, ver eitelte. Der 2. Feiertag fing (um 6 Uhr) zwar nur mit 2« R. an, blieb aber sonnig und hell, so daß man zwar nicht im Freien sitzen, aber doch mit Genuß durch Wald und Flur wandern konnte. Der Pfingst- besuch war im Ganzen von dem anderer Jahre nicht verschieden; der Bahndienst erforderte außerordentliche Maßregeln nicht. Auch der gestrige Tag war kühl, besonders sehr windig, brachte aber am Abend durch das im neudekorirten Schießhaussaale stattfindende Concert des königlichen Musikdirektor Philipp mit dem Musikkorps des 2. Feldartillerieregiments Nr. 28, eine unter den bewandten Umständen doppelt dankens- werthe Abwechselung. An Zuhörern fehlte es nicht und an Beifallsbezeugungen nicht weniger. Doch dürfte hierbei die Mahnung am Platze sein, in den Beifalls äußerungen doch etwas gemäßigter aufzutreten, d. h. dieselben nicht auf derartig geräuschvolle Weise von sich zu geben, als dies von Seiten mehrerer junger Leute geschah; dieses ohrbetäubende nicht endende Hände- lkatschen, nur um eine Einlage zu erzwingen, bedarf ein Chor nicht, das Ansprechendes und GutauSge- führtes bietet; wenn aber derartige lärmende Ovationen unmittelbar auf zartere Kompositionen folgen, dann wird den mit weniger dauerhaft konstruirten Nerven begabten Concert - Besuchern der Genuß der Musik wesentlich beeinträchtigt. Rücksichtnahme ist auch im Concertsaale eine gesellschaftliche Pflicht. Unter persön licher Leitung des Komponisten, des Herrn Kantor Bieber-Pirna, kamen auch vier kleinere, anmuthige Concertstücke zu Gehör, die mit ganz besonderem wohl verdienten Beifall ausgenommen wurden. Nach be endigtem Concert galt es, das neue Parquett des Saales zu probiren, und es soll die Prüfung eine so ausgiebige gewesen sein, daß sich die Tanzverständigen wohl ein begründetes Unheil über die Vortrefflichkeit desselben gebilvet haben dürften. — Das Projekt, eine Straßenverbindung der inneren Stadt mit der Vorstadt, bez. dem Bahnhofe herzustellen, ist in der am Pfingstsonnabend stattge fundenen gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien abgelehnt, dagegen beschlossen worden, den jetzigen Weg zu verbreitern und eine mit geringeren Mitteln durchführbareKorrektion desselben vorzunehmen. Nähere Details lasten sich zur Zeit noch nicht anführen. — Wie aus der Anzeige in heutiger Nummer unserer Zeitung zu ersehen, hält nächsten Sonnabend, den 23. d. M., in einer Versammlung des landwirth- schaftlichen Vereins der geschäftsführende Direktor der landwirthschaftlichen Unfallversicherung für das Königreich Sachsen, Herr Möbius, einen Vor trag über die zeitherige Entwickelung derselben u s. w. Es bedarf wohl eigentlich keiner besonderen Aufforde Donnerstag, dm 21. Mai 1891. rung an alle Interessenten, also alle Landwirthe unserer engeren und weiteren Umgegend, bei dieser Gelegen heit einmal eingehender von kompetentester Seite etwas über diese für alle Betheiligten hochwichtige Ange legenheit zu hören, und dieselbe recht allseitig zu be nutzen. Besonders werden ja auch die Herren Ver trauensmänner an diesem Tage am bequemsten etwa gewünschte nähere Aufschlüsse über ihnen vielleicht hier und da aufgestoßene Unklarheiten finden. Da zu dieser Versammlung nicht nur die Mitglieder, sondern Jedermann eingeladen und willkommen ist, so darf dieselbe wohl einer recht regen Betheiligung entgegen sehen. — Der heutigen Nummer unserer Zeitung ist als Sonderbeilage der vom I. Juni an giltige Fahrplan der königl. sächs. Staatsbahnen beigesügt. — Wie wir zu unserer großen Freude hören, er freut sich Herr OberregierungSrath Amtshauptmann von Keßinger in Karlsbad, wohin er seit einigen Wochen zur Kur gereist ist, der gewünschten Besserung seiner Gesundheit, und ist daher sicher anzunehmen, daß er nach seiner Rückkehr sein Amt in früherer Rüstig keit wieder übernehmen wird, gewiß zur großen Freude aller seiner Freunde und Untergebenen, wie sämmt- licher Bewohner seines Bezirks. — Herr Kaufmann W. Dreßler hier hat als Vertrauensmann des Landwirthschaftlichen Kreditver eins im Königreich Sachsen 25 Jahre lang treue ge wissenhafte Dienste demselben geleistet und aus diesem Anlaß von den Verwaltungsorganen des Vereins die bronzene Erinnerungsmedaille nebst Diplom verliehen erhalten. — Der Umgebung von Bienenmühle und Moldau bereitete der erste Pfingstfeiertag ein lustiges Schneetreiben. Auch in Bayern fand dieses mit dem Pfingstfest ganz und gar nicht in Einklang zu bringende Ereigniß statt; viele Eisenbahnwagen der aus Bayern anlangenden Züge waren handhoch mit Schnee bedeckt. — Wie wir heute hören, hat es am 2. Feiertage in Hermsdorf i. E. und in Frauenstein lebhaft geschneit, — ja selbst in dem wegen seiner milden Temperatur bekannten und berühmten Wiesbaden, woselbst einige Dippoldiswaldaer Familien zur Kur weilen, waren an obigem Tage nur 5 <> 0, in der Nacht sogar nur 2-4 » zu verzeichnen. — Auch aus Westphalen, aus dem Harz, aus dem Voigtlande wird über starken Schneefall während der Pfingst tage berichtet. Der ganze Oberharz ist in eine Winter landschaft verwandelt. Die Wege und die Höhen sind völlig verschneit. Der Fußverkehr ist unterbrochen. — Die Zeit, wo das reizende Maiblümchen sich entfaltet, ist wieder da, deshalb wollen wir die Lieb haber desselben daran erinnern, daß seine Blüthe giftig ist. Es enthält zwei Gifte, das Convallamarin, welches stark drastisch wirkt, und das Convallarin, welches ähnlich wirkt, wie das Gift des Fingerhutes. Der Dust der Blume dagegen ist völlig ungefährlich. — Dem im Bureau des Landeskulturraths zu sammengestellten Bericht über den Saatenstand im Königreich Sachsen Ende April d. I. entnehmen wir folgende allgemeine Uebersicht. Mit seltener Ueber- einstimmung bezeichnen die Berichte im Allgemeinen ein schlechtes Ueberwintern der Herbstsaaten. Der lang anhaltende Winter mit fast ununterbrochenem, zuweilen sehr starkem Frost bei ungenügender Schneedecke zu Anfang desselben, den darauffolgenden starken Schnee fällen und Regengüssen mit theilweisem Thauwetter unter Tags und Nachtfrösten im März und April hat den Wintersaaten sehr geschadet. Besonders betroffen ist der Weizen und hiervon wiederum am stärksten die 57. Jahrgang. englischen Sorten. Roggen hat etwas weniger ge litten; sowohl bei diesem al» dem Weizen stehen die zeitigen Saaten schöner und kräftiger als die späteren, die größtentheils umgepflügt werden mußten. Noch schlimmer hat die Rapssaat den Winter überstanden; in einzelnen Bezirken ist dieselbe total erfroren, in den anderen Bezirken nicht unter 50 Prozent. EtwaS besseres Aussehen haben die Kleefelder, hauptsächlich da, wo die Mäuseplage im Herbst wenig oder gar nicht sich bemerkbar gemacht hatte. — Die Witterung selbst war für den Bestellmonat April die denkbar un günstigste, so daß nur in der letzten MonatSwoche, in einigen Bezirken erst in den beiden letzten Tagen, an die Bestellung der Sommerfrüchte gegangen werden konnte, und dieselbe gegen andere Jahre sehr zurück ist. Was der April hierin versäumt hat, scheint der Mai nachzuholen; bei äußerst günstiger Witterung während des ersten Drittels gehen die Feldarbeiten nunmehr rasch von statten und laufen die jungen Saaten schön auf. Die Baumblüthe hat sich allent halben prachtvoll und vielversprechend entwickelt, so daß reicher Obstsegen zu erwarten steht. — Wenn auch ein Abnehmen der Mäuse bemerkbar ist, so hat der strenge Winter doch nicht vollständig unter denselben aufgeräumt. Kipödorf. Im hiesigen Hotel und Bad „Fürsten hof" hat Ihre Exzellenz Frau Staatsminister v. Thümmel Wohnung genommen. Frauenstein. In der hiesigen Sparkasse wur de im Monat März d. I. eine Gesammt-Einnahme von 46,731 M. erzielt. Die Gesammt-AuSgabe betrug 69,169 M. 58 Pf. Im Monat April gestaltete sich der Umsatz wie folgt: Einlagen in Höhe von 44,320 Mark 25 Pf., Rückzahlungen im Betrage von 43,839 Mark 73 Pf. — Im März kehrten bei der hiesigen Verpfleg station 99 Handwerksburschen ein, wofür in Summa 21 M. 85 Pf. verausgabt wurden. Im April fanden sich nur 85 Mann ein. Der Armenkasse erwuchs hier durch ein Aufwand von 18 M. 35 Pf. L Glashütte. Der Pfingstverkehr auf der Müglitz- thalbahn war ein ganz bedeutender. Außer den 4 fahrplanmäßigen Zügen und den 3 Extrazügen bis Weesenstein mußten sowohl am 1., wie auch am 2. Pfingstfeiertage 3 Extrazüge eingelegt werden, die auf der ganzen Strecke verkehrten. Hierzu kommt noch für den 2. Feiertag ein Extrazug Glashütte-Lauenstein. Der letzte Zug am I. Feiertag hatte 25 Wagen, der letzte am 2. Feiertag mußte in Glashütte getheilt werden, da er von hier aus 30 Wagen zählte. Schätzungsweise wurden an jedem der beiden Feiertage 4000—5000 Personen befördert (genaue Zahlen sind erst in einigen Tagen zu erhalten). In Dresden wurden am 1. Tage 400, am 2. 200, zusammen also 600 Rundreisekarten Dresden-Geistng-Kipsdorf-DreS- den verkauft. Der Fahrkartenverkauf betrug in Glas hütte am I. Tage 301, am 2. Tage 378 Stück. — Die hiesige Haupt-Naturalverpflegstation wurde im 1. Vierteljahr 1891 von 390 armen Reisenden ausgesucht und zwar im Januar von 108, Februar von 149 und März von 133 Personen. Von diesen erhielten 268 Nachtverpflegung, 106 Tages- und 16 halbe Verpflegung. Schlottwitz. Am vorigen Donnerstag verun glückte das vierjährige Söhnchen des Fabrikarbeiter- R. Kirsten dadurch, daß es einem in unmittelbarer Nähe eines Fußweges angebrachten zackigen Drahte zu nahe kam und sich dabei am linken Auge eine der artige Verletzung zuzog, daß die Wunde vom Arzte zugenM werden mußte. Hoffentlich gelingt die Hei lung ohne bleibenden Nachtheil für das gefährdete