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— 354 — Mit seiner jetzige» Anwesenheit als Kaiser sei ein langgehegter Wunsch erfüllt worden. Er trinke ans dem Pokale, den Kölnischer Fleiß und Kölnisches Geschick geformt, auf das Wohl der ur- und kerndeutschen Stadt Köln. Was an ihm lieg-, so werde er gern nach dem Vorbilde seiner Väter seine schützende Hand über die Stadt halten, und er denke, daß unter dem schwarz-weißen Hohenzollernschild die Stadt ihren guten Fortgang nehmen werde. Die Stadt Köln lebe hoch, hoch, hoch! Bonn. Der Kaiser ist am 5. Mai auf dem KorpS- abend der „Borussia" erschienen. Am>L. früh 7 Uhr wurde die Garnison alarmirt. Se. Mäjestät begab sich zu Pferde durch die Stadt nach der Sternthor- kaserne und von dort nach dem Exerzierplatz am Tannenbusch. — Die Schwester des Kaisers, Gemahlin des Prin zen von Schaumburg-Lippe wurde am Dienstag bei einer Spazierfahrt aus dem Wagen geschleudert. Der Wagen schlug um, die Prinzessin bestieg anscheinend unverletzt wieder den Wagen. Hamburg. Es kommen jetzt nähere Mittheilungen über die von dem Fürsten Bismarck an die in Schloß FriedrichSruh erschienene nationalliberale De putation gerichtete Ansprache. Der Fürst erklärte zu nächst mit Ausdrücken des Dankes, daß er die auf ihn gefallene Wahl annehmen werde. Er habe 40 Jahre im Staatsdienste verbracht, sich vieler Auszeichnungen erfreut und strebe nicht mehr nach äußeren Ehren. Jndeß würde es ihm schwer fallen, der Mitwirkung an den öffentlichen Angelegenheiten zu entsagen. Es sei seine schönste Zeit gewesen, als er eine national liberale Mehrheit im Reichstage hatte. Fürst Bismarck bestritt auch, wie schon früher einmal, ganz ent schieden, daß er die Nationalliberalen habe „an die Wand drücken wollen". Er komme jetzt nicht als Parteimann in den Reichstag, sondern seine Sym pathien gehörten der alten Kartellpartei. Metz. Am gestrigen Donnerstag früh wurde der Oberstlieutenant Prager vom kgl. sächs. Fnßartillerie- Regiment Nr. 12 ermordet im Bette vorgefunden. Der Ermordete zeigte eine tiefe, bis auf das Rückgrat gehende Schnittwunde am Halse, neben ihm im Bette fand sich ein abgebrochener Hammer vor. Offenbar ist der Offizier, ein Junggeselle, in der Nacht über fallen, nach einiger Gegenwehr durch Hammerschläge auf den Kopf betäubt und dann durch den Schnitt in die Kehle getödtet worden. Die gerichtliche Unter suchung ist sofort eröffnet, die Thäter sind unbekannt, die Umstände lassen auf einen Raubmord schließen, da die Schränke erbrochen, die Kassette und das Porte monnaie geleert und die goldene Uhr gestohlen wor den ist. Der Mörder ließ ein Arbeiterhemd und ein Paar alte Stiefel zurück und entfernte sich im Civil- anzuge des Oberstlieutenants. Bisher fehlt jede Spur. Belgien. Der Generalrath der Arbeiterpartei er klärt, darauf hinwirken zu wollen, daß der Berg arbeiterausstand sich auf alle Kohlenbezirke Bel giens ausdehne. Die Zahl der Streikenden wird amtlich auf 90,000 angegeben. Zusammenstöße und etwa 40 Verhaftungen erfolgten. Auf der Linie Seraing-Lüttich sind alle Telegraphendrähte abge schnitten. Zwei neue Regimenter sind nach dem Schau platze des Ausstandes abgegangen. Die Anarchisten verübten 3 Dynamitanschläge, wodurch mehrere Wohn häuser beschädigt wurden. Niederlande. Der Kriegsminister Bergansius hat mit seiner am Freitag gehaltenen vierstündigen Ver- theidigung der Militärvorlage einen glänzenden parlamentarischen Erfolg gehabt. Einen tiefen Ein druck machte es, als er den bekannten Bericht des belgischen Generals van der Smiffen vorlas und darauf hinwies, daß die Vertheidigung der gesellschaftlichen Ordnung gegen die Anarchie nur einem Heere mit Vertrauen überlassen werden könne, das aus allen Ge- sellschafts- und Berufsklaffen zusammengesetzt sei, ein Punkt, der von den Gegnern der persönlichen Dienst pflicht vollständig todtgeschwiegen worden ist. Mit eben so großer Bescheidenheit, wie überzeugungstreuer Selb ständigkeit widerlegte er den von seinem Vorgänger, dem General von der Schriek, jetzt ebenfalls Mitglied der Kammer, ausgearbeiteten Reorganisationsentwurf, der mit der allgemein verurtheilten und schon längst dem mitleidsvollen Hohn aller Sachverständigen preis gegebenen Schütterei, der niederländischen Bürgermiliz, als einer brauchbaren und verwendbaren Größe ge rechnet hatte, und nicht minder tiefen Eindruck machte seine Schilderung dessen, was im Jahre 1870 ge schehen und mit Nothwendigkeit eingetroffen wäre, wenn der damals geradezu wehrlose Staat in den Krieg ver wickelt worden wäre oder seine Neutralität hätte ver- theidigen müssen. — Aus Amsterdam wird berichtet, daß die Ge rüchte von einem Besuche des deutschen Kaisers am niederländischen Hofe greifbare Gestalt annehmen; auch der Stadt Amsterdam soll ein eintägiger Besuch zu gedacht sein. ! Frankreich. Die Mehrheit des Kriegsraths sprach sich am 5. Mai für die Pläne des Generals SMon aus, nach welchen die bisherigen Befestigungen von Paris durch eine erweiterte FortifikationSlinie ersetz werden sollen. Die Kosten in der Höhe von etwa ISO Millionen FrcS. werden durch den Verkauf von Grund stücken gedeckt. — In der Sitzung der Deputirtenkammer erregte der Boulangist Roche durch seine bezüglich der Exzess« in Fournies, wo das Militär den aufständischen Arbeitern gegenüber am I. Mai von der Schußwaffe hatte Gebrauch machen müssen, vorgebrachten maßlosen Anschuldigungen ungeheuren Lärm. Er nannte die Soldaten, die geschossen hatten, Mörder und Schlächter. Deshalb zur Ordnung gerufen und zeitweilig ausge schlossen, verläßt er den Saal mit den Worten: „Mit Freuden betrachte ich mich ausgestoßen, weil ich Er mordete gegen Mörder vertheidigt habe, zu denen ihr selbst gehört. Wie der Herr, so der Knecht!" Aus dem Berichte des Präfekten, dm der Minister Constans verliest, geht hervor, daß in Fournies ein Agitator die übermächtige Macht auf die Soldaten gehetzt habe, während' der Agitator selbst in entfernter Kneipe den AuSgang des Streiches abgewartet habe. Die Behörde habe recht gehandelt, und Soldaten und Gendarmen hätten ihre Pflicht gethan. Die Kammer sei dieser schlichten Dienerin des Gesetzes zu Dank verpflichtet. Rußland. Aus Petersburg kommt eine Nachricht, nach welcher man unbedingt darauf schließen muß, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland allen Ernstes im Begriff sind, eine freundschaftlichere Gestaltung anzunehmen. Wie die „Köln. Ztg." meldet, verlautet in Petersburger Generalstabskreisen, die bereits befohlene Verlegung der 22. Infanteriedivision von Nowgorod nach der Westgrenze sei vorläufig ver schoben worden, nachdem der Czar erfahren habe, daß diese Truppenverschiebungen namentlich darum einen schlechten Eindruck auf Kaiser Wilhelm gemacht, weil dessen Wyburger Infanterieregiment zu jener Division gehört. Das Kriegsministerium habe sich natürlich dem Willen des Czaren gebeugt, hoffe aber statt dessen die Reservetruppen zu vermehren. England. Englische Blätter melden, daß die Finanzlage des Prinzen von Wales eine so miß liche sei, daß die Königin werde helfend eingreifen müssen. — Im englischen Unterhause ist vor Kurzem ein von der Regierung eingebrachter Gesetzentwurf an genommen worden, der den Zweck hat, Kinder und jugendliche Personen vor der Ablieferung in Gefäng nisse und der mit dem Aufenthalt daselbst verbundenen Gefahren zu bewahren. Es soll zu diesem Zwecke ein Gerichtshof für summarische Rechtssprechung Gesetzes übertreter männlichen Geschlechts unter 16 Jahren zur Peitschenstrafe verurtheilen können. Die Grenzen der zulässigen körperlichen Züchtigung sind genau festgesetzt und nach Alter rc. abgestuft. Die Eltern können der Exekution beiwohnen, werden aber, wenn sie moralische Mitschuld an der Verwahrlosung der Kinder trifft, selbst bestraft. Die bisher zur Ausführung solcher Exekutionen erforderliche Einwilligung des Vaters fällt weg. Bereinigte Staaten. Um die Frage: wieviel Staaten zählt nun die nordamerikanische Union? zu beantworten, braucht man nur die Sterne des Sternenbanners zu zählen, vorausgesetzt, daß die Fahne von ihrem Besitzer auf dem neuesten Stande der Dinge erhalten wird. Es müssen nunmehr 44 Sterne sein, weil die Union aus 44 Staaten besteht. Im letzten Jahre kamen nämlich 2 dazu: Idaho und Wyo ming, nachdem kurz vorher zu den früheren 38 als weitere die vier hinzugetreten waren: Washington, Dakota, Montana, Neumexiko. Idaho mit der Haupt stadt Boise-City liegt an den Quellflüssen des Kolumbia und gehört somit zu den Pacificstaaten, es ist beiläufig dreimal so groß wie Bayern (218,311,1 gLw) und hatte 1880 nur 32,610 Einwohner, 1888 dagegen nach einer Schätzung 52,000. Wyoming, östlich von Idaho, mit der Hauptstadt Cheyenne, umschließt in seiner Nordwestecke den vielgenannten Uellowstone-Park und hat eine Größe zweimal so groß wie Bayern, Württem berg, Baden und Elsaß-Lothringen zusammen (252,719 gkm) bei einer Einwohnerzahl von 35,600. Man sieht daraus, daß die gesetzgebende Körperschaft zu Washington nicht mehr strenge an die Zahl von 60,000 Einwohnern, die ein Staat haben soll, sich bindet. Nun bleiben, abgesehen vom Bundesdistrikt Ko lumbia, worin die Bundeshauptstadt Washington liegt, noch vier Gebiete übrig: Utah mit dem großen Salz see, Arizona, Jndianergebiet mit den mehr und mehr zusammen schrumpfenden Resten der Ureinwohner, und endlich im Norden, getrennt vom übrigen Gebiete, Alaska, die Halbinsel am Beringmeer. Nordamerika. Gegen die Lyncher von New- Orleans wird, wie zu erwarten war, keine Anklage erhoben werden. Ein Telegramm aus New-OrleanS meldet: Die Große Jury hat nunmehr den Bericht über die Ermordung Hennessy- und das Lynchverfahren gegen die Italiener erstattet. Derselbe bezeichnet die Ermordung des Polizeichefs als ein Verbrechen, dessen gewaltsamer Charakter aus der Anzahl der Kugeln, unter denen Hennessy sein Leben ausgehaucht habe, hervorgehe. Was die wiederholt erhobene Beschuldi gung anlcknge, daß gewisse Mitglieder der Jury ihrem Eide zuwidergehandelt hätten, so ergebe sich aus den Verhandlungen der Jury selbst, daß in dem Falle von Politz, Schaffet» und Monasteria sechs Geschworene ein die Echuldfrage bejahendes und sechs ein ver neinendes Urtheil abgegeben hätten. Der Bericht erörtert ferner die zur Beeinflussung der Jury von der Ver- theidigung gemachten Anstrengungen, was das Mee ting vom 14. März betreffe, so hätten sich zu dem selben Tausende von Menschen eingefunden; das Volk sei einem plötzlichen spontanen Antriebe folgend in einer Weise vorgegangen, daß es schwer sei, die Ver antwortlichkeit für dieses Vorgehen, mit dem sich die Stadt solidarisch gemacht habe, festzustellen. Die Jury könne daher eine Versetzung der Angeschuldigten in den Anklagezustand nicht gutheißen. Chile. In Chile scheinen dieLeitenden Parteien des langen Haders allmählich doch müde zu werden. Wenigstens erklärte Minister Ribot in der französischen Deputirtenkammer, Chile habe zur Beilegung seiner inneren Unruhen die guten Dienste Brasiliens, Nord amerikas und Frankreichs angerufen, alle drei Mächte würde diesem Ersuchen auch stattgeben. Jedenfalls ist das letztere von der chilenischen Regierung ausgegangen, da die Aufständischen noch mit keiner fremden Macht in offizieller Verbindung stehen; hoffentlich zeigt man sich jedoch auf Seiten der Kongreßparlei ernstlichen Friedens unterhandlungen zugänglich. Vergleiche jedoch: Nach Depeschen aus Callao fand in Santiago ein Militär ausstand statt, welcher unterdrückt wurde. Einige Sol daten wurden erschossen. Mehrere Schulleher wurden daselbst entlassen wegen des Verdachtes regierungs feindlicher Gesinnung. Hochgestellte Offiziere werden aus demselben Grunde gefangen gehalten. Ein Be schluß der Kongreßpartei in Jquique erklärte die Kongreßwahlen Balmacedas für rechtswidrig. Die Anhänger Balmacedas rüsten stark in Valparaiso. Zum Theil benutzen sie peruanische Kanonen, die früher in Callao erbeutet wurden. Indien. Die englischen Expditjonstruppen in dem aufrührerischen indo-britischen Vasallenstaat Manipur haben Befehl zum Rückmarsch nach ihren früheren Garnisonsorten erhalten. Die englische Regierung will offenbar keine weiteren Opfer für die vollständige Unterwerfung der Manipuri bringen, vielleicht, weil sie erwartet, daß dieselben von selber wieder zu Kreuze kriechen werden. In der Thal heißt es, der geflohene Rajah von Manipur wolle sich den Engländern frei willig stellen. Japan. Die Deutschen, welche von der japa nischen Regierung angestellt waren, um europäische Einrichtungen in Japan einzuführen, verlassen allmäh lich das Land wieder. So hat der Polizeihauptmann Höhn dieser Tage die Heimreise angetreten, nachdem er 300 Polizeiosfiziere ausgebildet hat. Dieselben haben ihm ihre Anhänglichkeit beim Abschied durch Ueberreichung einer altjapanischen Rüstung eines be währten Meisters, zwei kostbarer japanischer Schwerter und eines antiken Feldherrnstabes bewiesen. Der Geograph vr. Knipping, der 23 Jahre in Tokio ge wirkt hat, und der Pfarrer vr. Spinner verlasse» ebenfalls Japan. Dagegen hat die japanische Re gierung sich trotz der Gegner im Parlament entschlossen, den Regierungsbauführer Tietze, der eben im Begriff stand, heimzukehren, wieder anzustellen, um zunächst den Wiederaufbau des abgebrannten provisorischen Parlamentshauses zu leiten. Die Absicht ist, den Bau wiederum nach den Plänen auszuführen, die von dem Architekten Stegmüller aus Gotha entworfen sind. Der Kostenanschlag beträgt fast 250,000 Den (800,000 Mark). , ' Kirchen-Rachrichten von Dippoldiswalde. Sonntag Eraudi (10. Mai). Vorm 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. Die Bcichtrede hält Herr Sup. Meier. Vorm. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst (Tert: Apostelg. l, 15-26). Die Predigt hält Herr Kandidat Colbitz aus Altenberg. Naehm. 2 Uhr hält kirchliche Unterredung mit der konfirmirten männlichen Jugend Herr Sup. Meier. Hauptgewinne 5. Klaffe US. königlich sächs. LandeSlotterie mach telegraphischen Privatnachrichten ohne Gewähr für deren Richtigkeit.) 4. Ziehungslag am 8. Mai 1891. 15,000 M. auf Nr. 10663 47585. 5000 M. auf Nr. 35677 46578 96628. 8000 M. auf Nr. 328 583 5633 5945 6668 6920 11288 11782 12403 12468 12631 16459 19373 20694 21646 23726 27188 28049 32005 34175 37771 38170 39189 41436 54424 60194 64069 69125 70102 70929 74325 76216 81102 81327 81659 84889 88920 93961 97671 98516