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Prinzessin Albrecht, des Generallieutenant v. Blume, des Generalmajor v. Hage«, Behelligung ver Garnison, Behörden, Vereine, Schulen und der ganzen Bevölkerung bei herrlichem Wetter feierlich enthüllt. Die Stadt ist festlich geschmückt. Der Herzog brachte ein Hoch auf den jetzigen Kaiser aus. Hamburg. Im Freihafengebiet wüthete am 20. April em furchtbarer Brand. Der dadurch ent standene Schaden ist enorm. Die elektrische Central anlage des Freihafengebietes ist zerstört. Um 6'/, Uhr verlöschten plötzlich sämmtliche elektrische Flammen der Freihafenanlagen. Schon vorher war eine furcht bare Panik unter den etwa dreihundert Arbeiterinnen der Schmidt'schen Kaffeerösterei entstanden, welche gänzlich vernichtet ist. Die Nolhthüren versagten, wo rauf die Mädchen die Fenster einschlugen und durch diese flüchteten. Hierbei erlitten mehrere Personen Brandwunden und andere Verletzungen. Der sechs stöckige Riesenspeicher 0 bildete ein einziges Flammen meer. Viele Lager wurde» zerstört, leider auch kauf männische Geschäftsbücher. Menschenleben sind, soweit bekannt, nicht zu beklagen. -Bayern. Das Kultusministerium giebt bekannt: Das Finanzministerium hat mit Rücksicht auf die große Gefährdung, welche den bayerischen Waldungen neuer lich durch das Auftreten der Nonne droht, und bei der Dringlichkeit der Sache das Ansuchen gestellt, eS möchte auf Antrag der Forst- oder Gemeindebehörden gestattet werden, daß die erwachsenen werktagsschul pflichtigen Kinder unter gänzlicher oder theilweiser Be freiung vom Schulzwangs in der demnächst bevor stehenden Zeit des Auskommens der Nonnenraupen (Spiegel), sowie in der Zeit des Nonnensalterfluges im Juli und August 1891 in den Waldungen zur Vertilgung dieser Insekten — soweit thunlich unter Aussicht der Lehrer — verwendet werden. Das Finanz ministerium hat sich bereit erklärt, die Lehrer für die Aufsicht besonders zu honoriren. — Die Distrikts und Lokalschulbehörden weiden demgemäß beauftragt, den Anregungen der Forst- sowie Gemeindebehörden die veranlaßte Unterstützung zuzuwenden. Es ist jedoch zu beachten, daß ein Zwang sowohl gegen die Lehrer als gegen die Schüler und deren Eltern nicht einlreten kann und daß nur in besonders dringenden Fällen eine Aussetzung der Schule stattfinden soll. Elsaß-Lothringen. Jüngst brachten die „Grenz boten" emen Artikel über den Fortschritt des Deutschthums in Elsaß-Lothringen, der um so größeres Aufsehen erregte, als in demselben am Schluffe gesagt wurde, daß die Elsässer heute französischer seien als vor dem Kriege. Daß dieses in keiner Weise so ist, beweist die Adresse an den Kaiser, die vor wenigen Jahren noch nicht möglich gewesen wäre. Im Gegen- theil hat das Deutschthum in den letzten Jahren be deutende Fortschritte gemacht, was sich am klarsten in dem Ausgestalten des Vereinslebens erweist. Krieger und Sängervereine sind die Hauptkörperschasten, in denen deutscher Sinn und deutscher Geist gepflegt wird. Die Unterelsässischen Kriegervereine zählen gegenwärtig 6500 Mitglieder, von denen 3700 Eingeborene sind, also die Mehrzahl. In vielen Ortschaften bestehen die Kriegeroereine durchweg nur aus Eingeborenen. Gleich günstig steht es mit den Zahlen der Gesangvereine, welche sich die Pflege des deutschen Liedes zur Aus gabe gestellt. Die Zahl der Vereine hat sich bereits so gesteigert, daß im vorigen Jahre ein „elsaß-lothringischer Sängerbund" ins Leben gerufen werden konnte, der schon jetzt 80 Vereine zählt, deren Mitglieder zum großen Theil aus Einheimischen bestehen. Darnach läßt sich allerdings auf diesem Gebiet ein Fortschritt des Deutschthums konstatiren. Das erste deutsche Eängerfest elsaß - lothringischer Vereine findet zu Pfingsten in Straßburg statt. Frankreich. Die Anarchisten verbreiteten am 19. April in den Pariser Kasernen und Fort« 50,000 — 309 — Manifeste, welche die Truppen zur Meuterei am 1. ' Mai aufsordern. Luxemburg. In dec Kammersitzung vom 15. April kam eine die Finanzen de- Landes im höchsten Grade interefsirende Angelegenheit zur Sprache. Abgeordneter Brimour richtete an die Regierung eine Frage über die Art und Weise wie die deutsche Reichseisen- babn, die den größten Theil der luxemburger Bahnen in Betrieb hat, mit dem Großherzoathume abrechnet. Nach dem im Jahre 1872 abgeschlossenen Vertrag ist die Reichsbahnverwaltung berechtigt, nach gewissen Normen Neuanschaffungen von Betriebsmaterial zu machen. Es steht aber fest, daß diese Anschaffungen nie in dem Maße gemacht wurden, wie die Eisenbahn verwaltung vertragsmäßig berechtigt wäre. Trotzdem verrechnet die Bahnverwaltung die Summe, die hätte ausgegeben werden können, und nicht die, die sie in Wirklichkeit ausgegeben hat. So wurden dem Groß- herzogthume im Jahre 1888 für neue Lokomotiven und Wagen 520,000 M. angerechnet, während nach dem amtlichen Bericht der Reichsbahn nur 66,000 M. dafür in Wirklichkeit ausgegeben wurden. Wenn man dasselbe Verhältniß für jedes der 18 Jahre, während welcher die Reichsbahn aus dem luxemburger Netze Nutzen zieht, annimmt, so kommen dem Lande nahe an 10 Millionen Franken zu gute, denn der Abgeord nete kann nicht annehmen, daß das mächtige Deutsche Reich vom Großherzogthume sich wolle Lokomotiven und Wagen bezahlen lassen, die es nicht geliefert hat. Kämen diese 10 Millionen von dem Guthaben der Bahn an das luxemburger Netz in Abrechnung, so märe der Tag nicht ferne, wo man von den Betriebs überschüssen einen Antheil erhalten würde. Der Generaldirektor der öffentlichen Bauten, vr. Thorn, er widerte, die Regierung beschäftige sich schon seil Langem mit dieser Frage, und das Studium derselben sei soweit gediehen, daß sie in nicht allzu ferner Zukunft in dem einen oder dem anderen Sinne ihre Lösung fände. Er hofft eine Lösung herbeizuführen, die dem öffent lichen Interesse entspricht. Damit war der Zwischen fall erledigt. Rußland. Die Ceremonie desGlaubenswechsels der Großfürstin Sergei, geborene Prinzessin von Hessen, wird am nächsten Sonnabend möglichst einfach voll zogen. Serbien. König Milan hat sein der serbischen Skupschtina gegebenes Versprechen, Serbien zu ver lassen und bis zur Großjährigkeitserklärung des Königs Alexander nicht dahin zurückzukehren, einstweilen in seinem ersten Theile eingelöst. Am Sonntag Morgen reiste Milan mit dem Orientcxpreßzug von Belgrad ad; bei der Abreise waren König Alexander, die Re genten und Minister, die Mitglieder des Staatsrathes, sowie die Spitzen der Militär- und Civilbehörden an wesend. Von der ihm neuerdings seitens der Skup schtina bewilligten Million Franks hat der serbische Ex-Monarch bereits die Hälfte in der Tasche, die an deren 500,000 Franks sollen ihm binnen 3 Monaten nach Paris, wo er die nächste Zeit über zu Hausen gedenkt, nachgeschickt werden. Ob das Milliönchen die vier Jahre hindurch, welche noch zwischen heute und der Großjährigkeits-Erklärung des Königs Alexander liegen, reichen wird, scheint bei dem entwickelten Talent Milans zum Geldausgeben allerdings noch fraglich. Indessen, in den Belgrader Regierungskreisen ist man zunächst froh, den unbequemen Milan überhaupt wieder losgeworden zu sein; sollte er wider Erwarten vor zeitig in Belgrad erneut anklopfen, so wird sich die serbische Regierung schon hüten, den gewesenen „König Luschtik" Serbiens ohne Weiteres wieder ins Land zu lassen. England. Mit der Disziplin im englischen Heere ist es augenscheinlich sehr mißlich bestellt. Die Meutereien der Londoner Gardegrenadiere, der Ar tilleristen in Portsmouth und der Husaren einer dritten . ... englischen Garnison datiren kau« ein Jahr her, und schon wird ein neuer ähnlicher Vorgang aus England gemeldet. Mannschaften der in Portsmouth stehenden 34. Batterie weigerten sich am Sonnabend, zur Parade anzutreten, indem sie über zu vielen Dienst klagten. Der Oberst „überredete" die Mannschaften endlich, an- zutreten. Später wurden die ältesten Soldaten ver haftet, sie sollen vor ein Kriegsgericht gestellt werden. — Der für die Zustände im englischen HeereSwesen äußerst charakteristische Vorfall bedarf keine- näheren Kommentars; der Oberst eines Regiment- muß seine Leute himmelhoch bitten, doch um Gotteswillen zur Parade antreten zu wollen, nachher erst saßt man die Hauptsünder beim Kragen — sehr nett!! Spanien. Die Versammlungen der Arbeiter in Barcelona am 19. April nahmen einen sehr tumul- tuarischen Verlauf. Diejenigen, welche unter anar chistischer Leitung standen, beschlossen, am 1. Mai zu streiken. Unter den Manifestirenden ^finden sich die Schreiner, Zimmerleute, Bäcker und Weber, wogegen die sozialistischen Schriftsetzer und Maurer auf die Manifestation zu verzichten, zu arbeiten und Abends nur zu feiern beschlossen. Die Fabrikbevölkerung in den Vorstädten beschloß, überall am 1. Mai zu feiern und zu manisestiren. In zwei Versammlungen sanden blutige Zusammenstöße zwischen Sozialisten und Anar chisten statt, doch blieb die Ordnung auf den Straßen ungestört. In Madrid selbst sind die Versammlungen ruhig verlaufen, die Mehrheit sprach sich für die fröh liche Manifestation am Abend des 1. Mai aus und wird nur am 3. Mai feiern. Nord-Amerika. In Lyndon, unweit Louismlle, wurde, wie ein Kabeltelegramm aus New Aork meldet, eine ganze Hochzeitsgesellschaft, aus 50 Personen be stehend, durch Kaffee vergiftet, welcher mit Arsenik versetzt war. Zwei Personen, darunter der reichste Bürger Louisvilles, Frank Guthrie, sind bereits ge storben. Der Geistliche, welcher die Trauung voll zogen, das Brautpaar, die Schwester der Braut und 8 Gäste, unter ihnen ein Deutscher, NamenS Herz, liegen im Sterben. Der Thal verdächtig ist der ver schmähte Liebhaber der Braut, welcher auch bereits ge flüchtet ist Vereinigte Staaten. In Nordamerika laufen von dem Schauplatz der letzten Jndianerwirren wieder beunruhigende Nachrichten ein. Die Jndianerabord- nung, die nach Washington gekommen war, ist von dort in sehr unzufriedener Stimmung heimgekehrt. Man habe ihnen zwar Versprechungen gemacht, sagen die Rothhäute, aber in ganz unzuverlässiger Weise. Dazu seien die Gesandten ohne Geschenke entlassen und überhaupt nicht nach Würden behandelt worden. Man vernimmt nun von fortwährenden feindseligen Be- rathungen zwischen den Sioux, Cheyenne», ArapahoeS, u. s. w. Seitdem die Truppen von der Pine-Ridge- Agentur abzogen, herrscht ein steter Botenverkehr zwischen jenen Stämmen. Von Ansiedlern in der Nähe des Indianer-Territoriums wird behauptet, die Ent waffnung der Rothhäute sei eine Poss-, sie hätten noch ebensooiele Waffen wie früher, ja noch viele ganz neue Gewehre dazu gekauft; und es fehle nicht an Weißen, die ihnen so viel Waffen und Patronen ver kaufen, wie sie nur haben wollen. — Die Weigerung des Jndianerkommissars, daß Buffalo Bill 100 Indianer für seine Wild West Show für Europa anwerben dürste, ist vom Präsidenten aufgehoben worden. Man glaubt, daß gerade ein Aufenthalt der Indianer in Europa civilisirend auf sie wirke, und machte die Erfahrung, daß die Genossen von Buffalo Bill viel zur Bekämpfung der letzten Wirren beitrugen. Er hat bewiesen, daß die Anklage, er habe die Indianer in Europa schlecht behandelt, unbegründet war. Man hat ihm die ge fangenen Indianer überlassen, die sich am wildesten bei Pine-Ridge erwiesen haben, und hofft, daß er dieselben auf seiner Tour zu gezähmten Indianern machen wird Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die diesjährige Stutenmusterung und Fohlenschau betr. Nach Mittheilung des Königl. LandstallamteS zu Moritzburg findet die dies jährige Stutenmusterung und Fohlenschau für das Zuchtgebiet Mönchenfrei, am 4. Mai, Vormittags 9 Uhr, ohne Prämiirung in Großhartmannsdorf; Dippoldiswalde, am S. Mai, Vormittags 9 Uhr, ohne Prämiirung auf der Aue vor dem Schießhause in Dippoldiswalde; Keffelsdorf, am 6. Mai, Vormittags 9 Uhr, mit Prämiirung in Keffelsdorf und Copitz, am 13. Mai, Vormittags 9 Uhr, mit Prämiirung in Copitz statt. Die Ortsbehörden des amtshauptmannschafllichen Bezirkes werden angewiesen, nicht nur sofort hierüber in ortsüblicher Weise Bekanntmachung zu erlassen, sondern auch die Besitzer von Pferden auf fragliche Musterung rc. noch besonders aufmerksam zu machen. Hierbei wird wiederholt darauf hingewiesen, daß vom Jahre 1885 an für alle nicht im Zuchtregister eingetragenen Stuten ein um 3 Mark erhöhtes Deckgeld zu zahlen ist und ebenso für eingetragene Zuchtstuten, sobald ihre nachzuweisenden Produkte im ersten oder zweiten Jahre bei den Fohlenschauen nicht oorgestellt werden. Diejenigen Züchter also, deren Stuten nicht im Zuchtregister ausgenommen sind, die sich aber fernerweit das bisherige niedrigere Deckgeld von 6 Mark sichern wollen, müssen ihre Stuten bei der nächsten Stutenmusterung zur Eintragung in's Zuchtregister vorstellen und ihre Produkte seiner Zeit im ersten oder zweiten Jahre zur Fohlenschau bringen. Dippoldiswalde, den 2. April 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. - I V.: vr. Richter, Reg.-Ass. S-nnq. Bekanntmachung, die Zählung der Fabrikarbeiter betreffend. Behuf- Vornahme der in deb amtshauptmannschafllichen Bekanntmachung