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200 länger, hoch darf man ebenfalls auf besten Erfolg hoffen. Nirsa. Gegenwärtig zirkulirt eine Petition an die Ständeversammlung des Königreichs Sachsen der Dör fer Röderau, Zeithain und benachbarter Orte dies- und jenseits der Elbe um Erbauung einer Chaussee aus Staatsmitteln vom Bahnhofe Riesa über Röderau und Zeithain nach dem Artillerie-Schießplätze am königl. Sohrischwalde. In der Begründung der Petition ist u. A. gesagt, daß die einzige Verbindung zwischen dem Artillerie-Schießplätze zu Zeithain und der Stadt Riesa, sowie dem Bahnhofe Riesa-Gröba und dem Verkehrs und Winterhafen zu Riesa-Gröba, zur Zeit der Kom munikationsweg von Zeithain über Röderau nach Riesa, welcher den Adjacenten zur Unterhaltung ob liegt, bietet. — Von der hier garnisonirenden 3. Abtheilung der Feldartillerie werden am t. Juni d. I. 2 Batterien nach Dresden versetzt, während die 3. Batterie genannter Abtheilung auf 1 weiteres Jahr hier ver bleibt und im Degner'schen Grundstück, besten Be sitzerin dasselbe nachträglich wieder zu genanntem Zweck vermiethet hat, verquartirt wird. Leipzig. Der lange Rechtsstreit, mittelst dessen einige Mitglieder der vormaligen Kramer-Innung in Leipzig, Heinrich Peters und Genoffen, die Auflösung der Kramer-Innung mit ihren Folgen, dem Ueber- gang des Vermögens und der Verwaltung der Oeffent- lichen Handels-Lehranstalt auf die Handelskammer, rückgängig zu machen versuchten, hat nun sein Ende erreicht. Die von den Klägern gegen das abweisende Urtheil des Ober-Landesgerichts zu Dresden eingelegte Revision ist von dem Reichsgericht durch Erkenntniß vom 12. Februar d. I. zurückgewiesen, und es sind die Kosten der Revisionsinstanz den Revisionsklägern auferlegt worden. — Vor etwa einem halben Jahre wurde über einen Prozeß berichtet, der sich betreffs eines Looses der EchloßfreiheitSlotterie, welches mit einem Gewinn von 18,000 M. gezogen worden war, zwischen dem Burg- kellerwirth Böttger und dem Cigarrenhändler Pettrich Hierselbst entspannen hatte. Während Böttger das Loos in den Händen hatte und behauptete, das Loos von Pettrich gekauft zu haben, bestritt dies der letztere, indem er seinerseits die Behauptung aufstellte, das fragliche mit einem so bedeutenden Betrage gezogene Loos sei ihm auf unerklärliche Weise abhanden ge kommen. Der Prozeß, welcher in hohem Maße das juristische und Laienintereste erregte, ist am letzten, Montag, nachdem zahlreiche Termine vorausgegangen' waren, insofern zum Abschluß gebracht worden, als sich die beiden Gegner verglichen haben. Der Gewinn wird zwischen Beiden zu gleichen Summen getheilt und es übernimmt Jeder die Hälfte der Kosten. Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichstag erledigte am 17. März die dritte Lesung des Etats, sowie das Anleihegesetz, bewilligte das Gesetz, betreffend die Schutztruppe und vertagte sich alsdann bis zum 7. April. — Die Frage, wem für die Folgezeit die Führung der Centrumspartei zufallen werde, ist durch das Hinscheiden des Abgeordneten vr. Windthorst brennend geworden. Die Entscheidung dürfte, wie verlautet, auf den Abgeordneten vr. Porsch fallen, welcher be reits häufig die Vertretung des greisen Centrums führers übernommen hat. vr. Porsch ist Rechtsanwalt, Notar und fürstbischöflicher Konsistorialrath in Breslau. Er vertritt im Reichstage den Wahlkreis II. Breslau. — Mit Aufmerksamkeit verfolgt man in allen Kreisen die Bergarbeiterbewegung. Binnen wenigen Wochen wird die Entscheidung darüber fallen, ob in Westfalen und den Rheinlanden ein Bergarbeiter streik von ganz gewaltigen Dimensionen ausbrechen soll oder nicht. Die Führer der Bewegung setzen alle Hebel an, um eine allgemeine Arbeitseinstellung herbei zuführen. Letzten Sonntag fanden nicht weniger als 22 öffentliche Versammlungen der Bergarbeiter im Ruhrgebiet statt. Die Spekulation der Führer geht dahin, daß bei einem allgemeinen Streik die Kohlen- noth eine derartige Höhe erreichen würde, daß die Streikenden die Herren der Situation würden. In eine eigenthümliche Lage ist durch die Bergarbeiterbe wegung die Sozialdemokratie gebracht worden. Ab wiegeln darf sie nicht, denn sonst wäre ihr Ansehen dahin; aber sie sieht die Bewegung zum Streik keines wegs mit günstigen Augen an, weil sie eine furchtbare Niederlage der Streikenden fürchtet. Trotz aller groß sprecherischen Redensarten ist nämlich nicht soviel Geld vorhanden, um 20000 Arbeiter länger als eine Woche genügend unterstützen zu können. Aus diesem Grunde halten genaue Kenner der Bergarbeiterbewegung einen Streik von bedeutendem Umfange für ziemlich ausge schloffen. — Wie die „Kölnische Volkszeitung" meldet, Haben sich in der Versammlung der Sulzbacher Gruben- AuSschußmitglieder eine Inspektion ganz, andere In spektionen theilweise gegen die Beschickung des Pariser BergarbeiterkongreffeS ausgesprochen. Die Versamm lung verlief ohne Resultate. Wilhelmshaven. Zum Schutze der Nordsee fischerei wird am 17. d. M. das Panzerfahrzeug „Bremse" in Dienst gestellt. Dieses, wie auch das Schiff „Brummer" repräsentiren einen besonderen Typ unter den deutschen Fahrzeugen; sie ergnen sich in Folge ihrer verhältnismäßig großen Geschwindigkeit, 15 Meilen in der Stunde, vorzüglich zur Verfolgung der Raubfischer. Die „Bremse" wird, wie nunmehr bestimmt ist, bis Mitte November, d. h. bis zur vor aussichtlichen Einstellung der Fischerei, im Dienst bleiben. In früheren Jahren wurden die für den Schutz der deutschen Nordseefischerei von der Marine entsandten Schiffe bereits Ende September oder An fang Oktober nach Wilhelmshaven zurückgezogen, so daß von da ab bis zum Eintritt des Winters die deutschen Fischer ohne Schutz ihr mühsames Gewerbe ausführen mußten. So konnte es auch geschehen, daß im vergangenen Herbst, wie noch bekannt sein wird, die Logger der Emdener Heringsfischerei von englischen Fischräubern überfallen und ihres Fanges beraubt werden konnten. Elsaß-Lothringen. In allen Schichten der Ein wohnerschaft hatte man mit Spannung den Nachrichten entgegengesehen, welche der Telegraph über den Empfang der Deputation des Landesausschuffes beim Kaiser und des Letzteren Antwort auf die Adresse bringen würde. Man wußte, daß der Kaiser den vollzogenen Schach zug gegen Frankreich nicht sofort zurücknehmen würde und verlangte dies auch gar nicht. Nur die Hoffnung auf baldige Milderung des Paßzwanges wollte man aus der kaiserlichen Antwort entnehmen und diese Er wartungen sind erfüllt worden. Man ist hier allge mein dem Landesausschuß dankbar, und noch mehr in Bürgerkreisen wie in der Beamtenwelt, daß er den vielbesprochenen Schritt gethan hat. Ueber die Loth ringer zuckt man die Achsel und ist nur darüber froh, daß die in den 70er Jahren von hervorragenden El sässern oft bekundete Ansicht, daß die enge Verbindung des Elsasses mit Lothringen niemals gut thun würde, jetzt wiederum sich bewahrheitet. Stolz aber ist man über die Ehrung, welche der Deputation von Seiten des Kaisers angethan ward, denn man fühlt sich da durch mitgeehrt. Die Hoffnungen, welche sich hier an des Kaisers Worte anknüpfen, sind sehr große. Es wurde daran erinnert, daß der Kaiser bei seinem Hier sein im April vorigen Jahres in der gleichen Frage ähnliche Hoffnungen gab und dann im Sommer schon die Erleichterungen in der Handhabung des Paßzwanges eintraten. Sollte die gleiche Spanne Zeit in diesem Jahre nicht genügen, eine Maßregel zu mildern, von welcher Handel und Wandel eines deutschen Grenz volkes allzuhart betroffen wird? Es liegt allerdings in der Hand der elsaß-lothringischen Bevölkerung, sich weiterer Errungenschaften in dieser Frage würdig zu zeigen, aber auch in der Hand des Kaisers, sich den innigen Dank dieser Bevölkerung durch Gewährung von deren Bitten zu sichern. Oesterreich. Ueber die Bildung der neuen Mehr heit des österreichischen Abgeordnetenhauses haben in der vergangenen Woche mehrfache Verhandlungen statt gefunden. Allmählich scheint eine Klärung der Lage einzutreten; denn die Regierung sieht sich offenbar außer Stande, die Folgen der kalten Ziffern abzu lehnen. Das Haus zählt 353 Mitglieder, die Mehr heit mithin 177, die deutschliberale Partei allein ver fügt über 110 Stimmen. Sie kann, wenn sie in den Kampf gegen die Regierung tritt, jeden Augenblick 67 Stimmen aus andern Gruppen zusammenvringen. Also muß Graf Taaffe die deutschliberale Partei wohl oder übel zum Hauptbestandtheil seiner neuen Mehr heit machen. Eine ziemlich sichere Regierungstruppe haben von je die jetzt 57 Mann starken Polen gebildet. Mil den 78 böhmischen Edelleuten verfügt das Mi nisterium mithin, wenn sich diese Gruppen unter einen Hut bringen lassen, über eine sichere Mehrheit. In wieweit diese Verbindung indessen dauerhaft sein wird, erscheint sehr zweifelhaft. Oesterreich. Die innere Lage hat eine merk würdige Wendung genommen. Die Verhandlungen zwischen Graf Taaffe und den deutschliberalen Führern lieferten keinerlei positives Ergebniß; Taaffe will keine bestimmten Zusagen machen, er will das Ministerium vorläufig nicht rekonstruiren, sondern verlangt, die Deutschliberalen sollen ihm ohne genau umschriebene Verpflichtungen seinerseits zur Bildung einer neuen Mehrheit „im Staatsintereffe" behilflich sein. Den anderen Parteien gegenüber nimmt Taaffe denselben Standpunkt ein und giebt allen zu verstehen, daß er einfach gehen werde, wenn sie seinen Willen nicht er füllen, ihnen die Sorge und Verantwortung für alles Weitere überlassend. Die Stimmung in deutschlibe ralen Kreisen ist in Folge dessen eine sehr ungünstige. Niemand weiß, was die nächste Zukunft bringen wird. Am Donnerstag sollen die Führer der verschiedenen Parteien zum Kaiser Franz Joseph bemfen werden. Die offiziösen Organe heben ostentativ hervor, daß Graf Taaffe sich nicht an sein Portefeuille anklammere, drücken aber gleichzeitig die Erwartung aus, daß die Parteien sich fügen werden und daß bei der Adreß- debatte die erwünschte Klärung eintreten werde. Zu nächst bleibt jedenfalls der Empfang der Parteiführer beim Kaiser abzuwarten; bis dahin vertagen auch die deutschliberalen Führer ihre weiteren Entschließungen. Luxemburg. Eine Fundgrube unfreiwilliger Komik bieten dieBerathungen des hauptstädtischen Gemeinde raths. In der letzten Sitzung oder vielmehr nach derselben wären sich bei einem Haar die 6 Protestler und ihre abtrünnigen drei Kameraden in die Haare gerathen. Jene sechs schwänzen nämlich die Sitzungen nicht mehr, aber sie benutzen sie, um in aller Gemüths- ruhe die Zeitungen zu lesen. Jeder bringt sich eine Nummer des „Temps" mit, der bekanntlich ein riesen großes Format hat und begräbt sich während der Be rathungen in denselben ein. Was in der Sitzung vorgeht, kümmert die Herren nicht, sie lesen. Haben die übrigen Stadtverordneten die Tagesordnung er ledigt, so falten die sechs Zeitungsleser würdevoll ihre Blätter zusammen und gehen stumm von dannen. Aber sobald sie den Sitzungssaal hinter sich haben, dann öffnen sich die Schleuße» ihrer Beredsamkeit und überschütten die drei Abtrünnigen mit den Ausdrücken der tiefsten Verachtung. Es ist unnöthig zu sagen, daß bei jeder Stadtverordnetensitzung halb Luxemburg sich vor dem Rathhaus ansammelt, um Zeuge dieser wahrhaft homerischen Wortgefechte zu sein. Belgien. In welch' leichtfertiger Weise die bel gischen Arbeiter zu der zweischneidigen Waffe der Ar beitseinstellungen greifen, dafür geben zwei der artige Ereignisse aus der vorigen Woche einen schlagen den Beweis. In den Werken der Cockerill-Gesellschaft zu Seraing war ein erster Heizer von der Direktion auf den Posten eines zweiten Heizers aus dem Grunde herabgesetzt worden, weil er in den letzten Monaten jeden dritten Tag ohne Entschuldigung von seiner Arbeit fernblieb, um als sozialistischer Agitator auf Reisen zu gehen. Im Ganzen fehlte er in den letzten 105 Tagen 36 Mal. Die Direktion mußte da ein schreiten, und sie hat es offenbar in sehr maßvoller Weise gethan. Die Arbeiter des Werkes ließen sich aber nun von sozialistischen Treibern verhetzen und begannen den Ausstand, um die Direktion zu zwingen, den Heizer wieder in seinen höheren Posten einzusetzen. In diesem Falle konnte man doch unmöglich der Direktion ein Nachgeben zumuthen. Der andere Fall ist der, daß am 13. März früh 750 Puddler in Mon- ceau bei Charleroi unter der Forderung höheren Lohnes von der Arbeit sich entfernten, aber schon Nachmittags ihre Forderung zurückzogen, um am Montag die Ar beit wieder auszunehmen. Fazit: zwei Tage Lohn verlust. Frankreich. Die 50 Torpedoboote, welche vom Admiral Aube in den Werften des mittelländischen Meeres bestellt morden waren, haben sich als unbrauch bar erwiesen. Sie kosteten zusammen 8>/« Mill. Frcs. Man hat jetzt mit zweien dieser Boote den Versuch gemacht, sie abzuändern. Die Arbeiten wurden in den Werften der Loire in St. Denis ausgeführt und kosteten 60,000 Francs. Mittwoch sollten die beiden Boote wieder an die Marineverwaltung in Cherbourg abgeliefert werden. Auf der Fahrt dorthin kam aber ein Unfall an den Maschinen vor und die Boote sind nun wieder unbrauchbar. Rußland. Die russischen Konsuln im Auslande sollen angewiesen sein, die Pässe von Juden nicht mehr zu visiren; somit wäre die russische Grenze nun mehr den Juden verschlossen. (Glückliches Rußland!) Italien. Prinz Jerome Napoleon, Sohn des ehemaligen Königs von Westfalen, der Schwager des Königs von Italien, ist nach langer Krankheit und schwerem Todeskampfe am 17. März in Rom gestorben. 5 Sitzung der Stadtverordneten zrr Dippoldiswalde am 13. März 1891. In heutiger Sitzung, zu welcher sämmtliche Stadtverord nete, mit Ausnahme des erkrankten Herrn Stadw. Wendler, erschienen waren, wurden zunächst 6 Gesuche um Darlehne aus der Sparkasse erledigt und zwar wurden nach den Be schlüssen des Stadtraths vier derselben — Gesammtbetrag 15,700 M. — gegen Angelobung hypothekarischer Sicher heit genehmigt, zwei aber im Mangel genügender Sicherheit abgelehnt. Bedingungsweise Genehmigung sand sodann dem stadt- räthlichen Vorschläge entsprechend das Gesuch des Herrn Bau meisters Claus um Gestattung der Holzablagerung auf einem Theile der hiesigen Aue auf kürzere Zeit. Weiter erklärte man sich heute mit der vom Stadtrathe beschlossenen Festsetzung der Vergütung für Ueberstundcn bei hiesiger Stadtschule aus 125 Pfg. einverstanden. Die gleiche Vergütung für die Lehrerin für weibliche Handarbeiten ist auf 60 Pfg. pro Stunde festgestellt. Damit ist nun auch die