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W Hnitz -JeitW. 57. Jahrgang. Donnerstag, dm 12. März 1891. Nr. 31. Mrate fiir die^ßeM-MMg" ^7 Inserate, welch« bei d« bedeutenden Auflage det Blatte« «in, sqr wir«, same Verbreitung finden, j werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplicirt« Inserat« mit entsprechen» dem Aufschlag. — Einge sandt, em redaktionellen »Helle, die Epaltenzetl« S0Pf«. Btt „Wek-eritz. Zeitung" erscheint wLchenttich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2K Pfg-, zweimonatlich . 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an, für di- Königlich- Ymtshauptmamschast Dippoldiswalde, sowie M di- Königlichen Amtsgerichte und die KtadtrSthe Amtsblatt zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehllt in Dippoldiswalde. Mit achtseitige« „Jllust-i-t-n Unterhaltungsblatt." ' Maland- und hauswirthschaftlicher M-n^b-Uage. Die Ncichsrathswahlkn in Ochrrreich au- das Miaifleriam Taaffe. Obwohl die seit dem 27. Februar stattfindenden ReichsrathSwahlen in Oesterreich infolge des eigen- thümlich verzwickten österreichischen Wahlsystems erst in der laufenden Woche ihren Abschluß erhalten wer den, so gestatten die bis jetzt vorliegenden Resultate doch schon einen ziemlich sicheren Schluß auf den Ge- sammtcharakter der österreichischen Wahlen. Denselben war bekanntlich die Auflösung des früheren Reichs raths, mit dessen slavisch-klerikaler Mehrheit der Mi nisterpräsident Graf Taaffe einfach nicht mehr weiter zu regieren vermochte, vorangegangen, und die jetzigen Neu wahlen sollten ihm nun aus der Sackgasse wieder heraus helfen, in welche er mit seiner berühmten „Versöh nungspolitik" allmälig gerathen war; haben nun die Reichsrathswahlen wirklich eine parlamentarische Mehr heit gezeitigt, auf welche sich der „österreichische Bis marck" besser verlassen kann, als auf den „eisernen Ring" der bisherigen Reichsrathsmajorität? Ja, das ist eben die große Frage, deren vollständige Beant wortung allerdings erst nach der Einberufung des neuen Parlaments erfolgen wird; dennoch läßt sich schon jetzt erkennen, daß die Wahlen keineswegs ganz nach Wunsch der Negierung verlaufen sind. Vor Allem bedeutet die an Vernichtung grenzende Nieder lage, welche die Altczechen in Böhmen durch ihre jung- czechischen Stammesgenossen erlitten haben, einen schweren Schlag für das Taaffe'fche Regime. Die Altczechen waren von Taaffe immer besonders ge hätschelt worden und offenbar sollten sie auch im neuen Reichsralh einen Theil der Regierungsmehrheit mit bilden helfen. Damit ist's aber nun nichts, denn die Altczechen werden im österreichischen Parlamente kaum «tu Dutzend Köpfe stark sein. Ist diese Gruppe schon durch ihre Minderzahl ziemlich belanglos, so finkt sie durch den Umstand, daß die altczechischen Führer Or. Rieger und Zeithammer nicht wiedergewählt worden, und deshalb aus dem parlamentarischen Leben aus geschieden sind, bis zur völligen Bedeutungslosigkeit herab. Mit den Altczechen kann also Graf Taaffe künftig nicht mehr rechnen, dies um so weniger, als die altczechischen Abgeordneten vorläufig auf die Aus übung ihrer ReichSrathsmandate verzichten wollen, da gegen wird er die erstarkte Partei der Jungczechen nunmehr offen als Oppositionspartei vor sich haben, und daß die fanatischen Jungczechen, die etwa 36 Mann stark in den neuen Reichsrath einziehen, der Regierung schwere Ungelegenhetten bereiten werden, ist gewiß. Aber auch die anderen nationalen Dränger und Stürmer, auf deutscher Seite die Antisemiten und die sogenannten „Nationalen", auf slavischer Seite die nationalen Slovenen, kehren verstärkt in den Reichs rath zurück. Allerdings werden die letzteren Gruppen zusammen kaum 30 Köpfe zählen, aber das ist bei der „scharfen Tonart", welche alle diese Fraktiönchen vertreten, mehr als genug, um dieselben immerhin ins Gewicht fallen zu lassen. Jedenfalls sind Jungczechen, Antisemiten u. s. w. bei der neuen Mehrheitsbildung im Reichsrathe von vornherein als ausgeschlossen zu betrachten, was jedoch die übrigen Parteien anbelangt, so steht fest, daß durch die Neuwahlen an den be stehenden Verhältnissen nicht viel geändert worden ist. Die Deutschliberalen werden auch im künftigen Ab geordnetenhaus« mindestens 100 Mitglieder zählen und demnach immer wieder die stärkste Partei sein, die klerikale Partei mit Einschluß der konservativen Ver treter des Großgrundbesitzes erscheint ebenfalls in alter Stärke wieder und nur die Polen haben einige Man date an die Ruthenen verloren, dennoch werden jene immer noch zwischen 35 und 40 Abgeordnete zählen. Endlich ist noch der Coronini-Klub da, welcher die liberalen italienischen Abgeordneten aus Triest, Istrien und Südtyrol umfaßt und durch die Wahlen ebenfalls keine nennenswerthe Veränderung erlitten hat. Aus diesen Parteien wird Graf Taaffe seine neue Mehrheit entnehmen müssen und es heißt denn auch bereits, er wolle dieselbe aus den Deutfchliberalen, den Polen, den Vertretern des konservativen Großgrundbesitzes und aus den Abgeordneten des Coronini - Klubs Her stellen. Diese Annahme klingt sehr wahrscheinlich, da die österreichische Regierung sich im Parlamente künftig weit mehr als bislang auf die gemäßigten Elemente angewiesen sehen wird. Aber der Haken liegt nur darin, daß die Deutschliberalen nicht unbedingt als Regierungspartei mitthun, sondern von der Regierung zunächst gewisse politische Garantien verlangen dürften und von diesem Punkte hängt es wesentlich mit ab, ob im neuen österreichischen Parlamente die Bildung einer anderweitigen Mehrheit auf festen Grundlagen er folgen wird. Lokales ««d Sächsisches. Dippoldiswalde, 10. Mäiy. Wie die Jahres zeiten selbst, so kehren auch mit peinlicher Regelmäßig keit die Spiele der Kinder auf Straßen und Plätzen wieder. Es ist kein Wunder, daß sich die Jugend nach den Arresttagen des Winters und des Thau- wetters hinaus sehnt ins Freie, um Glieder und Kräfte wieder mal zu üben und zu bethättgen im fröhlichen Spiele. In jetziger Jahreszeit sind der Kreisel und das beliebte Kugelspiel, das sogenannte „Titschen", an der Tagesordnung. Auf Trottoirs und andern einigermaßen ebenem Terrain sieht man denn auch die Felder mit Nummern und „Himmel" und „Hölle" deutlich bezeichnet. Und wenn man auch manchmal ausweichen muß, um die eifrigen „Titscher" in ihrer Lust nicht zu stören, dagegen wollen wir nichts ein wenden; aber eine eingeriffene, und immermehr ein reißende Unart können wir nicht mit Stillschweigen übergehen: das ist die Anwendung ziemlich großer und schwerer Bleikugeln, von denen wir aus Erfahrung wissen, daß schon oft Kinder und harmlos des Weges daherkommende Erwachsene damit schmerzhaft getroffen worden sind. Es kommt aber auch vor, daß Kinder, die eine solche, wohl -/» Pfund schwere Bleititschkugel in der Tasche haben, dieselbe zum Zeitvertreib, ohne bei dem betreffenden Spiele zu sein, auf dem Trottoir mit aller Kraft dahin schleudern, um zu fehen, wie weit sie rollt. Das ist eine Unart, an deren mögliche Folgen die Jungen wohl nicht denken; darum fei hier darauf aufmerksam gemacht und vor derselben ernstlich gewarnt. Und noch eine zweite Mahnung dürfte beim nahenden Frühlinge vollberechtigt sein, nämlich die: bei dem Spielen im Freien die Anlagen zu fchonen. Soweit dieselben eingefriedigt sind, werden sie ja einigermaßen respektirt, soweit sie das aber nicht sind, wie z. B. an der Kirche, werden sie mit unbegreiflicher Vorliebe anstatt des daneben liegenden breiten glatten Weges, zum Tummelplätze oder wenigstens zum zeit weiligen Aufenthaltsorte der Zuschauer gewählt. L)ie Rasenplätze um die Kirche haben bisher zu einer all- seitigen Entwickelung noch nicht kommen können, zumal sie auch zu Zeiten der beliebte Raufplatz einer sich dort gern sammelnden Meute von Hunden sind. — Der Gepflogenheit höherer Lehranstalten ent- prechend, hat auch die hiesige Handelsschule in diesem Jahre zum ersten Male einen Bericht über das Schuljahr 18S0-S1 erstattet. Dieselbe ist bekanntlich durch ein gegenwärtig aus 17 hiesigen Kaufleuten, 1>ez. andern Interessenten bestehendes Konsortium ins Leben gerufen worden, weil fowohl der kaufmännische als mancher andere Beruf eine weitergehende Vor bildung verlangte, als dieselbe in der allgemeinen ein fachen Fortbildungsschule geboten werden konnte. Der Kursus ist von Ostern d. I. an zweijährig, während früher ein dreijähriger Besuch der Schule gefordert wurde. Das jährliche Schulgeld beträgt für Konsortial mitglieder jährlich 48 M., für Nichtkonsortialmitglieder 60 M. Die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden in Deutsch, Buchführung, Französisch, Rechnen, Han delslehre und Handels-Geographie beträgt für jede Klaffe 8. — Aus der Schulchronik entnehmen wir die Mittheilung, daß Michaelis 1890 der bisherige Leiter der Schule, Herr Schuldirektor om. Engelmann, auS- schied, auch Herr Müllerschuldirektor Simon-Ackermann feine Thätigkeit in dieser Anstalt niederlegte. Die Leitung, sowie den Unterricht in Deutsch und in den Handelsfächern übernahm Herr Schuldirektor Rasche, Französisch giebt Herr Lehrer Krüger, Herrn EidnerS Stellung blieb die gleiche. Der Schulvorstand besteht aus den Herren R. Lincke als Vorsteher, W. Dreßler als Kassirer und Herrn Schuldirektor Rasche. Die Zahl der Schüler beträgt gegenwärtig 20, 7 in Kl. I und 13 in Kl. II. — Die Prüfung, welche sich auf Handelslehre, Handelsgeographie und Französisch er streckt, findet Sonntag, den 15. März, von 11—12 Uhr statt. — Es wird uns mitgetheilt, daß die Verlosung der Ausstattungsgelder aus der Kiebsch-Stiftung nicht nächsten Sonntag, den 15. März, wie ursprünglich be stimmt war, sondern erst Sonntag, den 22. März, statt finden wird. — BeiLeklRusterung der Mannschaften deS Amts gerichtsbezirks Dippoldiswalde am 6. und 7. März gelangten 430 Mann zur Gestellung. Davon wurden tauglich befunden: 128, zur Ersatzreserve bestimmt: 15, zum Landsturm übergeführt: 59, 1 Jahr zurückgestellt: 199 und dauernd untauglich erklärt: 29. Schönfeld. Am vorigen Sonntag feierte der vor drei Jahren hier gegründete Militärverein, im prächtig ausgeschmückten Saale des hiesigen ErbgerichtS- gasthofe sein zweites Stiftungsfest. In der Fest-Ver sammlung entwickelte sich bald eine recht heitere Stinz- mung. Der erste Toast, vom Herrn Vereinsvorstand H. Richter ausgebracht, galt Sr. Majestät unserm allverehrten König Albert, dem Protektor aller säch sischen Militärvereine, an welchen sich die Sachsen hymne anschloß, die von allen Anwesenden mit Be geisterung stehend gesungen ward. Ein Tafellied und eine Menge heitere Toaste erhöhten die Tafelfreuden. Nach Beendigung der Tafel gab man sich dem Ver gnügen des Tanzes hin. Ungetrübte Freude herrschte bis zum Schluß des Festes und dasselbe wird gewiß jedem Theilnehmer in angenehmer Erinnerung bleiben. -I- Frauenstein, 9. März. DieOsterprüfungen finden in der Parochie Frauenstein nächste Woche statt und zwar in folgender Weise: in Frauenstein Montag, den 16. März, früh 8—10 Uhr die I. Knabenklaffe, von '/»II —12 Uhr IV. gemischte Klaffe, Nachmittags von 2—4 Uhr die III. gemischte Klaffe; Dienstag, den 17. März, früh 8-10 Uhr I. Mädchenklaffe, -/»II bis 12 Uhr V. gemischte Klasse, Nachmittags 2—4 Uhr II. gemischte Klasse; Mittwoch, den 18. März, von früh 9 Uhr die hiesige Fortbildungsschule. In Reichenau erfolgt das Osterexamen Montag, den 16. März, und zwar in Klaffe I früh 8-10 Uhr, in Klaffe II -/,11 bis 12 Uhr, in Klaffe III -/,2—3 Uhr, in Klaffe IV 3—4 Uhr. In Kleinbobritzsch ist dasselbe für die Oberklaffe Dienstag, den 17. März, früh 8-10 Uhr, für die Unterklasse von -/»II-12 Uhr. Bei den Echulprüfungen in Frauenstein werden die von den Mädchen gefertigten weiblichen Handarbeiten während der Examqntage im Bidliothekzimmer zur Ansicht aller