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136 in'S Lug« zu fasten und ob zur Bearbeitung und Ein reichung von Bauplänen nicht Preise auszuschreiben tseien. ES soll zunächst ein Bestand von 20 Hospstalsten «angenommen, jedoch der Bau für 40—60 dergleichen vorgesehen werden. Das Gebäude soll zwar ein an ständiges und freundliches Aeußere erhalten, sonst aber einfach gehalten werden. Für das Jahr I89l ist ein DiSpositionsfond zur Vorbereitung deS Baues in den HauShaltplan ausgenommen worden. Markranstädt. Die seit Langem für hiesige Stadt geplant gewesene öffentliche Handelslehranstalt wird nunmehr am l. April in'S Leben treten. Plagwitz. Mit dem Baue der Bahn Markran- städt-AlberSdorf-Plagwitz scheint es doch Ernst werden zu wollen. Die Pläne sind schon im Großen fertig, und eS steht zu hoffen, daß der Staat diese Bahn baut. Die Einführung der Bahn in den säch sischen Bahnhof hier macht deshalb Schwierigkeiten, weil dabei die preußische Staatsbahn (Linie Leipzig- Zeitz) entweder über- oder unterführt werden muß. Diese Frage wird dadurch gelöst, daß man in der Nähe der Flurgrenze von Klein- und Großzschocher eine Brücke über die Thüringer Bahn baut und dann in langsamem Falle die Bahn in die Linie Gaschwitz- Plagwitz einmünden läßt. Die Albersdorfer Braun kohlenwerke finden gerade in unserem Industriegebiete «slft gute Absatzquelle. Leipzig. Zu dem Streite der Krankenkassen ärzte mit dein Vorstand der Leipziger Ortskranken kasse, der gegenwärtig hier alle Jntereffenkreise be schäftigt und von weitgehendster prinzipieller Bedeu tung ist, wird bekannt, daß der Vorstand entschlossen (8, Naturheilkundige zur Kur der Mitglieder der Orts krankenkasse zuzulaffen, selbst auf die Gefahr hin, daß dann alle anderen Aerzte einen Generalstreik inszeniren uyd ihre Aemter niederlegen. Es hat sich bereits ein Arzt gesunden, welcher die Beaufsichtigung der Natur heilkundigen übernimmt, wflS allerdings Bedingung ist. P«r Vorstand hat in seiner Erwiderung darauf hin- gewiesen, daß die Anstellung von Naturheilkundigen durchaus gesetzlich ist und ihr nichts im Wege st ht. Im Uebrigen habe das Beispiel in Chemnitz gelehrt, daß nur 3 Prozent aller Mitglieder der Ortskranken kasse sich dort von Naturheilkundigen behandeln ließen, während 97 Prozent zu den approbirten Aerzten in die Behandlung gingen. Die Konkurrenz für Letztere sei demnach auch mit der Anstellung von Nalurheil- kundigen nur eine geringe. Ueber den endgiltigen AuSgang des Streites wird die einberufene außer ordentliche Generalversammlung zu entscheiden haben, welche am nächstkommenden 26. Februar voraussicht lich unter sehr zahlreicher Betheiligung der Mitglieder stattfindet. (Fortsetzung deS Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichje. Berkin. Nach Mittheilungen von zuständiger Seite sind die Reichs- und preußische 3 prozentige Anleihe 45 Mal überzeichnet worden. — Bei den Zeichnungen ist die Dresdner Bank mit 900 Millionen betheiligt. In England wurden ca. 100 Millionen, in Oesterreich etwa 200 Millionen gezeichnet. Es wird angenommen, daß die kleinen Zeichnungen ausfallen und auf die großen wenig mehr als 2 Prozent ent fallen. — Kaiserin Friedrich weilt nebst ihrer jüngsten Tochter, Prinzeß Margarethe von Preußen, augenblick lich in Paris, wo die hohen Herrschaften auf ihrer Reise zum Besuche des englischen Hofes für einige Tage Station gemacht haben. Man darf das Ereigniß al- einen Beweis der gegenwärtigen befriedigenden Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich be trachten, denn Kaiserin Friedrich und Prinzeß Mar garethe sind die ersten Mitglieder deS preußischen Königs- und deutschen Kaiserhauses, welche seit Be endigung des deutsch-französischen Krieges nunmehr wieder den Boden Frankreichs und speziell Paris be treten haben. Sicherlich ist dieser Schritt nicht ohne vorherige Zustimmung Kaiser Wilhelms erfolgt und deshalb gewinnt der ganze Vorgang eine gewisse poli tische Bedeutung im Sinne einer Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich. Dieser Auffassung ent spricht auch vollkommen die sympathische Aufnahme, welche Kaiserin Friedrich seitens der Pariser Bevölke rung zu Theil geworden ist und ebenso nimmt die Preffe der französischen Hauptstadt dem Besuche der erlauchten Gäste aus Deutschland gegenüber eine durch aus freundliche Haltung ein. Die Kaiserin wohnt mit ihrer Tochter im Gebäude der Deutschen Botschaft; die Weiterreise nach England soll, soweit bekannt, am Dienstag erfolgen. — Ueber die Kosten der Unfallversicherung im Jahre 1890 werden soeben die ersten Nachrichten bekannt au- dem Geschäftsbericht des ReichSverstche- runaSamt«. Danach sind bei den BerufSgenoffen- schäften und bei den sonstigen Ausführungsbehörden für Unfallversicherung im Jahre 1890 200,439 Un fälle zur Anmeldung gelangt gegen 174,874 im Jahr- IM und 138,057 im Jahre 1888. Die Zahl der Unfälle, für welche Entschädigungen festgeßellt wurden, belief sich 1890 auf 42,206 gegen 31,449 im Jahr« 1889 und 21,236 im Jahre 1888. Unter den fest gestellten Entschädigungen befanden sich 5922 Fälle, in denen Tod erfolgt war, gegen 5260 pro 1889 und 3682 pro 1888. Eine dauernde völlige Erwerbs unfähigkeit ergab sich in 2700 Fällen gegen 2900 pro 1889 und 2216 pro 1888. Die hiernach im Jahre 1890 verausgabten Entschädigungen, Renten u. s. w. betrugen 19,981,394 M. gegen 14,464,303 M. im Jahre 1889, 9,681,447 M. im Jahre 1888, 5,932,930 Mark im Jahre 1887 und 1,915,366 M. im Jahre 1886. Der Bericht des Reichsversicherungsamtes sucht nachzuweisen, daß ein solches Steigen der Entschä digungsbeiträge über die seiner Zeit regierungsseitig veröffentlichte Vorausberechnung nicht hinausgeht. Welche ungeheure Geschästslast die Unfallversicherung bei dem Reichsversicherungsamt mit sich bringt, ergiebt sich aus den Ziffern über die von demselben zu er ledigenden Rekurse uyd Beschwerden. Die Zahl der selben betrug im Jahre 1890 insgesammt 9543, wozu noch 3875 Neste aus dem Vorjahre kamen. Unerledigt gingen über in das Jahr 1891 3541 Beschwerden und Rekurse. Man hat seiner Zeit über die Prozesse ge klagt, zu welchen die Feststellung der Entschädigungen bei den Privatversicherungsanstalten für Unfall Ver anlassung geben. Aus der vom Reichsversicherungs amt mitgetheilten Statistik ergiebt sich, daß nahezu ein Fünftel der genannten Bescheide, durch welche seitens der Berussgenossenschaften Entschädigungen erstmalig festgestellt oder nachher verändert wurden, durch Berufung an die Schiedsgerichte angefochten wurden. I» Folge dessen hatten die Schiedsgerichte der Berufsgenosienschaslen an 2695 Sitzungstagen 14,879 Berufungen zu entscheiden. Eine völlige oder theilweise Abänderung des angefochtenen Bescheides erfolgte in 3807 Fällen. Gegen die Erkenntnisse der Schiedsgerichte wurde in 2354 Fällen Rekurs an das Reichsversicherungsamt eingelegt, welches über dieselben an 171 Sitzungstagen beschloß, nachdem in 394 Fällen neue Beweisaufnahme stattgefunden hatte. In 468 Fällen wurde dem Rekurse stattgegeben. In 80 Fällen ließen sich dabei die Arbeiter vor dem Reichsoersiche rungsamt durch Rechtsanwälte vertreten. — Im „Vorwärts", dem Hauptorgan der deut schen Sozialdemokratie, werden jetzt die angekündigten Vorschläge gemacht, wie die Agitation auf dem Lande einzurichten ist. Die Dörfer sollen planmäßig registrirt und den nächsten Städten zur Bearbeitung zugetheilt werden. Flugschriften, Broschüren und Bücher sind gratis auf dem Lande zu verlheilen; die ländlichen Genossen, zunächst wohl die Handwerker auf den Dürfen, sollen an Sonntagen zu Zusammen künften mit den Städtern veranlaßt werden, damit sie deren Bedürfnisse kennen lernen und ihre eigenen Be dürfnisse zu steigern wünschen. Für die Landagitation soll ein Spezialfonds eingerichtet werden. Die Ver sammlungen Haden an Sonntagen in den Städten stattzufinden. Der Städter soll sich mit den Verhält nissen und der Sprechweise des Landes möglichst ver traut machen, von dem Aberglauben und der Unwissen heit der Landbevölkerung darf er aber nicht reden, „das höre diese nicht gern". Die Religion lasse man „ungeschoren", mit dem Pfarrer dagegen brauche man nicht zimperlich zu verfahren; wenn auch die Landleute im Durchschnitt religiös seien, so geben sie doch nicht viel auf den Pfarrer. Vor Allem sei in den Vor trägen Nachdruck auf die Vergesellschaftlichung des Grundes und Bodens zu legen und folgende Forde rungen seien aufzustellen: Abschaffung der Gesinde ordnung, Vereinfachung und Unentgeltlichkeit der Rechtspflege, Verkürzung der Arbeitszeit u. s. w. In Bauernbezirken müsse man versuchen, die Kleinbauern zu gewinnen. Gifhorn. Ein schändliches Verbrechen entdeckte man in vergangener Woche in dem Dorfe Abbesbüttel. Der Großbauer R., in dessen Hause eine Urgroßmutter und Großmutter lebten, beschloß, eine dieser Frauen bei Seite zu schaffen. Um dies auszuführen, daud er die älteste der Frauen an Händen und Füßen und legte sie in ihr Bett, welches in einer abgelegenen Kammer stand. In dieser qualvollen Lage mußte die Aermste verharren, während schrecklicher 8 Wochen bei der strengsten Kälte, und erhielt nur täglich ein Mal ein wenig Nahrung. Endlich wurden die Nachbarn aufmerksam und meldeten ihren Verdacht dem Orts vorsteher, welcher sogleich einen Gendarm in da« Hau kes R. schickte. Der Gendarm fand die bedauern-- werthe Frau in schrecklichem Zustande und führte den Verbrecher sogleich mit fort. Mit lallenden Worten konnte die alte Frau noch miltheilen, wie lange sie sich bereits in der traurigen Lage befände. Duisburg. In Stadt und Umgegend befinden sich falsche Fünfmarkscheine zahlreich in Umlauf. Die Staatsqulyaltschgst forscht rührig nach deren Her kunft, die in DuiSbürg-Ruhrort selbst vermuthet wird. Pie unechten Scheinq sind ziemlich täuschend nachge ahmt, nur blasser gedruckt. Die „Fasern" sind führ geschickt hineingezeichnet. Das einfachste Erkennungs zeichen der falschen Scheine liegt jedoch in deren Emissionsdatum: „12.Januar 1882" statt „lO.Januar 1882". . Oesterreich. In Saaz herrscht große Aufregung, weil entdeckt wurde, daß die Kinder im städtischen Waisenhause durch die Nonnen, die das Haus leiten, unmenschlich behandelt wurden. Die gerichtliche Unter suchung ergab höchst belastende Einzelheiten. Oesterreich-Ungarn. Im ungarischen Abgeord netenhaufe erörtert man zur Z-it die Vorlage über die Konsulargerichtsbarkeit, wobei wiedereinmal die nationalen Eifersüchteleien der Ungarn gegen Oester reich heroortreten. Die ungarische Opposition findet, daß in dieser Frage der Einfluß Ungarns nicht ge nügend gewahrt worden sei, während Justizminister Szilagy sich bemüht, das Gegentheil nachzuweisen. Zu einem kritischen Ausgange für das Ministerium Szapary dürfte aber die Debatte kaum führen. Italien. Das neue italienische Ministerium Rudini ist erst jetzt zu einem abgeschlossenen Ganzen geworden. Bisher waren die Posten eines Unterstaats sekretärs im Arbeitsministerium und im Marinemini sterium noch unbesetzt, nunmehr sind auch diese Stellen wieder besetzt worden. Zum Unterstaatssekretär im Arbeitsminifterium ernannte König Humbert den Ab geordneten Buttini, zum Unlerstaatssekretär im Marine ministerium den Kontreadmiral Corsi. Rußland. Im heiligen Rußland werden die Zeiten für das Deutschthum immer trüber. Der Kurator des Petersburger Lehrbezirks, der als fanatischer Alt russe hinlänglich bekannte Kapustin, dringt auf Be seitigung der deutschen Schulen und Pensionsanstalten in Petersburg. Angeblich soll zu diesem Zwecke zu nächst geplant sein, die allgemeine russische Schulorgani- sation in den evangelisch-deutschen Petri- und Armen- Schulen Petersburgs einzusühren, worauf die Um wandlung aller übrigen kleineren Petersburger Lehr anstalten deutschen Charakters einfach in russische Schulen folgen soll. Fast möchte man bezweifeln, daß wirklich eine neue derartige Vergewaltigung des Deutsch- thums auf russischem Boden geplant ist, aber heutzu tage scheinen die Deutschen in Rußland jeder möglichen Willkür von Seiten der mächtigen allrussischen Partei preisgegeben zu sein, es hätte da auch der beabsichtigte Todesstoß gegen die deutschen Schulen in Petersburg nichts UeberraschendeS mehr an sich. Rußland. Im Petersburger Anitschkow - Palast brach am Donnerstag in den Gemächern der Kaiserin eine Feuersbrunst aus. Der Czar war zur Zeit im Palast anwesend und leitete die Löscharbeiten selbst. England. In England und Schottland schweben jetzt 73 Ausstände, während cS im Januar nur 60 gab. Von denselben kommen auf die Baumwoll-In dustrie 25, die Zahl der betheiligten Arbeiter ist jedoch vergleichsweise nicht sehr bedeutend. Im Kohlen geschäft sind 10 Ausstände auSgebrochen, bei den Dock- Arbeitern sieben, in der Wollen-Jndustrie drei, im Bau gewerbe zwei. Der Rest betrifft die kleineren In dustrien. Der schottische Eisenbahn-Ausstand ist frei lich zu Ende, die Nachwirkungen machen sich jedoch in den Berichten der schottischen Gewerkvereine bemerkbar. Besonders haben die Eisengießer unter dem Ausstande gelitten. Die Zahl der unbeschäftigten Mitglieder dieses Gewerkvereins ist im Lause des Februar von 5 auf 16—25 Prozent gestiegen. Portugal. Der Militärgerichtshof hat alle Per sonen, welche bei der jüngsten Revolte verhaftet wurden, bis auf neun unter Anklage gestellt. Letztere find in Freiheit gesetzt. Die Gesammtzahl der Verhafteten beträgt etwa 300 Soldaten und 30 Civilpersonen. Die Soldaten werden in Gruppen von je zehn ab- geurtheilt werden. Türkei. Die türkische Regierung hatte anläßlich der beunruhigenden Meldungen über einen französischen Vormarsch gegen Tripolis eine eigene Kommission dorthin zur Untersuchung der tatsächlichen Verhält nisse entsendet. Wie nun eine in Konstantinopel au- Tripolis eingegangene Depesche meldet, hat die ge dacht« Kommission ihre Arbeiten abgeschlossen und be friedigende Berichte nach Konstantinopel eingesendet. Auch zeigte di« Kommission bereit« ihre Heimreise an, mußte dieselbe aber auf telegraphische Anweisung au- Konstantinopel wieder ausschieben. Warum ihr dieser Befehl zugegangen ist, wird nicht gemeldet, vielleicht soll die Kommission au« Vorsicht noch einig« Zeit d« Tripolis bleiben. Chile. In Chile geht es mit der Sache de- Prä sidenten Balmaceda doch allmählig schief. Seine Truppen sind jüngst von den Aufständischen in einem bei der Hafenstadt Jquique stattgesundenen Treffen nach erbittertem Kampfe geschlagen «borden. Die siegreichen