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Wchmh-Zeitmz. 57. Jahrgang Nr. 21 Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit achts-itig-m „Jllustrirt-n Unterhaltungsblatt." Mit land- und hanswirthschastlich^Manatsbeilage. Jns«ate, welch« vet d« bedeutenden Auflage det vlatteS «ine sehr wirk« salne Verbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im revaktionellm Theile, die Spalten,eil« 20 Pf». - >,i, — in Altenbera: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr Hardt. Inserate fnr die „Wcheritz-Ztltung ma7n", -inGülshütte^ BuMndermstr. Schubert, - in Kreischa: Buchbinder B-rg-r, - in Potschappel: Kaufmann Th eu erkauf. Dienstag, den 17. Februar 1891 — Der gegenwärtige Winter ist einer der gesün desten und normalsten, die wir seit Jahren nicht ge habt haben. Trockenes, kaltes Wetter, viel Sonnen schein, eine genügende Schneedecke für die junge Saat und ein günstiger Gesundheiszustand — mehr können wir nicht erwarten. Obgleich wir gegenwärtig noch im Winter stehen, hat uns derselbe auch schon mit den ersten Frühlingskindern beschenkt. Die Weide steht be reits in Blüthe und auch die Schneeglöckchen haben sich schon auS dem Winterschlafe erhoben und lauschen schüchtern aus Moos und welken Baumblättern dem milden Sonnenstrahl entgegen. Auch haben schon hier und dort bereits einzelne Staare ihren Frühlingsgruß gesungen. Wilm-dorf. Das bestbekannte hiesige Ulbrich'sche Restaurant ist dieser Tage durch Kauf in den Besitz des Herrn Kaufmann Wolf hier, eines Verwandten des Herrn Ulbrich, übergegangen. Bannewitz. Am Mittwoch früh fand man in der Nähe der Eutschützer Mühle auf Bannewitzer Flur einen Erhängten auf. Man erkannte in ihm den Schirr meister des hiesigen Gutsbesitzers G. Schumann. DaS Motiv zu diesem unglückseligen Schritt ist unbekannt. Dresden. Ein Haupleinwand, welcher namentlich von sozialdemokratischer Seite gegen die praktische Be deutung der durch das Reichsgesetz vom 23. Juni 1889 geordneten Altersversicherung erhoben wurde, lautete bekanntlich dahin, daß die Arbeiter oder wenig stens die gewerblichen Arbeiter das 70. Lebensjahr überhaupt nicht erreichten. Diese Behauptung wird durch die Thatsachen widerlegt. Die Versicherungs anstalt für das Königreich Sachsen hat bis zum 23. Januar d. I. an 100 Personen Altersrenten bewilligt. Von diesen Rentenempfängern gehören 46 unzweifel haft der Industrie oder dem Handwerk und zwar an scheinend bis auf eine oder zwei Ausnahmen als Ar beiter an: es sind dies 3 Zimmerleute, je 2 Färberei arbeiter, Scherer, Nähterinnen, Posamentenarbeiter, Steinbruchsarbei'er, Grobdrahtzieher, Appreturarbeiter und Fabrikarbeiter ohne nähere Bezeichnung des Be triebszweiges, sowie je 1 Fabrikwächter, Putzer, Pack meister, Tapetenfabrikarbeiter, Schriftgießer, Gerber, Garnfitzer, Tischler, Kettenscherer, Schlaffer, Schuh macher, Warenrauher, Akkomodeur, Packer, Garnstärkerin, Webergeselle, Hüttenmeister, Glasbeschauer, Kartonagen- arbeiter, Blattbinder, Fabriktreiber, Buchbinder, Form stechermeister, Mangler, Anstreicher, Sortierer und Stuhlarbeiter. — Der Land- und Forstwirthschaft sind 17 Rentenempfänger zuzuzählen, nämlich 10 landwitth- schaftliche Tagelöhner, 3 Waldarbeiter, 2 Tartenarbeiter, 1 Schäfer und 1 Waldausseher, der HauSwirthschaft 10. nämlich 3 Haushälterinnen und Wirthschafterinnen, 1 Privathausmann, 1 Diener, 1 Kinderfrau, 1 Wasch frau, 1 Kehrfrau, 1 Dienstmagd und 1 Aufwärterin. Außerdem sind Altersrenten noch zugesprochen worden an 14 Handarbeiter und 1 Hilfsarbeiter ohne nähere Berufsangabe, 3 Kommunarbeiter, 3 Boten, 2 Wächter, 2 Schulhausmänner, 1 Expedienten und 1 Kranken besucher. — Während der Verhandlungen im sächsischen Landtage ist mehrfach der Wunsch nach einer einheit licheren Gestaltung des Schulbücherwesens laut geworden. Inwieweit dieser Wunsch berechtigt ist, erweist eine in der „Sächsischen Schulzeitung" ver öffentlichte Zusammenstellung der zur Zeit in den säch sischen Volksschulen verwendeten Fibeln, d. s. Hülfs- bücher für den ersten Lese-, Schreib- und Sprechunter richt in den Elementarklassen. Darnach sind in den Volksschulen Sachsens nicht weniger als 27 verschie dene Fibeln in Gebrauch. Nachstehend sei mitgetheilt, wie viel Fibeln in den einzelnen Jnspektionsbezirken benutzt werden: Zittau 4, Löbau 6, Bautzen 4, Kamenz habenden Vereins ist die Versorgung von Voll- und Halbwaisen, gegebenen Falls auch lediger (außerehe licher) Kinder in finanziell, sittlich und gemüthlich gut befähigten, namentlich kinderlosen Familien zur An nahme und Erziehung bez. Adoption. Den Vorstand bilden gegenwärtig die Herren vr. jur. Fiedler, vr. Mefferschmidt, Stadtrath vr. Wangewann, Franz Beyer, Prokurist der Firma Ernst Keil's Nachfolger, allerseits in Leipzig, und Herr Schuldirektor Mehner in Burg städt. Die geistige Vaterschaft des Vereins schreibt der letztgenannte dem im Jahre 1888 verstorbenen vr. Hof mann, Redakteur der Gartenlaube, zu. In unermüd licher Thätigkeit durch eine ausgedehnte Korrespondenz, Reisen und mündliche Verhandlungen- durch Aufrufe und Auskünfte, namentlich in der Gartenlaube, ist es dem für sein Werk hochbegeisterten Geschäftsführer ge lungen, bis jetzt 55 Kinder in Familien unterzubringen, die zum Theil auch ihre Pfleglinge an Kindesstatt an genommen haben. Aber man möchte angesichts dieses Er folges, so erfreulich er an sich erscheint, ausrufen: „Herr, was ist das unter so viele!" Wie viele kinderlose Ehen würden glücklicher und ersprießlicher gedeihen, wenn ein Kind zur Erziehung da wäre und dem ein samen Leben einen innigen Halt und Inhalt gäbe. Unseres Erachtens liegt der verhältnißmäßig geringe Erfolg der so menschenfreundlichen Bemühungen des genannten Vereins besonders in seiner Unbekanntheit, und es ist der Zweck dieser Zeilen, nicht nur auf die Thätigkeit des Vereins hinzuweisen, sondern auch die Theilnahme für seine Bestrebungen anzuregen, sei es, daß kinderlose Eheleute sich mit ihm behufs Annahme einer Waise in Verbindung setzen, sei es, daß Men schenfreunde ihn materiell unterstützen. Jede selbst ständige unbescholtene Person, welche die Absicht hat, sich der Noth armer Waisen in Liebe zu erbarmen und im Interesse derselben zu wirken, kann Mitglied wer den. Sie hat sich zu dem Zwecke bei dem Vorstand (Kassirer Franz Beyer, Leipzig, Königsstraße 33) unter Angabe ihrer Adresse zu melden und einen jährlichen Beitrag, nicht unter 3 Mark, zur Bestreitung der Kosten, zu gewähren. Möchte der Appell an die Herzen mit Glücksgütern gesegneten Mitmenschen nicht vergeblich gewesen sein. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am lO.Dezbr. v. I. bei dem Gutsbesitzer Herrn Hauswald in Walters dorf entstandenen Brandes hat die kgl. Brandversiche rungskammer den Spritzen der Gemeinden Döbra und Börnchen Prämien nach Höhe von 30 M. und be ziehentlich 25 M. bewilligt. HauSdorf. Vorige Woche wurde die Stieftochter des hiesigen Gutsbesitzers H. gefänglich eingezogen, weil dieselbe im Monat Dezember heimlich geboren und das Kind, einen wohlentwickelten Knaben, auf dem Oberboden des väterlichen Hauses versteckt ge halten hat. Der Leichnam des Kindes ist polizeilich aufbewahrt und am heutigen Montag die gerichtliche Sektion desselben vorgenommen worden, wodurch hof fentlich Licht in das Dunkel kommt. H Poffendorf. Wie wir erfahren, wird im Laufe dieser Woche die z. Z. in Dippoldiswalde gastirende Schausptelgesellschast des Herrn Direktor Richter im Saale deS hiesigen Gasthofes einige Vorstellungen geben. Bei der Beliebtheit dieser Theatergesellschast und in Anbetracht, daß hier derartige Ausführungen seil Jahren nicht stattgefunden haben, läßt sich ein zahlreicher Besuch ermatten. — Das hiesige Weineck'sche KausmannSgeschäft verbunden mit Restaurant, ist durch Kauf in den Besitz eine- Herrn aus Leipzig übergegangen und soll, wie wir erfahren, bereits zu Ostern von dem neuen Besitzer übernommen werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das vom hiesigen Turnverein zum Besten seiner Geräthekasse am gestrigen Sonntag veranstaltete Concert erfreute sich eines ungemein regen Zuspruches, hatte doch aber auch der Verein Alles aufgeboten, um das fast zu reichhaltige Programm zu einem möglichst abwechslungsvollen zu gestalten. Neben einem Theaterstück, das die Lachmuskeln in un- , unterbrochener Bewegung erhielt, gelangte ein lebendes Bild, Gesang- und Musikstücke zur Ausführung und auch der Turnarbeit war ein Platz eingeräumt. Den Schluß bildete ein äußerst gelungener Neigen, der so gefiel, daß er sofort wiederholt werden mußte. — Alle kontrolpflichtigen aktiv gedienten Mann schaften des Beurlaubtenstandes machen wir darauf aufmerksam, daß bei den diesjährigen Frühjahrs- kosttrolversammlungen, welche voraussichtlich in - . der ersten Woche des Monats April stattfinden wer den, der älteste Jahrgang der Reserve, also die der Jahresklasse 1883 Angehörigen, zur Landwehr 1. Auf gebots und der älteste Jahrgang der Landwehr 1. Aufgebots, also die der Jahresklasse 1878 Angehörigen, zur Landwehr 2. Aufgebots übertreten. Bezüglich derjenigen Mannschaften, welche im Jahre 1852 ge boren sind und mithin am 31. März d. I. aus der Landwehr 2. Aufgebots ausscheiden, bedarf es einer Vorlage der Militärpäffe nicht, da mit diesem Tage die Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots still schweigend erfolgt. ' — In verschiedenen Tagesblättern findet sich folgende Mahnung gegen das Borgen: „Die leidige Unsitte, Handwerker und kleinere Händler lange auf Bezahlung warten zu lassen, hat schon manche Existenz schwer geschädigt und ist in manchem Gewerbebetriebe geradezu eine epidemische Krankheit geworden. Der Schuhmacher, der Schneider, der Backer, Fleischer, Tischler rc. braucht zu seinem Geschäft ebenso nölhig baares Geld, wie der Kaufmann. Er will nicht bloß leben, "dr hat auch selbst Verpflichtungen, die er pünkl-, - lich innehalten muß, wenn er nicht seinen Kredit auf's Spiel setzen will. Geht Jemand in einen Laden und kaust irgeno eine Waare, so hält er die sofortige Be- " zahlung meist für selbstverständlich, obwohl er weiß, daß der Geschäftsinhaber vielleicht die fertigen Maaren selbst nur auf Kredit bezogen hat. Beim Handwerker aber, der seine und seiner Leute Arbeitskraft eingesetzt hat, um eine Bestellung zur Zufriedenheit zu erledigen, denken Viele, es eilt nicht mit der Bezahlung. Eie lassen sich zwei-, drei Mal die Rechnung schicken, und zwar in ziemlich langen Zwischenräumen, denn der Handwerker fürchtet, seine „guten Kunden" zu ver lieren, wenn er allzusehr drängt. Oft handelt es sich um ganz kleine Beträge, 3 oder 5 M., deren Bezah lung den Betreffenden eine Kleinigkeit wäre. Mancher Handwerker würde schneller in seinem Geschäft vor wärts kommen, wenn die leidige Unsitte des Borgens , befestigt würde." ' — Von den auf der 5. Deutschen Kochkunst-Aus stellung in Berlin zur Vertheilung gelangten Medaillen find überhaupt nur 3, 2 goldene und 1 silberne nach Sachsen gelangt. Außer Henn Otto Adolph in Echmiedeberg erhielt noch der Verein „Leipziger Gast- wirthe" die goldene Medaille, der Verein „Zwickauer Gastwitthe" erhielt eine silberne Medaille zuerkannt. — Es ist uns der Bericht, den Herr Schuldirektor Mehner, Geschäftsführer de- 1883 von ihm gegründe ten Verein- der Waisenfreunde, über die Thätigkeit desselben erstattet hat, zugegangen, und wir verfehlen nicht, unsere Leser mit dem Zweck de- genannten Ver ein- und seinen bisherigen Erfolgen in Kürze bekannt zu machen. Der Zweck de- seinen Sitz in Leipzig DU „Weißeritz-Zeitnn," «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljührlich 1 M. 2b Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- »alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , , stellungen an. SUS' L Ja I ^»4-4- für die Königliche Amtshanptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen -Amtsgericht- und die StadtrLttze zu Dippoldiswalde und Jiauenstem