Volltext Seite (XML)
Amtlicher Theil Grundstücks Versteigerung. Smng. olium 138 des Grundbuchs, ctedersdorf, 1 du 63,i » groß, 4 Stück Zuchtkühe und 1 Pferd, Rappe, gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Dippoldiswalde, am 14. Januar 1891. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts Müller. Auktion. Freitag, de« SS. Lavuar d. I., Nachmittag- 1 Uhr, sollen in dem Mose'sche» Gute bei WendifchcarSdorf Spanien. Es steht endlich fest, daß die in Spanien unter dem Verdachte, Padlewski zu sein, verhaftete Persönlichkeit nicht identisch ist mit dem Mörder des Generals Seliverstoff ist. Die spanische Regierung braucht also den Verhafteten von Olot nicht an Frankreich auszuliefern und hierüber wird man in den Pariser Regierungskreisen seelensfroh sein, denn es bleibt nunmehr der französischen Regiemng die Un annehmlichkeit einer Prozesstrung und Verurtheilung Padlewski's erspart. Wo letzterer selbst steckt, das wird sich schon noch Herausstellen, jedenfalls dürste er sich aber nicht, wie Lutzki, in das Garn der russischen Geheimagenten locken lassen. Erbtheilungshalber sollen vom hiesigen Amtsgerichte am S». Januar I8VI, '/,3 Uhr Nachmittags, die zum Nachlasse des Gutsbesitzer« Heinrich Wilhelm Träger in Arie derSdorf gehörigen Grundstücke: Chile. Seit etwa einer Woche wissen wir, daß in der südamerikanischen Republik Chile eine Revo lution ausgebrochen ist; über den Verlauf derselben aber ist bis zur Stunde nicht eine einzige verläßliche Meldung nach Europa gelangt. Die innere Ursache der Revolution dürste in einem Konflikt liegen, der schon seit geraumer Zeit zwischen der Regierung uUd der Majorität des chilenischen Kongresses bestand und die Haltung des Ministeriums, bezw. des Präsidenten Manuel Balmaceda angesichts der im Frühling bevor stehenden Neuwahl des Präsidenten betrifft. Die Amts zeit Balmacedas läuft nämlich am 18. September d. I. ab. Durch welche Umstände die Differenzen so ver schärft wurden, daß sie zu einer bewaffneten Erhebung führten, ist noch unbekannt. In allen Depeschen ist bisher übereinstimmend betont worden, daß nur die Marine revoltirt, das Landheer aber sich nicht nur jeder Einmischung enthalten habe, sondern auch unerschütter lich zur Regiemng stehe. Die chilenischen Häfen sollen blockirt und den Schiffen das Löschen ihrer Ladung verboten sein. Nun ist aber die chilenische Flotte eine nichts weniger als imponirende Macht. Die Marine zählt zwar 5 Admirale, I I Linienschiffskapitäne und ;e 24 Korvetten- und Fregatten-Kapitäne, hat aber andererseits nur 3 Fregatten, 3 Korvetten, 2 Kanonen boote, 1 Kreuzer und einige Torpedos. Daß durch diese kleine Macht sich daS ganze Land in Schach halten lassen sollte, läßt sich nur schwer annehmen. — In den russischen Zemstwos ist eine Bewegung gegen die Knute im Zuge. Speziell in Twer und in Smolensk beschlossen die Zemstwos Resolutionen, wo rin die Abschaffung der körperlichen Züchtigung verlangt wird. Die „Rußk. Wjedom." verwendet sich lebhaft für diese Reform und verweist darauf, daß die Prügelstrafe mit Recht die Empfindungen der russischen Bauernklasse verletzt, welche dank der Schulen und der Reformen des Zaren Alexander II. dem Ehrgefühl und dem Bewußtsein der Menschenwürde ein täglich wachsen des Verständniß entgegenbringt. Die russische Regie rung soll bereit sein, wenn auch nicht gänzlich die Knute abzuschaffen, so doch die Anwendung derselben lediglich auf rückfällige Verbrecher des Bauernstandes zu beschränken. mißhandelt seien, ist auch in der Budgetkommission des deutschen Reichstages zur Sprache gebracht worden. Staatssekretär von Marschall hat sich über den im Oktober 1889 passirten Vorfall folgendermaßen ge äußert: Die Zeitungsdarstellungen seien bedeutend übertrieben. Richtig sei so viel, daß deutsche Heizer von der Polizei bei einem Tumult, den sie hervor gerufen, abgefaßt werden sollten, daß sie sich auf den Dampfer flüchteten und von den amerikanischen Poli zisten dahin verfolgt wurden. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einer Schlägerei, bei welcher auch ein Offi zier verwundet wurde. In diesem Falle könne man schwerlich etwas machen. Zwar könne eS fraglich er scheinen, ob nicht die Polizisten die Erlaubniß des deutschen Generalkonsuls zum Betreten des Dampfers vorher hätten einholen müssen. Aber die Leute waren in direkter Ausübung ihrer Pflicht bei Verfolgung eines auf frischer Thal ertappten Schuldigen. Etwas anders liege der Fall mit dem zweiten Besuch auf der „Elbe". Dieser Besuch war zweifellos nur dann er laubt, wenn der deutsche Generalkonsul die Erlaubniß dazu ertheilt hatte. Darüber schweben Verhandlungen. Man wird aber bei der Beurtheilung der Sachlage nicht vergessen dürfen, daß die deutschen Heizer den Streit provozirt, die Schuld also in erster Linie auf deutscher Seite zu suchen ist. Nach dieser amtlichen Darstellung erscheint die Sache in einem wesentlich anderen Lichte. Der Vorgang verdient keineswegs das allgemeine Aufsehen, welches er erregt hat. Wunderbar muß erscheinen, weshalb jetzt, nach so langer Zeit, die Angelegenheit in so falscher Darstel lung in die Peffe gebracht wurde. Erfurt. Die auf Geheiß der Führer noch streikenden Schuhmacher lewen zum Theil bereits bittere Noth. Biele Ausständige, namentlich die Ber- heiratheten, würden gern jeden Augenblick die Arbeit wieder ausnehmen, wenn sie nicht ganz in den Händen des Streikausschuffes sein würden. Die Streikenden haben nämlich, so wird versichert, für die empfangenen Unterstützungen Sichtwechsel unterschreiben müssen, welche ihnen bei einer gegen den Willen der Führer erfolgten Wiederaufnahme der Arbeit präsentirt wür den. Diese Wechsel lauten bei der Dauer des Aus standes auf so hohe Beträge, daß sie dieselben unmög lich bezahlen können. Wie andererseit bestimmt ver lautet, wollen die Fabrikanten Schritte thun, um die jenigen Ausständigen, welche wieder arbeiten wollen, aus den Händen ihrer „Genossen" zu befreien und die erforderlichen Beiträge vorzuschieben. Bayern. Voraussichtlich wird Kaiser Wilhelm auf seiner Rückreise von Wien am 8. September in München eintreffen und in der Residenz als Gast des Prinz-Regenten absteigen. Die Manöver der beiden bayerischen Armeekorps finden am 9., 10. und 11. September statt, und zwar wahrscheinlich in der Rich tung gegen Aichach zu. Für den ersten Tag ist eine große Parade bei München über beide Korps in Aus sicht genommen. Das kaiserliche Hauptquartier wird für alle drei Tage in München sein. Die Oberleitung der Manöver (Armeekorps gegen Armeekorps) wird voraussichtlich dem General der Kavallerie Prinzen Leopold obliegen. Oesterreich. Der türkische Botschafter Sadulah Pascha versuchte am Mittwoch einen Selbstmord, ist Bekanntmachung, die Veranstaltung öffentlicher Geldsammlungen betreffend. Zufolge ergangener Generalverordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Dresden vom 15. November vorigen Jahres findet sich die unterzeichnete König liche Amtthauptmannschast veranlaßt, hiermit Folgendes anzuordnen: Zu jeder Veranstaltung, Ausschreibung und Vornahme öffentlicher Samm lungen von Beiträgen an Geld und GeldrSwerth, deren Höhe oder Hingabe in das Belieben der daran sich Betheiligenden gestellt wird, bedarf eS, ohne Rücksicht auf die beabsichtigte Verwendung des Gesammelten und mit alleiniger Ausnahme der von der kirchlichen Behörde angeordneten oder genehmigten Kollekten, besonderer Erlaubniß der Königlichen Amtshauptmannschaft. Jngleichen bedarf es zu jeder, einer öffentliche» Geldsammlung gleichzuachten den Vereinnahmung von Eintrittsgeld behufs der Zulassung zu öffentlichen Ver sammlungen, zu denen ihrem Begriffe nach Jedermann, ohne besonderen Bedingungen genügen zu müssen, Zutritt haben muß, der vorher einzuholenden Genehmigung der Königlichen Amtsauptmannschasl, beziehentlich, soweit es nach ZZ 103 und 104 der Allgemeinen Armenordnung vom 22. Oktober 1840 erforderlich ist, der König lichen Kreishauptmannschaft oder des Königlichen Ministeriums des Innern. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnung werden mit Haft oder mit Geldstrafe bis zu 150 M. bestraft. Dippoldiswalde, am 10. Januar 1891. Königliche Amtshauptmannschaft von Keßinger. 1. daS Gut, Folium 31 des Grundbuchs, Nr. 32 des Brandkatasters, Nr. 115», II 5b, 240, 241, 242, 497, 498, 499, 500, 501 deS Flur buchs für Friedersdorf, 16b» 85,» a groß, mit 410,». Steuereinheiten belegt und auf 28,194 Mark geschätzt; 2. daS Aeld- und Wiesengrundstück, Nr. 808 und 809 des Flurbuchs für mit 28,n Steuereinheiten belegt, auf 1874 M. 30 Pf. geschätzt, in Friedersdorf im Rachlatzgute öffentlich versteigert Serben. Die Versteigerungsbedingungen und GrundstückSbeschreibunaen sind aus den Anschlägen am AmtSbret und im Gasthof zü Friedersdorf zu ersehen. Frauensteiu, am 12. Jaqüar 1891. Königliches Amtsgericht. seither bewußtlos, aber noch am Leben. Al« seine Beamten am Mittwoch wie täglich sein Bureau be traten, verspürten sie Gasgeruch und fanden den Bot schafter auf dem Fauteuil im Badezimmer, wo er das Gasrohr mit dem Kautschukrohr verbunden hatte und durch das Einathmen des Gases bewußtlos geworden war. Ferner fand man bei näherer Untersuchung des Körpers eine Etrangulationsmarke am Halse und später die Schnur, mit welcher der Botschafter versucht hatte, sich zu erdrosseln. Als Ursache wird Melancholie in Folge Uebersiedelung in eine neue Wohnung, ferner die aus Konstantinopel eingetroffene Nachricht, daß seine Frau schwer erkrankt und feine Lieblingstochter wahnsinnig geworden sei, angegeben. Ein Schlaganfall liegt nicht vor. — Neuesten Nachrichten zufolge ist der Botschafter verstorben. Frankreich. Paul Döroulode, welcher nach London gereist war, um bei dem Marquis de Roche fort guten Rath und Hülfe zu finden, soll sehr ent- muthigt und mit der Ueberzeugung zurückgekommen sein, mit dem einstigen Laternenmann sei ebensowenig anzufangen, als mit dessen Freund Boulanger. Wie der wandelt ihn, nach der Versicherung Eingeweihter, die Lust an, dem politischen Treiben Valet zu sagen, Romane und Gedichte zu schreiben und zur Erholung sein Schmerzenskind, die Patrtotenliga, neu zu orga- nisiren. Rußland. Nachträglich wird doch noch von einer politischen Kundgebung des Zaren anläßlich des russischen Neujahrsfestes berichtet. Kaiser Alexander beantwortete die Neujahrsgratulation des Gouverneurs von Moskau, Fürsten Dolgorukow, durch eine Depesche, des Inhalts, der Kaiser flehe zu Gott, daß er eS Rußland auch in diesem Jahre mit Frieden wohler gehen lasse. Der Beherrscher Rußlands hat hiermit wiederum die ihn beseelende friedfertige Gesinnung be- thätigt und mit freudiger Genuglhuung wird man allent halben in Europa von dieser Kundgebung Alexanders III. Akt nehmen. Rußland. Ein Petersburger Telegramm deS Bureau „Herold" übermittelt die bedeutsame Meldung, daß der russische Unterrichtsminister Graf Deljanoff zurückgetreten und der bekannte Oberprokurator der heiligen Synode Pobedonoszeff bereits zu seinem Nach folger ernannt worden ist. Die Lage der Angehörigen aller nicht orthodoxen Glaubensbekenntnisse in Rußland wird sich unter diesem fanatischsten Verfechter des Stockrusienthums jedenfalls noch schlimmer gestalten, als sie bisher schon war. England. In London ist durch den ungewöhn lich strengtn Winttt «tu bedenklicher Nothstand unter den ärmeren BevölkerungSklaffen herporgerufe» worden. Derselbe greift immer weitet um sich und soll die Zahl der Arbeiter, welche infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse feiern Müssen, in der englischen Metropole mehrere Hunderttausend betragen. Die Privatwohlthätigkeit der Londoner thut viel>, um die herrschende Noth zu lindern, aber um dieselbe erfolg reich zu bekämpfen, müßten auch die Regierung uttd der Londoner Stadtrath eingreifen, aber beide Faktoren haben sich in dieser Beziehung bis jetzt noch nicht ge rührt. ES herrscht deswegen unter den nothleidenden Londoner Arbeitern keine geringe Verstimmung gegen Regierung und Stadtverwaltung, namentlich, da regierungsseitig doch für die darbenden Irländer un gesäumt Hilfe beschafft wurde, denn der irische Staats sekretär Balfour leitete zu diesem Zwecke Sammlungen ein, welche binnen drei Tagen die stattliche Summe von 12,000 Pfund ergaben. Sollte die Nothlage unter der Londoner Arbeiterschaft noch länger dauern, so erscheinen Unruhen nicht ausgeschlossen.