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Abschluß zu bringen. Selbstverständlich unterliegen die zu treffenden Vereinbarungen der Genehmigung der betreffenden städtischen Körperschaft und der staat lichen Behörden. — Der jetzt zum Minister des Innern deßAnirte Geh» Regierungsrath v. Metzsch entstammt einem der ältesten Adelsgeschlechter des Vogtlande». Verschiedene Glieder dieser Familie haben in hervorragenden, ein flußreichen Stellungen dem Fürstenhause Wettin durch Jahrhunderte hindurch gedient. Die „v. Metzsch" ver walteten seit Anfang des 15. Jahrhunderts die kaiser liche, eigentlich böhmische Domäne Mylau mit Reichen bach und Netzschkau nebst den dazu gehörigen Ort schaften als kaiserliche, vom Jahre 1423 an als kur fürstlich sächsische Amtleute und waren seit dem Jahre 1460, in welchem die Brüder Hans, Kunz und Petzold Metzsch von dem Kurfürsten Friedlich dem Sanft- müthigen das Schloß Mylaü für 3Ü00 thetn. Gulden erkauft hatten, zu erblichem Besitz dieser Herrschaft ge langt. Andere Glieder wurden mit dem Schlöffe Graßtitz belehnt, und im 17. Jahrhundert entstand die Plohner und Stangengrüner Linie des Metzsch'schen Geschlechtes. Die bedeutendste Person aus der Familie Derer von Metzsch ist während der Neformationszeit ohne Zweifel Josef Levin, welcher gründliche Gelehr samkeit mit tiefer Religiosität verband und durch seinen Briefwechsel mit Luther bekannt wurde. Er besaß in seinem von ihm ausgebaulen Schlöffe zu Mylau eine reichhaltige Bibliothek theologischer Werke und von Lukas Cranach gemalte Bilder der Reformatoren und Ansichten von Ortschaften Palästinas, welches Land sein Vater, als Reisebegleiter Friedrich des Weisen bei jener Wallfahrt im Jahre 1493, besucht hatte. Auch die Geschichte der sächsischen Armee nennt uns oftmals Glieder der Familie Metzsch, die sich durch Führertalent UÄ> Tapferkeit rühmlich hervorthaten. — Nach einer vorliegenden Meldung wird die kgl. Staatsregierung dem nächsten ordentlichen Landtage eine Abänderung der Verfassungsurkunde und des Wahlgesetzes dahin Vorschlägen, daß die Zahl der städtischen Abgeordneten der Zweiten Kammer von 35 auf 37 und ebenso die Zahl der Abgeordneten der Stadt Leipzig von 3 auf 5 erhöht wird. Ferner hat die königl. Staatsregierung die Absicht, den 23. und 24. ländlichen Wahlkreis Leipzig Land I und II zu einem Wahlkreis zu verschmelzen und den Wahlkreis der dadurch frei wird, zu benutzen, um den 11. Wahl kreis, der sich seit 1868 in ganz unverhältnißmäßiger Weise in seiner Beoülkerungszahl gehoben hat, in zwei Wahlkreise zu theilen. Dadurch würde vor Allem einer Jntregralerneuerung der Kammer, einer allgemeinen Neu wahl, die wegen der Leipziger Bezirksveränderung blos allein doch nicht wünschenswerth sein kann, vorgebeugt werden. Maßgebend für den Umstand, daß nicht schon dem letzten Landtage eine diesbezügliche Vorlage zugegangen, war die Erwägung, daß damals die Ein verleibung der Vororte Leipzigs noch nicht vollendet war und daß andererseits die Regierung die Volks zählung abwarten wollte, um die Ergebnisse derselben bei der neuen Abgrenzung der Wahlkreise zu benutzen. — Im Konkursverfahren gegen die vor fünfzehn Jahren insolvent gewordene Sächsische Lebens versicherungs- und Sparbank soll jetzt die Schluß- vertheilung erfolgen. Verfügbar sind 5816,65 Mark. Von dem nach Abzug des Honorars des Gläubiger ausschusses verbleibenden Betrage sind 282,937.97 M. nicht bevorrechtigte Forderungen zu berücksichtigen. — Zufolge Beschlusses des Reichspostamtes sollen die Fernsprechleitungen Dresden-Leipzig und Dresden-Chemnitz im Etatsjahre 1891/92 hergestellt werden. Im Hinblick auf die beträchtliche Vermeh rung der Fernsprechtheilnehmer an diesen Plätzen, so wie darauf, daß eine weitere wesentliche Zunahme der Theilnehmerzahl in nächster Zeit- zu erwarten steht, ist die Herstellung ohne besondere Sicherstellung eines bestimmten Ertrages aus Viesen Anlagen in Aussicht genommen. — Am 17. Januar früh wurde in seiner im Erd geschoß gelegenen Schlaskammer auf der großen Plauen- schen Straße ein siebzehn Jahre alter Fleischergeselle er stickt vorgefunden. Am Freitag war in dem Raume ein sogen. Carbon-Natron-Ofen gesetzt und geheizt worden, dem wahrscheinlich derart Gase entstiegen sind, daß der Tod des jungen Menschen eintreten mußte. Der 22 Jahre alte Sohn des Meisters schlief in derselben Kammer. Man traf ihn arg betäubt an, doch hat er sich inzwischen soweit erholt, daß er außer Gefahr ist. Der königl. Staatsanwaltschaft wurde nach erfolgter polizeilicher Aufhebung sogleich Mittheilung gemacht. Haiuilbeu. Nachdem der Kirchenvorstand be schloßen hat, die neuzuerbauende Kirche auf dem alten Platz mit einem beschränken Raumverhältniffe zu stellen, und nachdem bis jetzt der vom Baumeister Echramm-DreSden eingereichte Plan als angenommen betrachtet werden darf, wird sich nunmehr der Stadt rath vom baupolizeilichen Standpunkte aus mit der — 48 — Kirchenbauanaelegenheit zu befassen haben. Ob die genannte Behörde, der vor Allem die Wahrung der städtischen Interessen obliegt, die Beschlüsse des Kirchen- vorßandeS ohne Weiteres zu den ihrigen machen wird, ist Mehr als zweifelhaft. Mittweida. Das Stillleben des benachbartes kleinen Ortes Biensdorf war bekanntlich durch die Nachricht von einem Uebersall bez. Raub stark er schüttert worden, welcher in der dortigen Schänke am 8. Januar, Abends in der 7. Stunde, nach der Dar stellung einer „Zeugin" deS Vorkommnisses, der Braut deS Geschädigten, verübt wurde. Die angestellten Er örterungen haben nun ergeben, daß allerdings in der Biensdorfer Schänke ein Diebstahl begangen wurde, nur haben denselben nicht, wie von dem betreffenden Mädchen erzählt wurde, zwei Unbekannte, sondern allem Anschein nach hat ihn das Mädchen selbst ver übt. War bereits dem es verhörenden Gendarm aus gefallen, daß das Mädchen kurz vorher einen ahnungs vollen Traum gehabt haben wollte, so verwickelte sich auch dasselbe bezüglich der Einzelheiten des von ihr „erlebten" UeberfalleS und Raubes wiederholt in be denkliche Widersprüche, welche gerechte Zweifel an der Thatsächlichkeit des Vorkommnisses austommen ließen. Am Montag ist nun das Mädchen, eine gewisse Pauline Reusa aus Schlesien, vom hiesigen Gendarm in Hast genommen worden, unter dem dringenden Verdacht, den Diebstahl an dem Geld« ihres Bräutigams selbst begangen, zur Deckung ihrer eigenen Schuld aber den von ihr erzählten Uebersall und Raub erdichtet zu haben, lieber die Motive des Mädchens zu seiner mehr als sonderbaren That wird erzählt, daß das Mädchen bedauert habe, mittellos in die Ehe zu kom men und das ihrem Bräutigam gestohlene Geld später als Selbsterworbenes habe „einbringen" wollen. Uebri- gens hat, wie verlautet, das genannte Frauenzimmer schon vor ca. vier Wochen einmal Gelegenheit nehmen wollen, sich heimlich aus Biensdorf zu entfernen. Plauen i. Vogtl. Die Auswanderung unga rischer Arbeiter nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika dauert immer noch an; tagtäglich treffen auf dem Oberen Bahnhof ganze Trupps solcher über Eger ein, um zunächst die Reise über Leipzig nach Hamburg fortzusetzen, wo sie von Agenten in Empfang genommen werden. Es sind meist urwüchsige, kräftige Männer- und Frauengestalten, welche ihre von der Natur so bevorzugte Heimath verlassen,»um sich in Amerika lohnenderen Verdienst zu suchen. Am Vor mittag des 14. Januar trafen abermals über sechzig derartige Auswanderer hier ein. Die Leute sind äußerst genügsam, sie nehmen zumeist mit einem Stück Brot fürlieb, wenige nur gönnen sich eine warme Suppe oder ein Glas Bier. Die böhmischen Auswanderer fahren zum größten Theil über Bodenbach-Dresden. Zwickau. Der Kirchenvorstand der Marien- und Katharinenkirche hat beschlossen, daß diese Kirche, deren umfängliche Restauration nun ihrem Ende zugeht, am Sonntag Lätare 8. März, eingeweiht werden soll. Reichenbach i. V. Hier hat jetzt die Methodisten gemeinde eine neue Kapelle errichtet, welche 500 Per sonen fast und im gothischen Style gebaut ist. Weißenberg in der Lausitz. In einer am 14. Jan. hier stattgehabten Versammlung von Landwirthen erfolgte die Gründung einer Meiereigenossenschaft. So gleich wurde von den Betheiligten die Lieferung von täglich 3000 Liter Milch fest zugesichert. Voraussicht lich wird das täglich zur Bearbeitung kommende Milch - quantum nicht unter 5- bis 6000 Liter bleiben. Eine Vereinigung der Meiereien zu Weißenberg und Pomm- ritz kam leider nicht zu Stande, so warm dieselbe von dem anwesenden Kreissekretär Brügger aus Bautzen empfohlen wurde. Döbeln. Die kürzlich hier geplante Verschmelzung der Döbelner Bank und des Vorschuß- und Diskonto vereins soll zu keiner Einigung geführt haben. Beide Banken werden, wie bisher, so auch in Zukunft weiter neben einander bestehen. Rochlitz. Bei einer am 12. Januar in der Nähe abgehaltenen Jagd kam einer der Schützen zu Falle, wobei sich sein Gewehr so unglücklich entlud, daß dessen volle Ladung einem anderen, nur einige Schritte entfernt stehenden Jäger in das Bein fuhr und der selbe schwer verletzt wurde. Kolditz. Der hiesige Kreditverein, welcher sehr gute Geschäfte macht, beabsichtigt, sich vom I. Juli ab in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, welche die Ge schäfte des Vereins unter Wahrung deS genossenschaft lichen Zweckes fortführen soll. Groitzsch. Der hiesige Kreditverein, welcher 26 Jahre bestanden, wird nunmehr aufgelöst. Die Stammantheile und der Reservefonds werden in der Zeit vom 19. bis 24. d. M. ausgezahlt, bez. vertheilt werden. Nach einem Beschlüsse des AuffichtsratheS und der Liquidatoren vom 12. d. M. bekommt jeder Genossenschafter vom Reservefonds 44 M. Leipzig. Di« alten UniversttätSgebäude, die je ein Wahrzeichen von Leipzig bilden, sollen umgebaut werden. DK Pläne dazu sind nur im Entwürfe fertig, aber man kann schon jetzt behaupten, daß durch diesen Nestbau der verkehrsreichste Theil der Stadt zwischen Angustnsplatz, Grimmaischer- und Universitätsstraße wesentlich gewinnt. — Ein anderer großer Bauplan schwebt noch in der Luft; die Verhandlungen darüber sind noch nicht beendet. Eine auswärtige Gesellschaft will ein grobes Bauareal hier erwerben und darauf Geschäftshäuser in großem Stile errichten. (Fortsetzung deS Sächsischen in der Beilage.) Tagesgefchichte. Berlin. Nach einer Bekanntmachung des Reichs kanzlers tritt am 1. Februar die auf 5 Pfennig er mäßigte Wortgebühr für Telegramme bei einem Mindestbetrag des Telegramms von 50 Pf. in Kraft. — Die Taufe des jüngsten kaiserlichen Prinzen wird am 26. Januar, Abends 5 Uhr, in den Privat gemächern im königl. Schlosse stattfinden. Bis jetzt werden von fürstlichen Taufpathen erwartet: DieGroß- Herzogin-Wittwe von Mecklenburg-Schwerin und die Herzogin Wer« von Württemberg. — Das Ordens fest ist am Sonntage in alther gebrachter Weise im weißen Saale deS königlichen Schlosses abgehalten worden. Der Ordenssegen ist diesmal viel reicher ausgefall°n als sonst. Es wurden im ganzen 1710 Auszeichnungen, gegen 1490 im Vorjahre, vertheilt. Jnsgesammt wurden verliehen: Das Großkreuz des Rothen Adlerordens mit Eichen laub und Schwertern am Ringe 1 Mal. Das Groß kreuz des Rothen Adler-Ordens mit Eichenlaub 1 Mal. Der Rothe Adlerorden erster Klaffe mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe 6 Mal. Der Rothe Adler- Orden erster Klaffe mit Eichenlaub 2 Mal. Der Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klaffe mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe 7 Mal. Der Stern zum Rothen Adlerorden zweiter Klaffe mit Eichenlaub 15 Mal. Der Rothe Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe 20 Mal. Der Rothe Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub 55 Mal. Der Rothe Adlerorden zweiter Klasse 1 Mal. Die Schleife zum Rothen Adlerorden dritter Klaffe I Mal. Der Rothe Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife und Schwertern am Ringe 14 Mal. Der Rothe Adler-Orden dritter Klaffe mit der Schleife 116 Mal. Der Rothe Adler-Orden vierter Klaffe 580 Mal. Der Kronen-Orden erster Klaffe mit Schwertern am Ringe 3 Mal. Der Kronen-Orden erster Klaffe 9 Mal. Der Kronen-Orden zweiter Klasse mit dem Stern 2 Mal. Der Kronen-Orden zweiter Klaffe 16 Mal. Der Kronen-Orden dritter Klaffe mit Schwertern am Ringe 3 Mal. Der Kronen- Orden dritter Klasse 79 Mal. Der Kronen-Orden vierter Klaffe 103 Mal. Der Haus-Orden von Hohenzollern: der Adler der Komthure I Mal, der Adler der Ritter 4 Mal, das Kreuz der Inhaber 5 Mal, der Adler der Inhaber 16 Mal. Das Allge meine Ehrenzeichen in Gold 95 Mal. Das Allgemeine Ehrenzeichen 555 Mal. . — Im Etat der General-Ordens-Kommission fehlt zum ersten Mal die Position Ehrensold für die In haber des Eisernen Kreuzes II. Klasse aus den Befreiungskriegen. Im vergangenen Jahre ist der letzte Inhaber dieses Ordens gestorben. — Dem Reichstag liegt bekanntlich eine große Anzahl von Petitionen um Herabsetzung der tele graphischen Gebühren für Zeitungen vor. Die selben werden in einer der nächsten Sitzungen der Petitionskommission zur Verhandlung kommen und finden in Abgeordnetenkreisen eine sehr wohlwollende Aufnahme. Die in den Petitionen hervorgehobenen Gesichtspunkte, daS öffentliche Interesse, welches mit einer schnellen und billigen Zeitungsberichterstattung verbunden ist, der erfolgreiche Vorgang vieler anderer Länder mit einer Herabsetzung der Zettungstelegramm- gebühren, die außerordentlich großen, ein Entgegen kommen wohl rechtfertigenden Einnahmen der Post- und Telegraphenverwaltung aus den Zeitungen, wer den «IS sehr berechtigt anerkannt. Dem fiskalischen Gesichtspunk gegenüber wird geltend gemacht, daß eine Verminderung der Reichseinnahmen durch eine solche Vergünstigung keineswegs zu befürchten sei, da eine Herabsetzung der unbillig hohen Gebühren die Zeitungen zu einer noch weit umfassenderen Benutzung deS Drahts veranlassen würde. Wie sich die Telegraphen verwaltung zu diesen Petitionen stellen wird, ist aber noch unersichtlich. — Der Sultan übersandte den drei ältesten Söhnen des deutschen Kaisers drei kleine arabische Pferde als Geschenk. — Die Aufsehen erregende Meldung, daß in Hoboken an Bord des Norddeutschen LloyddampferS „Elbe" deutsche Schiffsmannschaften von der Polizei verhaftet und dabei auch vchtff-offiziere thätlnh