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MkWH-IeitllW 57. Jahrgang Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achts-itigem „Illustrirten Unterhaltuugsblatt." Mit land, und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Dafür blickt China immer mißtrauischer auf die sich in I Versicherung hinzufügten, daß man in der Belehrung Asien breit machenden «fremden Kräfte und das nicht I über diese hochwichtige Einrichtunglnicht ermüden solle, mit Unrecht. Sieht es sich doch schon längst in seinem möchten wir daran erinnern, daß Jeder, der eine Auf ganzen Norden von dem russischen Koloß umklammert, I Wärterin, Waschfrau, Näherin, Krankenwärterin und während derselbe zugleich auch von Westen her dem! dergl., überhaupt Dienstpersonen nur tageweise oder „Reiche der Mitte" immer drohender zu Leibe rückt, ! mehrere Tage in der Woche beschäftigt, auch als Ar- im Süden aber lauern Engländer und Franzosen, beitgeber zu betrachten ist und darum die Pflicht hat, jeden Augenblick bereit, irgend einen Lappen des i darauf zu halten, daß sich die genannten Personen bei chinesischen Reiches an sich zu reißen. Es ist daher der Versicherungsanstalt anmelden. Den Beitrag für vollkommen begreiflich, wenn das letztere schon seit I solche Personen bezahlt nach § 100 des Reichsgesetzes einigen Jahren besondere Anstrengungen zur Reorgani- vom 22. Juni 1889 derjenige Arbeitgeber, welcher sation seiner ungeheueren, aber heute noch sehr ver- den Versicherten zuerst in der Woche beschäftigt, gleich zettelten militärischen Kräfte macht; sollte einmal in viel an welchem Wochentage die Arbeit geleistet wird. Europa der drohende große Völkerkrieg entbrennen, so I Selbstverständlich erstreckt sich die Verpflichtung des ist es höchst wahrscheinlich, daß sich China denselben zu Nutze machen und einen energischen Vorstoß gegen eine der europäischen Mächte an seinen Grenzen unter nehmen würde. Inserat«, welch« bei de» b-d«utenden Auflage de» Blatte« ein« sehr wtrt- fame Verbreitung finde«, werden mit 10 Psa. di» Spaltenzeile oder »er« Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Sing«, sandt, im redaktionell« Th eile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Europa in Asien. Die seit einigen Jahren begonnene, aber noch immer nicht vollständig beendigte „Theilung Afrikas" unter die hierbei interessirten europäischen Mächte hat die Aufmerksamkeit von der auch in Asien stattfinden den Konkurrenz europäischer Staaten wieder etwas ab gelenkt. Dies um so mehr, als seit der Beilegung des jüngsten russisch-englischen Jnteressenkonfliktes in Zentralasien nichts zu Tage getreten ist, was auf eine neuerliche Verschärfung der auch in Asien vorhandenen europäischen Gegensätze schließen ließe. Dennoch hat gerade in den letzten Jahren die Ausdehnung der europäischen Interessen- und Gebietssphären in Asien verhältnißmäßig ebensolche Fortschritte gemacht, wie sie im „dunkeln Kontinent" stattgefunden haben, nur ist anscheinend unter dem Eindrücke der afrikanischen Unternehmungen der gleiche Vorgang jenseits des Kaukasus nicht mehr so beachtet worden. Vor allem kann Rußland auf eine gewaltige Ausdehnung seines Machtbereiches auf asiatischem Boden zurückblicken, die aber bemerkenswerther Weise auf durchaus friedliche Weise erzielt worden ist, durch Anlegung von Eisen bahnen, durch den Bau und Vervollkommnung von Handelsstraßen, durch die Einrichtung von handels politischen Stationen u. s. w. Heute steht der russische Riese dicht vor der Westgrenze des Chinesenreiches, wie er anderseits auch an die Thore Indiens klopft. Die so mächtigen Chane von Chiwa und Buchara sind nur noch Vasallen des Zaren, ganz Türkistan ist russisches Gebiet geworden und südlich reicht heute das russisch-asiatische Reich bis direkt zur Grenze des Afghanenlandes, vor dessen Felsenpforte, dem Zulficar- Paß, die Kosakenposten drohend halten. Gegenüber diesen Fortschritten ist jedoch der alle Rivale des Zarenreiches in Asien, England, nicht müßig geblieben. Die Nordwestgrenzen Indiens, wo am ersten ein russischer Angriff zu erwarten stünde, sind durch größere Befestigungsanlagen bedeutend verstärkt worden, auch haben die Engländer vom Thals des Indus aus nach den Grenzgebirgen von Afghanistan eine Reihe von Eisenbahnen hingeführt, die sämmtlich strategischen Zwecken dienen. Afghanistan steht heute mehr wie je unter englischem Einflüsse und ebenso breitet sich letzterer mehr und mehr in Persien aus, welches Land gleich Afghanistan, von den Engländern als eine Vormauer gegen Rußland betrachtet wird. Im Norden hat sich die englisch-indische Machtsphäre bis hart an die Grenzen des chinesischen Schutzlandes Tübet hinaufgeschoben und auch nach Osten zu ist sie durch die Einverleibung von Assam und Oberbirma in das indische Kaiserreich um ein beträchtliches vergrößert worden. Neben Russen und Engländern erscheinen noch die Franzosen als erobernde europäische Macht auf asiatischer Erde. Sie haben sich daselbst im Laufe des letzten Jahrzehntes ein förmliches Kolonialreich gegründet, welches die reichen Länder Annams, Tongking, Cochinchina und Kambodscha umfaßt und von den indo-britischen Be sitzungen nur noch durch das Königreich Siam getrennt wird. Die Bestrebungen Frankreichs, seinen hinter asiatischen Kolonialbesitz möglichst „abzurunden", näm lich auf Kosten der südlichen Grenzgebiete Chinas, haben bekanntlich zu einem kriegerischen Zusammen stöße zwischen China und Frankreich geführt, bei dem sich letzteres keine besonderen Lorbeeren holte und da her im Grunde ganz froh war, als sich ein Halbwegs ehrenvoller Friedensschluß mit dem zähen Gegner er möglichen ließ. Die Gefahr eines ernsten Konfliktes zwischen diesen in Asien konkurrirenden europäischen Mächten erscheint jedoch zur Zeit noch nicht nahegerückt, denn noch bietet der ungeheuere Welttheil den Euro päern genügenden Raum zum „freien Spiel der Kräfte". Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde, 14. Januar. Bei den in den I Zeitungen, so auch in unserem Blatte, oft mehrfach I wiederholten Anerbietungen von Lehrlingsstellen drängt l sich uns die Ueberzeugung auf, daß diesen Gesuchen I von Seiten der Eltern und Vormünder nicht die Be- I achtung geschenkt zu werden scheint, die sie verdienen. Wir pflegen stets um Michaelis daran zu erinnern, ! daß es nunmehr an der Zeit sei, sich für die nächste Ostern zur Konfirmation gelangenden Söhne nach einer ! paffenden Lehrwerkstätte umzuthun, eine Bemühung, ! die aber, wie die Erfahrung gelehrt hat, nicht in dem I Maße beachtet wird, als es im Interesse der Betheiligten I wohl geschehen möchte. Oft nicht eher, als die Schul- I entlaffung vor der Thür steht oder bereits zur Thai- l fache geworden ist, bequemt man sich dazu, einen Lehr meister zu suchen, ohne dabei immer eine Auswahl zu treffen, zu welcher es übrigens auch oft schon zu spät sein dürfte. Ist dieses Suchen vergebens, so kommen die Säumigen gar nicht selten in die Lage, eine mehr oder weniger lange Zeit daheim ausliegen zu müssen, bis endlich ein Meister gefunden ist. Das ist unter allen Umständen vom Uebel; denn „Müßiggang ist aller Laster Anfang." Dieses Zögern und das damit , zusammenhängende Bummeln ist aber nicht selten auch die Ursache davon, daß Mancher, der sich recht wohl zur Erlernung und Ausübung eines Handwerks ge schickt hätte, demselben entzogen und als Dienstbote vermischet wird. Nun ist zwar ein guter, treuer Dienstbote aller Ehren Werth, und wir sind weit ent fernt, seine Thätigkeit gering zu achten, aber ein Un recht bleibt es, Fähigkeiten, die geeignet sind, einem Knaben den Weg zur Selbständigkeit zu öffnen, unbe nutzt liegen und verkümmern zu lassen, lediglich um der Versorgungspflicht enthoben zu sein. Mag man über die gedrückte und aussichtslose Stellung des Handwerks in unserer Zeit noch so sehr klagen (wenn wäre das nicht geschehen?), wir sind dennoch der Ueber zeugung, daß einem tüchtigen Handwerksmanne auch jetzt noch der Weg zum bürgerlichen Wohlstände und zur ehrenvollen Selbständigkeit offen stehe und daß also bei den Anerbietungen ehrenwerther Meister rascher und freudiger zugegriffen werden sollte, als es leider geschieht. Ohne Kampf geht es im Leben nicht mehr, aber wer die Flinte ins Korn wirft, anstatt entschlossen vorwärts zu streben, der kann nimmermehr auf einen Erfolg hoffen. Wir meinen, daß eS jetzt wohl aller höchste Zeit sei, in der besprochenen Angelegenheit für nächste Ostern vorzusörgen. — Im Anschluß an die Bemerkung, welche wir unserm neulichen Berichte über den im Gewerbeverein gehaltenen Vortrage über die Alters- und Jnvaliden- Arbeitgebers zur Zahlung nur auf die Hälfte des zu leistenden Beitrags, d. h. bei Personen, deren JahreL- verdienst nicht höher als 350 Mark ist, auf wöchent lich 7 Pfennige. — Unter regster Betheiligung seitens der Mit glieder und verschiedener Gäste feierte der Militär- Verein für ReinholdShain und Umgegend am ver gangenen Sonntag im Saale des Goldenen Stern hier sein siebentes Stiftungsfest. — Eingeleitet durch eine lukullische Tafel, nahm der Vorstand deS Vereins, Herr Gutsbesitzer Bernh. Dietrich, das Wort, um in begeisterten und erhebenden Worten Se. Majestät den König Albert zu feiern und ihm ein kräftiges Hoch zu widmen, an welches sich der Gesang der Sachsenhymne schloß. Hierauf gab der stellvertr. Vorstand, Herr Gutsbesitzer Bellmann, seinem Enthusiasmus beredten Ausdruck, indem er unserem obersten Kriegsherrn, Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser ein dreifaches Hoch weihte, welches wiederum seinen Abschluß in der preußischen Nationalhymne sand. Ferner wurden be sonders hervorgehoben die Verdienste des Herrn Vor werksbesitzer v. Schepke (Ehrenmitglied) und des Herrn Landtagsabgeordneten Steyer durch die Herren Schmiede meister Naumann jun. und Privatus Richter (letzterer hier). Herr Landtagsabgeordneter Steyer dankte in warmen Worten, indem er die Militärvereine als kräftige Stütze der allgemeinen Staatsordnung erkannte und erwiderte in diesem Sinne sein dreifaches Hoch. Neben verschiedenen anderen Reden wurde die Tafel ! noch gewürzt durch ein sinnreiches Tafellied: Mit Gott I für König und Vaterland! Nach Schluß der Tafel ! huldigte man in eifrigster Weise der Muse Terpsichore und währte der Tanz bis in die frühesten Morgen stunden, womit das solenne Fest seinen Abschluß nahm. — Unterlassene Anmeldung zur Krankenkasse als Betrug bestraft. Ein Kaufmann zu B. hatte in l mehreren Fällen die für die Anmeldung zur Kranken kasse verpflichteten Bediensteten nicht angemeldet, in I weiteren Fällen den Termin des Eintrittes derselben l in die Beschäftigung auf später angegeben, als es that- sächlich der Fall gewesen war. Die zuständige Kranken kasse erhob Anklage gegen den Kaufmann bei der I Staatsanwaltschaft; die jüngst stattgefundene Verhand- I lug führte zur Verurtheilung des Prinzipals zu vier- I zehn Tagen Gesängniß und einer Geldbuße von I 50 Mark, und zwar auf Grund des § 263 des Straf gesetzbuches, welcher lautet: „Wer in der Absicht, sich l oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögens- I vortheil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen I dadurch schädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer I Thatsachen einen Jrrthum erregt oder unterhält, wird I wegen Betrugs mit Gefäygniß bestraft, neben welchem I auf Geldstrafe bis zu 3000 Mark, sowie auf Verlust I der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann. ! Der Versuch ist schon strafbar." In der Urtheilsbe- I gründung wurde ausgeführt, daß der betreffende Kauf- I mann durch die zu spät erfolgte Anmeldung sich un Dl« „Weißeritz.geitung- erscheint wSchenttich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« V Pfg. — All« Postan- «alten, Postboten, sowie di« Agenten nehm« Be- Amtsblatt für die Löniqliche Ämlshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Miglichen Umtsgenchte «ad die Städtische zu Dippoldiswalde und Irauenstein . nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, - in Altenberg: Buchbinbermstr. Schütz«,in Frauenstein: Nadlermstr, Hardt. Mstkktt W ölt „WtlßMtz'LtlllW mann, — in Glashütte: Buchbinbermstr. Schubert, - in Kreischa: Buchbinder Berger, - in Potschappel: Kaufmann Theu erkauf. Nr. 7. Donnerstag, dm 15. Januar 1891