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57. Jahrgang. Jahrhunderte galt das Fell eines Ochsen, Hirsches, Fuchses, WolfeS oder einer Fischotter schon achtmal so viel wie ein Schaf- oder Ziegenfell. Das eines Biber würde sogar hundertundzwanzigmal theurer angerechnet. Am Hofe zu Konstantinopel galt der Pelz zur Zeit der Kreuzzüge schon nickt mehr als Staatskleid. Denn Kaiser Alexius betrachtete 1096 die pelzverbrämten Waffenröcke Gottfried von Bouillons und seiner Kreuz ritter mit größter Bewunderung. Und als 1187 da- Areuzfahrerheer bei Tiberias geschlagen worden war, suchten die das christliche Lager plündernden Seldschucken mit besonderer Gier nach feinen Pelzwaaren als einer seltenen Beute. Der Luxus mit theurem Pelz war um diese Zeit sehr im Schwange. Die Anführer des vierten, 1190 unternommenen Kreuzzuges, Philipp II. von Frank reich und Richard I. von England, mußte,! ihren Rittern das Tragen von Hermelin und Zobel ver bieten. Und Eduard III. von England erließ sogar 1336 ein Gesetz, nach dem nur Deut Pelzwerk zu tragen erlaubt war, der jährlich wenigstens hundert Pfund Sterling zu verzehren habe. 1497 erging in Deutschland ein ähnliches Verbot durch den Reichstagsabschied von Lindau. Nicht adeligen und nichtritterlichen Leuten wurden Kleider mit Zobel- oder Hermelinfutter untersagt. 1530 und 1548 mußte das Verbot aber in der ReichSpolizei- ordnung erneuert werden. „Gemeine Bürger, Hand werker und Krämer" sollen keine verbrämten Kleider, keine BiretS (Kastorpelze) oder Marder und ähnliches köstliches Rauchwerk tragen, sondern sich mit Kleider futter von Fuchs, Iltis und Lamm begnügen. Den „Kauf- und Gewerbsleuten" ist Marder, Zobel und Hermelin versagt und höchstens Futter von der Marder kehle erlaubt. Ihren Frauen aber wurden Feehpelze zugestanden. Den „Grafen und Herren" wurde jedes Futter verwilligt, ausgenommen Zobel und Hermelin. Als der dreißigjährige Krieg den Wohlstand Deutschlands vernichtet hatte, hörte der PelzluxuS von selbst auf. Auch da- Steigen des Preises trug dazu bei. Im Anfänge des achtzehnten Jahrhunderts wur den ja selbst in Rußland tadellose schwarze Fuchs pelze mit sechshundert bis tausend Rubel das Stück bezahlt. So hat der Pelz seltsame Wandlungen in der Ge schichte der Mode erlebt. Das erste und ursprüng lichste Kleidungsstück, in roher Einfachheit den Namen Rock verursachend, einmal verachtet, dann beliebt, Staatskleid, Prunkgewand und Luxusartikel, der Ver bote hervorruft, ist er in unserer Zeit nichts als ein schönes wärmendes Winterkleid, dessen praktischer Zweck am meisten geschätzt Pird und das in der Mode und im Luxus eine nur wenig hervorragende Rolle spielt. Beilage zu Nr. 2. Sonnabend, dm 3. Januar 1891. Zar Geschichte de« Pel,e«. Beim Gebrauche deS Wortes „Rock" wird kaum Jemand auf die Vermuthuug kommen, daß dasselbe einen nicht uninteressanten kulturgeschichtlichen Hinweis in sich birgt. Es wird oft, pars pro toto, zur Be zeichnung von Kleidung überhaupt bei Männlein und Fräulein angewendet und hat diese Bedeutung in grauer Vorzeit einst auch gehabt. Im Angelsächsischen und Schwedischen lautet es ganz so wie im Deutschen. Im Altenglischen und Altfranzösischen hieß eS rockst, im Italienischen ruckctto, im Spanischen roSnstto. Alle diese Sprachmodulationen deuten auf das Stammwort hin, dem „Rock" entsprungen ist. Dieses Stammwort heißt rauch oder rau. Erstere Form, im Althochdeutschen rück, lebt heute noch im Volksmunde. Rauh oder rauch bezeichnete man die erste Kleidung, aber einst deswegen, weil sie aus Fellen bestand. Bei den deutschen Bauern waren noch bis zum Anfänge dieses Jahrhunderts Schafpelze ohne Ueberzug allge mein üblich, und in Ungarn sieht man diese Tracht, die an die älteste und einfachste Kleidung, an die Fell röcke erinnert, jetzt noch. Für die in kälteren Gegenden hausenden Menschen der ältesten Zeiten tag es ja auch nahe, das, womit das Thier von der vorsorglichen Natur gegen Frost geschützt war, zur wärmenden Hülle des eigenen Körpers zu verwenden, sobald man Wild erlegt hatte. Ur sprünglich kehrte man aber die weiche Haarseite nach Innen und bot dem Auge der Mitmenschen die Fleisch feste des abgezogenen Thierfelles dar, ein Anblick, der zur Bildung ästhetischen Gefühles zweifellos nicht be sonders geeignet war, zumal man die Kunst des Gerbens noch nicht kannte. Verfeinerung der Sitten, wenn man so sagen will, ließ wohl bald eine Wandlung in der Mode der biederen Naturkinder entstehen. Man trug die Haarseite der Thterfelle für die Welt und überließ es dem Körper, sich mit der harten und wenig angenehm duftenden Fleischseite in gutes Einvernehmeü zu setzen: So trieb die Noth zur Erfindung des Gerbens. Nördlich der Hudsonsbai und auch in andrren von der Kultur noch nicht gestreiften Gegenden giebt es allerdings noch jetzt wilde Völkerstämme, denen das Gerben etwas völlig fremdes ist. Sie tragen die Thierfelle einfach so, wie sie dieselben dem getödteten Thiere abgezogen haben. Anderwärts treffen wir dagegen ebenso rohe Völker schaften an, welche die als Kleidung benützten Thier felle wenigstens schon in einer Weise bearbeitet Haden, die uns einen Fingerzeig auf die Anfänge des Gerbens auch bei jetzt zivilisirten Nationen giebt. Denn der Hinblick auf die Sitten und Gebräuche der Wilden läßt den Kulturgeschichtsforscher manchen leidlichen Schluß ziehen auf die einstige Lebensweise der ältesten europäischen Völker. In der ältesten Zeit bestand auch die Kleidung der Griechen und Römer aus gar gemachten Fellen. Selbst als Lager benutzten sie dieselben. Wollten ihre hoch- zivilisirten Nachkommen den Abstand zwischen sich und ihren Urahnen hervorheben, so wiesen sie auf den Ge brauch der Pelze in jener Zeit hin. Denn zur Zeit der Blüthe der römischen Kultur trugen nur noch die ärmsten Leute Fellkleider. Die anderen trugen wollene, leinene und baumwollene Gewänder. Ehe sie bei strenger Kälte den Leib durch einen Pelz verunzierten, zogen sie lieber vier wollene Tuniken übereinander. Martial spöttelt über die römischen Stutzer, die einen Luxus damit trieben, recht viele prächtige Gewänder im Winter auf einmal zur Schau zu tragen. Im alten Israel trugen nur die Propheten Pelze, wie aus Bibelstellen des alten Testament-, z. B. Sacharja 13, 4, heroorgeht. Im dritten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung wurden in Rom aber plötzlich wieder Fellkleider Mode. Daran waren die Germanen schuld. Diese traten bei ihrem Eindringen in das römische Weltreich gar nicht so „barbarisch" auf, wie man vielfach noch annimmt. Die feingebildeten Römer fanden sogar Gefallen an manchen Sitten und Gebräuchen der nordischen Fremd linge und ahmten diese nach. In den Augen der jungen Römerinnen sand die reiche und kleidsame Pelztracht der blonden Kriegs männer besonders Gnade. Biber-, Bären-, Luchs-, Wolssselle und was sonst die dunklen Urwälder Ger maniens an zartem, glänzendem Pelzwerk in reicher Fülle den jagdfrohen Männern darboten, verstanden diese trefflich zu verwenden, nicht blos zum Schutze gegen Sturm und Wetter, sondern auch als wohlge fälligen Schmuck für ihre kräftigen, stolzen Gestalten. Selbst ihre Streitroffe trugen schöne Pelzdecken, und die Schilde waren oft mit Fell überzogen und mit Erzbuckeln beschlagen. Was einem Volke Bedürfniß ist, dem wendet es gewöhnlich auch besondere Sorgfalt zu. Wie heute Rußland in der Ledersabrikation, der Juchtenbereitung hauptsächlich. Vortreffliches leistet, so damals Germanien in der Bearbeitung des Pclzwerkes. Und wie heute oft Russe» und Armenier durch stattliche Pelztracht Bewunderung erregen, so damals zu Rom die Söhne des deutschen Urwaldes. Die römischen Stutzer rissen sich um feines Pelz werk. Rasch wurde dieses zu Rom ein Hauptgegen stand des Luxus und somit des Handels. Daß kost bares Nauchwerk der Seltenheit wegen hoch im Preise stand und nur von Vornehmen getragen werden konnte, wirkte viel zur Verbreitung dieser Mode. Die Römer jener Zeit erhoben den Pelz zur Staatstracht. Bei den Germanen aber wurde er, je mehr andere leichtere Kleidungsstoffe Eingang fanden, nur noch zur Ver brämung derselben angewandt. Alte Geschichtsschreiber erzählen, daß bei den Hun nen und Gothen Gewänder aus dem kostbarsten und seltensten Pelzwerke als alleinige Auszeichnung des Adels an Fürstenhöfen galt. Auch das ahmte man zu Rom nach. Kaiser Honorius erließ deswegen 397 ein Verbot, daß außer den dem kaiserlichen Hofe Ange hörigen Niemand in Rom und Umgegend ausländische Pelze trage. Die zweimalige Wiederholung des Ver botes in den nächsten Jahren beweist aber auch, wie sehr die Wohlhabenden Roms an der prächtigen und kostspieligen Tracht hingen. Pelzhandel trieb Rom nicht nur mit dem Norden, sondern auch mit Persien, das die Kunst des Leder färbens schon betrieb. Der Norden lieferte aber das meiste. Der gothische Geschichtsschreiber Jordanis be richtet, daß die Schweden das vorzüglichste Pelzwerk nach Rom schickten, welches aber erst durch vieler Völker Hände gehe. Pelz galt als beliebtes Tauschmittel. In Pelzen wurden sogar Abgaben entrichtet. So mußten die von den um 862 Rußland besetzenden Normanen oder Wa rägern unterjochten slavischen Völkerschaften Eichhörn chen- und Marderfelle zum Tribute geben. Bieber-, Wiesel-, Marder-, Hermelin- und Zobel felle waren besonders beliebt. Auch Feeh, feines Grau werk eines Eichhörnchens, das man mus varius nannte, war gesucht. Jetzt benutzt man es nur noch als Futter. Vom elften Jahrhundert an standen schwarze Fuchs felle sehr in Gunst. In Frankreich legte man auf spanische und italienische Katzenfelle großen Werth. Im zwölften Jahrhunderte werden schon roth gefärbte Schaffelle und Hermeline erwähnt. Während des Mittelalters war es sehr beliebt, seidene und sammtene Prunkgewänder mit theurem Pelze zu verbrämen. Kaiser Karl des Großen Hof leute mußten ihres feinen, Morgenländischen Rauch werkes wegen manchen Spott von ihm erdulden. Denn er selbst trug nur einen Nock von Schaffell oder Fisch otter. Bei seiner Tochter Berchta wird ein Halsschmuck von Hermelin besonders hervorgehoben. Die Waffenröcke, welche die Ritter bei festlichen Gelegenheiten über den Harnisch zogen, waren gewöhn lich reich mit Pelz verziert. Auch Fürsten liebten an ihren Festgewändern den eben so einfachen als edlen Pelzschmuck. Ihre Herolde kleideten sich auch gern in stattliche Pelztracht, während ihnen von einem Knappen das Wappen vorangetragen wurde. Daher sehen wir alte fürstliche Wappen oft auf Hermelin und anderem kostbaren Pelzwerke ruhend dargestellt. Man ließ sich auch gern in Pelztrycht, die jeder Person ein vor nehmes und reiches Ansehen verlieh, malen, wie man an Porträts aus jener Zeit bemerken kann. Ich er innere nur an Albrecht Dürers Selbstbildnis. Handschuhe von Pelz waren bei den Mönchen schon in Gebrauch. Sie hieben mustulac und leben noch heute im Muff unserer Dünen fort. Nach einem Walliser Gesetzbuch« aus dem zehnten Kirchen-Rachrichten der Parochie Frauenstein. Monat Dezember. Geburten: Ein Sohn: Schriftsetzer Friedrich Thum hier. — Kistenbauer Max Karl Eulenberger hier. — Haus und Feldbesitzer Ernst Ludwig Ullmann hier. — Eine Toch ter: Gutsbesitzer Ernst Louis Schmieder in Reichenau. — Anna Marie Viererbe hier (außerehelich). — Gutsbesitzer Friedrich August Göhler in Kleinbobritzsch. Aufgebote: Ernst August Liebscher, Gutsbesitzer in Hermsdorf, mit Marie Emilie Flemming, Dienstmädchen hier. — Gottlieb Hermann Bellmann, in Diensten in Kleinbobritzsch mit Alma Martha Jäppelt, in Diensten in Kleinbobritzsch. Tode-fälle: Johanne Sophie Rachel, hinicrl. Wittwe des Hausbesitzers I. F. Rachel hier, 73 I. 11 M. 15 T. — Flora Frida, Tochter des Hausbesitzers Karl Aug. Claus- nitzer hier, 5 M. 20 T. — Friedrich Alexander, Sohn des königl. Oberförsters Friedrich Martin Rein hier, 8 I. 3 M. — Christiane Friederike Wilhelmine Richter, hinter!. Wittwe des Zimmermeisters G. Richter in Reichenau, 74 I. K T. — Christian Gottlieb Wolf, Maurer und Hausauszügler in Klein- bobritzsch, 75 I. 11 M. 26 T. Standesamt Hennersdorf. Monate Oktober, November, Dezember. Geburten: Ein Sohn: Gutsbes. Fr. Wilh. Walther hier. — Handarbeiter Rob. Wilh. Göhler, Ammelsdorf. — GutSbes, Karl Reichel, Schönfeld. — Schuhmacher Ernst Börnert hier. — Ledige Anna Eommerschuh, Schönfeld (Zwilling«). — Tischlermeister Heinr. Wilh. Reichel, Schön-