Volltext Seite (XML)
Die -»slimder md Porlagiest« m Afrika. Während sich England mit zweien seiner europäischen Konkurrenten in Afrika, mit Deutschland und Frank reich, in endgiltiger Weife auseinandergesetzt hat, be findet sich einerseits die englisch-italienische Jntereffen- sphären-Abgrenzung im östlichen Afrika, anderseits die englisch-portugiesische Verständigung im südlichen Afrika noch in der Schwebe. Aber unzweifelhaft wird Eng land demnächst auch mit Italien wegen der beide Mächte berührenden Jnteressenfragen in Afrika ein Ab kommen treffen, darauf deuten schon die fortgesetzt überaus freundschaftlichen Beziehungen zwischen London und Rom hin. Es erübrigte somit nur noch die kolonialpolitische Auseinandersetzung der britischen Weltmacht mit dem kleinen Portugal. Aber gerade diese Seite der großen Afrikafrage hat von Anfang an besondere Schwierigkeiten aufgewiesen, und daß die selben durch den provisorischen englisch-portugiesischen Afrikavertrag keineswegs beseitigt worden sind, be weisen die neuerlichen Konflikte zwischen Engländern und Portugiesen im südöstlichen Afrika. Es ist noch nicht genügend sestgestellt, wer an diesen Vorgängen die eigentliche Schuld trägt, vielleicht werden beide Theile Uebergriffe begangen haben, wie man nach den letzten Meldungen hierüber fast annehmen muß. Aber jedenfalls lenken die fortdauernden kolonialen Zwistig keiten im englisch-portugiesischen Grenzgebiete des süd lichen Afrikas allmälig in ein bedenkliches Fahrwasser ein. Die Bedrohung des englischen Konsuls in Quili- mani, dem portugiesischen Haupthafen an der südöstlichen Küste Afrikas, durch aufgeregte Volksmaffen deutet ge nugsam auf die gereizte Stimmung hin, welche in den Kolonialgebieten Portugals gegen die Engländer herrscht, ihr entspricht jedoch auch die Stimmung in den Lissa boner Regierungskreisen selbst. Nicht nur ist von der portugiesischen Regierung die Bildung von Freiwilligen- Äorps zur Vertheidigung der portugiesischen Interessen in Afrika gutgeheißen worden, sondern sie hat sogar die Entsendung regulärer Infanterie-Regimenter nach Südafrika angeordnet, außerdem wird in Lissabon noch eine besondere Expeditionskolonne unter dem Ober befehl des Obersten Coutincho gebildet, die auch mit Artillerie und Genietruppen versehen ist. Diese mili tärischen Maßnahmen mögen vielleicht von dem neuen portugiesischen Kabinet Souza zunächst nur in der Ab sicht ergriffen worden sein, der aufgeregten Nation eine gewisse Genugthuung zu bieten und hierdurch zu gleich die politische Ausbeutung des Streitfalles mit England durch die portugiesischen Republikaner zu Hintertreiben. Aber offenbar muß ein stärkeres mili tärisches Auftreten der Portugiesen in Südafrika auch bei den Engländern Gereiztheit erwecken und vermuth- lich hängt die jetzige Berufung des Premierministers der Kapkolonie, Cecil Rhodos, nach London zur Be richterstattung über den Stand der englisch-portugiesi schen Streitfrage mit beabsichtigten militärischen Gegen maßregeln Englands zusammen. Sollte es jedoch wirklich zu einem kriegerischen Zusammenstöße zwischen England und Portugal in Südafrika kommen, so ist kaum zu zweifeln, daß letzteres hierbei den Kürzeren ziehen wird, und Portugal würde hierdurch mindestens aller seiner jetzt erhobenen colonialen Ansprüche verlustig gehen. Die selben zielen in ihrem Kernpunkte darauf, zwischen den portugiesischen Besitzungen an der Südostküste Afrikas und denjenigen an der Westküste, die von der Congo- mündung im Norden bis zum Cap Frio im Süden reichen, eine Verbindung durch die Länder der Mata- bele, Makololo und Lobale herzustellen. Hiergegen erhebt England entschiedenen Einspruch, weil dann die geplant« Verbindung de» britischen Ostairika mit Kap- land illusorisch gemacht werden würde, und will es den Inserate, welche v«t d« bedentenden Auflage de» Blattes eine sehr wi» sam« Berbrettünä finden, werden mit 1v Pfg. di« Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« W Pfg. Antrag auf Wiederzulaffung des Ordens gestellt. Ein Sturm der Entrüstung hat ob dieses Antrages di« evangelische Welt ergriffen, und von allen Heiken kommen Petitionen an den Reichstag um Ablehnung des betreffenden Antrages. Wenn nun auch der Jesuiten orden verfaffungsgemäß aus Sachsen ausgeschlossen ist, so fordert doch unser Interesse als Deutsche ganz ent schieden, in dieser Angelegenheit unsere Stimme mit, zu erheben und ganz energisch Verwahrung gegen die Annahme des betr. Antrags einzulegen. In Freiberg z. B. liegt eine Petition zur Unterschrift aus, deren Wortlaut wir in Folgendem mittheilen. „An den hohen deutschen Reichstag in Berlin. Das Zentrum des hohen deutschen Reichtages hat den Antrag einge bracht, daß das im Jahre 1872 erlassene Jesuiten gesetz wieder aufgehoben werde. Die ehrerbietigst Unterzeichneten, durchdrungen davon, daß die Mit glieder der Gesellschaft Jesu in unser Vaterland nur zu einer verderblichen Wirksamkeit zurückkehren würden: zum Kampfe auf allen Gebieten deutscher Kultur, so weit sie aus der die Geister und Gewissen befreienden That vr. Martin Luthers heroorgegangen. Und zum Haderstiften zwischen den einzelnen Konfessionen- fühlen sich deshalb um der besten Güter unseres Volke» und um den Frieden willen, dessen wir so sehr bedürfen, getrieben, an den hohen Reichstag die ergebenste Bitte zu richten: „Der Hohe Reichstag wolle bezüglich deS Antrags auf Rückberufung der Jesuiten die Ablehnung beschließen." — Sollten wir uns diesem mannhaften Zeugniß nicht aus vollem Herzen «»schließen? Je mehr Namen es als Unterschrift trägt, desto wirksamer wird es sein. Um unseren Mitbürgern Gelegenheit zur Zustimmung zu geben, liegt die betr. Petition zur Unterschrift aus im Rathskeller, im Gasthof zum Stern, Hirsch und in Dreßlers Weinstube. Möge sie sich mit recht zahlreichen Unterschriften bedecken, denn Ende dieses Jahres soll die Absendung an den Reichstag erfolgen. ' s, — Wenn schon der Umschlag der strengen Winter kälte in frühlingsgleiche Lüfte mit 4» Wärme nicht im Sinne unserer Handels- und Gewerbsleute sein konnte, war doch der Verkehr am gestrigen Sonntage ein über aus lebhafter, wenn vielleicht auch nicht alle Stadt- und Marktbesucher als kaufkräftiges Publikum gelten konnten. Doch war im Allgemeinen der Besuch der Kaufläden ein zufriedenstellender, und auch in den Gasthöfen war der Verkehr der zu Fuß und Wagen ankommenden Passanten ein dem letzten Sonntage vor dem Feste entsprechender. — Den Heiligenabend erfolgt die Auszahlung der Zinsen des Rüdiger'schen Legats an die Aus erwählten, diesmal außer an die 3 von den, von der Erblasserin namentlich genannten Empfängerinnen noch lebenden, an 26 Bürgerswittwen hiesiger Stadt- bei denen die willkommene Weihnachtsspende sicher dank bare Erinnerung an die menschenfreundliche Stifterin des Vermächtnisses erwecken wird. — Der Theaterextrazug am vergangenen Dienstag war überhaupt von 99 Personen benutzt. — Am vergangenen Sonnabend fand in der kgl. Amtshauptmannschaft die Wahl eines Höchstbesteuerten in die Bezirksversammlung an Stelle des verstorbenen Herrn Kammerherrn von Schönberg-Reichstädt statt. Mit Stimmenmehrheit wurde Herr Rittergutsbesitzer Nitzsche-Reinhardtsgrimma gewählt. — Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt als GratiSgube für unsere geschätzten Abonnenten ein Almanach für 1891 bei. Dresden. Das Befinden der Königin hat sich noch nicht wesentlich gebessert, weshalb dieselbe am Sonntage auch nicht dem Gottesdienste in der Hoskirche, MI, IPUHISpI^K Ip „ 'M kÄkSLÄ P II ff I IHI I I IH -I palten, Postboten, sowie I «M di« Agenten nehmen Be- , Amtsblatt sm di- Königliche Umtshauptmannsch-st Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umtsgmchte »nd in« StadkLHe Portugiesen nur eine allerdings beträchtliche Abrundung ihres Gebietes am Schirfluffe und im Hinterlande der Mo zambiqueküste, also im Südosten Afrikas,zugestehen. Weist aber Portugal diese Einschränkung seiner Ansprüche hartnäckig zurück, so läuft es nicht nur Gefahr, der Gebietserweitemngen, welche ihm England zugestehen will, verlustig zu gehen, sondern auch möglicherweise seine alten Besitzungen in Südafrika an die Engländer zu verlieren. Die Geschichte der britischen Kolonial erwerbungen beweist zur Genüge, daß die Engländer hierbei überall skrupellos zugegriffen haben und ihre kolonialen Besitzungen tüchtig „abzurunden" verstanden; man würde portugiesischerfeits gut thun, in dieser lehr reichen Geschichte etwas zurückzublättern. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 22. Dezember. Das Centrum des deutschen Reichstages, die katholische Partei, hat bekanntlich den Antrag eingebracht, die im Jahre 1872 aus dem Reiche ausgewiesenen Jesuiten wieder zuzu lassen und das damals erlassene Ausweisungsgesetz aufzuheben. Wie wohl Jedermann weiß, stellte der Stifter des 1540 entstandenen Ordens, Ignaz Loyola, sich und Genossen dem Papste zur Bekämpfung und Ausrottung des in der Reformationszeit zur Geltung gekommenen evangelischen Bekenntnisses zur unbe dingten Verfügung, und was in der Zeit des dreißig jährigen blutigen Glaubenskrieges und später zur Er reichung dieses Zieles geschehen ist, ist auf die unaus gesetzte Thätigkeit des genannten Ordens zurückzuführen. Mit außerordentlicher Zähigkeit hat derselbe seinem Zwecke gedient und ist in der Wahl der Mittel nie wählerisch gewesen, so daß der demselben zugeschriebene Grundsatz: „Der Zweck heiligt das Mittel" als der Inbegriff der Jesuitenmoral mit Recht gilt. Als Minister, als Prinzenerzieher, als Beichtväter und in allen nur denkbaren Stellungen hat der Orden eine Macht über Fürsten, Regierungen, Kirche, Schule und Gemeinde gewonnen, die derselbe zur Unterdrückung des freien Gedankens und zur Unterwerfung unter die Macht des Papstthums gemißbraucht hat. Der Jesuit hat kein anderes Vaterland als Rom, für ihn giebt es kein Gesetz als die Befehle seiner Oberen. Von Verträgen, Verpflichtungen, Eiden entbindet die Jesuiten moral, wenn damit das Ziel des Ordens, die Herr schaft des Papstthums und die Ausrottung des evan gelischen Bekenntnisses, in irgend einer Weise gefördert werden kann. Und sei der Schritt, der vorwärts ge- than werden kann, noch so klein, kein Mittel bleibt unversucht, um damit einen Spalt zu treiben, der sich später erweitern läßt. Die Gemeingefährlichkeit des Ordens erkennend, haben daher einsichtsvolle Staats männer die Ausweisung derselben aus Portugal, Spanien, Frankreich, Neapel, Oesterreich schon im vorigen Jahrhundert durchgesetzt, ja Papst Clemens XIV. 1773 unterzeichnete die Aushebung, freilich mit den ahnungsvollen Worten: „Ich unterschreibe mein Todes- urtheil"; und als er 1774 unter verdächtigen Erschei nungen starb, bezeichnete Europa die Jesuiten als Ur heber seines Todes. Einer seiner Nachfolger, Pius VII., hat 1814 den Orden wieder hergestellt, in der Hoff nung, mit seiner Hilfe seine durch die französische Revolution und besonoers durch Napoleon erschütterte Stellung aufs Neue zu befestigen. Daß Deutschland be sonders seit dem 30jähr. Kriege machtlos, uneins, zerstückt und zerrissen dagestanden hat, ist nicht zum geringsten Theile jesuitischem Einflüsse zuzuschreiben. Ganz selbst verständlich, daß das 1871 neu erstandene Reich den Jesuiten seine Tdüre verschloß und sie auSwies. Und jetzt, im Vollgefühl seiner Bedeutung für die Reichs- tagsbeschlüsse hat das Zentrum unter der Führung Windhorst's, der „schwarzen Perle von Meppen", den Verantwortlicher Redactmr: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achts-itig-m „Jlluftrlrteu Uuterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschastlich-r M-«atSb-llage. ... m nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, - in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, - in Frauenftein: Nadlermstr. Hardt. IMkKlt M ult „WtMriH'FtttkUl mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, — in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf Dienstag, den 23. Dezember 1890.