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Mchmtz-Mmg Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de« Blatte« ein, sehr wirk« same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltrnzeil« W Pfg- Dte „Wetßerib-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: DimStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sk Pfg., zweimonatlich -4 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan tialten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Könialiche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträthe zu Aippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauSwlrthschastlicher Monatsbeilage. 56. Jahrgang « / i im« -L «e. nehmen an: in Dippoldiswalde: die Srpedilion, — in Altenberg: Buchbindennstr. Schütze, — in Frauenftein: Nadlermstr. Hardt- Illftklllt fkk pik „MtlMltz'FtNullö mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert,- in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Nr 136. Dienstag den 18. November 1890. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 17. November. Heute ist die Müglitzthalbahn auf der ganzen Strecke von Mügeln bis Geising eröffnet worden und soll von morgen, den 18. d. M. an, dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Indem wir uns einen Bericht über die dabei stattgesundenen Festlichkeiten vorbehalten, begrüben wir schon heute das neueste Glied im vaterländischen Ver kehrsnetze und die daran wohnen mit den besten Wün schen für gedeihliche Entwickelung und den besten Er folg der endlichen Errungenschaft. Möge das Wort: „Was lange währt, wird gut!" auch hier in Erfüllung gehen. Lange genug gewährt hat es, so daß gar Mancher, der seine beste Kraft an die Erreichung des erstrebten Zieles gesetzt, die endliche Erfüllung nicht erlebt hat. Wir denken hier besonders eines Lange, eines Schneider, eines Großmann. Aber so geht es im Leben. Nicht immer, ja, nur selten erfreut sich, wer den Samen ausstreut, auch der Früchte. Sollte uns diese Erfahrung abhalten, schwierige, langwierige Unternehmungen herzhaft anzugreifen? Dann würde Vieles beim Alten bleiben und der Fortschritt nur schneckengleich fortrücken. Ehre darum am heutigen Tage den Männern, die fest ihr Ziel ins Auge gefaßt hatten, sicher und ohne Wanken darauf losgeschritten sind und damit, wenn nicht mehr sich selbst, so doch den Nachfahren einen neuen Weg des Fortschritts, des segensreichen Verkehrs erschlaffen haben. Wir reden aus Erfahrung. Erkennen wir doch dankbar den Segen an, den die vor nunmehr 8 Jahren eröffnete Weißeritz- thalbahn, die gleichfalls erst nach schweren Mühen und harten Geduldsproben das Licht der Welt erblickte, dem Bezirke gebracht hat. Und so hoffen wir, daß auch unsere Freunde aus dem Müglitzthale recht bald inne werden mögen, daß eine schmalspurige Sekundärbahn unter allen Umständen bester ist als gar keine und daß sie schon jetzt mit uns einstimmen werden in den Wunsch, der bei unserer Eröffnungsfahrt in Naundorf zu lesen war: Ob schmal auch ist das Schienenband, Zum Segen sei's dem Vaterland! — Theater. Am Sonntag ging vor vollbesetztem Hause das brillante Kostümstück und Ritterschauspiel „Das Käthchen von Heilbronn" in Szene. Ein Stück Mittelalter, die gute alte Zeit, wurde vor unseren Augen anfgerollt und mit Andacht lauschte das Publi kum der gebundenen Sprache des Dichters. Die Rollen lagen in den besten Händen und jeder Darsteller that seine Schuldigkeit. — Auch die Nachmittagsvorstellung für Kinder war sehr gut besucht, und wer die kleine lachende Gesellschaft gesehen, wie sie mit ihren Händ chen klatschend ihre Freude bekundete, wird sicher nicht bereuen, seinen Kindern diesen Genuß bereitet zu haben. Heute Dienstag gelangt das neueste Lustspiel Schön- thans: „Cornelius Voß" zur Ausführung, das überall, u. A. auch am Dresdner Hostheater, ungetheilteste An erkennung gesunden hat. Versäume daher Niemand, sich dieses Lustspiel anzusehen, eS handelt sich nicht um ein Reklamestück, sondern um ein Werk von Witz und Geist. Mittwoch hat Frau Voigt-Karichs ihr Benefiz und wünschen wir derselben, daß sich hierzu ihre Freunde und Verehrer, deren sie sich bekanntlich in großer An zahl erfreut, recht zahlreich einfinden möchten. — Wir machen darauf aufmerksam, daß am be vorstehenden Bußtag und am Todtenfestsonntag sämmtliche Verkaufslokale, mit Ausnahme derjenigen für den Verkauf von Arzneimitteln, von Brod und weißer Bäckerwaare, von sonstigen Eß- und Material- waaren, sowie diejenigen Lokale, in welchen Klein handel mit Heizungs- und Beleuchtungsmaterial be ttieben wird, geschloffen sein müssen. Weiter ist zu > bemerken, daß vom Donnerstag, den 20., bis mit Sonntag, den 23. November, also am Bußtag und Todtenfestsonntage, sowie den Vorabenden beider Tage alle Tanzvergnügungen, seien es öffentliche oder private, zu unterbleiben haben. Auch sind an beiden genannten Tagen und am Vorabend des letzteren keine Concerte gestattet mit Ausnahme geistlicher Musikaufführungen, zu welchen jedoch die betreffende Kirchen-Inspektion ihre Genehmigung erst ertheilen muß. Theatralische Vorstellungen sind am Bußtag gänzlich untersagt, nur am Todtensonntag und an beiden Vorabenden sind dieselben in geschloffenen Räumen gestattet, doch muß darauf Acht genommen werden, daß nur solche dra matische Dichtungen, welche dem Ernste dieser Tage entsprechen, aufgeführt werden dürfen. An beiden Feiertagen dürfen keinerlei Schaustellungen und öffent liche Versammlungen stattfinden. — Heute Dienstag, an welchem Tage wieder den Anwohnern unserer Bahn Gelegenheit geboten ist, die Dresdner Theater zu besuchen, da ein Theaterextra zug auf derselben abgelaffen wird, wird im Altstädter Theater die Oper „Orpheus und Eurydike", im Neu städter dagegen das Lustspiel „Die berühmte Frau" gegeben werden. — In eingeweihten Kreisen herrscht die Ansicht vor, daß die Fl ei sch preise, wenigstens was in erster Linie das Schweinefleisch anlangt, ihren Höhepunkt erreicht haben. Es wird zwar für die nächste Zukunft im Detailverkauf ein Abschlag noch nicht eintreten können, doch hat sich an den großen Handelsplätzen eine rückläufige Bewegung der fetten Waare bemerkbar gemacht. Die Agitation gegen die Sperrmaßregeln greift im gesammten Reiche um sich, und die Milde rungen, welche die Regierung inzwischen schon hat ein treten lassen, werden sicherlich noch weiteren Erleichte rungen in der Zufuhr von ausländischen Schweinen Platz machen. Eine weichende Tendenz würde aber von beiden Theilen, vom konsumirenden Publikum so wohl, als auch von den Fleischern mit Freuden be grüßt werden, die bei den hohen Fettviehpreisen mit unter einen schweren Stand haben. — Militäranwärter, d. h. ausgediente Sol daten, die im Besitz eines CivilversorgungsscheineS sind, müssen darauf achten, daß sie ihr Gesuch um An stellung rechtzeitig erneuern und zwar muß dies jetzt am 1. Dezember geschehen bei dem Landwehr-Bataillon, in dessen Bezirk sich die betreffenden Militäranwärter aushalten. Auch jeder dauernde Wechsel im Aufent- hatsorte muß an der angegebenen Stelle rechtzeitig gemeldet werden. — Zu besetzen: Die neuerrichtete zweite ständige Lehrerstelle zu Reinhardtsgrimma. Einkommen, außer freier Wohnung, 900 Mark Gehalt. Bei zu friedenstellenden Leistungen Erhöhung desselben zu er warten. Musikalisch gebildete Bewerber erhalten den Vorzug. Gesuche sind bis zum 10. Dezember bei dem königl. Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldiswalde einzureichen. In Schlottwitz wird am 18. November d. I. eine Postagentur eröffnet. Die neue Postunstalt, deren Bestellkreis die Ortschaften Cunnersdorf bei Reinhardts grimma, Oberschlottwitz (Schlottwitzer Hütten) und die Abbauten Friedensmühle, Herrenmühle und Krugmühle umfaßt, wird ihre Verbindung durch Bahnposten der Linie Geising-Mügeln erhalten. — In Maxen wird am gleichen Tage ebenfalls eine Postagentur eröffnet. Die neue Postanstalt, deren Bestellkreis die Ortschaften Hässlich und Mühlbach, sowie die Abbauten Max- miliansschacht und Pöschelmühle umfaßt, wird ihre Verbindung durch die Bahnposten der Linie Geising- Mügeln (Bez. Dresden) erhalten. WendifchcarSdorf. Am 9. d. M. hat sich die 20 Jahre alte, aus Seitendorf bei Zittau gebürtige Dienstmagd Franziska Hausmann aus ihrem Dienste bei dem hiesigen Gutsbesitzer Ullrich unter Umständen entfernt, welche auf Selbstmord schließen lassen. Die selbe hat in letzterer Zeit wiederholt Spuren von Echwer- muth gezeigt. Die Annahme, sie könne sich zu ihrer Mutter nach Settendorf begeben haben, um sich Sachen zu holen, hat sich den angestellten Erörterungen zu folge nicht bestätigt. Die Vermißte ist kräftig gebaut, von mittlerer Größe, hat gesundes, volle- Gesicht, dunkelblondes Haar, blaue Augen und an der linken Wange eine Narbe. Als Kleidung trägt sie ein schwarzes Jacket, hellbraunes Kleid und ein schwarzes, mit rother Kante versehenes Kopftuch; auch führt sie eine kleine Handtasche bei sich. Ruppendorf. Montag, den 10. November, wurde die hiesige, im Laufe des Sommers erneute Kirche feierlich eingeweiht. Dem Festgottesdienst wohnte <ÜS Vertreter der königl. Kircheninspektion Herr Ephorie- verweser Pastor Köhler auf SeiferSdorf bei; außerdem nahmen auf dem Altarplatz mehrere benachbarte Geist liche im Ornat, die Leiter des Baues und der hiesige Kirchenvorstand Platz. Die Weiherede hielt Herr Ephorieverweser ?. Köhler über Apostelgeschichte IV, V. 12, der Festpredigt des Ortspfarrers lag Offenb. Joh. 21, V. 1—5 zu Grunde. Die Eingangsliturgie und die Verlesung des Festevangeliums hatte Herr Pastor Widemann-Höckendorf und die Schlußliturgie Herr Pastor Köhler übernommen. Vor dem Haupt lied sangen die Schulkinder unter Leitung des Kirch schullehrers eine Motette. — Der Umbau ist nach den durch Vermittelung des „Vereins für kirchliche Kunst" in Dresden von Herrn Architekt Quentin in Pirna angefertigten Plänen durch Herrn Baumeister Leuschner in Klingenberg ausgesührt worden. Im Innern ist die Emporenanlage wesentlich geändert und die neue, durch den hiesigen Gemeindeoorstand Näcke geschenkte, von Tischlermeister Trache-Dresden gefertigte schöne Kanzel an günstigerer Stelle, als die alte, aufgestellt, die ganze Kirche geschmackvoll gemalt (Maler Schöne- Langburkersdorf b. Neustadt), mit neuen Fenstern in Kathedralglas (Glasmalerei von A. Schulze-Leipzig) und neuen Thüren (Tischlermeister Neubert hier) versehen worden. Außer der neuen, schönen Kanzel wurde noch ein Altar-Kruzifix geschenkt. — Aeußerlich ist die Kirche mit neuem Verputz und Anstrich versehen und eine Vorhalle mit daranstoßendem Treppenthurme in Sandsteinfugenmauer ausgeführt und mit einem roma nischen Portal geziert, welches einem bereits vorhan denen, sehr alten nachgebildet ist, angebaut worden. Auch ist eine neue von Uhrmacher Zimmermann in Freiberg gelieferte Kirchenuhr ausgestellt worden. — Die Gemeinde freut sich von Herzen, daß sie nun wieder in dem lieben Gotteshaus sich versammeln kann, nachdem sie während des Baues 12 Wochen lang im Schulhause ihre gottesdienstlichen Versammlungen hat halten müssen. Gott wolle bas erneute Gotteshaus in seinen Schutz nehmen und ihm allezeit treue Lehrer und willige Hörer schenken! K Glashütte. Angesichts der Eröffnung der Müglitzthalbahn ist wohl ein kurzer Ueberblick über die Vorgeschichte intereffant. — Länger als 25 Jahre ist es her, daß für die Erbauung der Bahn agitirt wurde. Im Oktober 1864 tagte hier die erste Versammlung, das Interesse des ganzen Thales wurde wachgerusen und 1865 ging die erste Petition an die Ständeversammlung ab. Nach wiederholten Petitionen wurde endlich im Jahre 1869 dem betreffenden Komitee die Konzession zum Bau ertheilt. Der im nächsten Jahre ausbrechende Krieg störte die Vorarbeiten, die aber bis 1872 beendet waren. Um diese Zeit ver»