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UWch-Mmg Amtsblatt für die Königliche WntshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionelle» Theile, die Spaltenzeile -iOPfg. Die „Weißeritz-Myng" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg, Gnzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan flalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschastlicher Monatsbeilage. 56. Jahrgang Donnerstag, dm 20. November 1890- Ä-r-vnl- fiit- di- nehmen an: in Dippoldiswalde: die Erpediiion, — in Attenberg: Buchdindermstr. Schütze, — in Arauenstein: Nadlermstr Hardt. INsrrilir sm vir „WtlMItz-LlllUlig mann, — in Glashütte: Buchdindermstr. Schubert, - in Kreischa: Buchbinder Berger, - in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. ^Nr. 137 cFokakes und Sächstsches. Dippoldiswalde, l9. November. Ueber die Be deutung und den Werth einer Volkszählung, wie wir sie in wenig Tagen wieder zu erwarten haben, gehen immer noch hier und da höchst merkwürdige An sichten und Vorurtheile im Schwange; vor allen steht aber die Furcht vor neuer, höherer Besteuerung im Vordergründe, worauf wohl auch die ost nicht genauen Beantwortungen der gestellten Fragen zurückzufahren sind. So oft eine Zählung bevorsteht, so ost hört man unwillige Aeußerungen über lästige Neugier, über unbefugtes Eindrängen in private Verhältnisse, und was dergleichen gründ- und sinnlose Formen eines freilich ganz und gar erfolglosen Widerstandes gegen eine Maßregel sind, die doch nur zum Besten des großen Ganzen angeordnet wird. Eine unentbehrliche Grund lage für alle Maßnahmen der Regierung in volks- wirthschastlicher Hinsicht ist die Statistik, die sich umso mehr und umso früher zur Wissenschaft ausbilden kann, als ihr ein in jeder Hinsicht erschöpfendes und sicheres Material zugesührt wird. Allgemeine Anordnungen in Bezug auf Handel, Gewerbe, industrielle Einrich tungen aller Art, Land- und Forftwirthschast, Bau von Eisenbahnen, Straßen, Errichtung von Anstalten,, gesundheitliche Maßregeln, Schul- und Kirchenwesen, militärische Bestimmungen u. s. w. beruhen zum großen Theile aus den Grundlagen, welche die Statistik dar bietet. Daß hierzu auch die Frage der Besteuerung gehört, ist ja richtig; aber da sich dieselbe eben zumeist nach der Steuerkräftigkeit, nach den Erwerbs- und Verkehrsverhältnissen richtet, so ist, diese zu ermitteln, Zweck der Statistik. Was würde man über eine Re gierung urtheilen, welche ohne Berücksichtigung der statistischen Grundlagen ins Blaue hinein Maßregeln verfügen und durchführen wollte? Sie ist genöthigt, die sichersten Grundlagen zu verlangen. Jeder Ver nünftige und Wohldenkende wird das begreifen und es darum für seine Pflicht erachten, nach bestem Wissen und Gewissen die bei der Volkszählung gestellten Fragen zu beantworten, abgesehen davon, daß Verheimlichung oder falsche. Beantwortung straffällig ist. Ist nun durch die Einrichtung der sogenannten Zähler schon eine größere Sicherheit der zu machenden Angaben verbürgt, ist den Haushaltungsvorständen der größte Theil der Mühewaltung abgenommen, so ist zu er warten, daß denselben nicht durch unfreundliche, wider willige Auskunft ihre Arbeit nutzloser Weise erschwert und ihnen das freiwillig, ohne Entschädigung über nommene Amt verleidet werden wird. Ruhige, leiden schaftslose Belehrung bei gegebener Gelegenheit, beim Glase Bier, in Vereinen u. s. w. seitens einsichtiger Personen kann in dieser Hinsicht viel wirken, wozu wir durch diese kurzen Andeutungen den Anstoß ge geben haben möchten. — Da am Jahresschlüsse ein großer Dienstboten wechsel stattzufinden pflegt, so dürste es sich em pfehlen, den ß 32 des noch in Geltung befindlichen Gesetzes vom Jahre 1845 in Erinnerung zu bringen. Derselbe lautet: „Dienstherrschaften oder andere Per sonen, z. B. Gesindemükler, welche einen schon ver- mietheten Dienstboten zum Rücktritt von dem einge gangenen Miethkontrakte zu bewegen suchen, verfallen in eine Strafe von 25 Ngr. bis zu 5 Thaler oder verhältnißmäßigem Gefängniß." Selbstverständlich hat diese Bestimmung auch im umgekehrten Falle auf die Dienstboten, welche vertragsbrüchig werden und in Folge eines mittlerweile angenommenen bez. lohnenderen Dienstes das sogenannte „Draufgeld" zurückbringen wollen, Anwendung. Eine etwaige Entschuldigung, daS alte Gesetz nicht gekannt zu haben, giebt es nicht. ! H Poffendorf. Begünstigt vom schönsten Wetter j ist die diesjährige sogen, niederländische Kirmes nun vorüber gegangen. Der Andrang von Kirmesgängern und Gästen, besonders aus der Residenz, war am Sonntag so stark, daß die Gasthöfe geradezu überfüllt waren. Glashütte. Die seit 25 Jahren gehegten Wünsche einer strebsamen Bevölkerung eines der längsten Thäler unseres Sachsenlandes fanden nach Ucberwindung mancherlei Schwierigkeiten am gestrigen Montag end lich ihre Erfüllung: die Müglitzthalbahn wurde unter allseitiger Antheilnahme eröffnet, um vom Diens tag an dem allgemeinen Verkehr übergeben zu werden. In früher Morgenstunde hatte ein sogenannter Sammel zug die Festtheilnehmer aus dem Thale nach dem An fänge der Bahn, nach Mügeln, gebracht, wo sich die Anlage eines ganz neuen Bahnhofes und weiter GeleiS- anlagen nöthig gemacht hat. Alsbald nach 9 Uhr langten die Festtheilnehmer aus Dresden an und wurden von dem früheren Centralkomitee für Erbau ung einer Müglitzthalbahn, mit Herrn Bürgermeister Reppchen-Dohna an der Spitze, herzlichst empfangen und begrüßt. Außer dem kgl. Kommissar für den Staats eisenbahnbau, Herrn Finanzrath vr. Schelcher, waren von der kgl. Generaldirektion der Staatsbahnen noch erschienen, die Herren Finanzräthe Neumann und v. Osr, Oberingenieur Poppe, Betriebsoberingenieurvr. Fritzsche, Abtheilungsingenieur Klette, die Regierungs-Baumeister Heckel, Hermann, Feige und fast sammtliche Assistenten aus den an der Strecke liegenden Baubureaus; außer dem hatten sich noch die Landtagsabgeordneten Herren Ackermann, Frenzel und Steyer, Herr Amtshauptmann von Keßinger-Dippoldiswalde, Herr Regierungsrath Teubert-Pirna, die Herren Bürgermeister von Dohna, Glashütte, Dippoldiswalde, Lauenstein, Geising und Altenberg rc., eingesunden. — Bald nach 10 Uhr setzte sich der von 2 bekränzten Lokomotiven gezogene Fest zug, bestehend aus 10 Wagen und einer Lowry, auf der das Pirnaer Stadtmusikchor Platz nahm, das fast die ganze Fahrt fröhliche Weisen erklingen ließ, in Bewegung. Die Wagen sind sämmtlich nach dem neuen System gebaut und zeigen vornehmlich die Wagen zweiter Klaffe eine Eleganz, die unwillkürlich einen Vergleich zu den näm lichen primitiven Wagen der Hainsberg-Kipsdorser Linie herausfordert, der selbstverständlich nicht zum Vortheil der letzteren ausfällt. — In Dohna, der ersten Station, angekommen, begrüßte zunächst der Gesangverein den Zug mit einem Liede, worauf der stelloertr. Bürger meister, Stadtrath Bernhardt, den Gefühlen des Dankes für den Bahnbau Ausdruck verlieh und mit einem Hoch auf den König schloß. In Köttewitz hatten sich an der Papierfabrik die Arbeiter derselben aufgestellt und winkten mit bunten Papierstreifen dem Zuge ihre Grüße zu. In Weesenstein, wo, wie an vielen anderen Stationen und Haltestellen, Begrüßungsreden nicht ge halten wurden, brachte Herr Finanzrath o. Oör dem Schloßherrn (Prinz Georg) und dem GeburkstagSkinde (Prinz Max, geb. 17. Nov. 1870) ein begeistert auf genommenes Hoch aus. — Auf dem Bahnhofe Glas hütte gestaltete sich der Empfang zu einer großartigen Kundgebung; Schützen, Feuerwehr, die Uhrmacher schüler, Turner, die Schulkinder hatten daselbst Auf stellung genommen und trug zunächst der Gesang verein I unter Leitung des Herrn Pastor Gast folgen des Lied vor (Melodie: Was uns eint als deutsche Brüder), während rings um den Bahnhof und auf den Höhen über der Müglitz unzählige Menschen dem Schauspiele zusahen. Sei gegrüßt du Tag der Freude, Sei gegrüßt mit lautem Sang. Tausend Herzen jubeln Henle Stimmen in den frohem Klang; Denn nun schlingt die Bahn von Eisen Sich durch Felsen, Wald und Flur Die dem Weltverkehr soll weisen Auch in unser Thal die Spur. :,: Freude hat unS Gott gegeben: Nach der Zeit der trägen Ruh Strömet neues, frisches Leben Der geliebten Heimath zu l Weithin, wie der Ton der Pfeifen, Der am Felsm wiederhallt, Soll der Klang der Freude schweifen, Der aus unfern Herzen schallt. Nene Kraft und neue Stärke Bringst du Dampfroß nnS herbei. Blüh'» wird Handel und Gewerbe Grüß dich Gott! die Bahn ist frei! :,: Freude hat uns Gott gegeben; Nach der Zell der trägen Ruh Ströme neues, frisches Leben Der geliebten Heimath zu! Dir geliebter Landesvater Schlagen unsre Herzen heiß, Dir des Volkes treuem Rather Bringen wir deS Tages Preis, Millionen dich umringen, Allen thrilst du deine Huld, :,: Und mit herrlichem Vollbringen Lohnst du treulich die Geduld. :,: Freude hast du unS gegeben; Nach der langen Zeit der Ruh Strömet neues, frisches Leben Der geliebten Heimath zu! (Dir, o Heimath zu!) Herr Bürgermeister Kühnel begrüßte sodann die Festversammlung, dankte Allen, die beim Zustande kommen der Bahn betheiligt gewesen und schloß mit einem Hoch auf den König, das von Herrn Finanz rath vr. Schelcher mit einem Hoch auf Glashütte er widert wurde. Bekanntlich wurde der Tag der Eröffnung erst vor wenigen Tagen fest bestimmt und hat das Festkomitee in kurzer Zeit Vieles und Großes schaffen müssen, sicher ist es nur dieserArbeitsüberhäufung zuzuschreiben, daß dasselbe nicht Gelegenheit nehmen konnte, die Gräber eines Großmann, Lange und Schneider, deren Thätigkeit die Feier des heutigen Tages mit ermög lichen half, mit einem schwachen Zeichen der Dank barkeit zu schmücken. Nach einem längeren Aufenthalt ward sodann die Fahrt weiter und zunächst bis Bärenstein fortgesetzt, wo Herr Gemeindevorstand Mende von Dorf Bären stein die Festtheilnehmer begrüßte. Wie man sagte, hätten sich die Bewohner der Stadt Bärenstein ge weigert, an der Feier zu betheiligen, angeblich, da der Bahnhof in der Flur des „Dorfes" und nicht in der der „Stadt Bärenstein" liege. Wir können das aber kaum glauben. In Lauenstein hatten ebenfalls am Bahn hofe alle Vereine Aufstellung genommen und sprach Herr Bürgermeister Börner den Dank der Gegend aus, ebenfalls mit einem Hoch auf den König schließend. Nach langsamer Fahrt, denn die beiden kleinen Ma schinen brachten den Zug nur unter der größten An strengung von der Stelle, langte der Festzug endlich mit fast einstündiger Verspätung über den großen Viadukt, der in der Stadt das Thal übersetzt und der gleich dieser auf das Festlichste mit frischem Grün ge schmückt war, auf dem Endbahnhofe Geising-Altenberg an, wo sich ebenfalls die gesammten Vereine, verstärkt durch oie Geisinger und Altenberger Bergleute in ihrer schmucken alterthümlichen Tracht, ausgestellt hatten. Hier sprach im Namen der Stadt Geising Herr Bürger-, meister Beck den Dank aus, welchem Danke sich auch Herr Bürgermeister Berghändler-Altenberg anschloß, dabei erwählend, daß zwar nicht alle Wünsche dieser Bergstadt in Erfüllung gegangen seien, daß sie aber gleichwohl die neue Bahn herzlich begrüße und neuen Aufschwung von ihr erhoffe. Auch hier dankte Herr Finanzrath vr. Schelcher mit den besten Wünschen für das wettere Gedeihen der beiden Schwesterstädte.