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Wchttitz-ZkitW 56. Jahrgang. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achts-itig-m „Jllustrirten UnterhattungSblatt." Mit land- und hauswirthschaftticher Monatsbeilage. Jnlerate, welche kei de, bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirt« same Verbreitung sinveq, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oerea Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile S0 Pfg. Amtsblatt für di- Lönialicke «mlshaupimmnschafl MpMiswalde, sowie für die Köm-üch-n Amtsgericht- und die ZtadtrWe zu Dippoldiswalde und Irauenstein «ie „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Alle Postan- ktalten, Postboten, sowie rie Agenten nehmen Be stellungen an. «L L. nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Franenftein: Nadlermstr. Hardt. Ikftkklt skk ölt „WklMkl^'FMllllg mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert,- in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Nr. 133. Dienstag, den 11. November 1890. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 10. November. Gestern beim Bormiltagsgoitesdienste wurde Herr Diak. Büchting hier in sein Amt eingewiesen. Der erhebenden Feier wohnten die Mitglieder der städtischen Kollegien und des Kirchenvorstandes auf dem Altarplatze bei, auch die Gemeinde war von hier und auswärts zahlreich vertreten. Nachdem Herr k. Kreher aus Ruppendorf den Lebenslauf des Designaten vorgelesen hatte, voll zog der Ephorieverweser Herr k. Köhler-Seisersdorf die Einweisung. Veranlaßt durch die naheliegenden, der evangelischen Kirche werthen Tage, Reformations fest und den heute einfallenden Geburtstag Luthers, hatte der würdige Redner den Text: Ephes. 6, 10—19 (Leid stark meine Brüder in dem Herrn rc.) zu seiner Ansprache gewählt. Uns, Christi Streitern, seien hier gezeigt di- Feinde, gegen die wir ringen, die Ver bündeten, deren wir uns rühmen, die Waffen, mit denen wir kämpfen dürfen. In diesem Sinne solle die Gemeinde und ihr Seelsorger sich bethätig-n; alle sollten ihn aufnehmen in ihr Herz und Gebet, wie auch er sie im Herzen tragen werde; in der gegen seitigen Fürbitte liege die Kraft und der Segen seines Wilkens. — Herr Diakonus Büchting hatte den ihm einst von seinem Vater am Konfirmationstage ge gebenen Weihespruch: 1. Kor. 13, 16 (Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark) zur Grund lage seiner erbaulichen Predigt gewählt. Die Auf führung des von Herrn 6. Hellriegel komponirten 23. Psalms fügte sich harmonisch in die alle Theil- nehmer wahrhaft erbauende Feier. Möge die Wirk samkeit unsers neuen Seelsorgers für die Gemeinde eine recht segensreiche und ihn selbst beglückende sein. — Die am 9. d. M. stattgesundene Versammlung des Vereins junger Landwirthe war trotz der Kirmsen in den umliegenden Dörfern doch recht zahl reich besucht. In einem längeren Vortrage sprach Herr Richard Nitzsche-Oberhäslich sehr ausführlich über Fruchtfolge, Dreiselderwirthschaft, Vertheilung der Früchte nach den Bodenarten. Herr Klempnermeister Philipp hatte eine Patent-Sturmlaterne „Kosmos" und einen Düngerstreukasten zur Ansicht gestellt. — Theater: Am Sonntage ging vor vollbesetztem Hause der „Leiermann und sein Pflegekind" als Er öffnungsvorstellung über die Szene. Ohne auf die Einzelleistungen der Darsteller näher einzugehen, wollen wir nicht unterlaffen zu bemerken, daß sich unter den neu engagirten Mitgliedern einige tüchtige Kräfte be finden und daß die Vorstellung sehr gut von Statten ging. Heute Dienstag nun kommt das Volksstück der beiden humoristischen Schriftsteller Berg und Kalisch „Berlin, wie es weint und lacht" zur Ausführung. Dasselbe ist mit vorzüglichen Gesangspiecen ausgestattet und wurde in Berlin seiner Zeit über 300 Mal hinter einander gegeben. — 10. November. Es liegt uns der jüngst er schienene, von Herrn I. P. Courtier, dem Direktor der Deutschen Gerberschule in Freiberg, auf das erste Schuljahr erstattete Bericht genannter Anstalt vor, aus dem wir das Wichtigste, auch für unsere Müllerschule Lehrreiche und Beherzigenswerthe, im Auszuge mit theilen. Nach einer Einleitung, welche von der lang samen, erst in den letzten Jahrzehnten nennenswerthen Entwickelung des Gerbereigewerbes und von den Ur sachen des Zurückbleibens desselben handelt, wird in einem zweiten Abschnitte „Geschäftliches" die Begrün dung der Deutschen Gerberschule ausführlich erzählt. Bereits im Dezember 1886 war von dem Verbände sächsischer Lederproduzenten auf der Versammlung in Hainichen die Errichtung beschlossen werden. Daß der Plan endlich greifbare Gestalt gewann, ist in erster Linie der von der Lohgerberinnung zu Leipzig ge währten namhaften Unterstützung, sodann aber auch dem Entgegenkommen der deutschen Gerberei, der Großindustriellen der deutschen Lederindustrie und der Stadt Freiberg zu danken, welch letztere außer Ge währung der nöthigen Unterrichtsräume (im Real gymnasialgebäude) sich auch zu einem jährlichen Zu schüsse von 750 M. verstand. Nachdem in der Person des Herrn Courtier, bisher Leiter der Lederfabrik der Herren Adler u. Oppenheim zu Straßburg i. E., ein geeigneter Direktor, und in Herrn vr. Paul Spindler ein Fachchemiker gewonnen worden waren, konnte die Anstalt am 1. Mai vor. Js. eröffnet werden. Trotz vieler Störungen, besonders herbeigeführt durch Krank heit des letztgenannten Lehrers (f 28. Oktober v. I.), sowie seines Nachfolgers vr. Haenlein, hat die Anstalt im ersten Jahre ihres Bestehens erfreuliche Erfolge aufzuweisen, welche sowohl durch Herrn Gewerbeschul inspektor Enke und Herrn Geheimrath Böttcher bei ihren Besuchen, als auch bei dem in Anwesenheit des Herrn Oberregierungsrath vr. Roscher gehaltenen Examen anerkannt worden sind. Der von 6 Lehrern ertheilte Unterricht umfaßt Gerberei und Zurichterei (theoretisch und praktisch in steter Verbindung), Chemie, Physik; dazu kommen, ertheilt von Freiberger öffent lichen Lehrern, Buchhaltung, Handels- und Wechsel lehre, Rechnen, Briefwechsel, Zeichnen und Maschinen kunde. Die Anstalt zählt 34 Schüler, darunter 7 aus Sachsen, 9 aus Preußen, 3 aus Bayern, 2 aus Würt temberg, 2 aus Baden, je 1 aus Hessen-Darmstadt, Neuß j. L., Böhmen, Ungarn, Dänemark, Belgien, Luxem burg und 4 aus Rußland. Die wöchentliche Stunden zahl beträgt für jede der beiden Abtheilungen 38. — Das Verzeichniß der eingegangenen Geschenke ist ein sehr stattliches. Dieselben zeigen an Zusicherungen all jährlich wiederkehrender Zuwendungen 7515 M., da runter z. B. 1500 M. von der Leipziger Gerberinnung, 2500 M. aus der Kaffe des Königreichs Sachsen (?), 1500 M. von Freiberg (einschließlich des auf 750 M. veranschlagten Unterrichtslokals), auch von der Gerber innung zu Dippoldiswalde ist ein jährlicher Beitrag von 15 M. zugesichert. An einmaligen Zuwendungen sind 6705 M. verzeichnet, darunter 6000 M. von der Leipziger Gerberinnung, welche außerdem nochmals 6000 M. als Darlehn hergegeben hat. Von 31 ein zelnen Personen oder Firmen sind außerdem höchst werthvolle Lehrmittel, bez. Arbeitsmaterial gespendet worden, auch hat die Lohgerberinnung zu Leipzig zwei Freistellen für Sachsen begründet. Wir wünschen un serer Müllerschule gleiche Theilnahme, da es keinem Zweifel unterliegt, daß eine tüchtige Fachschule für das Müllergewerbe eben so nothwendig und segens reich erscheint, als für die Gerberei. Dippoldiswalde. Am vergangenen Freitag weilten die Herren Oberpostdirektor Halle und Postbaurath Zapf in unserer Stadt, um über die Erbauung eines neuen Postgebäudes hier einleitende Schritte zu thun. — Herr Postassistent Erker wird am 1. Dezember wieder vom hiesigen Postamte nach Leipzig zurück versetzt werden. — Der diesmonatliche Theaterextrazug wird, wie aus der diesbezüglichen Bekanntmachung der hiesigen Bahnverwaltung in heutiger Nummer hervorgeht, am 18. November von Hainsberg nach Kipsdorf abgelaffen werden. — Für den Fall, daß sich im Lause des Jahres geprüfte Hufbeschlagmeister oder auch Schmiede, welche auf Grund der vor der landständischen Kom mission in der Oberlausitz bestandenen Prämienprü- fungen eine Prämie erhalten haben, im amtshaupt- mannschastlichen Bezirke niedergelassen haben sollten, so haben sich solche unter Einreichung des Diploms rc. I unverzüglich bei der königl. Amtshauptmannschast zu melden, damit deren Namen und Wohnorte der be stehenden Vorschrift gemäß am 1. Dezember d. I. zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden können. — In den Nächten des 12. und 13. November haben wir reichliche Sternschnuppenfälle zu er warten, weil zu dieser Zeit die Erde die Bahn eines großen Meteorschwarms kreuzt, der eine Umlaufszeit von 33'/i Jahren hat. S Glashütte, 9. November. Heute früh 8 Uhr fuhr der Probezug, bestehend aus einem Salon wagen und 8—10 Güterwagen, hier durch nach Geising, um von da kurz vor 11 Uhr wieder hier durchzufahren. Der Salonwagen war mit einigen höheren Eisenbahn beamten besetzt. Die definitive Entscheidung über den Tag der Eröffnung der Müglitzthalbahn erfolgt nun in den nächsten Tagen. — Das Puppen-Theater von Adolf PreiSke, welches sich seit 14 Tagen im Gasthof „zum goldnen Glas" befindet, erfreut sich seitens der kleinen Well eines recht regen Zuspruchs/ Kreischa. Die früher an dieser Stelle erwähnte Fenstereinwurf-Affaire, welche durch daS Eingreifen eines Unbehelligten in schiefe Bahnen gekommen war, hat am Donnerstag vor dem Amtsgericht Dippoldis walde ihren Abschluß damit gefunden, daß der An geklagte Rudolph zu 5 Tagen Gefängniß, Ganze jedoch zu 10 Mark Geldbuße verurtheilt wurden, wozu aber noch die nicht unbedeutenden gerichtlichen und außer gerichtlichen Kosten hinzukommen. - Possendorf. Dem hiesigen Gemeindevorstand, Herrn Karl Sommerschuh, wurde am 6. d. M. in An erkennung seiner Theilnahme an der Bundes-Exekution in Holstein das von Sr. Maj. dem Könige gestiftete Ehrenzeichen für 1863/64 nebst Diplom überreicht. Dieselbe Auszeichnung erhielt auch der Berginvalid Schotte in Wilmsdorf. — Das milde Herbstwetter ist von besonders günstigem Einfluß auf die Wintersaat. Der Bestand sowohl des Roggens, als auch des Weizens, ist für die jetzige Jahreszeit befriedigend. Die junge Saat grünt und wächst jetzt zusehends, sodaß die Keime sich kräftigen, ehe der Winter anblicht. — Am vergangenen Sonnabend Nachmittag besuchte Herr Bezirksschulinspektor Richter nebst Gemahlin den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten. Dresden. Nunmehr ist auch das letzte Hinderniß, welches der Einverleibung des Vorortes Strehlen in den Gemeindebezirk der Stadt Dresden entgegen stand, in Wegfall gekommen. Bekanntlich hatte die königl. Staatsregierung in Gemäßheit eines Beschlusses der beiden Ständekammern, ihre Genehmigung zu der Einverleibung Strehlens davon abhängig gemacht, daß die Stadtgemeinde Dresden ihren durch Rezeß vom 31. Januar 1853 für alle Zeiten auf 90,000 M. festgesetzten Beitrag zu den Kosten der vom Staate übernommenen Verwaltung der Dresdner Sicherheits polizei um jährlich 20,000 M., also auf 110,000 M. erhöhe. Der Rath hatte diese Erhöhung als einen billig-mäßigen Ausgleich für die in Folge der Ein verleibung des genannten Vorortes sich steigernden Kosten der königl. Polizeidirektion Dresden anstandslos zugestanden, während die Stadtverordneten sich auf den bekannten Rezeß beriefen und eine Mehrleistung ab lehnten. Die Angelegenheit gelangte in der Stadt verordnetensitzung am 6. November zur nochmaligen Berathung, nachdem die königl. Staatsregierung jede Minderung der Forderung des Staates von der Hand gewiesen hatte. Den Stadtverordneten blieb nunmehr kein anderer Ausweg übrig — wenn schon die nun seit Jahren verzögerte Einverleibung Strehlen« zur