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- Beilage zu Nr. 116 Landungen von Kriegsschiffen aus. Von B. v. Werner, Kontre-Admiral a. D. (Schluß.) Nach 8 Minuten ist das Manöver des Bootaus- setzenS beendet. Ein Hornfignal giebt den Befehl, die Boote zu armiren, und nun werden die unten ge nannten Gegenstände durch die in der Schiffsrolle für jede Sache vorher bestimmten Leute, welche aus den an Bord Zurückbleibenden gewählt sind, zu den Booten gebracht, während die zur Landungstruppe gehörigen Mannschaften den vorgeschriebenen Anzug anlegen und sich mit ihren Waffen versehen. Diese Gegenstände sind: Drei Boots- bez. Landungsgeschütze (8 em-Kanonen), welche zuerst im Boot in besonderen Bootslafetten und nachher an Land in anderen Lafetten Verwendung finden ; eine Revolverkanone; für jedes Boot ein Kom paß mit Kompaßhaus und Licht; ein Anker mit Anker tau; die der Bootsarmirung angcpaßte Munition; Waffersäffer mit Trinkwaffer; Proviant für 24 Stun den; Signalflaggen; wollene Decken; ein Loth mit Leine. Die Jolle erhält als Lazarethbool ihre beson dere Ausstattung. Die zur Landungstruppe gehörigen Mannschaften treten bootsweise auf dem Oberdeck an, werden von ihren Offizieren auf die Vollständigkeit ihrer persön lichen Ausrüstung gemustert, erhalten ihre Handmuni tion, eine mit Kaffee, Thee oder Wasser gefüllte Labe flasche, etwas Mundvorrath und besteigen dann die bereits fertig ausgerüsteten Boote, welche etwa eine halbe Stunde nach dem ersten Befehl die Fahrt an treten können. Sollte die Dampfpinasse noch nicht genügend Dampf haben, vann folgt sie, wenn die Aufgabe der Landungstruppe keine Verzögerung er- leiden kann, nach, um bei dem Schutz der nur unter einer kleinen Bedeckungsmannschaft am Strande zu rückbleibenden Boote mitzuwirken und bei der später erfolgenden Rückkehr Schleppdienste zu verrichten. Die Boote nehmen die befohlene, den jeweiligen Verhältnissen angepaßte Fahrordnung auf und steuern in geschloffener Gruppe ihrem Ziele zu. Im Schußbereich des Landes wird eine Linie ge bildet, die mit dem Strande parallel laufend den meisten Schutz gegen feindliches Feuer gewährt und auch ein gleichzeitiges Landen der Boote gestattet. Ob dieses aber angeordnet wird, hängt sowohl von dem Gelände des feindlichen Gebietes, wie von der Beschaffenheit des Strandes, der Wassertiefe und der Brandung ab. Bildet das sich an den Strand an schließende Gelände eine übersehbare offene Ebene ohne Feind, dann werden die Mannschaften zur Ausnutzung der Zeit gewiß gleichzeitig landen; andernfalls aber werden die beiden Barkaffen mit ihren Geschützen das Land so lange beobachten oder unter Feuer hallen, bis die Vorhut mit dem Geschütz der Pinaffe die nächste Umgebung des Strandes gesäubert und dort festen Fuß gefaßt hat. In dem einfachsten Fall werden daher die Boote gleichzeitig in einer Linie dem Lande zusteuern, in der Nähe desselben ihren Anker vom Heck*) aus in das Wasser werfen und dann mit aller Kraft gegen den Strand rudern, so daß sie mit dem Bug**) möglichst : hoch auf denselben laufen und dort von selbst fest liegen. Bei dem Friedensmanöver springen dann häufig die Offiziere zuerst in das Wasser, worauf ihnen die Mannschaften auf gleiche Weise folgen; im Ernst- ) fall aber wird der Befehlshaber dafür Sorge tragen, daß die ganze Truppe möglichst trockenen Fußes an Land kommt, damit nicht ihre Marschsähigkeit durch die nasse Fußbekleidung von vornherein in Frage ge stellt wird. Sind die Leute aus den Booten heraus, dann werden diese wieder frei schwimmen und können nunmehr leicht von den Bedeckungsmannschaften an dem Ankertau in freies Wasser gezogen werden, wo sse vor ihrem Anker siegend gegen eine feindliche Ueberrumpelung und gegen die Einflüsse von Seegang, von Ebbe und Fluth gesichert sind. Um aber all die Verhältnisse kennen zu lernen, welche bei einer solchen Landung etntreten können, müssen wir uns den schwierigsten Fall denken. Der vor uns siegende Strand ist von Wald und . Buschwerk umrahmt und Brandung erschwert das *) Der Hintere Theil eines Schisses oder Boote». ") Der vordere Theil eines Schisse» oder Bootes. Landen. Sie ist zwar nicht so hoch, um die Landung unmöglich zu machen; gestaltet aber doch nicht, daß die Boote auf den Strand laufen können. Diese müssen deshalb vorher ankern, damit sie mit ihrem Bug, welcher mehr Schwimmfähigkeit als das Heck hat, gegen die Brandung zu liegen kommen, weil das Boot in dieser Lage weniger Wasser schöpfen wird, als wie in der umgekehrten. Die Boote müssen gewärtig sein, aus dem Waldes rand feindliches Feuer zu erhalten, sie nähern sich dem Lande mit Vorsicht. Die Barkassen geben so viele Leute, als die Kutter noch aufnehmen können, an diese ab und bleiben dann zurück, um mit ihren Ge schützen das Granatfeuer gegen den Feind eröffnen zu können. Die Pinasse, die beiden Kutter und die Jolle gehen nun mit äußerster Geschwindigkeit vor. Er halten sie feindliches Feuer von einer Stelle, welche in einer Linie mit ihnen und den Barkassen liegt, so schwenken sie auf erhaltene Hornsignale ab, um an einem Punkt zu landen, wo sie das Feuer der Geschütze nicht beeinträchtigen. Siö drehen außerhalb der Bran dung um, werfen ihre Anker in den Grund und fahren rückwärts so nahe an den Strand heran, daß sie in der Brandung auf und nieder tanzend, noch eben gut schwimmen und nicht auf den Grund stoßen. Durch das Geschützfeuer der Barkassen gedeckt, geht die Ausschiffung vor sich. Die Truppen ordnen sich am Lande, kleine Abtheilungen gehen zur Auskund schaftung vor und das Ganze folgt dann, entweder Deckung suchend oder im Sturmschritt mit „Marsch, Marsch, Hurrah!" Mit den an einer Signalstange gehißten Flaggen wird das Feuer der Barkassen vom Lande aus geleitet und diesen Booten auf demselben Wege auch der Be fehl zum Landen ertheilt, sobald die Lage dies ge stattet. Die schweren Boote liegen nun auch in der Brandung. Matrosen stehen zwischen Boot und Strand im Wasser, um die Laufplanken für die Ge schütze zu befestigen, andere sind damit beschäftigt, diese in die Landungslafetten zu heben und sie zu nächst nach dem Heck der Boote zu bringen. Die Zugmannschasten der Geschütze, je acht Mann, stehen am Ende der Lausplanken mit den übergehängten Gurten und den Protzen bereit, sie zu empfangen. Jetzt ist es Zeit — das Boot liegt einen Augenblick ruhiger und das Geschütz fährt die Planken hinunter in das aufspritzende Wasser, der Lafettenschwanz wird in die Protze eingehakt und mit Hurrah geht es den Strand hinauf. Die Mannschaften ziehen ihre Stiefel wieder an. Leute mit Aexten und Spaten gehen als Sappeure voraus, und die Geschütze werden nun im Trabe, gefolgt von dem Rest der Landungstruppe da hin gezogen, wo die Vorhut sich schon befindet. Ganz ähnlich spielt sich die Wiedereinschiffung ab, doch müssen die Menschen jetzt tief in das Wasser waten, um in die Boote zu gelangen, weil sie diese nun füllen, letztere sich daher nicht erleichtern, sondern im Gegentheil tiefer fallen und daher sonst nicht vom Strande abgebracht werde» könnten. Oft können die Leute die Boote nur schwimmend erreichen. Wir sehen bestaubte, abgetriebene Menschen, welche sich nur noch schwerfällig bewegen. Die Boote werden zum Schiffe zurückgeschleppt und hier wird den Leuten des Lan- dungSkorps jede Arbeit, soweit angängig, abgenommen. Sie treten nur noch einmal zur Musterung an, um festzustellen, wer etwa fehlt, und um ihre übrig ge bliebene Munition abzugeben. Dann reinigen sie sich und pflegen der wohlverdienten Ruhe. Vermischtes. Hamburg. Welche Einnahmen die Hamburg- Amerikanische Packetsahrt - Aktien - Gesellschaft aus ihrem Schnelldampfer-Verkehr erzielt, darüber geben einige von der „Hamb. B.-H." veröffentlichten Ziffern Ausschluß. Danach hat z. B. die „Normannia" am II. September auf der Ausreise nach New-Dark 1159 Passagiere befördert, davon: 587 Zwischendeck zu je 120 M. ----- 70,440 M., 72 2. Klaffe zu 300 M. ----- 21,600 M., 500 I. Klaffe zu 500 M. ----- 250,000 Mark, dazu Einahmen aus Post- und Fracht-Verkehr 38,000 M., zusammen 380,000 M. Nach Abzug der Unkosten von etwa 110,000 M. würde ein Netto- Ueberschuß von 270,000 M. verbleiben. Die „Augusta Viktoria" welche am 4. September in See ging, hatte nach dieser Berechnung eine Netto-Einnahme von 270,000 M. und die „Columbia" auf ihrer Ausreise vom 28. August eine solche von 190,000 M. Was den Verkehr von New-Jork betrifft, so war sowohl der Personen- wie der Frachtverkehr sehr befriedigend und wurden sogar für Frachten zum Theil höhere Raten bewilligt; so zahlt man für Schmalz beispiels weise jetzt 1 M. 75 Psg. per 100 Pfund, während man für den letzten Monat 1 M. 50 Pfg. und für die vorhergehende Zeit nur I M. erhalten hat. — Während die deutsche Nordseefischerei von dem Erwerbe Helgolands für das Reich den Anbruch einer Zeit nachhaltigen Aufschwunges sich verspricht, mehren sich die Klagen der englischen Nordseefischer über stetigen Rückgang der Ergiebigkeit ihres Gewerbes. Infolgedessen angestellte Untersuchungen haben nun die schon zu wiederholten Malen hervorgehobene Thal- fache bestätigt, daß das von den englischen Küsten- wie Hochseefischern betriebene System der Raubfischerei all- mählig zu einer Entvölkerung gerade der sonst wegen ihres Fischreichthums am meisten gepriesenen Bänke geführt hat. Da nun alle bisher gemachten Versuche, durch vernünftige Belehrung über das Schädliche des Fischens mit engmaschigen Netzen bez. mit dem Schlepp netze, wodurch eine Unmasse kleiner Fische, Fischbrut und Fischnahrung zerstört wird, dem Nebel der Raub fischerei abzuhelfen, fruchtlos geblieben sind, so drängen einsichtige englische Wirthschaftspolitiker auf den Erlaß bezüglicher gesetzgeberischer Maßregeln. Ein Fachblatt spricht seine Meinung dahin aus, daß die Nordsee spezielle Berücksichtigung verdiene und finden müsse, und daß das über diese Frage in der Nordsee wie im Kanal gesammelte wissenschaftliche Beobachtungsmaterial als Grundlage von gesetzlichen Maßregeln zum Schutze der Nordseeküsten- und Hochseefischerei benutzt werden müsse. Die Verfälschung von Pferden ist in Arkansas zu Hause, dem Lande der Pferdediebstähle. Einem geschenkten Gaul sieht man bekanntlich nicht ins Maul, dagegen einem gestohlenen sehr. Da hilft nichts anderes, als durch den Zahnarzt ein neues Gebiß einsetzen zu lassen, wie es wirklich vor einigen Jahren in Amsterdam der Fall war. Mehr als das wird aber die Farbe der Thiere zum Verräther. Die Diebesbanden in Arkansas wissen dafür ein hübsches Mittel. Sie bleichen das Pferd, d. h. sie behandeln es mit Schwefel dämpfen, wobei es mit einer Guttaperchadecke bedeckt wird. In der That kann durch dieses Mittel jeder Rappe oder Fuchs in einen Schimmel oder Apfelschimmel verwandelt werden, und wenn die Pferdediebe dabei noch die Vorsicht gebrauchen, Mähnen und Schwanz zu stutzen, so wird selbst ein langjähriger Eigenthümer sein Pferd nicht mehr erkennen. Einen tüchtigen Schnupfen sich zu holen, dazu gehört nicht viel. Als Mittel dagegen empfiehlt die „Apotheker- Ztg/: Ein Theclöfsel voll Kampferpulver wird in ein mehr tiefes als weites Gesäß gethan und dieses zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt. Ueber dasselbe stülpt man dann eine dreieckige Papierdüte, deren Spitze man so weit abreist, daß man die ganze Nase hineinstecken kann. Auf diese Weise athmet man die warmen, kampferhaltigen Wafferdämpfe 10 bis 15 Minuten lang durch die Nase ein. Das Verfahren wird nach 4 bis 5 Stunden wiederholt, und selbst der hart näckigste Schnupfen leistet ihm nicht Widerstand, meistens ver schwindet er nach dreimaligem Einathmen. Dresdener Schlachtviehmarkt vom 29. September. Am Schlachtviehmarkte waren 410 Rinder «inschließl. 115 Bullen, 1075 Hammel, 642 Schweine, 167 Kälber und 2 Ziegen, zusammen 2296 Stück Vieh (337 mehr wie am Vermarkte) zum Berkaus aufgelrieben. Rinder erster Qualität erzielten 78—75, Miltelwaare und gute Kühe 64—68 und geringe Sorte 40—50 Mark pro 50 Kilo Schlachtgewicht. Bullen wurden zwischen 55 und 65 M. die gleiche Quantität Schlachtgewicht gehandelt. Hammel waren wieder zahlreicher ausgetrieben, auch befand sich erneut ein stärkerer Posten holsteinischer Hammel darunter. Be zahlt wurden englische Lämmer mit 70-75 M. uud höher und von .Sanohammeln die erste Sorte mit 64—68, die zweit« ha- gegen mit 55—60 M. pro Paar zu 50 Kilo Fleischgcwicht. Landschweine erster Sorte kosteten 65—70 und Landschweine zweiter Sorte 60—64 M. pro 50 Kilo Fleischgewicht, wogegen 182 eingetrofsene Mecklenburger und hannöversche Landschweine 65—68 M. pro 50 Kilo Lebendgewicht »eben gewöhnlicher Tara erreichten und 120 hier auSgeschlachtete Bakonier zu 56—57 M. Pro 50 Kilo Fleischgewicht abgenommen worden. 40 ganzsiche Landschweine sanden zwischen 60 und 63 M. pro 50 Kilo Lebend gewicht bei 20 Kilo Tara Käufer. Kälber gingen zu 120-130 Psenuigc und darüber daS Kilo Fleisch weg. Da« Marktgeschäft nahm msolge hoher Viehprcise auch heute wieder durchweg einen langsamen Verlauf. — Im Centralschlachthofe sind in letzter Woche 297 Rinder, 440 Hammel, 1349 Schweine und 611 Kälber, zusammen 2697 Stuck Vieh geschlachtet worden. — Am 1. Oktober sind die neu errichteten Schlachthallen sur Schweine und Kleinvieh für den Schlachtverkehr sreigegrben worden.