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724 14 Pf. — Spormarkeu k 10 Pf. wurden 4V Stück verkauft. Dresden. Königin Karola hat sich am ver gangenen Dienstag zu einem Besuche der verw. Fürstin von Hohenzollern nach Sigmaringen begeben. In ihrer Begleitung befinden sich nur einige wenige Per sonen. — Dem Oberarzte des Stadtkrankenhauses in Dresden, in welchem seine Tochter von schwerer Krank heit genas. Geh. Medizinalrath I)r. Fiedler, hat der große amerikanische Erfinder Edison 4000 M. (1000 Doll, mit der Bestimmung übergeben, dieselben zum Besten von Wohlthätigkeitsanstalten zu verwenden. Geh. Medizinalrath vr. Fiedler hat bereits im Sinne des hochherzigen Gebers verfügt. — Noch für eine lange Reihe von Jahren wird nur ein kleiner Theil Derjenigen, die heute Philologie, Mathematik, Naturwissenschaften, Geschichte u. s. f. studiren, an einer öffentlichen höheren Schule Sachsens eine Anstellung finden können. Ja der Zeit vom 1. Dezember 1888 bis zum 2. Dezember 1889 wurden an den 17 Gymnasien, den 10 Realgymnasien, den 21 Realschulen und den 19 Lehrerseminaren, an denen zusammen über 1100 Lehrer angestellt sind, nur 30 Stellen frei: 7 Lehrer starben, 14 wurden emerilirt und 9 gingen freiwillig ab. Auch in den nächsten Jahren wird die Zahl der sreiwerdenden Stellen nicht viel größer sein, weil wohl °/s aller Lehrer sich in dem Alter von 30—50 Jahren befinden. Neue Gymnasien werden im laufenden Jahrzehnt kaum errichtet werden, neue Realgymnasien gewiß auch nickt, und für die in der Entwickelung begriffenen neuen Realschulen zu Dresden und Chemnitz und für ein sich etwa nothwendig machendes neues Seminar sind noch genug ältere Lehrkräfte vorhanden. Erst im neuen Jahrhundert wird für die Kandidaten des höheren Schulamts eine bessere Zeit kommen. In Preußen und anderen deutschen Bundesstaaten liegen die Verhältnisse ganz ähnlich wie in Sachsen. — Mit Begin» der Herbstferien schloß die älteste Schule Dresdens, die alte Kreuzschule an der Kreuzkirche, in deren Räumen sich zuletzt die 10. Be zirksschule befand, für immer ihre Thore, denn, wie verlautet, soll das Gebäude nunmehr baldigst zu Ab bruche kommen und damit ein unschöner Anblick schwinden. Das Gebäude datirt seine Entstehung aus dem Ende des 15. Jahrhunderts und diente, nachdem es die Zeit der Nesormation und den siebenjährigen Krieg mit erlebt hatte, bis zum Jahre 1866 dem Gymnasium „zum heiligen Kreuz", daher der Name Kreuzschule. Als dieselbe im genannten Jahre ihr jetziges prächtiges Heim am Georgplatze bezog, wurde das Haus der Volksschule überwiesen. Hieraus ging zunächst die 8. Bezirksschule hervor. Im Jahre 1871 erfolgte die Errichtung der 10. Bezirksschule mit sechs Lehrern. Im Laufe der Zeit hat sich aber der Schul bezirk erweitert, die Schülerzahl bedeutend erhöht, jetzt sind gegen 40 Lehrer hier thätig, und die Räume ge nügten den Anforderungen längst nicht mehr. Die städtischen Behörden sahen sich daher veranlaßt, ein neues Heim der 10. Bezirksschule auf der Marschall straße zu überweisen. Bereits Ostern 1890 fand eine Anzahl Schüler daselbst Unterkommen, und da das Gebäude mit geräumigen und Hellen Zimmern nun mehr fertig gestellt ist, konnten vorige Woche auch die bisher noch im alten Hause untergebrachten Ober klassen dahin überwiesen werden. Mit einer einfachen schlichten Feier nahm man von den alten Räumen Abschied. Dresden. Unter Zulauf Tausender von Schau lustigen trafen am Sonntag Nachmittag bei trüben Himmel, aber trockenem Wetter und mäßigem Südwest wind die Luftschiffer Gebr. Damm ihre Vorbereitungen zum Aufstieg mit ihrem großen kugelförmigen Luft ballon „Viktoria". Der Luftriese faßt 500 Kubikmeter Gas, welches ihm mittelst besonderen Gasrohrstrangs und Gummischlauchs von starker Dimension aus der städtischen Leitung zugeführt wurde. Die Füllung ge schah sonach mittelst Leuchtgases innerhalb einiger Stun den und war gegen 5 Uhr vollendet. Während der Füllungszeit wurde der sich allmählich aufblähende Lustriese durch sogenannte Erdseile, am Netzwerk des Ballons aufgehängte Sandsäcke (Belastungssäcke von je 25 Kilo Schwere) und durch 10, später 12 Grena diere des zweiten Regiments gehalten. Nach Abstellung des Fallrohres und Schluß des Ballonventils wurde der Korb oder die Gondel am Seilwerk des Luft ballons befestigt. Diese Gondel enthält Seile, Anker, Instrumente zur Temperatur-, Luftströmung«- und Höhenmeffung, sowie Sandsäcke als Balast. Beide Luftschiffer bestiegen das Fahrzeug, nachdem vorher, zur Seite desselben, der etwa 12 Meter Durchmesser haltende Fallschirm Befestigung gefunden hatte. Punkt '/i6 Uhr stieg die „Viktoria" auf, während die Musik einen Tusch blies und das Publikum Bravorufe er schallen ließ. Der Ballon nahm Nordost-Richtung, der Haide zu. 5 Uhr 18 Minuten erfolgte bereits der Abfall des einen Damm mit dem mittlerweile ge blähten Fallschirm aus etwa 3000 Meter Höhe. Pfeil geschwind, immerhin aber langsam genug, um mit den Augen verfolgt werden zu können, geschah die Ab- segelung des Fallschirms. Der abgestürzte Asronaut war am Fallschirm durch Leibgurt besonders befestigt. Er blieb in der Nähe des Wolsshügels an Kiefern hängen und gelangte mit Hilfe von Spaziergängern zur Erde. Er erlitt einige nicht gefährliche Verletzungen. Der Luftballon, welcher eine Höhe von ungefähr 8000 Meter erreichte, kam bei Dittersbach in der Stolpener Gegend glücklich wieder zu Lande. Abends >/,11 Uhr traf der Luftschiffer bereits wieder in Dresden ein. Wer den Ballonaufstieg und Abfall des Fallschirms gesehen, glaubt kaum, wie gefährlich die Sache ist, so harmlos sieht sie aus. Die Lustschiffer Damm sind bei ihren Fahrten immer glücklich zu Lande gekommen. AuS dem Erzgebirge. Als vor etwa 60 Jahren in der Gegend von Carlsseld die Noth unter den Ar beitern sehr grob war, wurde daselbst die Uhren fabrikation eingeführt. Im Jahre 1837 nahm eine Aktien-Gesellschast mit 10,000 Thalern Grundkapital die Fabrikation von Uhren in die Hand; doch wurde weniger auf Geschäftsgewinn als vielmehr darauf ge sehen, daß dieser Industriezweig sich immer mehr ein bürgerte. Außer Wanduhren aller Art wurden später auch Zugfederuhren, Regulateure und auch Thurm uhren gebaut. Im Jahre 1870 entstand neben der Aktienfabrik noch ein zweites Uhrengeschäft. Heute ist dieser Industriezweig nicht mehr bedeutend, da das Hauptabsatzgebiet, Oesterreich, infolge der hohen Zölle verloren gegangen ist; es werden aber in Carlsseld Taktmesser (Metronome) hergestellt, welche durch die Musikwaarengeschäste in Markneukirchen in alle Welt hinaus gesandt werden. In Carlsseld hat auch die Harmonika- und Glasfabrikation eine Stätte gefunden. Zwickau. Die hiesigen Stadtverordneten hatten kürzlich beantragt, die Lieferung der Steinkohlen zur Submission auszuschreiben. Der Rath hat sich aber bei der folgenden Verhandlung, obwohl von Sachverständigen nachgewiesen wurde, daß bei einer Submission an jedem Karren Kohlen mindestens 50 Pf. erspart werden würden, für die Submission nicht entschieden, indem er es im Interesse der Stadtge meinde liegend erachtete, diejenigen drei großen hies. Kohlenwerke, von welchen die Stadt als Aktionärin auch Dividende beziehe, zu unterstützen. Die Stadt verordneten haben schließlich mit Majorität der Raths entschließung zugestimmt. Die Kohlenlieferung be sorgen hiernach für die Stadtgemeinde der Zwickauer Steinkohlenbauverein, Zwickauer Bürgergewerkschaft und Erzgebirgischer Steinkohlenbauverein. Mülsen St. Niklas. Ein Schurkenstreich ist dem Reitschulenbesitzer Richter von hier dadurch ge spielt worden, daß in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag seine in Neudörfel anläßlich des Kirchweih festes ausgestellte Reitschule in Brand gesteckt wurde, so daß dieselbe zum größten Theile verbrannte. Allen Anzeichen nach waren die Trittbretter mit Petroleum getränkt worden. Dem Besitzer erwächst, da er nicht versichert Hal, ein Schaden von gegen 1500 M. Netzschkau. Unsere industriereiche Stadt ist in den letzten Jahren nicht allein an Wohnhäusern, son dern auch an Fabrikneubauten und Vergrößerungen der letzteren bedeutend gewachsen. Die Vermehrung der Kammgarnwebstühle betrug nach dem Jahresbe richt der Handels- und Gewerbekammer Plauen im Jahre 1889 etwa 200. In letzter Zeit geht auch hier das Geschäft etwas flau und die ungünstige Ge schäftslage hat es mit sich gebracht, daß eine Anzahl projektirt gewesener industrieller Neubauten, welche zum Theil bereits die Censur passirt und die Ge nehmigung der vorgesetzten Behörden erhalten hatte», wieder aä ueta gelegt und die Ausführung auf eine bessere Zeit verschoben worden ist. Ja, es ist sogar zu beobachten gewesen, daß bereits zugerichtet gewesener Baugrund wieder planirt und den Zwecken der Land- wirthschaft wieder übergeben worden ist. Adorf. In der Nacht zum 26. Septbr. wurden in der Nähe von Roßbach in Böhmen von sächsischen Grenzaussehern 4 Stück Ochsen beschlagnahmt und der Pascher, welcher bewaffnet war, festgenommen und an das Amtsgericht Adorf abgeliefert. Eibenstock. Seit längerer Zeit besteht die Ab sicht, unsere ziemlich entfernt vom Bahnhof liegende Stadt mit demselben durch eine Bahn zu verbinden. Baurath Eisenbahndirektor Pleßner aus Gotha wurde von einem Komitee beauftragt, die Vorarbeiten hierzu auszusühren und hat in diesen Tagen Bericht erstattet. Er empfahl »ach Lage der Verhältnisse den Bau einer Zahnradbahn, da für dieselbe nur eine Länge von 3 Icm erforderlich sei, während eine Adhäsionsbahn bei den ungünstigen Steigungsverhältnissen 5 km lang werden müsse. Es sei nur auf gewisse Strecken Zahn radbetrieb oorzusehen, auf den anderen könne einfaches Geleis gelegt werden, wie es z. B. bei der Bahn Blankenburg-Tanne-Rothehütte der Fall sei. Pleßner berechnet die Baukosten für das Kilometer mit 70,000 M>, für die ganze Anlage mtt ungefähr 300,000 M. Durch den zu erwartenden Verkehr würden die Ein nahmen eine entsprechende Verzinsung recht wohl er mögliche». Angenommen ist hierbei, daß Eibenstock und Umgegend der Bahn jährlich 30,000 t Güter zu führt. Geplant ist für die untere Stadt eine Halte stelle und für den oberen Theil der Endbahnhof in der Nähe des Friedhofes. Die Versammlung nahm den eingebrachten Antrag: „Die Versammelten er kennen die Nothwendigkeit einer besseren Verbindung an und betrauen das Komitee damit, Mittel ausfindig zu machen, das Projekt zur Ausführung zu bringen" einstimmig an. Das vorläufige Eisenbahnkomitee wurde als endgiltiges gewählt und auf 12 Mitglieder, welche zum größten Theil der hiesigen Geschäftswelt angehören, verstärkt. Plauen i. V. Bei der hiesigen Sparkasse ge langte am 24. September das 100,000. Spareinlage buch zur Ausgabe: das 25,000. wurde im Jahre 1869, das 50,000. im Jahre 1878 und das 75,000, im Jahre 1884 ausgegeben. Die Sparkasse ist im Jahre 1838 eröffnet worden, es waren mithin zur Ausgabe der ersten 25,000 Bücher 31 Jahre nöthig, während die zweiten 25,000 innerhalb der nächsten 9 Jahre und die letzten 50,000 Stück in nicht ganz 12 Jahren ausgegeben wurden. In den letzten 21 Jahren sind sonach drei Mal so viel neue Bücher ausgefertigt wor den, als in den ersten 31 Jahren, und läßt sich hieraus ersehen, wie bedeutend der Verkehr bei der Sparkasse in den letzten zwei Jahrzehnten gewachsen ist. Bad Elster. Unser Badeort wurde in diesem Jahre von 5871 Personen besucht. Von den Be suchern waren 2982 aus dem Königreich Sachsen, 1663 aus dem Königreich Preußen, 225 aus den son stigen norddeutschen Ländern, 226 aus Süddeutsch land, 183 aus Oesterreich-Ungarn, 255 aus Rußland, 12 aus Schweden und Dänemark, 7 aus England, 13 aus den Niederlanden, 9 aus den sonstigen west europäischen Ländern, 4 aus den sonstigen südeuro päischen Ländern, 47 aus den übrigen 4 Welttheilen. Während der Badesaison 1890 wurden verabreicht 33,701 Wasserbäder aller Art, 23,231 Moorbäder, 1016 Sprudelbäder, 82 Douche- und Sitzbäder, 5872 Moorwännchenbäder und Moorumschläge, 158 Dampf sitzbäder, 14 elektrische Bäder. Bad Elster wurde im Jahre 1889 von 4512 Kurgästen und 1130 zu kurzem Aufenthalt gemeldete Personen, zusammen von 5642 Personen besucht. Nossen. Am Nachmittage des 27. September er schien im Laden eines hiesigen Kaufmannes ein Mann, welcher sich für den Reisenden eines mit demselben in Geschäftsbeziehungen stehenden Hauses ausgab. Der nichts Arges ahnende Kaufmann übergab dem Reisen den auch 300 Mark, die das betreffende Haus bei ihm gut hatte. Kurze Zeil daraus, nachdem der Reisende den Laden verlassen, erschien der Vertreter eines an deren Geschäftshauses, durch welchen bekannt wurde, daß man das Geld einem Betrüger eingehändigt haben mußte. Sofort wurde Alles in Bewegung gesetzt, den selben dingfest zu machen, und wirklich gelang es auch, ihn in Meißen auf dem Bahnhose in einem Koupee 2. Klasse zu erwischen. Nachdem der Gauner sich in Nossen gütlich gethan, mar er mit Geschirr nach Voigls- berg gefahren; hier hatte er sich sein Geld umwechseln lassen und war dann mit der Bahn wieder nach Nossen zurück gereist. Von hier aus hatte er beabsichtigt, nach Dresden sich zu begeben. Glücklicherweise war er noch zeitig genug in die Hände der Polizei gefallen. Auch das Geld hatte man fast vollzählig noch bei ihm vorgesunden. Borna. Am 26. September ist das bewohnte Armenhaus in Kitzscher bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Der Brand soll durch fahrlässiges Gebühren eines Kindes des Armenhausinsassen mit Streichhölzchen entstanden sein. Leipzig. Von allen Tuchmessen war die ver gangene die schlechteste; eine allgemeine, Käufer wie Verkäufer beherrschende Mißstimmung war und blieb über allem Verkehr ausgebreitet. Die Zufuhren gingen über das schon gewöhnliche Maß hinaus und waren die Preise entsprechend gedrückt. Leipzig. Das „Leipz. Tagebl." schreibt: „Wir haben leider mitzutheilen, daß die von dem Auswär tigen Amte verlangte Auslieferung des wegen der be kannten Betrügereien von hier geflüchteten vormaligen Mitdirektors der Leipziger Diskontogesellschast Adolf Winkelmann von der Regierung der argentinischen Republik verweigert und daß derselbe wieder aus freien Fuß gesetzt worden ist. Winkelmann selbst theilt uns diese Thatsache in einem Schreiben aus Buenos Ayres, datirt vom 2. September, mit, indem er zugleich die Frechheit besitzt, uns glauben machen zu wollen, daß die in den« im Laufe des Monats Juli im „Leipziger Tagebl." veröffentlichten Berichte über seine Verhaftung enthaltenen Angaben und die gegen ihn überhaupt