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Mit land» und hauSwirthschastlicher Monatsbeilage. — , . .. nehmen an: in Divvoldiswalde: die Expedition, — in Attenberg: Buchdinbermstr. Schütze, — in Krauenstein: Nadlermstr Hardt. Allskklllt M sie „Wk!M1h'<Mlnn8 mann, —in Glashütte: Buchbindermstr Schubert, - in Kreischa: Buchbinder Berger,.-in Potschappel: «aufmann Theuerkauf. Nr. 123. Sonnabend, den 18. Oktober 1890. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 18. Oktober. Der heutige Tag erneut nicht nur die Erinnerung an die vor nunmehr 77 Jahren auf Leipzigs Ebenen begonnene Völker schlacht, sondern auch an die vor 59 Jahren erfolgte Geburt eines Mannes, der bei dem zweiten heißen Ringen gegen die französische Vergewaltigung unserS Vaterlandes als siegreicher Held die Bewunderung und Liebe aller vaterländisch gesinnten Herzen im Sturm errang: an den in der Blüthe männlicher Kraft einem tückischen Feinde erlegenen Kaiser Friedrich, das Muster eines Helden, der dem deutschen Volke die unvergeßliche Mahnung hinterlassen: „Lerne dulden, ohne zu klagen!" Dulden heißt nicht müßig bleiben und die Dinge gehen lasten, wie sie wollen; dulden und handeln sind gar wohl vereinbar, wie wir an Dem sehen, der obiges Wort gesprochen. Noch auf dem Todenbette hatte er, wie Kaiser Wilhelm I., keine Zeit, müde zu sein. Mag sich das deutsche Volk zu allen Zeiten ein Beispiel nehmen an diesen ersten Leitern des neuerstandenen Reiches. Der heutige Tag rüst auf zu solcher Erinnerung. — In der Gewerbeordnungsnovelle sind bekannt lich auch Bestimmungen getroffen, welche zur Ver hütung des Kontraklbruches seitens der Arbeiter dienen sollen. Motivirl ist diese Bestimmung damit, daß das Fehlen solcher Vorschriften nicht blos für die Arbeitgeber, sondern auch für die Arbeiter mit Nach theilen verknüpft sei. Nun bringt der Abschnitt der im Reichsamt des Innern zusammengestellten Mit thellungen aus den Fabrikinspektorals - Berichten für 1889 Mittheilungen, welche sich auf diese Frage be ziehen. Es wird dort für verschiedene Aufsichtsbezirke die Gewohnheit der Arbeiter, ohne Kündigung die Arbeit zu verlassen, festgestellt. Sodann heißt es aber, daß diese Gewohnheit und die Schwierigkeit, Arbeiter, welche eine andere Beschäftigung vorziehen, zu behalten, die Arbeitgeber mehrfach veranlaßt haben, von der Festsetzung einer gegenseitigen Kündigungsfrist abzu sehen. Im Aussichtsbezirke Zwickau, wo viele Fabrik inhaber in dieser Weise verfahren, wurde jene Maß regel mit dem Hinweise darauf begründet, daß dem Arbeitgeber gesetzlich nur unzureichende Mittel zu Ge bote ständen, den Arbeiter im Falle seines plötzlichen Verlassens der Arbeit zur Verantwortung zu ziehen, bezw. die Anwendung dieser Mittel zu umständlich und mit zu großem Zeitverlust verbunden seien, auch eine Entschädigung für sie nicht zu erwarten stände. Wird dieser Gebrauch der Außerachtlassung der Fest setzung einer Kündigungsfrist allgemeiner, so ist klar, daß damit für die Arbeiter und namentlich für die jenigen, welche gewillt wären, eine über eine Kün digungsfrist eingegangene Verpflichtung auch zu erfüllen, der Nachtheil, der mit der Möglichkeit der plötzlichen Entlassung aus der Arbeit verbunden ist, immer größer werden muß. — Dem im Bureau des Landeskulturrathes zu sammengestellten Bericht über den Saaten stand und die Ernten im Königreich Sachsen Ende September d. I. entnehmen wir folgende allgemeine Uebersicht: In der Hauptsache war die Witterung dem Einbringen der, besonders im Gebirge, noch größtentheils aus stehenden Ernte der Sommerhalmfrüchte sehr günstig, auch brachte sie die bereits in starkem Grade aus tretende Kartoffelfäule zum Stillstände und förderte die Herbstbestellungsarbeiten in hohem Grade. In mehreren Bezirken, hauptsächlich im Bereich der Leip ziger Kreishauptmannschaft war für die letzteren die Witterung sogar zu trocken und verzögerte das Aul gehen der jungen Saaten. Dagegen sind in vielen Bezirken, besonder» «m Gebirge, viel Gerste und Hafer, zum Theil bis zu 25 Proz., ausgewachsen oder mußten in feuchtem Zustande eingeerntet werden. Rapssaat steht im Allgemeinen sehr günstig. Kartoffelernte theilweis beendet, theilweis in vollem Gange. Ertrag im Allgemeinen besser als bei dem fast allenthalben Auftreten der Fäule erwartet worden war. Die Knollen sind zumeist klein und wird der Ertrag außer dem auf schweren undurchlässigen Böden durch die Fäule oft bis zu 40 Proz. geschmälert, während sich die eingeernteten Knollen zumeist als wenig haltbar erweisen. Sehr widerstandsfähig und durch hohe Erträge haben sich wiederum wuAnum donum und Reichskanzler ausgezeichnet. Die Grummeternte ist zumeist reichlich ausgefallen und gut eingebracht wor den. Kraut- und Rübenernte befriedigend. Außer an Trockenheit haben die jungen Saaten in einzelnen Bezirken durch Schneckenfraß stark gelitten, während aus fast allen Bezirken über massenhaftes Auftreten der Feldmäuse auch im Stoppelklee geklagt wird. Große Verwüstungen hat das Hochwasser der Elbe zu Anfang des Monats in den Niederungen verur sacht. Getreide- und Futterfeimen wurden fortge schwemmt, der Inhalt in Scheunen und Kellern ver dorben; Kartoffeln und Rüben verfaulten im Boden, da das Wasser nur langsam zurückging; vielfach hat dasselbe den guten Boden ab- oder Steingeröll und Schlamm angeschwemmt, so daß mancherorts eine Be stellung in diesem Herbste nicht mehr möglich sein wird. S Glashütte. Mittwoch Nachmittag, kurz nach 3 Uhr, erscholl der Schreckensruf „Feuer!" durch die Stadt, gleich darauf ertönten auch die Hornsignale der Feuerwehr und die Sturmglocken. 3 Minuten später raffelte schon die erste Spritze nach dem Brandobjekl, dem Hause des Mechanikers und Werkzeugfabrikanten Kreißig. Das Heu, welches ein Miether auf dem Boden des Hauses liegen hatte, war an einer unzu gänglichen Stelle in Brand gerathen, so daß die Feuer wehr einen Theil des Daches abdecken mußte und von hier aus in kurzer Zeit den Brand, trotzdem der dichte Qualm die Arbeiten sehr erschwerte, so weit bewältigte, daß nach '/« Stunde die Gefahr beseitigt war. Die Räumungsarbeiten, verbunden mit Ablöschen, nahmen wohl noch 1'/, Stunde in Anspruch. Von den vier Ortsspritzen traten nur zwei in Thätigkeit, auch die Spritze der Gemeinde Cunnersdorf, die bereits '/»4 Uhr hier eintraf, kam nicht zum Eingreifen. Die Ur sache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt, man ver- muthet jedoch Selbstentzündung des Heues. — Der Wirth zum „goldnen Glas", Herr M. Kaiser, wird uns zum Kirmesmontage, den 27. Oktbr., einen besonderen Kunstgenuß verschaffen, da es ihm auch dies Jahr gelungen ist, Herrn Musikdirektor Keil mit der Kapelle des Schützenregiments zu einem Concert zu gewinnen. Herr Keil erreichte, wie be kannt, vor einigen Jahren mit seiner Kapelle in Berlin berechtigtes Aussehen und rief dadurch einen vollstän digen Umschwung in der dortigen Militärmusik her vor. Hoffentlich spielt er auch diesmal wieder vor gefülltem Saale. — Am Mittwoch früh wurde in Walthersdorf bei Liebstadt abermals eine Brandstiftung, die 10., versucht und zwar am Trockenschuppen der dem Guts besitzer Hauswald gehörigen Ziegelscheune. Die Ziegelei liegt außerhalb des Dorfes, doch konnte trotzdem das Feuer noch im Entstehen bewältigt werden. Die Furcht vor Feuer ist so groß, daß die Kinder Abends nicht mehr schlafen gehen wollen, und trotz der Nachtwachen und der hohen ausgesetzten Belohnungen, die neuer dings noch um eine vermehrt wurde, hat man noch keine Spur vom Brandstifter. Bärenstein. Am 14. d. M. ist der Fabrikarbeiterin Frau Gutte aus Dorf Bärenstein ein großes Unglück widerfahren, indem sie in der Pappenfabrik zu Bären klau an dem sogen. Lumpenschneider, an dem sie ihre Beschäftigung hatte, in die Messer gekommen, wobei ihr an der linken Hand 4 Finger halb und an der rechten der Daumen weggeschnitten wurden. Es ist dies für die achtbare Familie ein sehr großes Unglück, indem sie vielleicht dadurch für ihr ganzes Leben ein hilfsbedürftiger Krüppel sein muß. -- Kreischa. In der am Mittwoch Nachmittag stattgefundenen Sitzung des Schulvorstandes, unter Vorsitz des kgl. Bezirksschulinspektors, wurden von den 21 Bewerbern um die 3. zur Zeit vakante Lehrerstelle 3 Herren zur Probe vorgeschlagen, welche Anfang No vember stattfinden wird. — Der von der Firma Liebold-Dresden aus geführte Wasserleitungsbau wird nächste Woche der Gemeinde und somit der allgemeinen Benutzung übergeben werden. -- Poffendorf. Am Mittwoch wurde die hiesige freiwillige Feuerwehr allarmirt. Dieselbe rückte, einen Brand in Theisewitz glaubend, aus, kehrte aber bald unverrichteter Sache wieder heim, da brennende Queckenhanfen auf Bärenklauser Flur Ursache zur Alarmirung gegeben hatten. Rabenau. Am Dienstag Nachmittag in der vier ten Stunde verbreitete sich in unserer Stadt das Ge rücht, daß in Großölsa ein Brand ausgebrochen sei. Diese Vermuthung stützte sich auf die deutliche Wahr nehmung von aufsteigenden Rauchsäulen, welche von den Höhen aus gesehen von einem Grundstücke her zurühren schienen, umsomehr, als der Rauch in der Nähe von Gebäuden aufstieg. Unsere stets hilfsbereite Feuerwehr rückte eilig ab, fand aber, im Brandorte angekommen, daß ihr Eifer unnütz gewesen, denn der Brand bestand nur aus einigen Queckenhausen, welche der Besitzer freilich sehr nahe an Gebäuden verbrannt hatte. Dresden. Am 15. Oktober, Nachmittags 4 Uhr, ist nach kurzer Krankheit an den Folgen einer Lungen entzündung der sächsische Justizminister vr. v. Abeken gestorben. Christian Wilhelm Ludwig v. Abeken war am 21. November 1826 in Dresden geboren, ist also 64 Jahre alt geworden. Er studirte 1845 bis 1848 in Leipzig und Heidelberg die Rechte und trat dann in den sächsischen Staatsdienst. Nach vorbereitender Thätigkeit bei verschiedenen Gerichten wurde Abeken 1856 zum Staatsanwalt in Borna, 1858 zum Be- zirkSgerichtsrath, 1863 zum Appellationsgerichtsrath in Dresden und 1866 zum Geheimen Justizrath und vortragenden Rath im Justizministerium, sowie zum Mitglied der Prüfungskommission ernannt. Bei der theilweisen Neubildung des sächsischen Staatsministe riums im Herbst 1871 erhielt Abeken am 9. Oktober das Portefeuille der Justiz und wurde am 18. Juni 1878 in den erblichen Adelstand erhoben. Vom 24. Februar 1873 bis 21. November 1878 war er auch sächsischer Bevollmächtigter bei dem Bundesrathe de» Deutschen Reiches. Um die Gerichtspflege unseres engeren Vaterlandes hat sich Justizminister v. Abeken große Verdienste erworben. Dem Verewigten wird ein ehrendes Gedächtniß für alle Zeiten bewahrt bleiben. — Auf besonderen Wunsch des Kaisers wird sich der König von Sachsen, nachdem er von Rehefeld zurückgekehrt sein wird, am Dienstag nach Berlin be geben, um an der Feier des 90jährigen Geburtstages des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke theil zu nehmen. Da sich der Aufenthalt in Berlin auf längere Zeit erstreckt, so kann der König nicht an den ge planten Jagden in Wermsdorf theilnehmen. Dieselben fallen jedoch deshalb nicht aus, sondern werden von