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Wchmtz -MW 56. Jchrgang Dimstag, den 14. Oktober 1890. Nr. 121 Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jlluftrirteu Unterhaltungsblatt." Mit land, «nd hauswirthschastlicher M-natsbeilage. » , <. nehmen an: in Dippoldiswalde: die Srprdition, — in Attenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Krauenftein: Nadlermstr Hardt- Ikl»kklk fkl Alk „UlklMzl^'LkNkUA mann, — in Glashütte: Buchbindermstr Schubert, — in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Inserate, welch« »ei da bedeutenden Auflage de« Blattes eine fchr Wirk same Berbreitunä sinder werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder »et«« Raum berechnet. — La« bellarische und complteirw Inserate mit entsprech««» dem Ausschlag.— Sinar« sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltenzeitt LVPfg. Sw-is Kaiutkrdk m Dnnj. Ueber die Stellung Italiens im Dreibunde und die Beziehungen dieses Staates zu seinen beiden Ver bündeten, Deutschland und Oesterreich-Ungarn, sind in letzter Zeit mehrfach Gerüchte ausgestreut worden, denen zufolge das Verhältniß Italiens zu seinen Ver bündeten ein nicht mehr so festes und inniges sein sollte, wie bisher, ja, es wurde sogar angedeutet, daß Italien nur auf den geeigneten Zeitpunkt warte, um sich von der Tripel-Allianz wieder lossagen zu können. Zu diesen Ausstreuungen haben namentlich die Mit theilungen des bekannten Pariser Journalisten St. Cöre über seine vor Kurzem mit dem italienischen Ministerpräsidenten Crispi gepflogene Unterredung bei getragen, und obwohl der betreffende Bericht St. CereS von dem Crispi nahestehenden Organen alsbald als in der Hauptsache entstellt und sensationell zurechtge stutzt bezeichnet wurde, so schienen die Flunkereien des französischen Journalisten doch nicht ganz ohne Ein druck auf die öffentliche Meinung Europas geblieben zu sein. Um nun all' den Legenden über die angeb liche Veränderung in der Stellung Italiens zum Dreibunde und über eine zu gewärtigende Schwenkung in der auswärtigen Politik des Apenninenstaates ein für alle Mal entgegenzutreten, hat Herr Crispi in Florenz seine schon angekündigte hochpolitische Banket- rede gehalten, welche in ihren Hauptpunkten der aus wärtigen Politik Italiens gewidmet ist und dieselbe klar und scharf beleuchtet, so daß sich die Florentiner Rede Clispis zu einer bedeutsamen Kundgebung dieses ausgezeichneten Staatsmannes gestaltet hat. Crispi begann in seiner Rede damit, daß er sich sehr energisch gegen den Jrredentismus wandte. Der Jrredentismus sei einer der schädlichsten Jrrtbümer in Italien und könne die Existenz der ganzen Nation gefährden. Die Irredentisten wollten gewisse italienische Landestheile, die noch nicht mit Italien verbunden seien, als ita lienisches Besitzthum vom Nachbarlande verlangen, dieser Anspruch enthalte eine Uebertreibung des Na- lionalitätsprinzipes und müsse alle Regierungen gegen Italien aufbringen, da er den Willen verschiedener Völkerschaften Gewalt anthun würde. Auch die schweizer Kantone, die zum Theil sehr gemischte Be völkerung haben, lieferten den Beweis, daß man nicht immer nach der Nationalität die Einwohner diesem oder jenem Staate zuweisen könnte. Auch Deutsch land und Oesterreich bedienten sich in ihrer Politik des NationalitätsprinzipeS nur mit weiser Mäßigung und strebten nach anderen Ruhmesthaten. Die unver meidliche Folge einer irredentistischen Politik Italiens wäre der Krieg, der unmittelbare Zweck der irreden tistischen Agitation sei aber die Zerreißung des Drei bundes. Außerdem unterstützten die Irredentisten ohne daß sie "eS wüßten, eine Partei im Innern Italiens, die nach der Macht strebte, und zwar nach der Macht auf Kosten des geeinigten italienischen Königreichs. Könne nun eine derartige Politik, die den Krieg mit dem Auslande und die Zersplitte rung im Innern bedeute, diejenige Italiens sein? Ferner wandte sich Crispi sehr entschieden gegen eine Politik des Alleinstehens, denn die Jsolirung habe Italien früher viel Nachtheil gebracht. Es sei auch nicht rathsam, in den.Fragen der praktischen Politik dem Grundsätze zu huldigen, daß man mit jedem Staate Freund sein müsse und erst dann Bündnisse schließen dürfe, wenn Gefahr drohe. Italien habe sich deshalb dem Bündnisse Deutschlands und Oester reichs angeschloflen, um bei der Lösung großer Fragen nicht ohne Bundesgenossen dazustehen. Der Drei bund verfolge indessen keine Eroberungspolitik, denn wie die Existenz Oesterreichs, so sei auch diejenige KirmeSgästen zu uns, so daß, als es am Abend anS Abschiednehmen ging, der Zug nach Dresden 32 voll« besetzte Wagen zählte. — Das am KirmeSsonntag vom Männergesangverein veranstaltete Concert erfreute sich einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft, die von der Aus führung des abwechselungsvollen Programms überaus befriedigt wurde, kamen doch auch sämmtliche Nummern zu recht guter Ausführung. In dankenswerther Weise hatte Frl. Müller, Gesanglehrerin in Dresden, zwei Sopransoli übernommen. Außerdem wechselten die Gesänge, die von Herrn Lehrer Müller-PaulSdorf ge leitet wurden, mit Violine-, Oboe- und KlarinettensoliS ab. Den Schluß bildete der Einakter: „Das erste Mittagsessen", der durch sein flottes Spiel und seine komischen Scenen die größte Heiterkeit erregte, die auch bis in die ersten Morgenstunden anhielt. Zu dem darauffolgenden Tanze fand sich stets eine lange Reihe flotter Tänzer und schmucker Tänzerinnen ein. — Im Altstädter Hoftheater wird am nächsten Donnerstag die Oper „Die Königin von Saba" und im Neustädter Theater „Der Raub der Eabinertnnen" gegeben werden. — Durch den Theater-Extrazug auf unserer Bahn ist der Besuch derselben wesentlich er leichtert. - — — Behufs Ausbildung mit dem neuen Gewehr 88 werden im Monat November und Dezember sämmtliche übungspflichtige Reservisten und Landwehrmannschasten des I. Aufgebots der Infanterie und Jäger zur Hebung eingezogen (Unteroffiziere und Mannschaften). Aus genommen sind die Leute der jüngsten Jahrgänge der Reserve, welche vor ihrer Entlassung bei der Truppe mit dem Gewehr 88 ausgebildet find. Die Uebungen dauern 10 Tage. Die Ausbildung erfolgt in drei Quoten und zwar übt die erste Quote vom 10. bez. 11. bis 20. November, die zweite Quote vom 23. bez. 24. November bis 3. November und die dritte Quote vom 7. bez. 8. bis 17. Dezember. Nur in den aller dringendsten Fällen werden von den Bezirkskommandos Leute von der Uebung dispensirt werden, für diese Mannschaften wird eine Nachübung im Sommer oder Herbst 1891 stattfinden. — Im Monat September sind innerhalb der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde von ansteckenden Thierkrankheiten des Milzbrand und die Maul- und Klauenseuche aufgetreten, und zwar der erstere in 2 Gehöften in 2 Ortschaften, wodurch 32 Rinder ge fährdet waren, von denen 2 erkrankten, davon verendete das eine, während das andere vom Besitzer geiödtet wurde. Durch die Maul- und Klauenseuche waren in einem Gehöfte einer Ortschaft 68 Rinder und 220 Schafe gefährdet, von denen 62 Stück Vieh erkrankten. — Im gesammten Königreiche trat der Milzbrand in 49 Gehöften in 48 Ortschaften, die Tollwuth in 3 Ortschaften, die Maul- und Klauenseuche in 60 Ge höften in 45 Ortschaften und die Lungenseuche in 5 Gehöften in 3 Ortschaften auf. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 29. Aug. d. I. bei dem GutsauSzügler Bretschneider in Walters dorf entstandenen Brandes hat die königl. Brandver sicherungskammer den Spritzen der Gemeinden Döbra und Breitenau Prämien nach Höhe von 30 M. und bez. 25 M. bewilligt. f Schmiedeberg. Von dem kgl. Hauptsteueramt zu Dresden ist der Posten eines Schlachtsteuerein nehmers für Schmiedeberg und Naundorf, welchen seit 22 Jahren Herr Kaufniann Rauchfaß inne hatte, Herrn Gemeindevorstand Thömel hier vom 1. Oktober d. I. ab Übetragen worden. — Noch in keinem Jahre ist in Bezug auf bau- licheS Wesen hier soviel geleistet worden al- in dem Frankreichs eine Nothwendigkeit für das europäische Gleichgewicht. Zwischen den Großmächten Oesterreich und Frankreich gelegen, könne Italien auch nichts anderes thun, als beider Freund zu sein. Nach dem Abschlüsse des deutsch-italienischen Bündnisses sei in zwischen auch die Freundschaft Deutschlands und Italiens eine herzliche und auf gegenseitiges Vertrauen beruhende geworden, was zumal auch durch die beiden Romreisen des jungen deutschen Kaisers bewiesen worden sei. Die Irredentisten täuschten sich im Uebrigen auch, wenn sie glaubten, die Grundlagen der italienischen Monarchie erschüttern zu können, denn die Interessen des italienischen Volkes seien mit denen der Monarchie verwachsen. Crispis Rede wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen und am Schluffe derselben brachte Crispi ein Hoch auf Italien und seinen König aus. „Wrißetttz-Jettung" erscheint wüchentlich drei mal: Dienstag, DonnerS- 1«g und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LK Pfg., zweimonatlich 8t Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboien, sowie di« Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Mmishauptmannschafl Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. In der Nacht zum Sonnabend, kurz nach Mitternacht, ist versucht worden, bei Herrn Goldarbeiter Unger einzubrechen. Da aber derselbe seine sämmtliche» Läden mit elektrischen Klingeln ver sehen hat, find die Einbrecher über den Versuch, den Laden auch nur zu lockern, nicht hinaus gekommen, sondern sind beim zweiten Male Ansehen bereits durch den erwachten Besitzer verscheucht worden. — Als Bürger hiesiger Stadt sind in letzter Zeit in Pflicht genommen worden: Lagerist Edmund Karl Adolf Fischer, Konditor und Hausbesitzer Karl Richard Knorr, Branntweinbrenner Ernst Gustav Metzger, Markthelfer Karl Robert Neubett, Bautischler Robert Julius Richter, Mechaniker Max Konrad Näder, Hotel besitzer Karl Hermann Reinhold, Hutmacher Adolf Julius Teichett, Lohgerber Friedrich Otto Damme, Strohhutplätter Bruno Camillo Gössel, Hausbesitzer und Restaurateur Gustav Adolf Richter, Obermüller Friedrich August Bretschneider, Lehrer Emil Schmidt, Schuhmachermeister Karl Friedrich Ernst Franke, Maurer Friedrich August Fischer, Barbier und Friseur Georg Max Schubert, Gasthofsbesitzer und Fleischer Ernst Emil Roßberg, Amtsgerichtsrath Adolf Oskar Wilhelm Geuder, Schuldirektor Emil Moritz Nasche. — Am Sonntag hielt der ungefähr 30 Mitglieder zählende Verein junger Landwirthe seine erste Ver sammlung für das Winterhalbjahr ab. Herr Max Hultsch aus Hirschbach beantwortete in einem umfang reichen Vortrage folgende drei Fragen: 1. Welches ist die große Bedeutung des Futterbaues in der Land- wirthschafl? 2. Was für eine Stellung nimmt der Betrieb eines rationellen Futterbaues in den verschie denen wirthschaftlichen Verhältnissen ein? 3. Worin besteht der landwirthschaftliche Werlh unserer Wiesen, ihre Verbesserung, Pflege und Düngung? An der Besprechung betheiligte sich besonders Herr Bruno Nitzsche-Oberhäslich, Gefreiter beim Inf.-Reg. 102, durch praktische, den Verhältnissen unserer Gegend an gepaßte Winke. Im Laufe des Winters beabsichtigt der Verein seine Bestrebungen durch Anlegung einer Bibliothek zu unterstützen, sowie er auch den gesell schaftlichen Bedürfnissen seiner Mitglieder durch Ver anstaltung eines Balles genügen will. Anmeldungen zum Verein nehmen die Vorstandsmitglieder Nitzsche- Oberhäslich, Jungnickel und Röhringer-DippoldiSwalde und Fuchs-Reichstädt jederzeit entgegen. — Das war am gestrigen Sonntage da« rechte echte und unverfälschte Kirmeswetter, grau und mit Regen drohend hingen die Wolken am Himmel und herbstlich war es rings in der Natur. Aber in den Häusern und Herzen herrschte eitel Fröhlichkeit. Die Züge führten ungezählte Schaaren von willkommenen