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Wchmtz -Jeituns Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Inserate, welch« bei dei bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk, same Verbreitung sinder^ werden mit 10 Pfa. di« Spaltenzeile oder veren Raizzn berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« ÜOPfg. TN«. „Weißeritz-Zeitung" ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 4L Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- """ " Amtsblatt für die Könialiche Amtshauptmaimschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträlhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 105. 56. Jahrgang. Sonnabend, den 6. September 1890. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. September. Mancher unserer Mitbürger dürfte über die Bedeutung der gestern aus dem Flur des Rathhauses heraustönenden Musik des Stadtmusikkorps in Zweifel gewesen sein. Allerdings hätte dieselbe eigentlich auf dem Markte ausgesührt werden sollen; aber dann wären ja die Klappen und Grifflöcher voll Wasser gelaufen bei dem strömenden Regen. Es galt die übrigens recht hübsch gewählte und vorgetragene Musik der Erinnerung an die nun mehr 59 Jahre alte Konstitution des Königreichs Sachsen, eine Frucht der vor 60 Jahren, auch im September, laut werdenden Unzufriedenheit und des Unmuths in niederen und höheren Kreisen. Besonders unzufrieden waren die Bürger mit der Berwaltung ihrer Stadtbehörden, die mit Gerichtsbarkeit, Steuer vermögen und Polizei in den Händen zu einer mit bürgerlicher Freiheit unverträglichen Macht gelangt zu sein schienen. Eine Kränkung glaubten auch die Pro testanten in der gegen ihren Wunsch beschränkten Jubel feier der Augsburgischen Konfession, am 25. Juni, zu erkennen, weshalb es in Leipzig und Dresden zu sehr unruhigen Scenen kam. Am 2. bis 4. September 1830 brach über neue Mißgriffe der Polizei noch ein viel heftigerer Ausstand in Leipzig aus, wobei selbst Häuser zerstört wurden. Die Bürgerschaft und die Studenten griffen zur Wiederherstellung der Ordnung zu den Waffen, 1000 Mann Soldaten langten an; aber bald sanden die königlichen Kommissäre, daß ohne eine große Umgestaltung des städtischen Wesens an eine Be schwichtigung nicht zu denken sei. Und noch ernster gings vom 9. bis IO. September in Dresden zu, wo ein Angriff auf Rathhaus und Polizei gemacht und Akten und Papiere verbrannt wurden. Nur durch die Errichtung der Kommunalgarde, die Ernennung des Prinzen Friedrich August zum Mitregenten des greisen Königs Anton und die Berufung des in allgemeiner Ächtung stehenden Freiherrn v. Lindenau zum Kabinets- minister — endlich aber durch die Verheißung einer zeitgemäßen Gesammtstaatsverfassung, wurde die Ruhe wieder hergestellt. Und das Werk reifer Ueberlegung und vieler oft sehr heftiger Erörterungen auf dem so genannten konstituirenden Landtage, sowie das wohl wollende Entgegenkommen des Königs Anton und seines Mitregenten war die am 4. September 1831 mit besonderer Feierlichkeit bekannt gemachte Ver fassung, die, wenn sie auch nicht den Wünschen eines Jeden entsprach, doch die Grundlage geworden ist, auf welcher sich unter treuem Zusammenwirken von König und Ständen der gegenwärtige blühende und befrie digende Zustand Sachsens entwickelt hat. Darum die gestrige Festmusik, die der Ausdruck der Freude über das durch die Konstitution Errungene sein sollte. — Daß auf die Wettergläser kein Verlaß ist und also das Wetter noch von ganz andern meteorologischen Zuständen und Einflüssen abhängt, als blos vom Luft druck, das hat man in diesen Tagen deutlich genug wahrnehmen können. Obkchon das Quecksilber beständig stieg und gut Wetter verhieb, goß „unendlicher Regen" herab und das nicht zur Erbauung des Landmanns und seiner Abnehmer. Zwar sind bei uns und in der Umgegend die Felder in der Hauptsache geräumt, aber Hafer und Grummet liegen noch viel und leider unter dem allzu reichlichen Naß. Die Hoffnung aus und die Bitte um „gut Wetter" ist sicher eine berechtigte und allgemeine. — Wir erinnern an die heute, Freitag Abend, stattfindende Versammlung des Gewerbevereins. — Die gestrige Vorstellung des Illusionisten oder Salon-Magiers (wie er sich nennt), Herrn Max Grund mann, führte denselben auf ganz vortheilhaste Weise bei dem, trotz des trostlosen Wetters ziemlich zahlreich erschienenen Publikum ein. Waren auch die vor geführten Piecen nicht geradezu neu, so war doch die Art der Vorführung eine so geschickte und amüsante. daß der Zweck, den Erschienenen eine angenehme Unter haltung zu bieten, vollständig erreicht wurde. Wir können demnach den Besuch der noch stattfindenden Vorstellungen des Herrn Grundmann warm befür worten. Morgen Sonnabend soll auch eine Kinder vorstellung stattfinden. — Ein ziemlich verläßlicher Wetteranzeiger ist nach „Schmidl's Abreiß-Kal." die in Gärten häufig vor kommende Stern- oder Vogelmiere (Hühnerschierling). Stehen die Blüthen ganz offen, so kann man ruhig einen größeren Spaziergang ohne Regenschirm machen, sind sie halb geschloffen, so kommt bald etwas Nasses von oben. Während des Regen sind die Blüthen ganz zu. — Das Sedan fest ist, wie die aus allen Theilen Deutschlands vorliegenden Depeschen bezeugen, aller orten festlich begangen worden. Die patriotischen Feiern waren fast überall, der Bedeutung eines zwanzig sten Gedenktages entsprechend, in größerem Maßstabe angelegt, als es sonst üblich gewesen, und das Volk, in Nord und Süd deS Reiches ohne Unterschied, war beeifert, der Erinnerung an die große Zeit, wie der Pietät gegen die tobten und gegen die noch lebenden Mitstreiter jener Tage gerecht zu werden. — Am 4. September wurde ein Gutsbesitzer aus einem entfernteren Dorfe wegen Widersetzlichkeit gegen die Staatsgewalt gefesselt eingebracht und in das hie sige Amlsgerichtsgesängniß abgeliefert. Reinhardtsgrimma. Auch hier ist die zwanzigste Wiederkehr des Tages von Sedan, und zwar durch eine Vorfeier am vorigen Sonntage, festlich begangen worden. Die Anregung hierzu war von den drei hiesigen Vereinen — Militärverein, Gesangverein und freiwillige Feuerwehr — ausgegangen, denen sich der hiesige Gemeinderath, sowie die benachbarten Orte in ihren Vertretern und andere Theilnehmer anschloffen. Die Feier selbst fand auf der hiesigen Schießwiese, auf welche sich der Festzug vom Erbgerichte aus begeben, statt. Die Festrede — eine ernste, kräftige und von Patriotismus getragene Ansprache — wurde von Herrn Kantor Handrack gehalten, und war dieselbe von Liedern, welche der hiesige Gesangverein aussührte, umgeben. Da an diesem Tage ein Theil der in Pirna liegenden Garnison hier zur Einquartirung war, sah man bei den an die genannte Feier sich schließenden Vergnü gungen die Festtheilnehmer mit ihren auswärtigen Gästen noch lange Zeit in frohem und herzlichem Zu sammensein vereinigt. S Glashütte. Vor uns liegt eine neue meteoro logische Zeitung, welche in Haselbrunn-Plauen i. V. erscheint und sich: „Wetter-Monatsschrift für das Volk" betitelt. Die Zeitung will zur Aufklärung des Volkes über die verschiedenen meteorologischen Erscheinungen beitragen. Die erste Nummer erschien im Juli und hat mit der vorliegenden Augustnummer einen reichen Inhalt, der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 30 Pf. Die Zeitschrift bringt unter Andern auch Wetteraussichten für den nächstfolgenden Monat. Die Voraussage für August hat sich bewährt und wir stehen nicht an, die in dem Blatte angegebenen Wetteraus sichten für September an dieser Stelle mitzutheilen. Zu Anfang noch Regen, jedoch abnehmende Bewölkung und Niederschläge; 6. veränderliches Wetter, eventuell schwaches Gewitter; der Himmel wird sich sodann wie der ausklären, für die Milte sind deshalb leichte Nacht fröste (Meteorsall) mit nachfolgendem kurzen veränder lichem Wetter oder auch Gewitter zu erwarten. 20. und 21. Nebel, veränderliches Wetter; gegen das Ende dürfte nach vorausgehender warmer Witterung noch ein (letztes) Gewitter auftreten, hierauf aber nebliges Regenwetter und größere Abkühlung folgen; in jeder Hellen Nacht am Monatsende ist Frost wahrscheinlich. (Die Witterungsaussichten sind demnach keineswegs er freulicher und tröstlicher Natur. D. Red.) — Infolge der nassen Witterung im August und der letzten Regentage fangen die Kartoffeln auch hier an, schwarz zu werden und zu faulen. In schwerem Boden trifft man nur noch wenig gute Kartoffeln an, nur die Härtern Sorten halten sich etwas bester. Im sandigen und durchlässigen Boden und am Berge trifft man bis jetzt nur wenig schlechte und nur die weicheren Sorten, wie Schotten, zeigen einige schwarze Kartoffeln. Auf Aeckern, die auch bei trockner Witterung etwas feucht sind, sind die Kartoffeln alle verfault. Waltersdorf. Der wegen des Verdachts der Brandstiftung am 30. vorig. MIS. an das kgl. Amts gericht Lauenstein eingelieferte Dienstbote Reichel ist dem Vernehmen nach wieder entlaste» worden. Schlottwitz. Auf der Chaussee zwischen Schlott- witz und Mühlbach ist der Verkehr durch Uebertreten des Müglitzfluffes sehr erschwert resp. gestört. Die Chaussee steht in einer Länge von circa 100 Meter 40 Centimeter hoch unter Master, die Fußgänger sind gezwungen, durch das jetzt ziemlich kalte Wüster hin durchzuwaten oder umzukehren, da ein Ausweichen nicht möglich ist, auch für Fuhrwerk wird es, wenn dieser Zustand noch einige Tage fortdauert, gefährlich, da durch fortwährendes Auswaschen Löcher entstehen. Die Ursache der Ueberschwemmung ist nicht allzu großes Master, sondern ein, durch die Regengüsse des 7. Au gust stattgesundener Erdrutsch, welcher an dieser Stelle die Müglitz verschüttete. -k Kreischa. Hier schoß dieser Tage der Zeug arbeiter Louis Roscher im Hofe mit einem Terzerol nach §iner wilden Katze. Auf bis jetzt noch unerklärte Weise fuhr ein Theil der Ladung durch das Hündisch in die Höhe und zerriß dem Pseudo-Nimrod die Ober lippe. H Poffendorf. Unter leider recht ungünstigem Wetter vollzog sich am Sedantage die feierliche Weihe und Uebergabe des für die freiwillige Feuerwehr be stimmten neu erbauten Steigergerüstes. Mit Musik begleitung zogen gegen Abend die Mannschaften der Feuerwehr, sowie der Gemeinderath und mehrere Herren der Gemeinde in den Brühl'schen Garten, woselbst in der Nähe des geschmückten Steigergerüstes der Weihe akt, bestehend in einer von patriotischem Geiste durch wehten Rede des Herrn Diakonus Nadler, stattfand. Hieran reihte sich die Uebergabe des Gerüstes an die Feuerwehr durch Herrn Gemeindeoorstand Sommer schuh im Auftrage der Gemeinde, worauf dann der Kommandant der Feuerwehr, Herr R. Brühl, der Ge meinde für ihre Opferwilligkeit dankte und das Ver sprechen treuer und gewissenhafter Pflichterfüllung ab legte. In Folge des regnerischen Wetters wurde von einer Probe-Uebung abgesehen. Den Abschluß der Feierlichkeit bildete ein heiteres Tänzchen im Schu- mann'schen Gasthofe. — Bei der hiesigen Tagesverpslegung für arme Reisende wurden im Monat August 21 Marken zu 20 und 44 Marken zu 10 Psg. von der Verwaltung ausgegeben. H Hänichen. Die Feier der 20jährigen Wieder kehr des Tages von Sedan verlief bei uns in der würdigsten und schönsten Weise. Viele Häuser hatten trotz des leider nicht günstigen Wetters Flaggenschmuck angelegt, und hier und da flammte mit Eintritt der Dunkelheit bengalisches Feuer auf. Den Glanzpunkt des Festes bildete der Fackel- und Lampionzug, welchen der Militärverein „Königin Karola" in Gemeinschaft mit den übrigen Korporationen des OrteS — Gesang- und Turnverein — veranstaltet hatte. Gegen 8 Uhr setzte sich der stattliche Zug, an welchem auch der Ge meinderath und einige Festjungfrauen theilnahmen, vom „Berglustschachte" aus unter Musikbegleitung in Bewegung, nahm seinen Weg durch die prächtig illuminirte Dresdner Straße, bog dann in das Dorf ein und bewegte sich zuletzt nach der „Goldenen Höhe." Dort angekommen, nahmen die Vereine im Saale Aufstellung und hielt nun der Vorstand des Militär-