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Wchmh-IeitW Inserate, welch« bei d« bedeutenden Auflage des Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung^ sinder werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder vere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenz ei le SO Pfg. Mt „Weißeritz-Zeltung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Mnaliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte «nd die Ktadlrälhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 9. September 1890. Nr. 106. 56. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 8. September. In der letzten Versammlung des Gewerbevereins an vorigem Freitag berichtete der Vorsitzende zunächst über die seitens des Vereinsvorstandes bei der königl. Generaldirektion der sächs. Staatsbahnen bezüglich einer günstigeren Ge staltung des Wintersahrplans auf der Bahnstrecke Hainsberg-Kipsdorf gethanen und von theilweifem Er folg begleiteten Schritte. Unter den zahlreichen Ein gängen interesfirte die Mittheilung, daß von der Ge sellschaft für Verbreitung von Volksbildung abermals eine Gratis-Bücherscndung, sowie ein im Februar 1891 zu haltender Vortrag des Wanderlehrers der Gesell schaft, vr. Pohlmeyer, angeboten worden, auf wel ches Anerbieten der Vorstand dankend eingegangen sei. Das Hauptinteresse nahm die infolge einer Aufforde rung ves hiesigen Stadtraths bei einzelnen Gewerb- treibenden geschehenen und in der Versammlung fort gesetzte Begutachtung der beabsichtigten theilweisen Ver legung der hiesigen Jahrmärkte in Anspruch. Man befand sich bei der Berathung und Beschlußfassung über diese Angelegenheit in einer eigenthümlichen Lage. Obschon man sich darüber völlig klar war, daß die Jahrmärkte sich überlebt haben und wegen der Ent wickelung der Ortsgeschäfte überflüssig, ja denselben in mehrfacher Hinsicht nachtheilig seien, weshalb denn auch von mancher Seite ihre völlige Aufhebung befür wortet wird, so konnte man sich doch zu einem ein seitigen Vorgehen in dieser Richtung nicht entschließen, inan einigte sich vielmehr dahin, bei den stävtischen Kollegien den Antrag zu stellen, die beiden Frühjahrs märkte (Jahrmarkt und Viehmarkt) vorerst in der bis herigen Weise fortbestehen zu lasten den zweiten Jahr markt und den zweiten Viehmarkt nach dem Vorschläge der städtischen Kollegien dagegen um Michaelis abzu halten, dergestalt, daß der Jahrmarkt am Montag nach Michaelis, oder falls dieses auf einen Montag fällt, an diesem Tage selbst abzuhalten, den Viehmarkt dagegen auf einen Sonnabend zu verlegen und zwar den Sonnabend vor dem Jahrmarkt. Gleichzeitig aber beschloß man, dahin vorstellig zu werden, beide Jahr märkte nur auf einen Tag zu beschränken. Wegen vorgerückter Zeit soll der angekündigte Vortrag: „Das Judenthum im Handel" nächstes Mal gehalten werden. Es erfolgten abermals zwei Anmeldungen neuer Mit glieder. — Seit dem 1. September sieht man auf unfern Bahnen fortwährend Schwellen, Schienen, Weichen, Laschen u. s. w. in großen Mengen ankommen, welche zum Bau der oberen Strecke der Bahn Mügeln-Geising bestimmt sind. Dieselben gehen von Hainsberg bis Buschmühle, bez. Kipsdorf und werden von diesen Stationen aus per Achse nach bestimmten Punkten der Müglitzthalbahn gebracht. Mit dieser Verfrachtung ist Hr. I. Voita, der als rühriger Unternehmer der Um ladestation Potschappel-Wilsdruff und Hainsberg-Kips dorf bekannt ist, beauftragt. Nicht weniger als 36 zweispännige Geschirre vermitteln die Besorgung der auf ca. 26,000 Centner veranschlagten Fracht. Nicht nur aus der Umgegend, sondern selbst aus Dresden hat Herr Voita Fuhrwerksbesitzer gewonnen, die unter seiner Leitung die Verfrachtung ausführen. Für letztere ist der Stall des Bärenburger Gasthofs aus die Dauer der Arbeit, welche ca. 4 Wochen in Anspruch nehmen dürfte, mit Beschlag belegt worden. Gleichzeitig er wähnen wir, daß es Herrn Voita gelungen ist, bei Erlangung der Umladestation Mügeln-Geising über eine große Zahl von Bewerbern den Sieg davon zu tragen. — Das Erntefest wird in hiesiger Parochie am Sonntag über acht Tage, den 21. September, gefeiert »werden. — An den mit gemischten Gefühlen begrüßten Umstand, daß der Sommer sich seinem Ende zuneigt, erinnerte das gestern stattgefundene Abturnen unseres Turnvereins, womit derselbe seine Thätigkeit auf dem Turnplätze beschloß, um selbige bis zum nächsten Früh jahr in der städtischen Turnhalle fortzusetzen. Das Wetter war dem Feste freundlich gesinnt, sodaß das Schauturnen in befriedigender Weise vor sich gehen konnte. Die Betheiligung war eine erfreuliche, wie denn auch eine stattliche Zahl von Zuschauern ihr Interesse an der so mohlthätig wirkenden Turnsache bekundete. Für des Tages Arbeit entschädigten sich unsere Turner am Abend durch einen flotten Ball. Eine fröhliche Menge füllte die Räumlichkeiten des Rathhaussaales und gab sich den Freuden des Tanzes bis in die frühesten Morgenstunden hin und nur all zuschnell flohen die Stunden des schönen Festes dahin. Eine für den Verein erfreuliche Unterbrechung des Tanzes sand dadurch statt, als der Turnverein I zu Rabenau zum Zeichen der beiderseits gepflegten freund nachbarlichen Beziehungen der Vereinsfahne als nach trägliches Geschenk zum 25 jährigen Stiftungsfeste einen goldnen Nagel überreichen ließ. Herzliche Worte be gleiteten diesen ehrenden Akt. — Möge die Winter arbeit eine recht ersprießliche sein! K Glashütte. Von Sonntag Nachmittag 6 Uhr bis Donnerstag Mittag hat es hier fast ununter brochen geregnet und es ist in dieser Zeit 72 mm Regen gefallen. Die Bäche sind sehr stark angeschwollen, die Prießnitz ist '/» m tief. Die Biela, die Kohlbach, der Dittersdorfer Dorfbach, die Trebnitz, alle führen außergewöhnlich viel Wasser. Die Müglitz hatte schon am Dienstag einen Wafferstand von 1 m. Die Prieß nitz hat bereits an den Ufermauern einigen Schaden angerichtet. Ueberall hat sich die Erde vollgesaugt und der seit Montag fallende Regen dient nur dazu, den Wasserstand der Bäche und Flüsse zu erhöhen. Glashütte. Bezüglich der in Nr. 104 d. Bl. erwähnten Verhaftung des Gehäusemachers Gerst sei noch berichtigend bemerkt, daß derselbe schon seit 1'/« Jahren nicht mehr in der Uhrenfabrik von A. Lange L Söhne arbeitet und daß Gerst seit Dienstag vor läufig aus der Haft wieder entlassen wurde. Uebrigens beträgt der eigentliche Werth des verkauften Goldes über 3000 Mark, der Erlös für Gerst betrug aber nur etwas mehr als 2000 Mark. — Der Termin der Eröffnung der Müglitzthal bahn ist weiter hinausgeschoben worden, infolge der öfteren schlechten Witterung und verschiedener anverer Umstände halber. Die Bahn wird jedenfalls in ihrer ganzen Länge und wahrscheinlich nicht vor dem 1. November eröffnet werden. Die Bauzüge verkehren vom 6. September an auf der Sektion Glashütte bei Mühlbach. Kreischa. Ein Zeichen, daß die Rohheit der jugend lichen Arbeiter mit dem Fortschreiten der Sozial demokratie immer mehr zunimmt, zeigt ein Vorfall, der sich neulich hier abspielte. Im hiesigen „Parkhotel" war am Abend des Sedantages eine ansehnliche Zahl von Gästen versammelt, als auf einmal mehrere große Feldsteine durch die Fensterscheiben ins Lokal geschleu dert wurden, um mit großer Wucht an der gegen überliegenden Wand abzuprallen. Als ein Wunder ist es zu bezeichnen, daß keiner der Anwesenden ernst liche Verletzungen davontrug. Die sofort angestelllen Recherchen ergaben als Thäter den Gärtnergehülfen Rudolph und den Müllergehülfen Rob. Ganze, Beide aus Kreischa. Die beiden Patrone werden sich vor Gericht zu verantworten haben und ist es nur zu be dauern, daß für solche Vergehen die Prügelstrafe nicht mehr offiziell angewendet werden darf. H Possendorf. Nächsten Sonntag wird in hiesiger Parochie das Erntedankfest gefeiert. Der Fest gottesdienst beginnt Nachmittags 2 Uhr. — Die Grummeternte hat in hiesiger Gegend be gonnen, gewünscht wird nun beständige Witterung, damit der Ertrag möglichst bald unter Dach und Fach gebracht werden kann. H Bannewitz. Die für Bannewitz und Umgegend errichtete Sparkasse soll am 1. Oktober d. I. im Ge meindeamts eröffnet werden. Dresden. Die Tage der ungeheuersten Aufregung und der Drangsal, nicht nur für Dresden allein, son- l der» für die ganze Elbniederung, sind endlich vorüber. Nachdem die Elb Hochs luth fürchterlichen Schaden an gerichtet, der sich erst in Wochen, wenn das Wasser sich ganz verlaufen hat, übersehen lassen wird, hat sie ihren Höhepunkt überschritten. Die hervorragendsten Hochwässer waren bisher die Frühjahrs- beziehentlich Eisgangswässer von 1845 (6,44 m) und 1784 (5,62 m). Diesen folgt das gegenwärtige Sommerwasser. Sonder liche Hochfluthen finden sich u. A. verzeichnet: 1593 im Juni und Juli; 1675 am 15. und 16. Juni, bis gegen den Taschenberg reichend; 1684 vom 23. bis 27. Juli in Folge von Wolkenbrüchen 7 Ellen hoch; 1736 am 20. und 21. Juli 6V» Elle hoch; 1770 am 6. August, 7 Ellen 22 Zoll; 1771 am 6. und 7. Juni, 7 Ellen 3 Zoll; 1804 am 17. und 18. Juni, 6 Ellen 19 Zoll; 1812 am 9. August, 6 Ellen 2 Zoll; 1883 das bekannte Junihochwaffer zur Zeit des Mittel deutschen Bundesschiebens. Der September ist ge wöhnlich der Monat des geringsten Wasserstandes. — Die Regengüsse der letzten beiden Wochen hatten alle Flüsse weit über die Ufer treten lassen und da Nie mand auf eine Hochfluth vorbereiter war, waren auch keine Vorkehrungen dagegen getroffen worden. — Gan- Schandau, bis weit ins Kirnitzschthal, stand unter Wasser, so daß der Verkehr nur mühsam mit Kähnen aufrecht zu erhalten war. Vor der Eisenbahnbrücke hatte sich das von weiter her treibende Holz gelagert, so daß vorsichtshalber die Brücke gesperrt wurde, nach dem Abtreiben aber wurde sie wieder dem Verkehr übergeben. — In Pirna war ebenfalls die Noth groß, die Post war von allem Verkehr abgeschnitten, so daß die Briesbestellung ruhen mußte. Im Dampfmaschinen raume des „Pirn. Anz." stand das Wasser I'/, m hoch, so daß der Druck mehrerer Nummern ausfallen mußte. — Auch in Dresden war natürlich die Noth groß. Je höher das Wasser stieg, desto weiter breitete es sich selbstverständlich in den Straßen aus und schließ lich stand die Friedrichstadt und Wilsdruffer Vorstadt fast ganz im Wasser. Die Friedrich-, Seminar-, Weißeritz-, Maxstraße und Ostra-Allee fast bis zum Postplatz, die Zwingeranlagen und der Zwinger selbst, das Prinzenpalais und die Rückseite des Schlosses, Terrassenufer, Marschallstraße, Alles war überschwemmt und in den niedriger gelegenen Theilen stand das Wasser 1'/» ra hoch, so daß der Verkehr nur mühsam von Soldaten mit Pontons ansrecht erhalten werden konnte. In der Nacht zum Freitag entstand in dem Grundstücke der sogenannten Schöne'schen Schmelz mühle, kleine Packhosstraße Nr. 8, ein großes Schaden feuer. Das lange, schmale und niedrige Gebäude diente verschiedenen Speditionsgeschäften als Nieder lage für Kalk, Oel und Theer, und war durch die Hochfluth in ziemlich beträchtlicher Höhe unter Wasser gesetzt. Das Gebäude brannte trotz schnellsten Ein greifens der städtischen Feuerwehr, welche ungeachtet der halbmannshohen Wassermassen schleunigst am Brand platz erschienen war, vollständig nieder. Man nimmt an, das sich in Folge des Hochwassers die dort lagern den ungelöschten Kalkmassen entzündet und die übrigen Gegenstänoe mit in Brand gesteckt haben. — Am Vor mittag des 6. September wurden alle Bäder von ihren Verankerungen gerissen und lagen dann zerbrochen und zerquetscht vor den Brücken, wo sich noch riesige Mengen von Baumstämmen, Brettern, Schiffstheilen und Haus- geräth ansammelten. Gegen Mittag wurde dieAugustus- brücke für den Wagenverkehr, mit Ausnahme der Post wagen, gesperrt und gegen 5 Uhr wurde sodann der gesammte Verkehr über dieselbe aufgehoben, da sich ein Pfeiler gesenkt haben sollte. Da auch der Fuß verkehr über die Marienbrücke durch das Wasser ge sperrt war, war nur noch die Albertbrücke zu benutzen.