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Wcheritz-MllW Jnirrat«, welch« d«i da bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden «erden mü 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder vereG Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complieirt» Jnserat« mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» »le „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. M Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern 1V Psg. — Alle Postan- Salten, Postboten, sowie di. Agenten nehmen Be- , Amtsblatt für die Königliche Amish«uxtmannschast WppMswalde, sowie für die Königlichen 'Amtsgerichte und die Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Nr. Z9. Dienstag, den 1. April 1890. 56. Jahrgang. Zum 75. Geburtstage des Men Bismarck. Am heutigen Dienstag vollendet Fürst Bismarck das 75. Jahr seines so ereignißvollen und thaten- reichen Lebens und schon der Umstand, daß hiermit der große Staatsmann auf «in volles drei Viertel jahrhundert seines weltgeschichtlichen Daseins zurück schaut, würde genügen, dem bedeutungsvollen Tage die besondere Theilnahme des deutschen Volkes zuzu wenden. Aber diese Theilnahme wird noch in weit größerem Maße dadurch gerechtfertigt, daß Fürst Bis marck fast am Vorabende seines 75. Geburtstage von einer politischen Stellung zurückgetreten ist, wie sie glänzender und gewaltiger wohl nur wenigen Staats männern beschieden gewesen, und erklärlich erscheint da der Schimmer leiser Wemuth, welcher diesmal über der Feier des 1. April lagert. Ruft dieselbe doch nochmals all' das tiefgreifende Wirken in die Erinne rung zurück, das der „eiserne Kanzler" im Laufe langer Jahre zum Heile seines Volkes und Vaterlandes, dann aber auch zum Segen des ganzen Welttheiles entfaltet hat und daß nun auf einmal dem Schaffen und Walten dieses gewaltigen staatsmännischen Geistes ein Halt geboten worden ist, dies verleiht eben der diesmaligen Feier von „Kanzlers Geburtstag" ein so eigenartiges, ergreifendes Relief! Aber wenn nun auch Fürst Bis marck von der Höhe, die er als langjähriger Leiter der Geschicke Preußens und Deutschlands eingenommen hat, äußerlich herakgestiegen ist, so steht er dennoch im Ansehen der eigenen Nation vielleicht größer als je da. Noch sind nicht alle Vorgänge, die den Rück tritt des Fürsten Bismarck veranlaßten, zu ihrer Be- urtheilung genügend aufgeklärt, und trotzdem kann man es schon als gewiß betrachten, daß ihn auch bei diesem folgenschweren Entschluß, wie bereits in seiner ganzen amtlichen Laufbahn, nur die höchsten staats männischen und politischen Erwägungen, wie bewun derungswürdige patriotische Einsicht geleitet haben, und um so lebhafter ist das Dankgesühl des deutschen Volkes gegenüber dem Fürsten bei feinem Scheiden. Die Empfindungen, welche die Kunde von dem defi nitiven Rücktritte des Kanzlers in den weitesten Kreisen unserer Nation heroorrief, äußerten sich bereits in jenen entscheidungsvollen Tagen in zahllosen Kund gebungen des Dankes und der Anhänglichkeit und sie werden an seinem Ehrentage nochmals zum erheben den Ausdruck gelangen, da man an vielen Orten unseres Vaterlandes Ovationen für den zurückgetretenen Kanzler zum l. April geplant hat. Dieses Dankgefühl des deutschen Volkes, wie auch der Dank und die so ehrende Anerkennung seitens seines Kaisers und end lich die Bewunderung aller Zeitgenoffen, sie sind dem Fürsten Bismarck in die Stille des Sachsenwaldes ge folgt, und wenn er nun dort entrückt seinem bisherigen weltumfassenden Wirkungskreise, seinen Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt feiert, so darf der Einiger Deutschlands gewiß sein, daß ihm die tiefgefühltesten und herzlichsten Glückwünsche aller patriotischen Deut schen hierbei geleiten. Fürst Bismarck begeht seinen 75. Geburtstag in bewunderungswürdiger geistiger Frische und im erfreulichsten körperlichen Wohlbefinden und beides läßt erhoffen, daß der in Millionen Herzen lebende Wunsch, daß Deutschland's größter Staats mann seinem Volke und seinem Lande noch lange er halten bleiben möge, in »Erfüllung gehen werde. Wohl ist die politische Thätigkett des Gefeierten äußer lich nunmehr abgeschlossen, aber auch außerhalb der selben wird sich für ihn noch oftmals Gelegenheit fin den, seinen erprobten Rath dem Vaterlande zur Ver fügung zu stellen und hierzu wird der greise Kanzler noch jede Stunde bereit sein, dafür bürgt sein ganzer Charakter, sein über jeden Zweifel erhabener Patriotis mus! In dieser lebhaften Hoffnung begrüßt das deutsche Volk seinen Otto von Bismarck zum l. April — möge dem sondergleichen verdienten Greise auch in dem neuen Lebensjahre und noch lange, lange ferner hin Frische des Geistes und Heiterkeit der Seele wie Wohlsein des Körper beschieden sein. «Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 3l. März. Gestern fand hier die Einsegnung von 102 Konfirmanden, 45 Knaben und 57 Mädchen durch Herrn Superintendent Opitz statt. Davon waren 36 Knaben und 45 Mädchen von hier, 9 Knaben und 12 Mädchen aus den zur Parochie gehörigen Ortschaften. — Einige noch in letzter Stunde zu einem Komitee zusammeugetretene Herren veranstalten heute Dienstag Abend im Saale des Rathhauses zu Ehren des 75. Geburtstages des Fürsten Bismark einen patrioti schen Abend, bei welchem Herr Schuldirektor Engel mann die Festrede halten wird. Wir hoffen, daß die Bewohner von Stadt und Land, Damen sind natür lich ebenfalls herzlich willkommen, recht zahlreich der Einladung Folge leisten werden. — Die deutsche Müllerschule hielt Heuer zum ersten Male eine Reifeprüfung der sich zu derselben freiwillig meldenden Schüler ab. Dieselbe hat jeden falls den Zweck, den Schülern, welche ein von der Anstalt ausgestelltes Zeugniß über erfolgreichen Besuch derselben vorzeigen können, die Erlangung geeigneter Stellen zu erleichtern. Es hatten sich 9 Schüler zu der betr. Prüfung angemeldet, welche am Freitag von 9—12 Uhr in Mathematik (vr. Kirbach), Mühlen technik (Ingenieur Cron), Wechsel- und Handelsrecht (Dir. Simon-Ackermann), Sonnabend von 9—12 Uhr in Maschinentechnik (Ingenieur Pfade), Mühlentechnik (Ingenieur Cron), Buchführung (Dir. Simon-Acker mann) geprüft und hierauf durch den Direktor ent lassen wurde. — Im Zeichensaale war eine Ausstellung von Zeichnungen (Maschinentheile, Konstruktionen, Pläne zu Neu- und Umbauten u. s. w.) unv Heften veranstaltet, welche höchst fleißige und ungemein saubere, Schülern und Lehrern zur Ehre gereichende Leistungen darstellte. — Es liegt uns nunmehr auch der II. Jahres- Bericht der Landwirthschaftlichen Schule zu Meißen über das Schuljahr 1889—1890 vor, aus dem wir mittheilen, daß dieselbe — unter der Direk tion des Herrn A. Endler stehend — im letzten Winter kursus von 82 Schülern, gegen 64 im Vorjahre, be sucht wurde. Sie ist demnach bedeutend stärker als die Schwesteranstalt in Freiberg. Der Unterkursus, zusammen 43 Schüler, mußte in 2 parallele Klaffen zu 19 und 24 Schülern getheilt werden. Große Ver- diensie um die Anstalt und Schüler durch Gewährung von Prämien, Veranstaltung eines Schülerfestes, per sönliche Bemühungen u. s. w. erwarb sich auch dies mal besonders Herr Oekonomierath Steiger. Bei der Abhaltung von Winzer- und Reblauskursen betheiligten sich zusammen 28 Weinbergs-Besitzer, Winzer und Oekonomiescholaren. Unserem Bezirke gehörte» drei Schüler (Müller-Dippoldiswalde, Zimmer-Elend, Näcke-Borlas) an. — Das reisende Publikum machen wir darauf aufmerksam, daß die am 5. April (Sonnabend vor Ostern) und 6. April (1. Osterfeiertag) im Lokaloer- kehr der sächsischen Slaatsbahnen gelösten Rückfahr karten zur Rückfahrt bis 9. April Geltung erhalten. Die für den Verkehr zwischen Stationen der sächsischen Staatsbahnen und denen der Direktionsbezirke Magde burg, Erfurt, Berlin und Breslau, den Thüringischen Privatbahnen und der Dahme - Uckroer Bahn am 5. April (Ostersonnabend) gelösten dreitägigen Rück fahrkarten gelten zur Rückfahrt bis mit 8. April. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 28. Januar d. I. bei dem Gutsbesitzer Bretschneider in Waltersdorf entstandenen Brandes hat die königl. Brandversicherungskammer den Octsspritzen von Döbra und Börnersdorf Prämien nach Höhe von 30 Mk. und bez. von 25 Mk. bewilligt. — Auch in Dresden hat sich nunmehr eine Ver einigung gebildet, um den vor einiger Zeit ins Leben gerufenen Weimarer „Verein für Massenverbreitung guter Schriften" auch in Sachsen in thatkräftiger Weise zu unterstützen. Zu diesem Zwecke soll vorerst die Gründung eines Dresdner Zweigvereins stattfinden. Wir begrüßen dieses Unternehmen mit besonderer Freude, ist es doch wiederum ein Erfolg versprechender Versuch,'zur Heilung unserer sozialen Krankheit bei zutragen und zwar auf einem Gebiete, daß sich solcher Fürsorge bisher leider nur in ziemlich geringem Um fange zu erfreuen hatte: auf dem geistigen Gebiete der Volksbildung; hier aber müssen gerade an erster Stelle die Hebel angesetzt werden, wenn man auf eine Besserung der sozialen Verhältnisse — und besonders derjenigen der ärmeren Volksklaffen — hoffen will. Es soll unserem Volke ein guter und wohlfeiler, von vaterländischem Geist erfüllter Lesestoff sowohl unter haltenden als auch belehrenden Inhalts zugänglich ge macht werden, das ist das von der gedachten Ver einigung angestrebte Ziel. Dieses, Ziel — mit dessen Erreichung die Verdrängung des gräulichen Unwesens der „Kolportageromane" zusammenfällt — kann aber nur erreicht werden, wenn es möglich ist, die zu bieten den Schriften zu einem so billigen Preise herzustellen, daß jeder, aber ausnahmslos auch jeder dieselben er werben kann. Dies bezweckt der Verein, denn er giebt zu dem ganz außerordentlich billigen Preise von 5 bez. 10 Pfennigen einen so reichen Lesestoff, wie er von anderer Seite deshalb überhaupt nicht geboten werden kann, weil derselbe unter dem Selbstkostenpreise ab gegeben werden soll. Das aber ist nur möglich, wenn der Verein von Seiten der begüterten Klaffen durch Geldbeiträge energisch unterstützt wird, und die staats erhaltenden Parteien sollten die Gelegenheit, hier sörvernd und helfend einzutreten, nicht vorübergehen lassen; gerade gegenwärtig, wo die Sozialdemokratie kühner und mächtiger als je zum Ansturm gegen Ge setz und Ordnung, gegen Fürst und Vaterland sich erhebt, thut es dringend noth, daß Geist und Gemüth von allen irrleitenden, Herz und Seele vergiftenden Einflüssen befreit werde. Möge dieser „Aufruf" nicht ungehört verhallen in den Herzen unserer Mitbürger, möge der Verein ein Baustein werden, für den festen Grund unseres Reichs! * Schmiedeberg. Bei dem hiesigen Gasthofsbe- sitzer Brückner ist ein von dem Gemeindevorstand Köllner in Hirschsprung erkaufter Ochse wegen plötz licher Erkrankung getödtet worden, welcher nach be zirksthierärztlichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver ist infolgedessen vorschrifts mäßig vergraben und sind gegen Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. HauSdorf. Im hiesigen Frauenverein hielt Herr Pastor Bock-Maxen vor einer sehr zahlreichen Versammlung einen höchst interessanten Vortrag über seine Nordlandsreiso. Nachdem er einige beachtens- werthe Winke über die Zu- und Ausrüstung zu einer jeden Reise gegeben halte, führte er die Zuhörer im Geiste nach Berlin und schilderte in fesselnder und mit gutem Humor gewürzten Weise das Leben und Treiben, sowie die Sehenswürdigkeiten dieser Weltstadt. Von da aus folgte die Versammlung dem verehrten Redner an das Gestade der Ostsee und nun entrollte er ein höchst anschauliches Bild des Meeres und der Leiden und Freuden seiner ersten Meerfahrt. Mit der Schil derung von Land und Leuten der Insel Rügen und des süßen Nichtsthun des Badelebens schloß der mit großem Beifall und Dank aufgenommene Vortrag. — In der Nacht vom 25. zum 26. März durch raste ein führerloses Pferd mit dem Vordertheile eines Wagens unsere stille Dorfstraße. Mit gewaltigem