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Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnc in Dippoldiswalde. Ko« sHMmdrMe« KriegMiiiM. Immer heftiger platzen im sozialdemokratischen Lager „Wei-erltz Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« Io Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. zwischen den Anhängern der äußerlich mehr vorsichtig abwägenden, gemäßigteren Richtung in der deutschen Sozialdemokratie und denjenigen der entschieden radi kalen Richtung aufeinander. Erst auS den letzten Tagen wieder liegen für diese Verschärfung der Gegen sätze innerhalb der sozialdemokratischen Partei mit den in Dresden, Berlin und dann auch in Magdeburg stattgefundenen sozialistischen Versammlungen -offen kundige Beweise vor, denn der Verlauf fast aller dieser Versammlungen zeigte, daß die sich gegen die un bedingte Parteiherrschaft der alten Führer, wie Bebel und Liebknecht, und deren ganze Taktik richtende Oppo sition der radikalen Elemente unter den „Genoffen" immer schärfere Formen annimmt. Wird doch so er probten und erfahrenen Leitern der Partei, wie es Bebel und Liebknecht unzweifelhaft sind, in einem Ham burger Flugblatts unter Berufung auf eine Aeußerung der Gräfin Hatzfeldt, der bekannten Freundin Lasalles, bereits der Vorwurf gemacht, sie seien gar nicht fähig, eine Arbeiterbewegung zu leiten — wie weit müffen da die Differenzen in der deutschen Sozialdemokratie gediehen sein! Aber ist denn der energische Wider spruch, welcher sich jetzt so heftig aus der Mitte der sozialdemokratischen Partei heraus gegen die bisherigen Häupter derselben, gegen die bewährten Führer und Leiter der ganzen sozialistischen Bewegung geltend macht, wirklich so unerklärlich — und unverdient? Sollten nicht vielmehr die Herren jetzt nur ernten, was sie einst gesäet haben? Lange genug ist es von ihnen doch den breiten Mafien ihrer Anhänger vor gepredigt worden, daß das „Volk" keine Autoritäten über sich anzuerkennen brauche, daß es aus eigenster Entschließung und unbeeinflußt durch einen anderen Willen, seine Geschicke bestimmen müsse, mit einem Worte, daß die „Einzelnen" der „Masse" gegenüber nichts zu sagen hätten — und nun haben die jungen Streber in der Partei den Spieß einfach gegen die Alten herumgedreht! Jene wollen von der Leitung der Partei durch Autoritäten nichts mehr wissen, denn diese Leitung hat das Schmeichler- und Spitzelthum in der sozialistischen Partei großgezogen und die Führer, welche bislang im Parlamente eine Rolle spielten, wurden hierdurch zu Herren der großen Masse der Sozialdemokraten, die fie ganz nach ihrem Willen leiteten. Deshalb bedeutet-eben die sozialistische Reichs tagsfraktion nach der Auffassung der Jung-Sozial demokraten das Verderben der Partei, die deutsche Sozialdemokratie soll sich unter vollständiger Gleich berechtigung ihrer Mitglieder entwickeln und die ein zige Autorität soll höchstens der alljährlich einzu berufende Parteikongreß sein. Dies ist der springende Punkt in dem Kampfe zwischen den alten Führern und dem jung-radikalen Nachwuchs« der sozialdemokratischen Partei und um ihn werden sich auch wesentlich die Verhandlungen des bevorstehenden Parteitages in Halle drehen. Es läßt sich zur Zeit durchaus nicht beur- theilen, ob auf demselben die Anschauungen der Herren Bebel, Liebknecht u. s. w. oder aber diejenigen ihrer Widersacher zur Geltung gelangen werden, wenngleich es Bebel gelungen ist, die Leiter der widerhaarigen Parteielements vorläufig abzukanzeln. Ob es jedoch dem Parteitage überhaupt gelingen wird, die Konflikte zwischen den „Alten" und den „Jungen" wieder aus zugleichen, dürfte schon jetzt zu bezweifeln sein, denn die in der sozialistischen Partei gährenden Gegensätze gehen mehr und mehr über den Rahmen des Persön- ! lichen hinaus und beginnen eine hohe prinzipielle Be deutung anzunehmen. > Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Zur zwanzigjährigen Gedenk feier der Schlacht von St. Privat vereinigten sich die Mitglieder des Militär-Vereins mit ihren Angehörigen und vielen Gästen an dem prachtvoll milden Abende des 18. August im Steinbruchrcstaurant. Der lauschige Aufenthaltsort war voll besetzt und die Stadtkapelle sorgte zunächst für die musikalische Unterhaltung. Bald nach Beginn des Concertes wendete sich der Vorstand des Vereins mit einer kurzen, die Bedeutung des Tages hervorhebenden Ansprache an die Anwesenden und schloß mit einem feurig aufgenommenen Hoch auf die Schirm herren Deutschlands und Sachsens, auf Se. Maj. den Kaiser Wilhelm und Se. Maj. den König Albert, wo rauf die Klänge von „Deutschland, Deutschland über Alles" durch den stillen Abend schallten. Recht geschickt und passend fügte sich sodann die Wiedergabe der von Pastor Dünger aus Priesnitz an den sächsischen Krieger gräbern bei Metz kürzlich gehaltenen Ansprache in den Rahmen der einfachen Feier mit ein. Die Rede war dem Verein durch einen hiesigen Theilnehmer am letzten Krieger-Extrazuge in die Reichslande übermittelt worden und machte auch hier sichtlich einen tiefen Eindruck. Auch der von Demselben bekannt gegebene Wahlspruch des Kriegervereins von Straßburg: „So lange ein deutscher Soldat ein deutsches Herz noch hat. So lange bleibt Straßburg und auch Metz eine deutsche Stadt" fand freudigen Widerhall und der Uebereinstimmung mit diesem deutschen Worte gab man sofort Ausdruck in einem Hurrah, welches dem Brudervereine zu Straß burg gebracht wurde. Die anwesenden Kameraden aber, welche vor 20 Jahren in heißem Ringen den Sieg von St. Privat mit erkämpfen halfen und am Abende des 18. August ihre müden Glieder auf's Stoppelfeld betteten, feierte zum Schluffe Herr Buse mit dankbaren Worten. — So verrannen in ungetrübter, allseitig gehobener Stimmung die Stunden und als man kurz vor Mitternacht den Heimweg antrat, konnte man es in dem Bewußtsein thun, auch heute seinem Patrio tismus einen schönen Tribut dargebracht zu haben. — 20. August. Mit Ende dieser Woche schließt die Zeit der sogenannten „Hundstage". Man versteht darunter bekanntlich die Zeit, in welcher die Sonne das Zeichen des Löwen durchläuft und wo der Auf gang des Sirius, des Hundssterns, mit dem Aufgange der Sonne zusammensällt. Diesem Umstande schrieb man früher die Hitze zu, welche gewöhnlich während dieser Zeit am drückendsten ist. Hat es während der Hundstage (vom 23. Juli bis 23. August) an Hitze nicht gefehlt, so haben doch der Montag und Dienstag den bisher höchsten Thermometerstand erreicht. VoM' Montag haben wir bereits berichtet; der Dienstag zeigte schon früh 6 Uhr 18« R. Zwar wurde die Temperatur durch lebhaften Südwind bei theilweise bedecktem Himmel bis 9 Uhr etwas gemäßigt, stieg aber dann bald bis 22° li. im Schatten und war Abends Uhr noch 18« R. — Thut an solchen Tagen, wie gestern, ein kühles Bad wohl, so ist doch, wie schon ost geschehen, dabei zur Beobachtung der Vorsicht zu ermahnen, nicht in erhitztem Zustande ins Wasser zu gehen, was besonders unser» Jungen, die oft im Wettlaufe nach dem kühlen Naß rennen, ernstlich einzuschärfen ist. Uebrigens sei an dieser Stelle unsere neuhergerichtete Schwimm- und Badeanstalt zu fleißiger Benutzung wiederholt dringend empfohlen. . — Wir machen auf die ip heutiger Nummer ver öffentlichte Rechnung über Einnahme und Ausgabe der heurigen Milchkur für bedürftige Schulkinder hiesiger Stadt aufmerksam und empfehlen dabei dieses Liebes werk fernerem geneigten Wohlwollen und thatkräftiger Unterstützung. — Heute Morgen, in der 3. Stunde, brachte ein sanftes Gewitter, von dem wohl Mancher nicht eher etwas gespürt haben wird, als er beim Aufstehen die genäßten Straßen gesehen hat, wohl eine Abkühlung, aber immer noch nicht in dem gewünschten Maße. — Der hiesige Gebirgsverein veranstaltet am Donnerstag, den 21. August, ein Gartenconcert, zu welchem er alle seine Mitglieder, deren Gäste und die Sommerfrischler der hiesigen Gegend einladet. Der Anfang desselben ist auf Nachmittags Uhr an gesetzt worden, um auch den entfernter wohnenden Sommergästen den Besuch mittelst der Bahn zu er möglichen. An das Concert selbst wird sich dann, etwa von 7 Uhr an, für die Concertbesucher ein Tänz chen anschließen und während desselben sind mehrere gesangliche und humoristische Einlagen, vornehmlich auch ein kleines Festspiel in Aussicht genommen, so daß die Theilnahme an der Veranstaltung einige heitere, genußreiche Stunden verspricht. Wir wollen nicht ver fehlen, auch hierdurch zum Besuche aufzufordern. — Trotz der wahrhaft tropischen Hitze der letzten Tage bot sich doch Dem, der einen Berg der Aussicht wegen bestieg, meistens eine prächtige Aussicht dar und wurde der Wanderer dadurch reichlich für den vergossenen Schweiß entschädigt. Wir können deshalb einen Besuch des Luchberges jetzt nur empfehlen. An den Wegen, die zum Gipfel führen, sind verschie dene Bänke angebracht worden, so daß auch für Be queme die Anstrengung vermindert worden ist. Die Thurmschlüffel liegen in den Gasthöfen zu Luchau und Ober- und Niederfraueadorf. —* Die Landeskollekte, welche am 24. August ge sammelt wird, ist für den Bau einer Kirche in Gröditz bestimmt. Das außerordentliche Anwachsen dieses Fabrikortes und die weite Entfernung von der Kirche Frauenhain lassen schon lange den Bau eines Gottes hauses in Gröditz als dringend wünschenswerlh er scheinen. Doch fehlte trotz aller Opfer, welche die Be theiligten für diesen Zweck gebracht haben, immer noch die größere Hälfte der Bausumme; mit der Ausführung aber darf nicht länger gezögert werden, da sonst stif tungsgemäß die für den Bau gemachten Schenkungen wieder zurückgezogen werden können. Die Kirche selbst soll in der schlichtesten Weise einschließlich Orgel, Glocken und innerer Einrichtung für nur 30,000 M. fertig gestellt werden und rS ist der Gemeinde Gröditz ein recht reichlicher Ertrag der Kollekte von Herzen zu wünschen. — Durch die nunmehr angeordnete Mehrein stellung von Rekruten, bedingt durch unterm 1. Oktober d. I. neu zu errichtende Artillerie-Truppen- theile und durch im Herbste 1890 mehr als in früheren Jahren zur Entlassung gelangende Dispositions-Ur lauber aller anderen Waffen, wird voraussichtlich auch Im diesseitigen Bezirke der Bestand an Nachersatz-Re- kruten stark angegriffen werden. Indem wir die Ge legenheit benützen, die betreffenden Rekruten darauf aufmerksam zu machen, bemerken wir noch, daß von dieser Maßnahme der gesammte laufende Jahrgang und die Nachersatz-Rekruten aus dem Jahrgangs 1869 betroffen werden. Die bezüglichen Mannschaften wer den daher, und um möglichst rechtzeitig über ihr ander- weites militärisches Verhältniß informirt zu werden, gut thun, sich bald unter Vorzeigung ihrer Militär- Papiere in den Vormittags-Dienststunden bei dem hiesigen Königlichen Bezirks-Kommando zu melden, von welchem sie das Weitere zu gewärtigen haben. — Die Jagdkarten auf das Jagdjahr 1890/91 werden aus Kartonpapier von hellgrüner Farbe her gestellt sein. — Mit der Rückgabe der ohne Pfand entnommenen Bierflaschen an den Bieroerkäufer wird es von Vielen nicht immer genau genommen. Dieser an und für sich kleine Bermögensvortheil, dem meist kein muth- williger Vorsatz, sondern nur Leichtsinn zu Grunde liegt, kann oft sehr theuer zu stehen kommen, was Inserate, welche »ei d« bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, mr redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amishaupimamschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte Md die Zt-dträthe