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Wchmtz-Mmig Verantwortlicher Redacteur: Psui Jehne in Dippoldiswalde. 56. Jahrgang. Donnerstag, den 7. August 1890. Nr. 92. Inserat«, welche bei bedeutenden Auflage des »latteS eine sehr wirk' same Verbreitung finden, merden mit 16 Pfg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Eina«» sandt, un redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« M Pfg. Alle „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 16 Pfg- — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- ' Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lpkakes und Sächstsches. DtppoldiSwalde, 6. August. Am gestrigen Abend, kurz vor >/«8 Uhr langten, mit Equipage von Rehe- feld kommend, wo der Geburtstag Ihrer Majestät der Königin gefeiert worden war, Ihre König!. Hoheiten Prinz Georg, Prinzessin Mathilde und Prinz Albert hier an und setzten, nachdem der Wagen ge wechselt worden war, ohne Aufenthalt die Reise nach Hosterwitz über Kreischa fort. — Wie wir vernehmen, dürfte Herr Sup. Opitz uns noch im Laufe dieses Jahres verlassen, da er mit dem 1. Oktober in Pension zu treten beabsichtigt. Der Herr Ephorus hat seine Stellung seit 12. Mai 1867 inne. — Voraussichtlich noch im Laufe der nächsten Woche wird der hiesige Erzgebirgsverein ein einfaches Sommer- sest veranstalten. Nähere Mittheilungen darüber be halten wir uns vor. — Das Gruppen - Concert, ausgeführt von 180 Sängern am 27. Juli in Seisersdorf, war von un gefähr 750 Personen besucht und hat nach Abzug von 50 Mark Unkosten einen Reingewinn von 120 Mark ergeben, welcher zur einen Hälfte dem Pestalozziverein und zur andern dem Gesangverein Seifersdorf zwecks Unterstützung dortiger Orlsarmer übermacht worden ist. Schmiedeberg. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Juli in 73 Posten 5555 Mark 3 Pf. eingelegt, dagegen in 32 Posten 9105 Mark 89 Pf. zurückgezahlt, überhaupt 11,956 Mark 67 Pf. einge nommen und 11,935 M. 89 Pf. ausgegeben. Frauenstein. Im Monat Juli dss. Js. wurden in die hiesige Sparkasse 27,489 Mark 55 Pf. in 394 Kassenposten eingelegt und 32,336 Mark 76 Pf. ge langten in 269 Kassenposten zur Rückzahlung. Die Gesammt-Einnahme betrug in 734 Posten 57,672 M. 80 Pf., die Gesammt - Ausgabe in 543 Kaffenposten 54,377 M. 48 Pf. r Glashütte, 5. August. Am Sonntag konnte hier leicht ein größeres Unglück entstehen. Der hie sige Militärverein hatte sich in einer Stärke von circa 40 Mitgliedern an der Weihe der Fahne des Militär- Vereins Liebstadt betheiligt und kehrte nach den Fest lichkeiten auf 2 Wagen wieder zurück. Auf der Straße in der Nähe des Marktes spielten trotz der vorge schrittenen Zeit noch einige kleine Kinder das sehr be liebte „Haschen". Als nun die beiden Wagen Abends V«9 Uhr an die betr. Stelle kamen, wichen die Kinder wohl dem ersten Wagen aus, rannten aber in den zweiten hinein, der direkt hinter dem ersten fuhr, den sie aber nicht sahen. 5 Kinder im Alter von 4—6 Jahren erlitten mehr oder weniger starke Hautab schürfungen und Hautquetschungen bez. Beulen, doch sind das glücklicherweise keine schweren Verwundungen, wenn auch das eine Kind bis heute das Bett hüten mußte. Kann man nun dem Geschirrführer an dem ganzen Vorfall keine Schuld beimeffen, so tragen die Eltern dieser Kinder desto größere Schuld, denn ab gesehen davon, daß Kinder in diesem Alter immer noch der Aufsicht bedürfen, die hier aber nicht vorhanden war, so gehören Kinder und besonders in diesem Alter zu dieser Zeit nach Hause und nicht auf die Straße. Hoffentlich dient dieser Unglücksfall endlich einmal zur Warnung und läßt die Eltern nicht mehr so leicht sinnig handeln, wie bisher. H Poffendorf. Infolge der schönen Witterung schreiten die Erntearbeiten schnell vorwärts. Schon manches Feld ist zu schauen, daS abgeerntet worden ist. Im Lause der vergangenen Woche ist ein gut Theil des Roggens eingebracht worden. Der Weizen prangt noch im Golde der Reifezeit, wird aber sehr bald auch unter die Hand des Schnitters kommen. Der Hafer fängt hier und da ebenfalls an, sich zu färben; hoffent lich reift er nicht zu schnell aus, damit er voll und schwer gedeiht. Jedenfalls ist der Landwirth bis jetzt mit dem Verlauf der Ernte zufrieden. — Am vergangenen Donnerstag hielt der neue Besitzer unseres Rittergutes, Herr Händel, seinen Ein zug und wurde demselben am Freitag Abend von den hiesigen Vereinen — Feuerwehr, Militär- und Gesang verein — durch einen Fackelzug, ausgeführt von der Feuerwehr, sowie vorgetragene Gesänge des Männer gesangvereins, eine Ovation bereitet. Die betheiligten Korporationen versammelten sich sodann im Saale des Schumann'schen Gasthofes und vergnügten sich noch lange in fröhlichster Stimmung bei einem vom Herrn Rittergutsbesitzer gespendeten Labetrunke. Pirna. Das Befinden des in Zeithain verun glückten Major Schubert ist ein wesentlich besseres ge worden, als es unmittelbar nach dem Unfall den An schein hatte. Sind auch die Verletzungen, die der Major beim Ueberschlagen des Pferdes erlitt, ernster Natur, so bedingen dieselben zunächst doch keine Lebensgefahr. Der Verunglückte hat im Johanniter-Hospital in Riesa Aufnahme gefunden. Freiberg. Unter den Schwierigkeiten, welche sich dem Zustandekommen einer neuen Begräbnißordnung entgegenthürmen, ist eine der bedeutendsten, daß der Gesammtkirchenvorstand das Anbringen von Photo graphien auf Gräbern durchaus nicht zugeben will. Der Stadtrath hat aber beschlossen, dabei zu beharren, daß diese Anbringung von Photographien gestattet werden soll und hat dies dem Gesammtkirchenvorstand unter dem Anheimgeben mitgelheilt, seinen abweichen den Beschluß zu begründen, da man die obschwebende Meinungsverschiedenheit zur Entscheidung des Landes konsistoriums bringen werde. Frankenberg. An Stelle des nach Bautzen über gesiedelten Bürgermeister vr. Käubler ist in letzter Sitzung der Stadtverordneten mit großer Mehrheit Rathsaffeffor vr. jur. Heinrich Beck in Dresden zum Bürgermeister von Frankenberg gewählt worden. Zwickau. Eine im Schwanenteiche hier neuer dings aufgetretene Wasserpflanze, welche der Distel sehr ähnlich ist, hat sich ungewöhnlich schnell über die ganze, nahezu 16 Hektar umfassende Wasserfläche ver breitet. Das Gewächs wird jetzt aus dem Teiche ent fernt und abgefahren; es dürften dazu zahlreiche Fuhren erforderlich sein. — Die Mittheilung von dem in hiesiger Gegend beobachteten „Bilmenschnitt" —das geheimnißvolle Abmähen von Getreide — ist bis in die weitesten Kreise gedrungen und hat zu einer Mitlheilung aus Oesterreich geführt, wonach auch dort dieser Bilmen schnitt beobachtet und das Vorhandensein eines „Erd krebses", der einer großen Heuschrecke ähnlich sehen, mit Scheeren ausgerüstet und in ziemlicher Tiefe des Erdbodens seinen Sitz haben, mit den Scheeren aber das Getreide dicht über dem Boden abschneiden soll, erwiesen worden ist. Vermuthlich werden sich die Fach leute noch weiter mit dieser Angelegenheit beschäftigen. Reichenbach. Vor einigen Wochen wurde ge schrieben, daß in dem 1 Stunde von hier entfernten und nach hier eingepfarrten Schuldorfe Sch Neiden bach seit 105 Jahren kein Schadenfeuer gewesen sei; jetzt ist dieses Dorf von einem ziemlich schweren Brand unglück heimgesucht worden. Am 1. Augirst, Nach mittag '/«3 Uhr, schlug die Flamme plötzlich durch das Dach der Scheune des Gutsbesitzers Brückner. Derselbe befand sich gerade mit seinem Geschirr auf dem Wege zur Stadt, um Kohlen zu holen, während seine Frau und Dienstmagd im anstoßenden Kleinod garten beschäftigt waren. Bei der herrschenden großen Hitze der letzten Tage, welche alle Gebäulichkeiten sehr ausgetrockner hatte, und der hölzernen Bauart der be treffenden Häuser (einzelne hatten noch Strohdachung) griff das Feuer so rasch um sich, daß in kaum zehn Minuten Scheune, Wohnhaus und alle übrigen Ge bäulichkeiten vollständig in Flammen standen und der Besitzer fast gar nichts zu retten vermochte; selbst der Kettenhund kam mit in den Flammen um. Bevor ausreichend Hülfe zur Stelle war, hatte das entfesselte Element bereits auch das anstoßende Besitzthum deS Gutsbesitzers Wolf ergriffen, das bis auf ein in diesem Jahre erst neuerbautes massives, noch nicht bewohntes Wohnhaus niederbrannte. Auch auf das Jugel'sche Anwesen griff das Feuer über und legte dasselbe voll ständig in Schutt und Asche. So waren in kurzer Zeit drei Besitzungen total verschwunden. Außer der Ortsspritze war man noch aus 6 Nachbarorten mit den Spritzen und Löschmannschaften zur Hülfeleistung herbeigeeilt. Bei dem so raschen Umsichgreifen des Feuers wurde von sämmtlichen Abgebrannten sehr wenig gerettet. Außer mehrfachem Geflügel ist be sonders auch der Verlust beträchtlicher Heuvorräthe und landwirthschaftlicher Gerätschaften zu beklagen. Die drei Abbrändler sind auch um so mehr zu be dauern, da sie ihr Mobiliar und ihre Vorräte u. s. w. gar nicht versichert haben sollen, und die noch in alter Weise errichteten Gebäulichkeiten nur mit geringen Summen in der Landesbrandkaffe ausgenommen wor den sind. Die Gluth war so stark, daß selbst eine in angemessener Entfernung im Garten des Wölfischen Grundstückes stehende Bienenstockanlage Feuer fing und in Hellen Flammen sich verzehrte; durch Flugfeuer wurde ferner ein in der Nähe gelegenes Roggenfeld in Brand gesetzt, von welchem ein ziemliches Stück vernichtet wurde und von welchem glimmende Aehren sogar in Unterhainsdorf niederfielen. Ueber die Ent stehungsursache ist noch nichts Bestimmtes bekannt ge worden. Borna. Die Birnenmengen, welche Heuer in Obst plantagen, an Straßen und in Privatgärten erwachsen sind, vermögen leider den Ausfall nicht zu decken, welcher allerwärts durch den sehr geringen Behang der Pflaumen- und Aepfelbäume entsteht. Ist doch gerade die Birne diejenige Frucht, welche mit Ausnahme weniger Sorten die geringste Haltbarkeit besitzt und deshalb bei massenhaftem Ertrage einen Preis hat, welcher kaum das Pflücken lohnt. Im volkswirth- schastlichen Interesse muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Zubereitung des Backobstes bei uns noch lange nicht in dem Maße geschieht, wie es der Fall sein sollte, daß Tausende von Mark für aus ländisches Backobst ausgegeben werden, während bei spielsweise unsere Rettigbirne, zur rechten Zeit ver- ständnißvoll gedörrt, dem ausländischen Dauerobste an Güte und Wohlgeschmack nichts nachgiebt. Wie un befriedigend der Obstertrag im hiesigen Bezirke sein wird, geht daraus hervor, daß der Bornaer Bezirks obstbauverein laut Beschluß in der jüngsten General versammlung Heuer nicht in der Lage ist, eine größere Obst- und Beerenausstellung zu veranstalten (wie bis her alljährlich geschehen), weil voraussichtlich weder die kgl. Straßenbauinspektion, noch die Freiherrlich von Friesen'sche Gartendirektion oder sonst alljährlich be- theiligte Gemeinden und Private ausstellungsfähige Kollektionen zusammenzubringen vermögen. — Eines der größten Rittergüter Sachsens, das Rittergut Pomßen bei Leipzig ist nebst den Vor werken Eicha und Fuchshain am 1. d. Mts. in den Besitz Sr. Durchlaucht des Fürsten von Schönburg- Waldenburg übergegangen. Der seitherige Eigen tümer, Rittergutsbesitzer Weiß, in dessen Besitz noch die Rittergüter Großstädteln und Großpösna verbleiben, verkaufte Pomßen, daß sich durchweg in hoher Kultur befindet und das einen Flächeninhalt von 2300 säch sischen Ackern einnimmt, wie man hört, für den Preis von über 2>/s Millionen Mark, wobei dem Verkäufer ein sehr beträchtlicher Gewinn zugefallen ist. Der Fürst von Schönburg-Waldenburg aber hat durch diesen Zu kauf sich eine Besitzung geschaffen, wie eine zweite in Sachsen nicht mehr zu finden ist, da derselbe die neue Besitzung mit seinen weiteren Besitzungen Belgershain, Köhra und Lindhardt, die unmittelbar sowohl mit Feldern als auch mit Wald aneinandergrenzen, ver einigen wird.