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Verantwortlicher Redactmr: Paul Jehne in Dippoldiswalde hältnifses erwarten, so bedeutet das Ereigniß ander seits auch eine neue Friedensbürgschaft, denn von der Art der Beziehungen zwischen Deutschland und Ruß land hängt doch wesentlich die Erhaltung des europä ischen Friedens mit ab. Glücklicherweise giebt sich die allgemeine politische Konstellation gegenwärtig als eine derartige, daß die Aussichten auf weitere Fernhaltung bedrohlicher internationaler Verwickelungen die denkbar besten sind und es hat ja auch der leitende Staats mann Englands in seiner Londoner Banketrede soeben erst die Lage Europas als eine durchaus friedliche be zeichnet. Zuversichtlich werden diese erfreulichen Aus sichten durch den Besuch Kaiser Wilhelms am Czaren- hoke noch eine Steigerung erfahren und die besten Wünsche und Hoffnungen aller Friedensfreunde geleiten darum den kaiserlichen Schirmherr» Deutschlands auf seiner Fahrt nach Osten. Die dnW Kaismnsk mch KHmd. Am kommenden Donnerstag tritt Kaiser Wilhelm von Kiel aus seine schon längst angekündigte Reise nach Rußland an, um auf Einladung deS Czaren Alexander den Manöver» des russischen Gardekorps beizuwohnen, und mit diesem Besuche am Czarenhofe schließen voraussichtlich die diesjährigen großen Aus landsreisen des deutschen Monarchen ab. Wenn dem nach der äußerliche Anlaß zu dieser bevorstehenden Kaiserreise militärischer Natur ist, so hindert dies doch nicht, daß sie auch einen bedeutsamen politischen Hinter grund aufweist und hierauf deutet genugsam der Um stand hin, daß der Reichskanzler von Caprivi und ein vortragender Rath des Auswärtigen Amtes den Kaiser nach Rußland begleiten. Aber es wäre gewiß verfehlt, hieraus auf hochwichtige politische Abmachungen bei der bevorstehenden Zusammenkunft der Herrscher Deutsch lands und Rußlands, auf eine beabsichtigte Verstän digung zwischen ihren Reichen über die im Vorder gründe der europäischen Politik befindlichen Fragen zu schließen, denn die internationale Lage steht einer der artigen Auffassung entschieden entgegen. Dem deut schen Reiche sind die Grundlinien für seine auswärtige Politik schon längst durch das Bündniß mit Oester reich-Ungarn und Italien vorgezeichnet und es würde von denselben abweichen, wollte es sich mit Rußland über irgend welche einschneidende Fragen der europä ischen Tagespolitik besonders verständigen. Eine der artige Schwenkung der deutschen auswärtigen Politik erscheint aber durchaus ausgeschloffen, Wilhelm II. hat seit seiner Thronbesteigung schon wiederholt in klarster Weise bekundet, daß auch unter seinem Regime Deutsch land treulich an den Verpflichtungen gegenüber den befreundeten und verbündeten Mächten fest halten wird und es steht darum nicht im Entferntesten zu befürchten, Deutschland könne sich in einseitiger Weise mit dem Czarenreiche über die zur Zeit schwebenden hochpoli tischen Probleme verständigen. Aber offenbar wird es dennoch zu bedeutsamen Aussprachen zwiscken dem Czaren und dem deutschen Kaiser kommen, die ihre Er gänzung in den Besprechungen zwischen ihren obersten Berathern, den Herren von Giers und Caprivi, finden werden und vermuthlich dürfte es sich hierbei in der Hauptsache um die weitere Gestaltung des deutsch russischen Verhältnisses handeln. Da das gute gegen seitige Einvernehmen Deutschlands und Rußlands seit dem Gegenbesuche Alexanders III. am Hose Wilhelms II. äußerlich wenigstens keine Trübung oder Störung mehr erlitten hat, so steht um so eher von dem per sönlichen Gedankenaustausche beider Herrscher eine weitere Klärung und Festigung der deutsch-russischen Beziehungen zu erwarten, als ja im Grunde genommen dieLebensintereffenDeutschlands undRußlands nirgends mit einander kollidiren, eine Thatsäche, die sich durch alle Verdrehungen und Hetzereien der russischen Pan- slavisten nicht hinweg disputiren läßt. Deutscherseits wünscht man ausrichtig die Weiterpflege guter Bezie hungen zu Rußland und auch in den leitenden Peters burger Kreisen hegt man unzweifelhaft den Wunsch, sich mit dem deutschen Nachbar möglichst gut zu stellen, mögen die Kriegsfanatiker im Lande auch noch so sehr mit Frankreich kokettiren und gegen Deutschland Hetzen. Kaiser Alexander und seine obersten Räthe wissen sehr wohl, daß auch die Politik Wilhelms II. gleich der jenigen seiner beiden unvergeßlichen Vorgänger auf Deutschlands Kaiserthron nur der Erhaltung des Frie dens gewidmet ist und wenn russische panslavistische Blätter den Versuch gemacht haben, den kürzlichen Be such Kaiser Wilhelms in England als eine Art Demon stration gegen Rußland hinzustellen, so beweist die un mittelbare Folge des Besuches des deutschen Monarchen in Rußland auf seine englische Reise, wie haltlos eine derartige Auffassung ist. Kann man nun mit Zuver sicht von der bevorstehenden Kaiserzusammenkunft eine Kräftigung des freundschaftlichen deutsch-russischen Ver- verdiente. Herr Göthel theilte uns in seinem Lied^ mit, daß er ein „fahrender Sänger" und „Ratten fänger" sei, und daß, wenn er gestorben wäre, ihn Petrus sofort in den Himmel aufnähme; wir glauben ihm, daß er sich als Mensch für letzteren die Berech tigung erworben, wie er sich zum Rattenfänger eignet, haben wir noch keine Gelegenheit gehabt, zu erproben, aber das wissen wir: zum Opern- und Concertsänger qualifizirt er sich nicht. — Wie wir schon erwähnten, hat man jetzt bis zum 14. August Gelegenheit, das interessante Schau spiel des alljährlich wiederkehrenden großen Stern schnuppenfalles, dessen schon in altenglischen Kirchen kalendern unter dem Namen der „feurigen Thränen des heiligen Laurentius" gedacht wird, beobachten zu können. Die Zahl dieser leuchtenden Körper, die ern Beobachter stündlich zählen kann, nimmt im Allge meinen im Laufe der Nacht von den Abendstunden an zu, und der berühmte Forscher Schiaparelli hat dies dadurch zu erklären versucht, daß ein Beobachter um so mehr Sternschnuppen sehen müsse, je höher über dem Horizont der Punkt des Himmels steht, nach welchem hin die Bewegung der Erde gerichtet ist. Die LaurentiuSthränen haben nächst dem November-Phä nomen die größte stündliche Häufigkeit und sind die regelmäßigst wiederkehrenden Sternschnuppensälle. Die 'Höhe, in welcher die einzelnen Sternschnuppen auf leuchten und verlöschen, beträgt zwischen 20'/, und 4 geographischen Meilen, im Mittel 13'/, Meilen für das Aufblitzen, und solche zwischen 11'/, und 3 Meilen, im Mittel 7'/, Meilen für das Verlöschen, doch kommen auch größere Höhen bis zu 40 Meilen und darüber vor. Nach den neuesten astronomischen, durch Chladny angeregten, von Schiaparelli, Leverrier und Peters fortgeführten Forschungen ist es heute außer Zweifel, daß die periodisch erscheinenden Sternschnuppenfälle Theile von zertrümmerten Kometen sind, die, durch die Anziehung der Erde aus ihrer Bahn abgelenkt, durch die oberen Regionen unserer Atmosphäre schießen und hier infolge der raschen Bewegung durch die Lust in's Glühen gerathen. — Am 14. dss. Mts. wird in Seifersdorf bei Rabenau in Vereinigung mit der Postagentur daselbst eine mit Fernsprecher versehene Telegraphen-Be triebsstelle mit beschränktem Tagesdienst eröffnet. — Im Monat Juli ist von ansteckenden Thier- krankheiten innerhalb der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde das Auftreten des Milzbrandes und der Maul- und Klauenseuche konstatirt worden. An ersterem war in einem Gehöfte das einzige Rind er krankt und wurde vom Besitzer getödtet. Die Maul- und Klauenseuche trat in 4 Ortschaften in 5 Gehöften auf und waren 42 Rinder und 1 Ziege gefährdet, von den sämmtlich erkrankten Thieren sind bisher 29 wieder genesen. — Im gesammten Königreiche trat der Milzbrand in 50, die Tollwuth in 9, die Rotz krankheit der Pferde in 1, die Maul- und Klauenseuche in 31 und die Lungenseuche des Rindes in 2 Ort schaften auf. > Frauenstein, 10. August. Eine große Freude bereiteten die Neichenauer und die beiden hiesigen Ferien kolonien den Bewohnern unserer Stadt durch ein den selben vorgestern gebrachtes Abschiedsständchen. Vor den Thüren der Häuser stehend, hörten sie mit Weh- muthsgefühlen den beiden Abschiedsgcsängen: „Nun ade, mein lieb Frauenstein!" und „O Frauenstein, o Frauenstein, du wunderschöne Stadt, darinnen mir'S drei Wochen so Wohlgefallen hat" zu. Wir wünschen den lieben Kolonisten ein recht günstiges, anhaltendes Resultat ihrer Sommerpflege und hoffen auf ein fröh liches Wiedersehen' im nächsten Jahre. Die Schieß hausferienkolonie verließ unsere Stadt gestern Nach mittag 2 Uhr, die Frankesche gegen '/»3 Uhr. Wie sehr es ihnen hier gefallen hat, konnte man an den vielen Wehmuthsthränen sehen, die beim Abschiede ver gossen wurden. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde, 13. August. Daß die Jahr märkte sich überlebt haben und gegenwärtig auf dem Aussterbeetat stehen, davon war der letzte, Montag und Dienstag bei uns abgehaltene ein unwiderlegliches Zeugniß. Kaum wäre er zu Stande gekommen, da die jetzt alleinige Budenbefitzerin entschieden erklärt hatte, die Buden nicht mehr aufbauen zu wollen. Nur dadurch, daß ein Unternehmer den Fieranten für dies mal noch Verkaufsstätten hergestellt hatte, war die Ab haltung des Marktes ermöglicht worden. Es ist also der Beschluß der städtischen Kollegien, künftighin den August markt in den September oder Oktober zu verlegen und denselben, sowie den vorläufig zu belassenden Frühjahrs markt mit dem Viehmarkte zu verbinden, dergestalt, daß der letztere am Jahrmarktsdienstage mit statt finden, aber auf dem, namentlich zum Vorführen von Pferden mehr geeigneten Oberthorplatze abgehalten werden soll, als ein letzter Versuch zu betrachten, die wohl in früheren Zeiten, aber heutzutage durchaus nicht mehr nothwendige Einrichtung so lange zu er halten, als sie von selbst aufhören muß. Wenn in Ortsgeschäften alles nur Wünschenswerthe, unter viel besserer Garantie, als sie von Jahrmarksfieranten ge leistet wird, zu haben ist, wie sollen da noch fremde Händler, wenn sie nicht geradezu Haustier sind, Zeit und Geld verschwenden, um ein verschwindend geringes oder gar kein Geschäft zu machen? Schon längst haben sich die meisten hiesigen Gewerbtreibenden nur insoweit noch am Markte betheiligt, als sie in ihren Verkaufs läden wie bisher und alle Tage ihre Maaren feil bieten. Wer kaufen will, kommt erst recht dahin, wo er die größtmöglichste Auswahl und die beste Garantie für die bezogene Waare hat. Die völlige Abschaffung der Jahrmärkte würde Niemand schädigen, als die Händler, die dort auf leichtere Weise anderweit unver käuflichen Ramsch loswerden wollen. Aber selbst da mit will es nicht mehr gehen; denn auch die Käufer kommen allmähtig dahinter, was von dergleichen Kram zu halten ist. — In der Zeit vom 28. August bis 1. Septem ber d. I. wird unsere Stadt Einquartierung haben, und zwar sind vom 28.—29. August 5 Offiziere und 1 Arzt, I Feldwebel, 1 Portepeefähnrich, 12 Unter offiziere und 75 Mannschaften, nebst 3 Offiziers- und 66 Dienstpferden, vom 30. August bis I. September aber 1 Stabs- und 3 andere Offiziere, I Arzt, 1 Ober- roßarzt, I Feldwebel, 1 Zahlmeisteraspirant, I Portepee fähnrich, 4 Unteroffiziere und 26 Mannschaften, sowie 7 Offiziers- und 16 Dienstpferde hier unterzubringen. — Das am gestrigen Dienstag von Herrn Musik direktor Hoppe veranstaltete Jahrmarkts-Concert war erfreulicher Weise sehr zahlreich besucht. Die Kapelle erfreute uns, wie stets, durch anerkannt gute Darbietungen und auch in Frau Mehlig lernten wir eine anmuthige, gut geschulte Concertsängerin kennen, welche den ihr gespendeten begeisterten Beifall wohl- Jnserate, welch« sei lx, bedeutenden Auflag« det Blatte» «ine schr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfa. dia Spaltenzeile oder Seren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltaueil» LO Pfg. ^ttnt wi^'mtlich drei- M, MM MA M, ZMM KE " 1 ' V S* statten, Postboten, sowie j V di« Agenten nehmen Be- , , " Amtsblatt für di- MWche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Migkichen Amtsgerichte und die Ktadträthe