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Wcherih -Zeitung Jnlerate, welch« vet d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirb same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- d» Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil» M Psg. Die „Weigert--Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 74. Donnerstag, den 26. Juni 1890. 56. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. Juni. Es regnet, wenn es regnen soll. Es regnet seinen Lauf, Und wenn's genug geregnet hat. Da hört es wieder auf. So klar und wahr dieses Trostsprüchlein an sich auch zu sein scheint, so dürften doch über das „genug" die Ansichten nach den verschiedenen Lebensinteressen wesentlich auseinandergehen. Z. B. werden unsere Müller und andere mit Wasserkraft arbeitende Ge lverbtreibende ost weit über die Anforderungen und Wünsche der landbauenden Bevölkerung hinausgehen, besonders, wenn die Zeit der Ernte trockenes und sonniges Wetter verlangt. Der Tourist ist oft schon zufrieden, wenn ein sanfter Sprühregen den Staub löscht und nun erst der Sommerfrischler, der luft bedürftige Kur- und Badegast. Sie haben schon lange geseuzt: „Genug, genug!" Der liebe Gott kann es eben Keinem rechtmachen, schließlich müssen sich aber Alle dem höheren Willen fügen, der „Wolken, Luft und Winden giebt Wege, Lauf und Bahn." Schließ lich aber, wenn nach langen Regentagen wieder die liebe Sonne vom blauen Himmel lacht, sind sie Alle wieder zufrieden und freuen sich des wärmenden und belebenden Strahls. So war's am gestrigen Jo- hannistag»-. Regens immer wieder Regen- bis endlich die Wolkenschläuche sich schlossen und unser Friedhof sich aufthun konnte als dlumengeschmückter Garten. Bon allen Seiten kommen sie herbei: Eltern, die des Kindes, Waisen, die der Eltern Grab mit Blumen spenden schmückten, Gatten, die dem geschiedenen Lebens genoffen, Freunde, die dem Freunde das Opfer der Liebe in sinnigem Blüthengewinde aus den Grabhügel legten. Ein Gang über den Friedhof regt an solchem Tage manch' wohlthuende, manch' wehmüthige Empfin dung an. Betrachtet man hier bewundernd die üppige Fülle reichen, kostbaren Schmuckes, so weilt dort der Blick mit desto innigerer Theilnahme auf dem schlichten Kranze, aus Feldblumen gewunden, den trauernde Liebe aus eingesunkenem Grabhügel niedergelegt, be klagt der Teilnehmende schmerzlich den verlassenen und vergessenen, für den keine Hand eine Blüthe ge brochen. Doch ob auch alles Irdische schwindet, ob wir endlich allein im Leben stehen und kein Auge mehr um uns weint: „Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben; sie ruhen von ihren Werken und ihre Werke folgen ihnen nach." — Abends fand in der Nikolaikirche Abendgottesdienst statt, und der Kirchen chor erbaute durch mehrere auf dem Friedhöfe ge sungene Lieder. — Die Exkursion des Gewerbe-Vereins nach Meißen findet bestimmt heute Donnerstag, den 26. Juni, statt. Hoffentlich begünstigt der Himmel durch Bläue und Sonnenschein den Ausflug, dem es dann auch an zahlreichen Theilnehmern nicht fehlen möge. Abfahrt punkt 5 Uhr 46 Min. Richt verschlafen! Bei der Abfahrt erhält jeder Theilnehmer ein aus führliches Programm. — Wie uns freundlichst mitgetheilt worden ist, hat Herr Diakonus Gruner einen Ruf als Pfarrer in Mittelsaida (Ephorie Marienberg) erhalten und den selben angenommen. Die Uebersiedelung von hier soll Müte September erfolgen. — Unsere Stadt wird vom 28. bis 29. August die 1. Batterie des 28. Feldartillerie-Regiments und den 2. Zug der Krankentransport-Kolonne zu ver- quartieren haben. Es ist dies auf dem Marsche in die Herbstübungen. Ferner soll vom 30. August bis 1. September der Regimentsstab desselben Regiments auf Rittergut Berreuth, der Stab der I. Abtheilung nebst 2. und 3. Batterie in Gemeinde und Rittergut Reichstädt und die 3. Abtheilung gedachten Regiments in den Gemeinden Reinholdshain und Reinhardts grimma nebst Rittergut verquartiert werden. — Um etwaigen unliebsamen Enttäuschungen, namentlich der Bewohner der oberen Gegend vorzu beugen, wollen wir erwähnen, daß der Theater extrazug am heutigen Donnerstage nur bis Dippol diswalde verkehren wird. — Vom Siebenschläfer. Der morgende Tag, der27.Juni, führt den Kalendernamen „Siebenschläfer" und besitzt als solcher die ominöse Vorbedeutung eines Regenbringers. Der Volksglaube knüpft nämlich an ihn die Meinung, daß es sieben Wochen lang regne, wenn er von Regen-Erscheinungen begleitet wird, und so schlägt namentlich manches Mädchenherz dem Tage mit bangem Zagen entgegen: Ist doch das neue Helle Kleid, das für die große Landparthie am nächsten Sonntag bestimmt ist, ebenso wie diese selbst in drohen der Gefahr, wenn Jupiter xluvius die Himmels schleusen öffnet. Ob diese Furcht eine wirklich be rechtigte ist, diese Frage beantwortet der Censor der Wissenschaft, die Statistik, mit einem absoluten „Nein". Zweiundzwanzigjährige Beobachtungen zu Leipzig haben Folgendes ergeben: Von den 22 Siebenschläfertagen der Jahre 1860—81 incl. hatten 14 Regen, während die übrigen ausgezeichnet schöne Tage waren. Diesen acht regenfreien Siebenschläfertagen folgten, bis je zum 31. Juli gerechnet, in Summa 147 Regentage, also pro Jahr durchschnittlich 18. ^Nach den 14 regnerischen Tagen des 27. Juni traten in den be treffenden Jahren bis zum 31. Juli im Ganzen 242 „feuchte Grüße" ein, durchschnittlich also pro Jahr nur 17, und damit dürfte zur Evidenz erwiesen sein, daß sich der Wettergott keinen Deut um die vom geringen Menschenverstände aufgestellte „Wetterregel" kümmert. — Welch' sonderbare Blüthen die Jubiläumswuth unserer Zeit hervorbringt, dafür diene folgende Notiz eines sächsischen Lokalblattes: „Frau Fleischer P. be sucht das Tr. Schützenfest nun schon seit 25 Jahren und ist Inhaberin einer Würstchenbude. Auch jetzt besucht sie das daselbst stattfindende Schützenfest. Aus diesem Anlässe zog am Donnerstag Nachmittag die Wachmannschaft mit Musik und Fahne vor die Bude der Frau P., und bei präsentirtem Gewehr hielt der Oberschützenmeister Herr F. an die Jubilarin eine kurze Ansprache, überreichte ihr einen Lorbeerkranz und machte die Mittheilung, daß nach Direktoriumsbeschluß sie vom Standgeld befreit sei. Frau P. dankte sichtlich gerührt für die ihr zu Theil gewordene Auszeichnung. — Die lorbeerbekränzte Würstchenhändlerin — ein ge radezu klassisches Bild! L Glashütte. Die hier und in der Umgegend lebenden und beim Bahnbau beschäftigten Czechen fröhnen Abends und Sonntags in besonderem Maße dem Kartenspiel, bei welchem schon viele ihren 14- tägigen oder wöchentlichen Lohn verloren haben. Fast immer entstehen Zank und Streit, welcher oft in Thätlichkeiten ausartet, die hier und da einen blutigen Charakter annehmen. So wurde am vergangenen Sonntag dem einen eine Bierflasche an den Kopf ge worfen, die dem Betreffenden eine große klaffende, sehr heftig blutende Wunde beibrachte. Die Blutung konnte erst nach längerer Zeit gestillt werden. Der Attentäter wurde zur Anzeige gebracht. « Lungkwitz bei Kreischa. Touristen, besonders Liebhaber von Goldfischen, seien hierdurch darauf auf merksam gemacht, daß sich in einem etwas versteckt liegenden Teiche des zum hiesigen Rittergute gehörigen wunderschönen und Jedermann zugängigen StistS- gartens Goldfische von solch' bedeutender Größe und Farbenschönheit befinden, wie Einem dies wohl nur äußerst selten begegnen dürfte. Schreiber dieser Zeilen hat nur in dem berühmten Goldfischteiche am Fuße des herzoglichen Schlosses zu Altenburg dergleichen große und schöne Exemplare zu bewundern Gelegenheit gehabt. Kreischa. Das diesjährige Missionsfest der Ephorie Dippoldiswalde soll Sonntag, den 27. Juli, Hierselbst abgehalten werden und wird dabei, wie man hört, Herr Pastor Büchting aus Reichstädt die Fest predigt übernehmen. — Unser Ort ist zur Abhaltung des im Septem ber stattfindenden Feuerwehrverbandstages des Bezirks Dippoldiswalde ausersehen worden. — Die Mitglieder des Männergesangvereins unter nehmen nächsten Sonntag mit ihren Frauen eine Parthie nach der „Edmundsklamm". KleinkarSdorf bei Kreischa. Am Sonntag feierte das biedere und allgemein geachtete Hausbesitzer Eymann'sche Ehepaar Hierselbst seine Silberhochzeit. H Possendorf. Die Gräber unserer beiden Fried höfe wurden am Johannistage von den Hinterlassenen der theueren Entschlafenen im Allgemeinen recht schön geschmückt und legten Zeugniß ab, daß die Liebe nicht aushört, daß sie das Band bleibt, das die Geschiedenen mit uns Lebenden verbindet. Dresden. Am Dienstag Nachmittag wurde auf dem Trinitatisfriedhofe der mitten in seinem Berufe durch Mörderhand gestorbene Anstaltswachtmeister des kgl. Landgerichts Johannes Rüppel beerdigt. Der Sarg wurde von Gefreiten des Schützen-Regiments, dem der Verblichene als Feldwebel früher angehört, getragen, demselben folgten die Wittwe, Verwandte und Freunde, Beamte des Oberlandes- und Landes gerichts und der Staatsanwaltschaft, Offiziere und Unteroffiziere des Schützenregiments, die 8. Kompagnie des letzteren und ungezählte andere Leidtragende. Prediger Oster hielt eine ergreifende Trauerrede und vollzog die feierliche Einsegnung. — In der kgl. Gefangonenanstalt hat sich in der Nacht zum 23. Juni der am 10. Juni vom Schwur gericht wegen Sittlichkeitsverbrechen zu 7 Jahren Zucht haus verurtheilte Maurer Ernst Brödner aus Pieschen erhängt. Derselbe sollte am selben Tage früh in die Strafanstalt Waldheim eingeliefert werden. — Zur Zeit zirkulirt eine für die dieses Jahr zu sammentretende Landessynode bestimmte Petition um Abänderung des jetzigen Modus bei Besetzung geist licher Stellen. Nach Darstellung des zur Zeit gesetzlichen Modus bei Besetzung erledigter geistlicher Stellen wird darum ersucht, daß man das Kollatur- recht insofern einschränke, als es den Kollatoren ferner hin nur noch gestattet würde, u) bei Besetzung er ledigter Stellen mit 3600—4800 Mark Einkommen Geistliche in Vorschlag zu bringen, welche mindestens die letzten sechs Jahre als solche in der Landeskirche amtirt hätten, b) bei Besetzung erledigter geistlicher Stellen von über 4800 Mark Einkommen aber Geist liche vorzuschlagen seien, welche mindestens 12 Jahre als solche in der Landeskirche ein geistliches Amt ver waltet hätten. Großenhain. Auf der Cottbus - Großenhainer Eisenbahn konnte in der Nacht zum Sonntag sehr leicht ein größeres Unglück geschehen, denn auf der Strecke zwischen der Elsterwerdaer Straße und dem Bahnhofe, wo die Bohn eine Kurve bildet und stärkeres Gefälle hat, waren von Verbrecherhand ein eiserner Ackerpflug und eine eiserne Egge quer über die Geleise gelegt worden. Der Nachts gegen 12 Uhr von Cottbus hier eintreffende, in Folge schon unterwegs veranlaßter Zugsverspätung mit erhöhter Fahrgeschwindigkeit an kommende Schnellzug erfaßte die Ackergeräthe, schob dieselben ein Stück mit fort und zertrümmerte sie voll ständig; der Zug selbst blieb zum Glück unbeschädigt. Pirna. Allem Anscheine nach dürste der im April dieses Jahres verübte Einbruch in der Kirche zu Cotta dem kürzlich verhafteten Schneidergesellen Cas par zur Last fallen, da derselbe im Besitze der zu den damals gestohlenen und kürzlich in einer Sandgrube wieder gefundenen Altarlichtern gehörigen Rosetten rc. gesehen worden sein soll. — Der hiesige Stadtrath hat den Ankauf des alten Gottesackers für den Preis von 43,000 Mark