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Meißeritz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde^ 56. Jahrgang Sonnabend, den 26. Juli 1890. Nr. 87 «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. Juli. Abermals ist in unsrer Stadt ein hübsches Stück Arbeit fertig gestellt worden, dessen Vollendung wir mit desto größerer Freude be grüßen, als dadurch ein den Verkehr längere Zeit hemmendes Hinderniß beseitigt und der Verschönerung unserer belebtesten und stattlichsten Straße ein wesent licher Dienst erwiesen worden ist. Wir meinen die Neupflasterung der Herrengasse mit bvssirten Steinen, wodurch in Verbindung mit der regulirten Brauhof straße, einem längst gehegten Wunsche entsprochen worden ist. Es ist mit Dank anzuerkennen, was im Laufe der letzten Jahre die Stadt zur Erneuerung und Verschönerung, namentlich an Wegebesserungen, zu Nutz und Frommen des öffentlichen Verkehrs gethtm hat. — Das Präsidium und die Bezirksvorsteher von Sachsens Militär-Vereins-Bund unternahmen am ver gangenen Montage dem Tage nach der diesjährigen Bundesversammlung in Dresden, einen Ausflug nach Kipsdorf. Vom Bezirksvorsteher des Verbandes der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, Kamerad Neu- merkel - Altenberg und verschiedenen Kameraden der nähern und weitern Umgebung empfangen, besuchte man nach eingenommenem Frühstück die Friedrichshöhe und das Dorf Bärenburg, um dann wieder umzukehren und im Gasthofe Bärenburg bei Kamerad Röder das Mittagsmahl einzunehmen, das durch verschiedene Toaste gewürzt wurde. Ein gemüthliches Beisammensein be schloß den Tag, bis endlich die Stunde des Abschieds schlug und die lieben Gäste wieder in die Heimalh entführte. Reichstädt. Vergangenen Donnerstag, früh 10 Uhr, fand hierorts das Begräbniß unseres allgemein geliebten Patronatsherrn, des Herrn Kammerherrn von Schönberg-Reichstädt statt, nachdem am Abend vorher von 6 bis 8 Uhr dem selig Entschlafenen auf dem Paradebette der letzte Abschiedsgruß, der letzte Dank für sein allzeit herzgewinnendes leutseliges Wesen zugerusen werden konnte. DaS Paradezimmer war von der Gesellschaft „Pietät" in Dresden aus's Ge schmackvollste drapirt worden. Von Hellem Kerzenklanz umstrahlt lag der hohe Todte mit Milde strahlendem Antlitz da. Mitglieder des Militärvereins sorgten für Aufrechterhaltung der Ordnung. Am Begräbnißtage selbst früh 10 Uhr begann zunächst im Schlöffe die Begräbnißfeier, in einer Abschiedsseier für die hohe Familie und nächsten Bekannten des Herrn Kammer herrn bestehend. Dieselbe wurde eingeleitet durch den Gesang der vier ersten Verse des Liedes: „Laßt mich gehn", Nr. 223 des Gesangbuches. Daran schloffen sich die trefflichen Abschiedsworte des Herrn Pastor Büchting. Den Schluß dieser Feier bildete der fünfte Vers des oben erwähnten Liedes. Nun wurde der große Trauerzug nach der Kirche gebildet unter Leitung einiger Herren der Gesellschaft „Pietät". Voran wurde das Kreuz unseres Erlösers getragen. Dann folgten die Chorknaben, die Herren Geistlichen, Lehrer, Sänger, Musikchor, Schützenzug des Militärvereins mit Fahne. Nun kam der Sarg, getragen von den Mitgliedern des Militärvereins. Hinter dem Sarge schritten die hohen Familienglieder des Hauses von Schönberg, dann folgte der Gemeinderath, Schul- und Kirchenvorstand, endlich unzählige Freunde und Bekannte des Herrn Kammerherrn. Am Kirchhofthor hatten die Arbeiter des Rittergutes Aufstellung genommen. Die herzbe wegenden Klänge des Chopinschen Trauermarsches und der Glocken Trauerton gaben dem Zuge eine überaus ernste Weihe. Als nun der Zug sich dem Kirchhof- thore näherte, wurde dasselbe, ebenso wie die Kirch- thüren, von den Mitgliedern der freiwilligen Feuer wehr, die den Sicherheitsdienst übernommen hatte, ge öffnet, und bald war der Trauerzug in der Kirche, in welcher der Sarg auf dem Altarplatz aufgestellt wurde. Kaum zu bewältigen war der Palmen- und Blumen schmuck, der dem Entschlafenen gespendet worden war. Nach dem Choralgesang der 4 ersten Verse des Liedes „Jesus meine Zuversicht" hielt der Herr Ortspfarrer die Gedächtnißrede auf Grund des SchristworteS „Der Herr hat Alles wohlgemacht!" Dann sangen Lehrer die Arie „Ruh sanft, schlaf wohl!" von Wilhelm, deren Text in kurzen Worten das Wesen des selig ent schlafenen Patronatsherrn hervorhob. Intonation, Kollekte, Segen und Choral bildeten den Schluß der kirchlichen Gedächtnißfeier. Nun setzte sich der Trauer zug dem Grabe zu in Bewegung. Auf dem Kirchhofe spielte das Musikchor einen Choral während der Mn- senkung in die Gruft. Dann segnete Herr Pastor Büchting den Entschlafenen ein und das Gebet deS Herrn beschloß die kirchliche Begräbnißfeier. Der Militärverein schwenkte nun als Zeichen seine- Bei leids die Fahne drei Mal über die stille Trust und erwies dem hohen Entschlafenen, der am Feldzuge Oesterreichs gegen Frankreich 1859 theilgenommen hatte, den letzten militärischen Ehrengruß durch Abschuß dreier Ehrensalven. Zum Schluß spielte noch das Musikchor die Mendelsohnsche herrliche ewig neue Weise: „Es ist bestimmt in Gottes Rath." Möge Gott der Herr Ruhe und Frieden in die Herzen der tiefbetrübten Hinterlassenen des hohen Entschlafenen senden. UnS Reichstädtern aber wird das Liebe, Milde und Friede strahlende, leutselige Wesen unsres nun in Gott ruhen den Patronatsherrn unvergessen bleiben! Er ruhe in Frieden! Das ewige Licht leuchte ihm! Fürstenau. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Friedr. August Kadner ist der Kadaver einer Kuh vergraben worden, da das Thier nach dem Gutachten des könig lichen Bezirksthierarztes mit Milzbrand behaftet ge wesen ist. L Glashütte. Der letzte Tag des Vogel schießens, der Dienstag, brachte auch, wie seine Vor gänger, zahlreichen Besuch von auswärts. Leider fing es gegen 6 Uhr ziemlich stark zu regnen an, so daß unser „Traugott II." zusehen mußte, wie seine für das Feuerwerk mit so vieler Mühe vorgerichtete Lichter dekoration, eine sehr hübsch stylisirte Kirche, immer mehr und mehr vom Regen unbrauchbar gemacht wurde, so daß er sich, da keine Aussicht auf besseres Wetter war, kurzer Hand entschloß, diese Dekoration vor der Zeit anzuzünden. Trotz des Hellen Tages nahm sich doch die Kirche mit den rothen Lichtern ganz prächtig aus, was von den etwa 400 Zuschauern auch anerkannt wurde. Wenn auch im weitern Verlauf der fort dauernde Regen Alles nach Hause, oder doch wenigstens in die Zelte getrieben hatte, so fanden sich Abends 9 Uhr zum eigentlichen Feuerwerk doch Alle wieder ein. Den Feuerwerkskörpern merkte man es nur wenig an, daß sie von der Nässe gelitten hatten und es ging Alles so glatt von statten, wie man es hier nicht anders gewöhnt ist, einen würdigen Abschluß unserS schönen Vogelschießens bildend. Besucher wie Ver käufer werden auch diesmal an das so prächtig ver laufene Fest mit Vergnügen zurückdenken. Neuhausen. Wie zu erwarten stand, hat sich sehr bald der Verlustträger, der vor einigen Tagen in Purschensteiner Waldung mit 270 Mark Geldinhalt aufgefundenen Brieftasche gemeldet. Es war der selbe ein österreichischer Viehkastrirer, Namens Johann Hammalcick, welchem nach gehöriger Legitimirung des- Amtsblatt für die Königliche Anüshauptmanilschnft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein auf dem europäischen Schiedsgerichte, und wenn Herr Crispi nicht verhehlte, daß ein Staatsmann für den Augenblick nichts weiter thun könne, als von Fall zu Fall zu verhindern, daß ein Krieg auSbreche, so darf dies die Hoffnungen auf die künftige ausgedehnte Wirksamkeit internationaler Schiedsgerichte nicht be einträchtigen. Wohl werden dieselben auch fernerhin Kriege nicht verhindern, aber doch das ihrige dazu bei tragen, internationale Streitfragen mehr untergeord nete,! Ranges auf friedlichem Wege auszutragen und so zu verhindern, daß sie sich bedrohlich weiterentwickeln. Die Abrüstungsfrage und die Völkerschiedsgerichte. In den letzten Tagen war in London wieder ein mal der internationale Friedenskongreß versammelt und aus ollen Theilen Europas und sogar aus Amerika zahlreich beschickt und die Zeitumstände bringen es mit sich, daß man den Bestrebungen derartiger Vereini gungen allmälig auch in weiteren Kreisen Interesse ent gegenträgt. Denn sie haben an die Spitze ihres Pro gramms die Fragen der allgemeinen Abrüstung und der Einführung internationaler Schiedsgerichte gestellt und es ist zweifellos, daß sich dieselben immer brennen der gestalten, je größer die Lasten werden, welche den Völkern Europas die wachsenden Anforderungen des Militarismus auferlegen. Allerdings fehlt es nicht an Meinungen, die dahin gehen, daß ohne einen vor herigen Weltkrieg die allgemeine Abrüstung sich nicht ermöglichen lasse und je eher dieses die gespannte politische Atmosphäre reinigende Ungewitter eintrete, desto bester sei es für die Völker, aber zunächst über wiegen noch die Anschauungen, eS sei die Abrüstung auf friedlichem Wege zu erstreben und dieser Gedanke wird vor Allem durch die Friedenskongresse getragen, ja, er findet auch seinen Weg schon in die europäischen Parlamente, wie die Abrüstungsdebatten des spanischen Senates und der italienischen Deputirtenkammer be kunden. Aber freilich, mit allen noch so schön klingen den Resolutionen und Beschlüssen von allgemeiner Brüderlichkeit, von der wahren Bestimmung des Men schengeschlechtes, den Segnungen des ewigen Friedens u. s. w. werden die Friedenskongresse doch nimmermehr das ihnen vorschwebende Ziel erreichen, denn auch in diesem Falle sind eben die Verhältnisse weit stärker, als alle menschlichen Bestrebungen. Wir sind heute in Europa in einem Zustande des bewaffneten Friedens, der aller Voraussicht nach auch noch länger andaueru wird und die Anregungen auf wenigstens gegenseitige Herabminderung der Rüstungen der maßgebenden Staaten haben darum, ein so mächtiges Echo sie auch in der Volksseele finden, zunächst noch durchaus keine Aussicht auf Verwirklichung. Wenn man darum die Abrüstungsfrage einstweilen auf sich beruhen lassen kann, so verdient dagegen die auch auf dem Londoner Friedenskongreffe wiederum vorgeschlagene Einführung völkerrechtlicher Schiedsgerichte ernstere Beachtung, denn hiermit wird der Weg eingeschlagen, der am ehesten dahin führt, daß mit der Zeit wenigstens eine Verminderung der Zahl der Kriege erreicht wird, da nun einmal an eine gänzliche Beseitigung der Waffen entscheidungen nicht zu denken ist. Schon bislang hat, und dies gerade in neuester Zeit, die Anrufung eines Schiedsgerichtes bei solchen internationalen Streit fragen, bei denen kein unmittelbares Lebensintereffe der betheiligten Staaten berührt wurde, vielfach zum Zwecke geführt und gewaltsame Konflikte verhindert und kann darum nur dringend gewünscht werden, daß sich diese segensvolle Einrichtung noch mehr ver allgemeinere. Die Schaffung ständiger internationaler Schiedsgerichte wäre da schon ein sehr erstrebens- werthes Ziel und in dieser Richtung haben sich schon namhafte Völkerrechtslehrer ausgesprochen. Nur ist es denselben bis jetzt noch nicht möglich gewesen, dar- zuthun, wie solche internationale Schiedsgerichte zu organisiren wären, um ihren Entscheidungen jederzeit auch die Ausführung zu sichern, und besonders, nach welchem Rechtskodex hierbei verfahren werden soll, und gewiß sind die hierbei zu überwindenden Schwierigkeiten keine geringen. Daß dieselben aber überwunden werden können, steht nicht zu bezweifeln und jedenfalls gereicht es allen Friedensfreunden znm Trost und zur Be ruhigung, daß die Idee der völkerrechtlichen Schieds gerichte auch in den Kreisen der leitenden Staats männer Europas allmälig Sympathien findet. Erst kürzlich hat ja Ministerpräsident Crispi in der italie nischen Deputirtenkammer erklärt, die Zukunft beruhe Inserate, «Ah« bei d« bedeutenden Auflage de< Blattes eine sehr »irk. sam« Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeil« oder oerea Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Weißeritz. Zeitung" erscheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2k Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, «inmonatlich 42 Pfg. Gnzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an.