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WeWH -MW Verantwortlicher Redacteur: Päul Ikhnt in Dippoldiswalde o Sonnabend, den 12. Juli 1890 Nr. 81 ) ) ) ) 56. Jahrgang AikOrgamsalioll der -eotschlu Kolomalgrbiktk iu Ostaftika. Mit der vertragsmäßig erfolgten Abgrenzung der deutschen und der englischen Interessensphäre in Afrika ist endlich die unerläßliche Voraussetzung erfüllt wor den, unter welcher an die Organisation der Verwal tung Deutsch-Ostafrikas gegangen und den dortigen provisorischen Zuständen ein Ende gemacht werden kann. Selbstverständlich kann aber ein derartiges Unternehmen nicht von heute auf morgen, sondern nur Schritt für Schritt vollzogen werden, und zwar auch nicht eher, so lange nicht die Neichsregierung über den künftigen Entwickelungsgang ihrer Kclonialpolitik im Reinen ist. Wie erinnerlich, hat nun der Staats sekretär v. Marschall im Reichstage die Vorlage eines festen kolonialpolitischen Programms für nächsten Herbst bestimmt zugesagt und erst dann wird wohl auch die geplante Organisation unseres ostafrikanischen Schutz gebietes ins Leben treten. Die Zwischenzeit dürfte mit den nöthigen Vorbereitungen ausgefüllt werden und hat man als Einleitung hierzu wohl die angekündigte Veränderung in der kolonialen Abtheilung des Aus wärtigen Amles zu betrachten, welche dahin gehen soll, daß künftig die Entscheidung in allen nicht rein poli tischen Frage» direkt vom Reichskanzler nach Vortrag des Ablheümigsdmgenten erfolgen wird. Wie sich diese hierdurch neu geschaffene koloniale Behörde nennen wird, ob Kolonial-Amt oder Kolonial-Rath, ist an und für sich ziemlich gleichgültig, die Hauptsache bleibt, daß ihre Zuständigkeitsbefugniffe nach allen Seiten hin eine klare Regelung erfahren und dies wird ohne Zweifel geschehen. Mit der Errichtung der genannten obersten kolonialen Behörde sind indessen noch lange nicht alle Vorbedingungen erfüllt, um die Organisation der deutschen Schutzgebiete in Ostafrika kräftig in die Hand nehmen zu können. Hierzu gehört namentlich die rechtliche Auseinandersetzung zwischen der Reichs regierung und der deutsch-ostasrikanischen Gesellschaft, welche ebenfalls unerläßlich ist, wenn Deutsch-Ostasrika endlich aus seinem bisherigen politischen Zwilterzustande herauskommen und zu einer wirklichen Kronkolonie umgeschaffen werden soll. Ferner erscheinen Unter handlungen mit dem Sultan von Zanzibar nöthig, in Sachen der Entschädigung, welche demselben nach dem deutsch-englischen Vertrag für die formelle Abtretung des bislang an die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft verpachteten Striches der Küste von Zanzibar zu zahlen ist, und es steht nicht zu bezweifeln, daß die betreffen den Verhandlungen gleich direkt zwischen der Reichs regierung und dem Schattenherrscher von Zanzibar vor sich gehen. Auch sonst sind noch eine Menge von Vor fragen zu erledigen, theils finanzieller, theils mili tärischer und politischer Art und hierüber dürfte noch immer eine geraume Zeit vergehen. Erst wenn alle die bezüglichen und theilweise verwickelten Verhand lungen zum Abschluffe gebracht worden sind, wird die Ernennung eines Generalgouverneurs für Deutsch- Ostafrika, als deS obersten Verwaltungsbeamten des ostafrikanischen Kolonialgebietes Deutschlands, erfolgen können. Dann allerdings werden auch die persönlichen Fragen ihre Entscheidung finden müssen, in denen schon jetzt der Name des seitherigen Reichskommissars Majors v. Wißmann begreiflicher Weise eine große Rolle spielt. Doch bis dahin ist es eben noch lange hin, und man kann darum diese persönlichen Fragen zunächst noch getrost auf sich beruhen kaffen. !0 v !0 >5 >0 it a >: ) ) > ) ) 7^ --Lokaks und Sächsisches. Dippoldi-walde, l l. Juli./Der Ertrag der zum Besten einer Ferienmilch kur/veranstalteten Samm lungen und Einzelgaben ist, so günstiger gewesen, daß zu betheiligenden Kinder Inserat«, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes -ine sehr mrk» same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzelle oder oere» Raum berechnet. — Ta» bellarische und coinplicirt« Inserate mit entsprechen» dem Ausschlag. — Einae» sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« M Pfg. ,Wekskritz.S«ttun," «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Prei« vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatltch 42 Nfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Kmtshaupimannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein bei den betr. Herren Klaffenlehrern, bez. dem Herrn Schuldirektor Rasche zu erfolgen hat, so möchten sich Alle, die eine Berücksichtigung der Ihrigen wünschen, nunmehr schleunigst melden, da bei einer die verfüg baren Mittel übersteigenden Zahl der Anmeldungen eine Auswahl getroffen werden muß, bei der sowohl der Ausfall der ärztlichen Untersuchung, als die Ver- mögensverhältniffe den Ausschlag geben. Deshalb mußte die Anmeldung spätestens den lO. Juli ge schloffen werden. Spätere Anmeldungen, d. h. jedoch lediglich bis zu Anfang der Kur (den 20. Juli) können nur insoweit Berücksichtigung finden, als die verfüg baren Mittel es gestatten. Erwähnen möchten wir noch, daß die ausgewählten Kinder sich streng nach den ihnen ertheilten Weisungen zu richten und die Kur nicht eigenmächtig auszusetzen haben, in welchem Falle ihnen der Fortgenuß entzogen werden müßte. — Zu besetzen ist die Schulstelle in Zinnwald- Georgenfeld. Koll.: oberste Schulbehörde. Ein kommen, außer freier Wohnung und Honorar für den Fortbildungsschulunterricht, 930 M., sowie bis auf Weiteres für Ertheilung von 4 Ueberstunden 144 M. Gesuche sind bis zum 26. Juli an Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldiswalde zu richten. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 2. Mai dsS. Js. bei dem Gutsbesitzer Hegewald in Reichenau entstandenen Feuers hat die kgl. Braüdversicherungs- kammer den Spritzen der freiwilligen Feuerwehr zu Frauensteiu, sowie der Gemeinde Kleinbobritzsch Prämien nach Höhe von 30 und beziehentl. von 25 M. bewilligt. — Der Bau der Müglitzthalbahn ist bereits so weit vorgeschritten, daß demnächst innerhalb der Sektion Lauenstein Bauzüge verkehren werden. Diese Züge verkehren nur mit geringer Geschwindigkeit, auch wird vom Lokomotivführer an Wegeübergängen und in der Nähe bewohnter Gebäude das Läutezeichen ge- gegeben. Das auf der Müglitzthalstraße verkehrende Publikum wird deshalb zur Vorsicht aufgefordert und den Geschirrführern mit unruhigen Zugthieren an empfohlen, während des Vorüberfahrens der Loko motive das Gespann zu führen. WendischcarSdorf. Ein erschütternder Unglücks - fall hat sich am Mittwoch Abend bei hiesiger Haide mühle zugetragen. Der siebenjährige Knabe der Frau verw. Prather, wohnhaft in der Haidemühle, ist auf eine jähe Weise vom Tode ereilt worden. Derselbe war mit noch anderen Kindern auf den zum Zwecke des Schneidens bei der Haidemühle lagernden Klötzern herumgeklettert, die Klötzer sind ins Rollen gekommen und so ist das bedauernswerthe Kind erquetscht wor den. Der Tod ist sofort eingetreten. Von dem Mühlen pächter sind die Kinder oftmals gewarnt worden, ja nicht auf den Hölzern oder aufgeschichteten Bretern herumzuklettern, doch ist dieses Seitens der Kinder nicht genügend beachtet worden. Die Mutter des Kindes, welcher vor einem Vierteljahr der Gatte durch den Tod entrissen wurde, ist über das herbe Geschick, welches sie abermals betroffen, ganz untröstlich. K Glashütte. Die hiesige Hauptnaturalverpflegs- station wurde im 2. Vierteljahr 1890 von 346 Per sonen frequentirt. 220 erhielten Nachtverpflegung, 83 Tages- und 43 halbe Verpflegung. — Es läßt sich jetzt erst sagen, daß die Einnahme beim Kirchenconcert 110 M. beträgt, die Ausgabe ist ca. 25 M., so daß ein Reingewinn von 85 M. erzielt wurde, welcher, wie schon früher erwähnt, als Stock zur Gründung eines Fonds dient, aus welchem ein größerer Kronleuchter für die Kirche angeschafft werden soll. « Kreischa. Im verflossenen 2. Vierteljahre wurden in hiesiger Parochie 30 Kinder geboren und zwar 21 Knaben und 9 Mädchen; darunter befanden sich 4 uneheliche Kinder. Aufgebote wurden 12 be wirkt. Ehen wurden 16 standesamtlich geschloffen. Sterbefälle waren 27 zu verzeichnen, 9 Erwachsene und 18 Kinder. 4 Poffendorf. Am vergangenen Mittwoch Nach» mittag hielt der kgl. Bezirksschulinspektor, Herr Richter- DippoldiSwalde mit einigen Hilfslehrern in einem Klassenzimmer hiesiger Schule eine Konferenz ab, welche mit praktischen Lektionen, gehalten mit Schülern der I. Klasse — 7. Schuljahr — verbunden war. An diese Lektionen reihte sich sodann eine Besprechung. Dresden. Die Reise des Königs nach dem Vogtlande, die derselbe am Montag antritt, ist auf vier Tage berechnet. Mittelst Extrazuges erfolgt am Montag früh V»6 Uhr die Abreise von Niedersedlitz bis Olbernhau, die Rückkehr am 17. Juli Abends von Roßwein. Die Begleitung des Königs bilden General adjutant Generalmajor v. Hodenberg und Oberstall meister v. Ehrenstein; unterwegs vervollständigen die Kreis- und Amtshauptleute r--. das Gefolge des Königs. — Von der königlichen Polizeidirektion ist eine neue Droschkenordnung mit Fahrpreisliste bearbeitet und dem Rath zur Begutachtung abgegeben worden. Nach diesem Entwürfe fällt die bisherige Eintheilung in inneren und äußeren Droschenbezirk weg und eS tritt nur eine Berechnung des Preises nach der Dauer der Fahrzeit ein. Eine Fahrt bis zu 15 Minuten soll in Zukunft, je nachdem 1 bis 4 Personen fahren, 50 bis 90 Pf., bis zu 20 Minuten 60 bis LOO Pf,, bis zu 30 Minuten 90 bis 140 Pf., bis zu 45 Mi nuten 120 bis 180 Pf., bis zur Stunde 160 bis 220 Pf. und für jede weitere Mertelstunde 40 bis 55 Pf. mehr kosten. Bei Fahrten nach den nächsten Vororten erhöht sich der Fahrpreis um 50 Pf., nach der Albert stadt um 30 Pf., sofern der Wagen nicht zur Rück fahrt benutzt wird. Es ist dies eine bedeutende Ver- theuerung gegenüber dem jetzigen Tarif. — Das kgl. Landgericht Dresden beschäftigte sich am 9. Juli mit einer gegen den am 28. Novem ber 1864 zu Glashütte geborenen früheren Uhrmacher, jetzigen Samenhändler Friedrich Theodor Estler in Bärenstein gerichteten Untersuchungssache wegen Sitt lichkeitsvergehen. Nach den Ergebnissen einer ziemlich dreistündigen, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt gehabten Beweisaufnahme wurde der Angeklagte trotz seines Leugnens der widernatürlichen Unzucht für über führt erachtet und deshalb auf Grund von 8 175 des Reichsstrafgesetzbuchs zu 1 Jahre Gefängniß verurtheilt, auch der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren für verlustig erklärt. Bei der Strafaus- messung berücksichtigte man, daß Estler bis zum 18. März d. I. eine ihm wegen gleichen Vergehens zu erkannte längere Strafe verbüßt und im vorliegenden Falle mit einer außerordentlichen Frechheit zu Werke gegangen ist. — In Weimar ist ein junger Mensch festgenommen worden, der des Raubmordversuchs an dem Kauf mann Neumann auf dem Fischhofplatz verdächtig ist. Derselbe ist bereits nach Dresden abgeliefert worden. Pirna. Ein größerer Unfall, der leicht ver- hängnißvoll werden konnte, ereignete sich am 10. Juli Vormittags in dem Fuchs'schen Grundstücke in der Langestraße. Ein Handarbeiter, Namens Rötzsch, war daselbst beschäftigt, die Dünger- und Jauchengrube zu räumen, wurde aber nach dem Oeffnen der Grube von aufsteigenden Grubengasen derart betäubt, daß er kopf über in die Grube hinabstürzte. Der herbeigeeilte Markthelfer Boitzsch versuchte mit Hilfe anderer Per sonen den Verunglückten zu retten, fiel aber den Gasen selbst zum Opfer und stürzte ebenfalls in die Grube. Durch die angestrengtesten Bemühungen einiger Haus leute, hauptsächlich aber des Schuhmachers Wohl- gemuth, gelang es zwar, beide Verunglückte aus der gefährlichen Grube herauszuziehen, doch waren Beide völlig bewußtlos und erst nach längerer Zeit konnte» sie unter der Leitung des sofort erschienenen Herrn vr. Huck ins Leben zurückgerufen werden. e wir hören, bisher ein licherweise die Zahl der „ . „ ,en voriges Jahr noch einigermaßen gesteigert wMxn kann. Da die An meldung der Kinder durchMx Eltern oder Versorger