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Zum Johannisfest entwickelte Johannisti Wieder grüßt Johannisblüthe, wo der welke Kranz noch lag, Den de« Kinde« Liebe weihte einstmals am Johannistag! Wo Du jüngst bekümmert schmücktest noch de« Vater« letztes Haus Liebend reich' die Hand dem Armen, der sich bittend Dir genaht Liebend bringe den Gefall'nen wieder auf den rechten Pfad. Liebend heile, hilf und segne so de« Herzens letzten Schlag, Denn nur mit Johannisliebe feierst Du Johannistag. . _ _ . „ : Zeit schon alle Tage viele Tausende gefüllter Kirschkörbe mit den Obgleich selbst seit dem offiziellen Sommer-Anfange, dem 2l. Juni, Mittags 1 Uhr, sich die Witterungs aussichten besser, wenn auch noch nicht sicher gestaltet haben, so wollen wir uns doch der Hoffnung hingeben, zunächst das Jo Hannis fest in der durch die fromme Sitte geheiligten, nunmehr wohl allerwärts eingebür gerten Weise feiern zu können. Wir begehen es in wehmüthiger Erinnerung an unsere Lieden, die im stillen Kämmerlein unter kühlem Rasen ausruhen von des Lebens Last und Leid. Wie der Landmaun. seinen Samen dem dunklen Schooße der heiligen Erde ver traut hat in der Hoffnung, daß sie entkeimen werde zum Segen nach des Himmels Rath: so haben wir in unfern Todten noch köstlicheren Samen geborgen in der Erde Schooß mit der Hoffnung, daß dieser Samen einst erblühen werde zu schönerem Loose. Symbolisch drücken wir diese unsere Hoffnung aus durch dieBlüthen- gewinde, mit denen wir besonders am Johannistage die Grabhügel unserer Lieben schmücken. Ein Gang über den Friedhof verfehlt namentlich an diesen Tagen eines wirksamen und beruhigenden Eindrucks nicht. Der Gedanke, daß auch wir früher oder später dort ruhen werden, verliert, wenn wir die Zeichen der Liebe betrachten, die den Friedhof als blüthenreichen Garten erscheinen lassen, an der Furchtbarkeit, die er sonst wohl haben mag; der Entschluß, im Leben Liebe zu säen, damit wir einst im Tove Liebe ernten, wird lebendiger, und der fromme Christenglaube, daß hier keimt „Saat, gesäet von Gott, am Tage der Garben zu reifen", wird zur tröstlichen Gewißheit. So möge denn auch in diesem Jahre unser Gottesacker sich dar stellen als eine Stätte sichtbarer Liebe und allen Be suchern werden ein Heiligthum innerer Erbauung und Förderung! Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Hörst wie einst im »uchenhaine Philomele'S sanftes Lied - Roch wie einst die Lerche jubelnd durch die blauen Lüfte zieht! Noch stehst Du ihr dunkles Auge, das Dir lächelte so hold, Das im Strahl der Abendsonne Dir erschien wie lichte« Gold! Dort am Fuß de« Fichtenpaares weilet heut Dein feuchter »lick: Was dort unter Blumen schlummert — keine Thräne bringt » zurück! Doch im Traum — dem Engel gleichend — ewig frisch und ewig jung Nahet Dir auf weichen Flügeln leise die Erinnerung I Und Erinn'rung bringt Dir wieder Alles, was der Tod zerstört: Mutterlieb' und Wort de» Vaters, da« Du einst so gern gehört! Aber soll Dir's ewig bleiben ganz wie einst in Ernst und Scherz — Dann laß Deiner Todten Liebe einzieh'n in'» betrübte Herz! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. Juni. A)ie am Freitag ab gehaltene kurze Versammlung des Gewerbevereins war ausschließlich der Bekanntgabe des vom Vorstande für die Meißner Exkursion ausgestellten Programms ge widmet. Nach demselben soll der Ausflug bestimmt Donnerstag, den 26. dieses Monats, stattfinden. Die Abfahrt hier erfolgt mit dem ersten Zuge, früh 5 Uhr 46 Min., die Ankunst in Meißen früh 8 Uhr 58 Min. Für Führung und gemeinschaftliches Mittagessen ist gesorgt. Jeder Theilnehmer, auch jeder Gast, erhält bei der Abfahrt ein gedrucktes Programm. Nachdem wir in den letzten Tagen voriger Woche unter der Ungunst des Himmels gelitten haben, ist um so eher auf freundliches Wetter zu hoffen, das zum Gelingen derartiger Unternehmungen ganz wesentlich beiträgt. In diesem Falle dürste denn wohl auch auf zahlreiche Betheiligung zu hoffen sein. Uebrigens verweisen wir auf das in heutiger Nummer enthaltene Inserat. — 20. Juni. An der Südfront des hiesigen ordentlicher Fruchtbarkeit liefert. Es wird zu beobachten sein, ob aus diesen neu aufgebrochenen Blüthen sich Früchte entwickeln werden. — „Glück zu." Vergangenen Mittwoch hielt Herr Sup. Opitz einen Vortrag über „Die deutschen Kunst städte, Museen und Künstler des 19. Jahrhunderts". Als ein kunstverständiger, beredter Führer geleitete er seine Zuhörer in die Museen von Dresden, München und Berlin, erklärte den Baustil der Gebäude (Barock des Zwingers, griechische Bauart der Münchner und Ber liner Museen), erzählte von ihren Baumeistern, Sem per, Schinkel u. A. und führte dann in das Innere der Bildergallerie, besonders auf die besten Gemälde der berühmtesten Maler der Neuzeit, Cornelius und Kaul bach, aufmerksam machend. Schließlich wies er noch auf die spätgothische Bauart unserer Stadtkirche, die Renaissance des Amtsgerichtsgebäudes mit seinen Ver zierungen über dem Haupteingange, auf den Basilikastil unserer Nikolaikirche und den Zopfstil der Begräbniß- kapelle an ihrer Südseite mit den darin befindlichen Grabdenkmälern hin. Auch versprach der Herr Redner, nächstens eine Ausstellung der in seinem Besitz befind lichen Kopien berühmter Gemälde zu veranstalten, welche Sammlung er von Auswärts noch zu vervollständigen hoffte. Gewiß würde die Ausführung dieser freund lichen Absicht von allen Kunstfreunden der Stadt und Umgegend dankbar begrüßt werden. — Nächsten Donnerstag, den 26. d. M., läßt die Staatsbahnverwaltung einen Personen sonderzug von Hainsberg nach Dippoldiswalde in Verkehr setzen. Derselbe verläßt im Anschluß an den Dresden-Tha randter Abendlokalzug Hainsberg Abends 11 Uhr 45 Min. und kommt 12 Uhr 1 Min. nach Rabenau, 12 Uhr 9 Min. nach Spechtritz, 12 Uhr 17 Min. nach Seifersdors, 12 Uhr 26 Min. nach Malter und 12 Uhr 38 Min. Nachts nach Dippoldiswalde. Zur Mit fahrt berechtigen die gewöhnlichen Fahr- und Rückfahr karten. — Da der hiesige Gewerbeverein am selben Tage seinen Ausflug nach Meißen unternimmt, dürfte der Zug sehr besetzt werden. — Im Altstädter Hof theater (das Neustädter ist bis auf Weiteres geschlossen) wird am Donnerstag „Der König wider Willen" und „Die Puppensee" gegeben werden. — Die Gerichtsferien werden am 15. Juli beginnen und am 15. September endigen. Während dieser Zeit werden nur in Feriensachen Termine ab gehalten und Entscheidungen erlassen werden. Das Gebiet der Feriensachen ist immerhin noch umfassend genug; zu demselben zählen Straf- und Arrestsachen, sowie die einstweilige Verfügung betreffenden Sachen, Meß- und Marktsachen, Streitigkeiten zwischen Ver- miethern und Miethern von Wohnungs- und anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und Räu mung derselben, sowie Zurückbehaltung der vom Miether in die MiethSräume eingebrachten Sachen, Wechselklagen, Bausachen, wenn über die Fortsetzung eines angefangenen Baues gestritten wird; schließlich gehören zu Feriensachen noch Anträge auf Unter ¬ bringung verwahrloster Kinder. Auf Antrag kann das Gericht aber auch noch andere Sachen, soweit sie be sonderer Beschleunigung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. — Der Kursstand der 3'/,prozentigen deutschen Reichsanleihe ist auf 100 Mark und einige Pfennige zurückgegangen. So niedrig war nicht einmal zur Zeit des Kriegstrubels im Jahre 1887 der Stand dieser Anleihe; es ist damit der deutlichste Beweis für die zunehmende Vertheuerung des Geldes gegeben. — Ueber die diesjährige Kirschenernte lauten die Nachrichten aus den einzelnen Theilen Sachsens recht verschieden, aus manchen Gebieten wird von einem reichlichen, aus anderen von einem geringeren Ertrage berichtet. Der Preis der Kirschen wird jeden falls nicht auf einen sonderlich niedrigen Stand herab gehen. In der Provinz Sachsen und den Herzog- thümern Anhalt und Braunschweig, wo Heuer die Aprikosen, die Pflaumen, auch die Aepfel nur geringen Ertrag in Aussicht stellen, liefern dagegen die Kirsch bäume große Mengen von Früchten, weshalb auch die Pachtergebniffe meistentheils bedeutend höher sind, als in den letzten Jahren. Einer außerordentlich günstigen Airschenernte erfreuen sich dies Jahr namentlich die Rheingegenden, von wo seit einiger Dampfbooten und auf der Eisenbahn versendet wer den, besonders liefert die bayerische Pfalz bedeutende Mengen, die nach Holland und England gehen. H WendischcarSdorf. In der Nacht zum vergan genen Freitag wurde beim hiesigen Gutsbesitzer und Gemeinde-Vorstand Herrn K. E. Kleber ein äußerst raffinirter Einbruchsdiebstahl ausgesührt. Die frechen Diebe drangen etwa gegen Mitternacht, nach dem sie vorher eine Fensterscheibe durchschnitten hatten, durch das Fenster in das Wohn- und Expeditions zimmer des Herrn Kleber, erbrachen ein Schreibpult und entwendeten daraus 2 Uhren — eine Ankeruhr mit goldener Kette und eine Spindeluhr —, einen goldenen Trauring, 2 Gemeindestempel, einen Lokal gerichtsstempel, aufbewahrte Armen- und Gemeinde kaffengelder in Höhe von 8 M. 10 Pf., aus einem Portemonnaie etwa 3 bis 4 M. und aus dem betr. Zimmer ein Paar ganz neue Hosen. Die im Schreib pulte und einem Schreibtische aufbewahrten Brief schaften und die zur Gemeindeverwaltung erforderlichen Bücher rc., ebenso verschiedene Wäsche- und Kleidungs stücke wurden von den Dieben aus ihren Behältnissen herausgenommen und in der Stube umhergeworfen. Hoffentlich gelingt es den Polizeiorganen, die Diebes bande recht bald hinter Schloß und Riegel zu bringen. H Zscheckwitz. Unter großer Betheiligung erfolgte am vergangenen Donnerstag Nachmittag die Beisetzung der Frau Rittergutsbesitzer Schmuck, weil, auf Zscheck witz, in der Familiengruft des Kreischaer Friedhofes. L Glashütte, 22. Juni. Das Fest der Ueber- gabe des Musterobstgartens an den hiesigen Obstbau verein wurde durch ein Morgen-Concert eingeleitet. Inserat«, welch« bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes ein« schr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, ,m redaktionellen »heile, die Spaltenzeile 20 Pfg.