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Kummer-Dresden-Niedersedlitz, insbesondere durch den neulichen Vortrag des Ingenieurs Baum- gardt bei uns angeregte Frage der Errichtung eines Elektrizitätswerkes, behufs Beleuchtung und Bewegung von Arbeitsmaschinen, die ja ohnehin als spruchreif noch nicht bezeichnet werden konnte, dürste durch ein beabsichtigtes Unternehmen in ein völlig neues Stadium treten. Das Haupthinderniß, das bisher der allge meinen Benutzung der Elektrizität zu Beleuchtungs und motorischen Zwecken entgegengestanden hat, war die Kostspieligkeit der Herstellung der nöthigen Elek- trizitätsmenge, ferner die Schwierigkeit, von einem Mittelpunkte aus einen größeren Kreis zu versorgen. So hat beispielsweise Berlin zur Beschaffung der Elektrizität für einen nicht übergroßen Theil der Stadt ü Centralen mit einem ungeheueren Kostenaufwande hergestellt, welche insgesammt in ihrer benutzten Leistungsfähigkeit nur derjenigen einer mittleren Gas anstalt gleichkommen und dazu noch einen überaus hohen Regieaufwand erfordern. Jetzt sind Erfindungen gemacht worden, durch welche es möglich ist, durch hoch gespannte Ströme nicht nur eine viel größere Fernlei tung, sondern auch eine solche Billigkeit zu ermöglichen, daß die Elektrizität mit dem Gase erfolgreich den Kampf aufnehmen kann, aus welchen! sie entschieden als Siegerin hervorgehen wird. In Nr. 168 und 169 des Dresdner Anzeigers wird, unter ausführlicher Be gründung auf wissenschaftlicher Grundlage, von einem Unternehmen berichtet, das darauf ausgeht, Elektrizitäts werke zu errichten, die im Stande sein sollen, einem ausgedehnten Kreise den Bedarf an Elektrizität zu Be- leuchtungs- und motorischen Zwecken zu liefern. Daß eine solche Anlage dorthin verlegt werden wird, wo sich die Brennstoffe zur Erzeugung der Dampskraft an Ort und Stelle vorfinden, so daß alle weiteren Transport kosten wegsallen, ist keine Frage. Auf diese Grund lage sind Unterhandlungen zur Erlangung einer Kon zession angeknüpfl worden, die endlich zu Ergebnissen geführt haben, die bei dem weitgehenvsten Entgegen kommen der königlichen Ministerien nach dieser Rich tung hin ein gutes Gedeihen des Unternehmens in Aussicht stellen. Es wird beabsichtigt, zunächst eine große Centrale bei den Hänichener Kohlenwerken zu errichten. Die dort erzeugte Elektrizität soll mehr als 160 Ortschaften, die an fiskalischen Straßen, Eisen bahnkörpern und Wasserläufen liegen, mittelst hoch gespannter Ströme (Wechselströme) zugeführt werden. Daß hierbei auch an Dippoldiswalde gedacht worden ist, unterliegt keinem Zweifel. Unglücksfälle, wie sie mit hochgespannten Strömen in New-Jork vorgekommen, sind durch die Vorschriften der Regierung als aus geschloffen zu betrachten. Für größere Orte soll je nach Höhe des Verbrauchs, wenn irgend möglich, die Elektrizität zu denkbar niedrigstem Preise, niedriger als die Ortsbehörde sie selbst produziren kann, abgegeben werden. Die Ortsbehürde übernimmt dann die Ab gabe an die Konsumenten. Es ist hierdurch der betr. Ortsbehörde möglich, ihr Kabelnetz ganz nach ihrem Gutdünken im Innern des Orts anzulegen und sich von den Konsumenten den Preis zahlen zu lassen, welcher den aufgewandten Kosten entspricht. Die Art des Stromes, ob Gleich- oder Wechselstrom, die Strom stärke und die Spannung zu bestimmen, bleibt der Ortsbehörde überlasten. Man beabsichtigt, nach und nach das ganze Königreich Sachsen mit einem Netze zu belegen, daß von den an den geeignetsten Plätzen angelegten Centralen ausgeht, und man hält es mit Recht nicht für unwahrscheinlich, daß ein solches Unter nehmen später in die Hände des Staates übergehen werde, wozu um so größere Wahrscheinlichkeit vor handen ist, als die königlichen Ministerien durch bereit willige Ercheilung der Konzession dem Unternehmen selbst das weitgehendste Entgegenkommen gezeigt haben. — Wir werden auf diese Angelegenheit zurückkommen. — Der Verein junger Landwirthe hielt am ver gangenen Sonntag seine letzte Sitzung ab, denn in den Erntemonaten fallen dieselben aus. In der vor letzten Versammlung hatte Herr Julius Göhler aus Hennersdorf in einem Vortrage recht beherzigenswerthe Winke für den Ankauf von Pferden gegeben, dies mal beantwortete Herr Max Hultsch aus Hirschbach in ganz ausführlicher Weise die Frage: warum der Land mann seinen Acker düngen müsse. Außerdem gab der Fragekasten Anregung, sich über die Abnahme der Singvögel, insbes. der Hausschwalben und über die Mittel zu ihrer Schonung auszusprechen. — Eine jetzt von Berliner Blättern gebrachte, gewiß aber auch anderwärts zu berücksichtigende War nung betrifft die bei dem Verkaufe der sogen, neuen Kartoffeln vorkommenden Schwindeleien. Künst liche Frühkartoffeln werden gegenwärtig vielfach da durch hergestellt, daß man kleinere weiße Kartoffeln vorjähriger Ernte in Wasser legt, bis sie sich voll gesogen haben und die Runzeln verschwunden sind. Alsdann werden sie mit einer kräftigen Bürste bear beitet, um die Schale dünn und derjenigen wirklicher Frühkartoffeln ähnlich zu machen. Hiernach bleibt nur noch übrig, für etwas „Bodenanhang" zu sorgen, was weiter keine Schwierigkeiten bereitet. Die Täu schung soll recht gut gelingen und das Geschäft mit diesen „renovirten" Kartoffeln dann einen reichen Ge winn abwerfen. — Die Aushändigung der nach fremden Län dern bestimmten Postsendungen wird nicht selten dadurch erheblich verzögert, daß die Adresse in deut scher Sprache abgefaßt ist. Bei Sendungen nach solchen Ländern in denen die deutsche Sprache wenig oder gar nicht gebräuchlich ist, wird die pünktliche Aus händigung wesentlich dadurch gefördert, daß in der Aufschrift die Sprache des Bestimmungslandes oder doch eine dort bekannte Sprache angewandt und die Aufschrift in lateinischen Schriftzügen abgefaßt wird. Auch empfiehlt es sich, die Adressaten zwar thunlichst bestimmt zu bezeichnen, alle nicht unbedingt noth- wendige Zusätze aber zu vermeiden. K Glashütte. Wie schon erwähnt, hält der Obstbauvcrein für Glashütte und Umgegend Sonntag den 22. Juni aus Anlaß der Uebergabe des im ver gangenen Jahre hergestellten Muster-ObstgartenS ein Frühlingsfest ab, zu dem bereits zahlreiche Einladun gen ergangen sind. Der Empfang der auswärtigen Gäste findet von 10 Uhr Vormittags an statt. Nach mittags 3 Uhr, wie auch Abends 8 Uhr ist Concert im gegenüberliegenden Obstweingarten, letzteres ver bunden mit ital. Nacht. Bei ungünstiger Witterung wird Nachmittags im Gasthof „zum goldnen Glas" ein Vortrag abgehalten werden, während Abends Familien abend stattfindet. Da nicht allein Vereinsmitglieder Zutritt haben, so sieht man einem recht zahlreichen Besuche, besonders von den umliegenden Ortschaften, entgegen. — Auf die am Johannisfest Abends hier ange brannten Höhenfeuer wird noch besonders aufmerksam gemacht. Niederbobritzsch. In der Nacht zum letzten Sonn tag wurde hier ein abscheuliches Bubenstück verübt, indem dem Hausbesitzer Reichert, welcher in einem an sein Haus anstoßenden Gehege zwei muntere Rehe hielt, über die sich Jedermann freute, der Rehbock erschlagen wurde. Mit einem jedenfalls eisernen Gegenstände war dem schmucken Thiere die Hirnschale eingeschlagen. Möge es gelingen, den rohen Thäter, für dessen Ent deckung eine namhafte Belohnung ausgesetzt ist, zu ermitteln und der wohlverdienten Strafe zuzuführen. - Poffendorf. Am vergangenen Dienstag gegen Abends 6 Uhr trug sich bei uns ein recht betrübender Unglücksfall zu. Die im 68. Jahrs stehende frühere Wirthschaftsbesttzerin, Frau verw. F. Pahlitzsch, wollte ein im Hofe ihres Hauswirthes eingeschlafenes Kind in die Stube bringen, stürzte aber mit demselben die 4 zur Hausthür hiuaufführenden steinernen Stufen wieder herab in den Hof. Schnell herzueilende Nach barn fanden die Unglückliche aus mehreren'Kopf wunden blutend im besinnungslosen Zustande, während das Kind keinen Schaden erlitten hatte. Der herbei gerufene Arzt, Herr vr. wock. Dannenberg-Hänichen konstatirte einen Schädelbruch. Ohne die Besinnung wieder erhalten zu haben, starb die allgemein geachtete bedauernswerthe Frau am Mittwoch früh an den Folgen der schweren Verletzungen. — Herr Gemeindevorstand Sommerschuh hat seine Thätigkeit als Schulkassenverwalter am 16. d.M. begonnen und werden nun Schulgeld und Schulanlagen in der Expedition desselben eingenommen. H Poffendorf. Infolge der heftigen Regengüsse, wie sie besonders am Donnerstag Nachmittag ein traten, leidet das auf den Wiesen und in den Gärten liegende Heu ungemein. Recht sonnige Tage würden wegen der Heuernte nun recht erwünscht sein. H Hänichen. Auf hiesigem Kohlenschachte wurde am vergangenen Sonnabende bei der Nachtschicht der Bergarbeiter Vetter aus Cunnersdorf von einem um fallenden Stempel an den Zehen dermaßen beschädigt, daß er im Knappschafts-Krankenhause untergebracht werden mußte. Dresden. Jene blutige Messeraffaire, welche am Spätabend des 2. Osterseiertages bei dem Plauen'schen Grunde in Szene ging und in Verbindung mit dem am gleichen Tage in Kötzschenbroda stattgefundenen Raubmord die Gemüther nicht wenig aufregte, bildete den Gegenstand der Anklage vor dem königl. Schwur gericht am 19. Juni. Des versuchten und vollendeten Todtschlags, bezw. der Begünstigung beschuldigt, er schienen die beiden Schuhmachergehilfen Karl Ernst Heinrich Kummer und Gustav Adolf Lötzsch vor den Geschworenen. Kummer stammt aus Weißstem in Schlesien, ist 21 Jahre alt, noch unbestraft und ar beitete mit dem aus Grünhain gebürtigen, 24 jährigen Mitangeklagten Lötzsch bei dem Schuhmachermeister Hofmann in dem nahen Naundorf. Am 2. Osterfeier- tag früh begaben sich die Angeklagten nach Dresden und besuchten den Bruder Lötzsch's, einen Schneider, mit welchem sie dann einen Ausflug nach dem Großen Garten und nach Striesen machten. Nach dem Abend brot» bei Lötzsch benutzten sie die Pferdebahn bis Plauen und von dort aus nahmen sie den Heimweg über den sogenannten Hohenstein und Alt-Coschütz unter Be nutzung des sogenannten WirthschaftSweges, der durch eine Thalschluchl führt. Die Angeklagten gingen wie der bergauf, als ihnen zunächst ein Brautpaar begeg nete und schon hierbei machte Kummer seinem Hange zu Streitigkeiten und Rohheiten Luft, indem er die Braut des Brauers Wirth, anrempelte. Wenige Mi nuten später vernahm das Brautpaar weibliche Hülse rufe, aus dem Munde der Frau Zimmermann, die in Begleitung ihres Mannes, Schwagers von Wirth und des Schuhmachers Langelütky, vorher mit Ersterem im Gasthofe zu Alt-Coschütz verkehrt hatte. Inzwischen war bereits die entsetzliche That geschehen. Als die Angeklagten den genannten 3 Personen begegneten, hatte Kummer die Frau Zimmermann angerempelt, und sowohl deren Mann, als Langelütky setzten nun den rohen Burschen zur Rede, wobei seitens der An gegriffenen auch Schimpfworte fielen. In demselben Augenblick zückte Kummer sein Taschenmesser, einen Nick fänger von dolchartigem Aussehen, und stach damit wie ein Wüthender auf Langelütky und Kummer los. Tödtlich durch mehrere Stiche in den Kopf verletzt, brach zunächst Langelütky zusammen, der einige Tage später verstarb. Zimmermann war durch mehrere Stiche ebenfalls schwer verletzt und mußte vom Platze ge tragen werden, ist aber inzwischen wieder ziemlich ge heilt worden. Bestätigt wird von den Zeugen, daß Kummer, der allein von dem Messer Gebrauch machte, unmittelbar vor der That ausrief: „Greifen Sie mich nicht an, in einer Minute sino Sie kalt!" Die An-