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Mchmtz-KitW Verantwortlicher Redacteur: Psul Ikhne in Dippoldiswalde, 56. Jahrgang Sonnabend, den 14. Juni 1890 Nr. 69 'Ä Stz K' W M W frischer unter dem befruchtenden Regen der letzten Tage Gras und Getreide sich entwickelt haben, umsomehr scheint es uns angezeigt, wiederholt daran zu erinnern, daß es weder recht noch schicklich ist, zum Zwecke des Blumenpflückens in Wiesen und Felder hineinzutreten, um zu den gewünschten Blumen zu gelangen. Min destens wird man sich zu beschweren keinen Grund haben, wenn der dazu kommende Besitzer dem Eindringlinge kräftigst den Standpunkt klar macht. „Manch' bunte Blumen sind an dem — Rand", daß Freunde von Feldblumen Stoff genug zu einem umfangreichen Strauße ohne Betreten der Wiesen finden. Selbstver ständlich gilt diese Mahnung besonders den jugendlichen „Flurläufern", die ohne Rücksicht auf Weg und Steg, wie weiland die Holke'schen Schaaren „Querfeldein durch die Saat, durch das gelbe Korn" streifen, wenn es etwa gilt „Räuber und Soldaten" zu spielen. Es sind derartige Streifpatrouillen auch Heuer wieder be obachtet worden und die betreffenden Besitzer thun wohl daran, wenn sie sich dergleichen Unfug nicht ge fallen lassen, der meist in den späteren Abendstunden zu geschehen pflegt. Da kommen wir schließlich auf das schon oft ausgesprochene Verlangen zurück: „Beim Dunkelwerden gehören Kinder in's Haus, unter das Auge der Eltern." — Wir bitten, den heutigen Vortrag im Gewerbe verein nicht zu vergessen. Der Anfang ist punkt 8 Uhr, nicht fiiSter! Da der Eintritt von Gästen un beschränkt ist, so haben selbstverständlich auch Damen Zutritt. — Bekanntlich soll vom 16. Juni ab bei den österreichischen Staatsbahnen der Zonentarif in Kraft treten. Viele Reisende sind nun der Ansicht, die billigen Fahrpreise würden auf allen österreichi schen Eisenbahnlinien vom obigen Tage an eingeführt, dem ist jedoch nicht so. Auf der böhmischen Nord bahn bleiben z. B. vorläufig die alte Preise in Kraft und es ist noch nicht bekannt, zu welcher Zeit eine entsprechende Aenderung dortselbst eintritt. Die Nord bahn wird nicht von der österreichischen Staatsbahn mit verwaltet und soll Weiteres erst in einer Ver waltungsrathssitzung beschlossen werden. * Löwenhain. Am Donnerstag früh, den 12. d. Monats, erhing sich in der Scheune seines Gehöftes der hiesige Gutsbesitzer Bretschneider. Derselbe war 47 Jahre alt, verheirathet und Vater von 5 noch am Leben befindlichen Kinder. Ohne Zweifel liegt Schwer- muth zu Grunde. -tz Kleincarsdorf. Der beim Stuhlbauer Renner Hierselbst in Lehre stehende und im Hause des Cigarren fabrikanten Lehmann wohnende 15 jährige Emil Wirth- gen hat dem Letztgenannten nach und nach 800 Stück Cigarren entwendet. Soeben entdeckte man den Verlust und sogleich ist auch der Dieb, der zur Zeit die ver stauchte rechte Hand in der Binde trägt, flüchtig ge worden. Hoffentlich wird derselbe recht bald ermittelt und nach erfolgter Bestrafung auf den Weg der Besserung geführt. ReinhardSgrimma. Vergangenen Sonntag, den 8. Juni, beging die hiesige freiwillige Feuerwehr ihr 20 jähriges Stiftungsfest. Trotz des etwas trüben Gesichtes, das der Himmel zeigte, hatten sich auf er gangene Einladung hin doch mehrere auswärtige Feuer wehren, resp. Deputationen solcher (Rabenau, Reich städt, Glashütte, Kreischa rc.), zur Theilnahme am Feste eingefunden. Bis 4 Uhr Nachmittags fand Empfang der Vereine statt, gegen 5 Uhr offizielle Be grüßung derselben, sowie der theilnehmenden Festjung srauen, des Militärvereins von ReinhardSgrimma und Umgegend, des Gesangvereins „Liedertafel" und des Jugendvereins daselbst, nach Gesang des Liedes „Brü der reicht die Hand zum Bunde", in schwung- und kraftvoller Ansprache durch Herrn Kantor Handrack. Nach dieser Begrüßung arrangirte sich der ansehnliche Festzug zum Marsche durch das mehrfach mit Ehren- LoLales und Sächsisches Dippoldiswalde, 13. Juni. Je üppiger und Amtsblatt fiir die Königliche Amtshguptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte Md die StadtriW zu Dippoldiswalde und Irauenstein KrikgsriWWN mi> Lrirdtnsgedautm. Inmitten der gewaltigen Kriegsrüstungen, welche in den letzten Jahren in fast alle» Staaten Europas stattfanden und, wie die Militärbudgets aller Länder zeigen, in verstärkter Weise gegenwärtig noch stattfinden, ja, für die nächsten Jahre leicht noch eine außerordent liche Verstärkung erfahren können, da ist es wohl nur zu natürlich, daß die Menschen nach Plänen und Ideen ringen, welche schließlich den Kriegsrüstungen doch ein Mal ein Ziel setzen und den Friedensgedanken allgemeine Geltung verschaffen möchten. Die Friedens gedanken sind nun aber glücklicher Weise von den Kriegsrüstunsen und der Forderung höchster Kriegs bereitschaft nicht so grundverschieden, wie der gemüth- volle Friedensfreund bei dem Anblicke des in Waffen starrenden Europas zuweilen denken mag, denn es gilt schon seit den Zeiten der ersten Römer, der größten Realpolitiker des Alterthums, als ein Grundsatz der praktischen Politik, daß derjenige Staat, welcher den Frieden erhalten wolle, energisch auf seine Kriegs bereitschaft bedacht sein müsse, und erwägt man die Ursachen, welche gewöhnlich Kriege herbeiführen, so muß man auch heute noch zugeben, daß die Römer mit ihrem Sprichworts: 8i vis paooni, para bellum! vollständig Recht hatten. Die gewöhnlichste Ursache des Krieges ist doch der Versuch eines stärkeren Staates, einen schwächeren zu überwältigen, die nächste Ursache ist dann die Entflammung einer Revolution und die dritte besteht in Unterdrückung berechtigter staatlicher Forderungen auf internationalem Gebiete. Sämmt- liche drei Kriegsursachen müssen aber doch sehr an ihrer Bedeutung verlieren, wenn jeder Staat über ein tüchtiges Heer verfügt, welches ehrgeizigen und er oberungslustigen Nachbarstaaten die Lust zu Angriffs kriegen verleitet, welches ferner in der Lage ist, re volutionäre Bewegungen im Keime zu ersticken und Forderungen des Staates auf dem internationalen Rechtsgebiete mit Nachdruck durch den einfachen Hin weis aus den Besitz eines starken Schwertes zu unter stützen. Daraus geht deutlich hervor, daß eine möglichst große Kriegsbereitschaft und die starke Rüstung die wirksamste Stütze der Friedensgedanken jedes weise regirten Staatswesens sind, und daß man den gegen wärtigen Zustand in Europa den bewaffneten Frieden nennen muß, denn jeder Angreifer muß die Lust zu Eroberungskriegen verlieren, wenn er sich einem starken, kriegsbereiten Gegner gegenüber sieht. Die wachsende Kriegstüchtigkeit einer Nation verbürgt daher mit dem gleichzeitigen militärischen Wettstreite der übrigen Völker den Frieden viel sicherer als irgend welche papierenen Abmachungen, denn zweifellos hätten die Franzosen schon längst den Frankfurter Vertrag zer rissen und für ungültig erklärt, wenn das deutsche Schwert sie nicht daran hindern würde. Demnach müßten fortwährende gesteigerte Kriegsrüstungen nöthig sein, um den Frieden zu erhalten? Diese Wahrheit ist indessen naturgemäß nur so lange wahr, so lange auf dem Gebiete des friedlichen Völkerwettstreites, dem Handel und der Industrie, die Anschauung von dem solidarischen Friedensinteresie noch nicht allgemein durchgedrungen ist. Diese in eine weniger kriegerische Periode einlenkende Entwickelung der Kulturvölker ist eine allgemeine politische Bildungsfrage allerersten Ranges und kann nur ganz allmählig erreicht werden, zumal die verschiedenen Völker immerhin noch ziemlich verschiedene politische Bildungsstufen einnehmen. Die Gegensätze der politischen Entwickelung sind zumal in Europa durch die Raffenunterschiede der Völker, ferner durch die verschiedenartigen Religionen, ferner durch das Klima und die Bodenbeschaffenheit des europä ischen Erdtheiles sehr stark ausgeprägt und können daher auch nur langsam ausgeglichen werden. Inserate, welche »ei der bedeutenden Auflage drt Blattes eine sehr «uck- same Verbreitung finden,. werden mit 1v Pfg. dre Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« MPsg. pforten geschmückte Dorf. Voraus schritt eine Ab teilung der Reinhardsgrimmaer Feuerwehr, ihr folgten ein Musikchor, dann zahlreiche Festjungfrauen, drei Jubilars der Reinhardsgrimmaer Feuerwehr (Böttcher meister Höhne, Schuhmachermeister Köhler und Stuhl bauer Küchler), welche derselben seit 20 Jahren un unterbrochen als treue Glieder angehören, ferner der Gemeinderath, Ehrengäste, auswärtige Feuerwehren, der Gesangverein, der Militärverein mit Fahne, die Mitglieder des Kasinos, zahlreiches Publikum und zum Schluffe abermals eine Abtheilung der Reinhards grimmaer Feuerwehr. Wieder im Saale des Erb- gerichtsgasthofes angelangt, hielt, nach Vortrag des Liedes „Wem Gott will rechte Gunst erweisen" durch die Liedertäfler, Herr Pastor Hoffmann eine die Be deutung des Tages würdigende Festrede, namentlich der Entstehung der Jubel-Feuerwehr aus einem ehe maligen Turnverein und ihrer Verdienste gedenkend, ihr den gebührenden Dank aussprechend, Fortblühen und Gedeihen wünschend. Nach ausgebrachten brausen den Hochs auf die Jubilarin endete dieser feierliche Akt mit dem Gesänge „Ich kenn' ein'» Hellen Edel stein". Ein Festball, mehrfach durch herzliche An sprachen unterbrochen, hielt auswärtige und einheimische Theilnehmer bis zum frühen Morgen in fröhlichster Stimmung beisammen. Noch sei erwqhnt, daß die 3 Jubilars durch Ueberreichung vou Diplomen seitens des LandeSausfchuffes ehrend ausgezeichnet wurden. 4 Kreischa, 12. Juni. In der hier bestehenden altrenommirten Wasserheilanstalt, Sanatorium für Nervenkranke, sind in diesem Jahre bis jetzt 61 Pa tienten ausgenommen worden, wovon sich gegenwärtig noch 28 Personen in der Kur befinden. Von den 28 Badegästen wohnen 22 im Kurhause und 6 haben sich auf Wunsch im Orte einlogirt. -- Poffendorf. Der hiesige Kirchenvorstand er wägt zur Zeit die Entscheidung einer Frage, die für unsere Parochie von großer Wichtigkeit ist. Man be absichtigt nämlich die Einrichtung einer Luftheizung in unserer schmucken Kirche. Freilich würde mit Aus führung dieses Projekts einem fühlbaren Uebelstande abgeholfen werden, es würden sich aber auch die jetzt schon nicht geringen Kirchenanlagen noch bedeutend erhöhen. Die definitive Entscheidung des Kirchenvor stands erfolgt in Bälde. 4 — Infolge des heftigen Regens am vergangenen Donnerstage wurde die Heuernte, die in unserer Gegegend schon recht im Gange ist, wieder unterbrochen. 4 Wilm-dorf. Am Sonntage fand im hiesigen Knüpfer'schen Gasthofe eine öffentliche Versammlung, behufs Gründung eines Backvereins statt, welche recht gut besucht war. Nachdem Herr Neubert-Welsch hufe in seinem Vortrage über den Zweck eines solchen Vereins und die dabei einzuschlagenven Mittel und Wege in klarer Weise gesprochen hatte, wurde zur Gründung des Vereins, der Wahl eines Vorstandes und der Ausschussmitglieder geschritten. — Aus Altenburg schreibt man: Während der An wesenheit des Kaisers Wilhelm in Altenburg hatten die Hormetjungfern Hulda Rauschenbach aus Kratschütz und Marie Kresse aus Lehma die Ehre, demselben unter Ansprachen Blumenspenden zu überreichen. Der Kaiser har ihnen als Anerkennung hierfür dieser Tage kostbare Brachen mit seinem Namenszuge und der In schrift: „Altenburg, 4. Mai 1890" übermitteln lassen. Hänichen. Auf dem Beckerschachte wird vom 28. Juni bis 6. Juli das Getriebe vollständig still stehen; die Direktion läßt, um jeden Unfall vorzu beugen, die Einfahrt, in welcher die sogenannten Hunte aus- und niedergehen, mit neuen Brettern ver schalen. Die Bergleute dieses Kohlenschachtes arbeiten jetzt täglich einige Stunden länger, damit sie keine Einbuße erleiden. Der Kohlenverkauf nimmt jedoch während der gedachten Zeit seinen ungestörten Fortgang. Dresden. Ein interessanter Prozeß wird zwischen Dle „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.