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Wcheritz -Mims „Welßerltz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- nml: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. jü Psg., zweimonatlich St Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- - , , Amtsblatt für die LSmakche Vmtshauptmannschast MpMiswalde, sowie für di- Königlichen "Amtsgerichte md di- Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage del Blattes ein» sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder oere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt* Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Lheile, di« Spaltenzeil« 20 Psg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 59. " Dienstag, dm 20. Mai 1890. 56. Jahrgang. okokates ««d Sächstfches. Dippoldiswalde, 19. Mai. Am Sonnabend mit dem Abendzuge kamen hier 12 Radfahrer aus Meißen an, die bis Hainsberg per Dreirad, von da mit der Bahn gefahren waren. Die lustige Gesellschaft über nachtete in „Stadt Dresden" und unternahm früh 8 Uhr von hier einen Ausflug in der Richtung nach Teplitz. — Der gestrige Frühzug war merkwürdigerweise trotz des herrlichsten Wetters nur schwach besetzt. Die Nähe von Pfingsten dürfte die Ursache dieser aus nahmsweise schwachen Frequenz gewesen sein. — Die Nähe dieses „lieblichen" Festes hatte auch ihren Ein fluß auf die Sommerparlhie der Dresdner Bogen schützengesellschaft insofern ausgeübt, als die Be theiligung an derselben wesentlich schwächer ausgefallen war, als man erwartet hatte. Früh in Malter mit Musik empfangen, waren die Theilnehmer dort aus gestiegen, um durch das Bödichen (wo das Frühstück eingenommen wurde) über Berreuth eine Fußparthie zu unternehmen, die bei dem unbeschreiblich schönen Wetter gewiß zur Befriedigung aller Theilnehmer und Theilnehmerinnen ausgefallen ist. Mittags 1 Uhr rückten die heiter gestimmten Ausflügler mit Musik hier ein, um im Rathskeller das Mittagsessen einzunehmen. Nachmittags fand im Schiebhausgarten Concerl und allerlei Belustigung, auch für die zahlreichen, geduldeten jugendlichen Zaungäste, statt, bis der 9 Uhr-Zug die Residenzler wieder heim brachte, hoffentlich recht gestärkt zu den Mühen und Geschäften der neuen Woche. Mögen sie daheim erzählen, wie erquickend sich's in unserer ozonreichen reinen Bergluft athmen läßt. — Anläßlich des Pfingstfestes erhalten die Rück fahrkarten auf den Eisenbahnen eine verlängerte Giltigkeit und zwar gelten die Rückfahrkarten für den Lokalverkehr, welche am Sonnabend vor Pfingsten ge löst werden, zur Rückfahrt bis mit Freitag nach Pfing sten. Die Ztägigen Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen einerseits und Stationen der kgl. Eisen bahn-Direktions-Bezirke Magdeburg, Erfurt, Berlin und Breslau, sowie der thüringischen Privatbahnen und der Dahme-Uckroer Bahn andererseits, welche am Sonnabend vor Pfingsten gelöst werden, gelten zur Rückfahrt bis mit Dienstag nach Pfingsten. Im Uebrigen finden auf diese Rückfahrkarten die Be stimmungen, welche allgemein für Benutzung von Rück fahrkarten über die Mitternacht des letzten Geltungs tages hinaus bestehen, Anwendung. — Mit dem 15. Mai ist in Sachsen die Jagd auf Schnepfen, sowie auf Hähne von Auer-, Birk und Haselwild zu Ende gegangen. Für die Jäger ruht nun die Jagd auf säwmtliches Nutzwild bis zum 1. Juli, an welchem Tage die Abschußzeit auf männliches Edel- und Damwild, sowie für Rehböcke und Wild enten beginnt. Nur Schwarzwild, Raubthiere und Raubvögel können nach wie vor geschossen oder-ge- fangen werden. Oberhäslich. Am vergangenen Sonnabend ist hier vie Ehefrau eines Gutsbesitzers durch das Scheunen- loch auf die Tenne gefallen. Das Loch ist zwar zu gedeckt gewesen, doch scheint der Beleg nicht ganz richtig paffend gewesen zu sein, denn derselbe fiel mit der darauf Tretenden zusammen in die Tiefe. — Die Un glückliche hat sich eine Gehirnerschütterung und eine Schulterverrenkung zugezogen. S Glashütte. Der jetzt in Bärenstein wohnhafte Uhrmacher Th. Estler, welcher erst Anfang dss. Js. eine Strafe wegen Sittlichkeitsverbrechen verbüßt hatte, ist neuerdings wieder wegen gleicher Verbrechen ver haftet und in das Amtsgericht Lauenstein abgesührt worden. — Ein im obern Gasthofe in Dittersdorf in Dienst stehender junger Mensch, welcher einen dort über nachtenden Fremden mehrere Sachen stahl, wurde ebenfalls dieser Tage vom hiesigen Gendarm nach Lauenstein abgeführt. — Der Rabenauer Turnverein 'hatte als End punkt für einen Ausflug unfern Ort gewählt und traf in der Strärke von ca. 30 Mitgliedern heute, Sonn tag, Vormittag 10 Uhr hier ein, begrüßt vom hiesigen Turnverein. Nach einigen frohen, gemeinsam verlebten Stunden erfolgte Nachmittag 4 Uhr der Abmarsch über Schmiedeberg. 4 Possrndorf. Die für hiesige Kirche vor circa 5 Jahren von Herrn Uhrenfabrikant Wolf-Glashütte gelieferte und aufgestellte Thurmuhr, welche während dieser Zeit immer genau und sicher im Gange geblieben ist, bedarf zur Zeit einer kleinen Reparatur, welche von Herrn Wolf gegenwärtig ausgeführt wird. — Zur jetzigen wonnigen Zeit zieht es Natur freunde mit Gewalt hinaus in Gottes schöne Welt, und besonders ist es der duftende Wald, welchen man sich zu seinen Wanderungen auswählt, um da Erholung und Stärkung zu finden. In dieser Beziehung bietet uns unser nahegelegener ozonreicher „Poisenwald", was wir wünschen. Dieser Wald ist nicht nur reich an schön geordneten Waldwegen, sondern wir finden darin auch hübsche Rastplätze. Wir erwähnen nur die reizend gelegenen sog. „steinernen Tische", welche in früheren Jahren von Vereinen und Gesellschaften oft als LieblingSpunkt auserwählt wurden, wo manches Picknick abgehalten und manches volltönige Lied in den Wald erschallte. (Im Jahre 187S sand hier eine Sängervereinigung von einigen 100 Sängern statt.) Leider sind die „steinernen Tische" mit den Jahren etwas ruinenartig geworden und man läßt sie auf seiner Wanderung oft „links" liegen. Gewiß würde es mit Dank anerkannt werden, wenn z. B. die Ge birgsvereine diesen reizenden Punkt wieder auffrischen und ihm die gehörige Ordnung zu geben sich geneigt zeigten. Wandern wir im Walde weiter, so gelangen wir bald an das dicht am Walde gelegene Restaurant „zum Jägerhaus", wo für Labung feiten des Wirthes Sorge getragen wird. In der Nähe erhebt sich dann der weit und breit bekannte Lerchenberg mit seiner herrlichen Fernsicht und seinem beliebten Restaurant, dessen vorzügliche Küche uud Keller hinlänglich be kannt sind. Dresden. In den festlich geschmückten Räumen der vormaligen Neustädter Gardereiterkaserne fand am 17. Mai früh die Eröffnung der XV. Pferde-Aus- stellung statt. Die gleichzeitig in Wien stattfindende land- und forstwirthschaftliche Ausstellung ließ hier und da die Befürchtung laut werden, es werde in diesem Jahre die Beschickung Dresdens aus Wien und Ungarn eine schwächere sein; erfreulicherweise hat sich das Gegentheil herausgestellt; es ist aus Oesterreich- Ungarn kostbares Material in reicher Auswahl einge troffen und gerade diese Erscheinung spricht für den wohlbegründeten Ruf der Solidität und der sachge mäßen Leitung des Unternehmens. Das Komitee bilden die Herren Graf Wilding von Königsbrück, Rechtsanwalt Lesky, Frhr. von Burgk auf Schönfeld, Gutsbesitzer Roßberg auf Münchhof, Oberst Schlaberg aus Pirna, Rittmeister Hennig Philipp von Stammer aus Dresden, Justizrath vr. Stein I. und Premier lieutenant Gras zu Münster aus Moritzburg. Der Verkauf von Pferden war schon Tags vorher ein sehr lebhafter. Auch die Ankaufskommission für Pferde, bestehend aus den Herren Gras Wilding-Künigsbrück, Oberst Schlaberg und Rittmeister von Stammer, be gann schon zu früher Morgenstunde ihr schwieriges Werk, indem unter nahe 300 zum Ankauf angemeldelen Thieren die Auslese von 60 Stück begann. An inter essanten Schaustellungen und Vergnügungen fehlt es während der drei Ausstellungstage nicht. Sonntag und Montag Vormittag und Nachmittag sanden Concerte von Militärkapellen statt. Weiter wurden an diesen beiden Tagen von 2 Uhr Nachmittags ab die prämiirten und zur Verloosung angekauften Pferde vorgeführt und ein Preisfahren, -Reiten und -Springen schloß sich an. Die Verloosung selbst fand Montag 12 Uhr statt. Was die Aussteller betrifft, so fehlt unter diesen kaum ein von früher her bekannter Name. Auch der sächsische Fohlenaufzuchtverein stellte sich mit 18 Stück ein rühmliches Zeugniß seiner mühevollen Thätigkeit aus. Auch die Ausstellung gewerblicher Erzeugnisse war reich beschickt, vornehmlich durch Wagen aller Art, sowie in Reit- und Fahrutensilien. — Das Grobfeuer, Donnerstag Nachmittag, das, wie schon mitgetheilt, den früheren Schuppen deS Train bataillons, das jetzige Fouragemagazin von Opitz, auf dem Hospitalplatz Nr. 6 zerstörte, hat einen ganz be trächtlichen Schaden verursacht. Nicht allein, daß daS dem StaatSfiskuS gehörige Gebäude völlig vernichtet worden ist, auch der Fouragevorrath, Maschinen und Gerätschaften sind in den Flammen umgekommen. Verbrannt sind u. A. 2200 Ctr. Stroh, 600 Ctr. Heu, 2 Häckselmaschinen, 1 Dampfmaschine, 1 Haferquetsch maschine, 2 Schlitten und große Mengen Geschirrtheile und Pferdedecken. Verschiedene Umstände bei den Unter suchungen über die Entstehungsursache des Brandes sprachen für Brandstiftung. Die eingehendsten Nach forschungen gaben denn auch bald für den Inhaber des Fouragemagazins, Opitz, derartige Echuldbeweise, daß man einen Hastsbefehl gegen ihn erließ. Opitz wurde noch am Donnerstag auf dem Leipziger Bahn hofe, als er mit seiner Familie von einem Ausflug zurückkam. den er während des Feuers unternommen hatte, verhaftet und der Staatsanwaltschaft übergeben. — Im Laufe des vergangenen Schuljahres von Ostern 1889 bis Ostern 1890 waren in der „Säch sischen Schulzeitung" 204 Lehrerstellen an Volks schulen zur Besetzung ausgeschrieben. Die Ausschrei bung zeigte im Laufe des Jahres eine stete Zunahme. Im ersten Vierteljahre waren 25, im dritten 62 und im vierten 67 Stellen ausgeschrieben. Erwägt man nun, daß freigewordene Stellen, vielfach, besonders in Städten, ohne Ausschreibung durch Ausrückenlaflen besetzt wer den, und daß viele ständige Stellen durch Hülfslehrer auf dieselbe Weise Besetzung finden, während die letzteren Stellen beim Osterabgange der Seminaristen durch die Bezirksschulinspektoren unmittelbar ergänzt werden, so ergiebt dies einen ganz bedeutenden Lehrer wechsel und Lehrerbedarf im Laufe eines Jahres. An einen Ueberfluß an Lehrkräften im Volksschulfache ist wohl auf lange hinaus noch nicht zu denken. Sebnitz. Der hiesige Sängerverein, Mitglied des Elbgausängerbundes, begeht Sonntag, den 29. Juni, sein fünfzigjähriges Jubiläum. Dasselbe soll mit der Weihe eines neuen Banners, mit Festconcert und Kommers gefeiert werden. Freiberg. Das Stadtverordnetenkollegium hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, dem zum Oberfinanz rath ernannten Bürgermeister Beutler, falls er in Freiberg bleiben werde, eine jähliche Gehaltszulage von 1500 M. anzubieten. Der Stadtrath soll ersucht werden, diesem Beschlüsse bcizutreten. — Am Himmelfahrtstage früh in der 7. Stunde wurde in den Rathswaldungen nahe am Erzengler Teich bei Berthelsdorf eine freche Wilddieberei aus geführt. Der im Walde mit zwei Holzarbeitern an wesende Forstgehilfe hörte einen Schuß fallen, dem er sofort nachging, wobei er zwei Männer ein Stück Wild fortschleppen sah. Die nunmehr rasch verfolgten Wild diebe ließen die Beute im Stich und ergriffen das Hasenpanier. Nach einem langen Dauerlaufe wurde einer der Diebe, ein in Brand wohnenver bayerischer Handarbeiter, der eine Stockflinte bei sich führte, er griffen und festgenommen. Der Andere ist entkommen, doch wird er dem Arm der Gerechtigkeit nicht entrinnen. Mühltroff. Ein 12 Jahre alter Knabe schoß vor einigen Tagen mit einem kleinen Zündplättchenpistol in das Spundloch eines leeren Spiritusfaffes, wodurch das Faß unter starkem Knall zersprang und ein in der Nähe stehender Knabe von den umherspringenden Faßtheilen im Gesicht und an anderen Körpertheilen schwer verletzt wurde.