Volltext Seite (XML)
Amtsblatt Nr. 41. 56. Jahrgang. - - Jnj«ate, «ach?. bedeutend«« Auflage d^ Blatte« ein» sehr «m» same Verbreitung finde» «erden mit 10 Pfg, di« Spaltenieile oder v«v« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entspreche» dem Ausschlag. — Eina»» sandt, im redaktionell« «heile, die Spalten-eil» 20 Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- taa und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. zk Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für die Königliche Amtshauptmamschaft Mppoldiswalde. sowie für die Königtichm Amtsgerichte und die Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Zsraumstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Achill in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 5. April 1890. Es bebt durch die Erde ein freudiges Regen Und füllet die Herzen wie heimlicher Segen: Die sprossenden Blüthen an allen Straßen, Geschmückte Menschen auf Markt und Gassen Und festliche Glocken in allen Landen Verkünden: Der Heiland ist auferstanden! Erwachet! Erwacht aus drß Lebens Mühen und Sorgen, Erhebet die Häupter, der Ostermorgen Ist nach der LeidenSzeit traurigen Wochen Für jedes Menschenherz angebrochen, Das sich sein Hoffen, Lieben und Glauben Nicht läßt durch Spötter und Zweifler rauben — Erwachet! Öfter«. Wen harten Siechthums Fesseln bezwungen, Wer schwer mit Roth und Trübsal gerungen, Wer in Leid und Schmerzen wollte verzagen Und meinte, er könne sie nimmer tragen, Vom Strahle der Ostersonne getroffen, Erwach' er zu neuem Leben und Hoffen! Erwachet! And die sich verloren in finsteres Hassen, Im Unmuth Freund und Bruder verlassen, Des Andern bittendes Wort überhörten, Die Ruhe des Herzens sich selbst zerstörten, O fänden beim Klange der Osterlieder Den Weg zum Frieden, zur Liebe sie wieder! Erwachet! Und die, befangen in rohen Genüssen, Rur sinnliche Güter zu schätzen wissen, Und die, vom eigenen Dünkel trunken, In Atheismus und Wahn versunken, Sie rufen zum Glauben mit freundliche» L«kn», Zu höherem Streben die Osterglocken! Erwachet! Alljährlich kehrt das Fest uns wieder; Wohl läuten die Glocken, wohl tönen die Lieder, Doch der nur hat ihre Sprache verstanden, Der ausersteht aus traurigen Banden. O, soll un« des Festes Glück nicht fehlen, Laßt Ostern eS werden in unser» Seelen: Erwachet! Ostern. Mit den herrlichen Empfindungen poefievoller Früh- lingssreude und weihevoller religiöser Erinnerung feiern wir wiederum das hehre Osterfest. Das Aus erstehungsfest in der Natur, die ersten Frühligsboten unter den Blumen und das erste zarte Grün in Flur und Ham sind uns zu erhabenen Symbolen für die Auferstehung des Heilandes, für den Steg des Geistes über den Tod und der barmherzigen Liebe über die Sünde und Schänolichkeit dieser Welt geworden. Wie kleinlich, wie nichtig erscheinen uns dieser Zuversicht, dieser großen, schönen Hoffnung gegenüber doch alle irdischen Sorgen des menschlichen Daseins. Der Beste, der Reinste, der Erhabenste, der je zu dem menschlichen Geschlechte gezählt wurde, Jesus Christus, der Be gründer der christlichen Weltreligion, erduldete das Schrecklichste, welches teuflische List ersinnen konnte, um einen Menschen zu quälen, und statt der Ver nichtung der Person und der Sache, welche in Christus verkörpert war, wurde durch die Martern unv den Kreuzestod des von seinen Feinden geächteten Christus geraoe der Sieg und Triumph der christlichen Religion herbeigesührt. Welch' ein Trost liegt da doch in der göttlichen Bedeutung des Ostersestes für alle Diejenigen, welche schwer heimgesucht wurden, welche mühselig und belade» durch das Leben gehen! LeidenSzeit ist nach christlichem Zeugniß nur Prüsungszeit, und Prüfungen und Heimsuchungen, die ehrbar überstanden werden, können ebenfalls nach christlicher Heilbotschast nur zu Läuterungen, nur zu reinerem, höherem Leben führen. Welch' ein Segen könnte gerade der gegenwärtigen Menschheit aus diesen christlichen Grundwahrheiten er wachsen, wenn sie mehr, als es leider geschieht, be achtet und auf Alles, was das Menschenherz bedrückt, angewandt würben! Wie viel Unfrieden, wie viel Unzufriedenheit würden da nicht aus der Welt ver schwinden! Und wie hohl, wie erdärmlich und öde würden dann jene gleißenden, in die bethörten Mafien geworfenen Phrasen erscheinen, wonach einfach durch Aenderung der Staatsgesetze alle Noth und alles Elend aus der Welt dekrelirt werden könne! Mag Gott geben, daß dieser furchtbare Wahn nicht noch weiter in den Köpfen bethörter und schwacher Menschen um sich greise und mag eine Auferstehung der Geister vom blendenden, gefährlichen Wahn zur reinen Erkenntniß der Dinge und zu den Gütern, die allein Heil und Segen spenden können, stattfinden! Es ist dies unser dresjährifcher Osterwunsch für das deutsche Vaterland und sür die ganze christliche Welt. Lokales «ad Sächsisches. Dippoldiswalde, 4. April. Zu unserm Bericht über die Bismarck-Feier sind wir veranlaßt eine Er gänzung zu geben. Der von Herrn Obersteuerkon- troleur Erbe ausgebrachte Trinkspruch galt nicht so wohl den Frauen im Allgemeinen, als vielmehr den fürstlichen Frauen: der deutschen Kaiserin, unserer Königin, der Gemahlin des Reichskanzlers. Ferner widmete Herr Bezirkssteuerinspektor Kretzschmer sein Hoch nicht nur dem Festredner, sondern den Veran staltern der Feier, als welchem besonders Herrn Kauf mann Stadtrath Reichel dankbare Anerkennung gebührt. — Die Kommunion am Gründonnerstag, an welcher nicht nur die Konfirmanden, sondern auch deren Angehörige und andere Gemeindeglieder theil- nahmen, war wohl eine der stärksten, die hier vorge kommen sind; es nahmen 270 Personen an derselben theil. — „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht", konnte man am Morgen des Gründonnerstags citiren, denn weiß blickten Dächer und Fluren; kleine Wasser lachen waren gefroren. Ueberhaupt war die Tem peratur bereits Dienstag ziemlich niedrig, was zwar nach bisher gemachten Erfahrungen keineswegs zu verwundern, aber bei den bisherigen hohen Wärm graden um so empfindlicher ist. Wenn der Fort schritt der Vegetation dadurch ein wenig zurück gehalten wird, so schadet das gar nichts; nur wollen wir hoffen, daß der erste Ansatz des grünen Blätter schmuckes durch wiederkehrende starke Fröste nicht ver nichtet wird. — Mit Ende dieses Monats legt die hiesige Fortbildungsschule für Mädchen ihr 4. Schul jahr zurück. Von den 67 Schülerinnen, welche bis her den gesammten Unterricht oder auch nur einzelne Fächer besucht haben, waren 13 von Auswärts. Benutzen viele von ihnen die gewonnenen Kenntnisse und Fertigkeiten, um den Vater in der Führung seiner Geschäftsbücher oder der Mutter im Hause beizustehen, so verwerthen andere dieselben in ihren Stellungen in fremden Familien. Vor einigen Tagen sind Pro spekte dieser Schule zur Vertheilung gekommen und sind solche auch noch bei Herrn Lehrer Buckel zu haben. Konfirmirten Mädchen kann im Interesse ihrer Zukunft, die sich ja nicht voraussehen läßt, der Besuch dieser Schule angelegentlich empfohlen werden. — Die diesjährigen Frühjahrs-Kontrol-Ver- sammlungen, zu welchen sämmtliche Reservisten, Landwehrleute 1. Aufgebots, Dispositions-Urlauber, zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassene und Ersatz Reservisten zu erscheinen haben, finden im Land wehr-Bezirk Pirna in der Zeit vom 15. bis mit 26. April statt und zwar im Meldeamtsbezirk Dippoldis walde: am 15. April, Vorm. 9 und 11 Uhr in Lauen stein, am 17. April, Vorm. 9 und 11 Uhr in Frauen stein, am 18. April, Vorm. 9 und 11 Uhr und am 19. April, Vorm. 9 Uhr in Dippoldiswalde. Die Militärpapiere sind mitzubringen. Besondere Ge stellungsbefehle zu den Kontrol-Versammlungen werden vom königl. Bezirks-Kommando nicht ausgegeben; es liegt im Interesse der betheiligten Mannschaften, daß sich dieselben pünktlich auf den Kontrolplätzen ein finden, da das Nichterscheinen zur Kontrol-Versamm- lung ebenso streng bestraft wird, als die Nichtbefolgung eines Einberufungsbefehls zur Uebung. Außerdem wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß die a» der Kontrol - Versammlung theilnehmenden Mann schaften währAid der ganzen Dauer des Tages, an welchem dieselve stattfindet, zum aktiven Heere gehöre« und somit auch hinsichtlich der Vergehen gegen Civil- personen der Militärgerichtsbarkeit unterstehen. )( Frauendorf. Am I. April, dem 75. GeburtS- - tage Fürst Bismarcks, wurde auch in unserem Orte zu späterem Gedächtniß des großen Deutschen eine „Bismarck-Rüster" in die Umrahmung des Schul- Spielplatzes gepflanzt, der zu Königs Geburtstage noch eine „Königs-Tanne" beigefügt werden soll, so daß sich dann aus den Anfangsbuchstaben der sechs ge pflanzten deutschen Waldbäume: Ahorn, Karola-Linde, Reformations-Buche (gepflanzt 10. November 1889), Wettin-Giche (16. Juni 1889), Bismarck-Iküster und Königs-Tanne der Name unsers Königs ergiebt. — Ein neulich in diesem Blatte erwähnter „weißer* Staar ist auch hier im vorigen Herbste mehrfach be obachtet worden und verfolgt worden, doch gelang eS nicht, seiner habhaft zu werden. Kreischa, 1. April. Der hiesige Gemeinderath ist eifrig bemüht, unfern Ort mit anderen in der Weiterentwickelung stetig fortschreiten zu lassen und die Einwohnerschaft mit nützlichen Anschaffungen und Einrichtungen zu erfreuen. Soeben ist im Garten des Etablissement Masche ein dauerhaftes SteigerhauS fertiggestellt worden, das besonders durch das japani sche Dach mit Erkerfenster ein äußerst schmuckes An sehen erhalten hat; vor allem aber ermöglicht die Ein richtung desselben dem Steigerkorps der hiesigen frei willigen Feuerwehr Uebungen, die bisher in Erman gelung eines solchen unterbleiben mußten. Weiter hat die Gemeindevertretung beschlossen, sofort den Bau einer Wasserleitung in Angriff zu nehmen. Im Garten des Gutsbesitzer Ullrich'schen Grundstückes wird der dort vorhandene überaus starke Quell in ein zu erbauendes Reservoir geführt, von dem aus die Leitung des klaren Wassers durch Röhren in den Ort erfolgt. An verschiedenen noch zu bestimmenden Stellen der Straße werden dann eiserne Druckplumpen angebracht. Die Kosten für dieses Unternehmen wer den aus den Erträgnissen der hiesigen, vom verstor benen Rittergutsbesitzer HauSmann errichteten, ren tablen Sparkasse bestritten. « Poffendorf, 1. April. Mit dem heutigen Tage hat Herr Buchdruckereibesitzer B. Weisser in Tharandt eine Filiale seines Geschäfts Hierselbst er öffnet. Das in dieser Druckerei erscheinende Blatt betitelt sich „Der Bote vom Wilisch" und ist für die Ortschaften der Kirchspiele Poffendorf, Bannewitz und Leubnitz bestimmt. - Poffendorf. Bei der hiesigen Tag es Ver pflegung für mittellose Reisende wurden vergangenen Monat Mär, 74 Marken zu 20 Pfg. von der Ver-