Volltext Seite (XML)
Mchmtz-MilW Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: PM Ichne in Dippoldiswalde^ 56. Jahrgang Dienstag, den 11. März 1890 Nr. 30. für das dem Korps in verschiedener Hinsicht erwiesene Wohlwollen und hilfbereite Unterstützung dem Herrn Branddirektor Müller eine elegante zwischen Feuer wehremblemen aufgestellte Weckuhr, für welche Auf. merksamkeit der Geehrte seinen herzlichen Dank aus sprach. — Schließlich, nachdem in einer Pause die Dekorirten und sonst Ausgezeichneten die Glückwünsche der Anwesenden empfangen hatten, verlas Herr Buch druckereibesitzer Adjutant Jehne einen Auszug aus dem von ihm zusammengestellten umfänglichen Berichte über die Thätigkeit des Korps in der Zeit seines Bestehens. Derselbe bildet den 2. Theil einer von den Herren Branddirektor Müller und Jehne ausgearbeiteten Fest schrift, von welcher jeder Anwesende schließlich ein Exemplar als Fest-Erinnerung eingehändigt erhielt. Die an die Festtheilnehmer zur Vertheilung ge langende Festschrift enthält zunächst eine vom Herrn Branddirektor Müller verfaßte Geschichte des Feuer löschwesens von Dipoldiswalde bis zum Jahre 1865, wie sie sich aus den vom Jahre 1632 an noch vor handenen Akten zusammenstellen läßt. Wir ersehen aus derselben, daß Dippoldiswalde von jeher bestrebt gewesen ist, bezüglich seiner Löscheinrichtungen mit dem Zeitlaufe fortzuschreiten, müssen es uns aber leider versagen, weiter auf dieselbe einzugehen. Sodann ent hält die Festschrift noch einen Ueberblick über die bis herige Thätigkeit der Freiwilligen Feuerwehr, wie er sich aus den Akten zusammenstellen ließ. Nach einer Darlegung der Umstände und Verhandlungen, die end lich zur Gründung des Korps führten, geht der Be richt auf die ernste Thätigkeit selbst über und erwähnt, daß die Feuerwehr überhaupt 28 Mal, ohngerechnet die sogenannten blinden Allarmirungen und die auf gegangenen Schadenfeuer, die im Entstehen unterdrückt werden konnten, allarmirt wurde; durch diese Brände sind überhaupt 52 Wohnhäuser, 29 Nebengebäude und 31 Scheunen eingeäschert worden, während 7 Baulich keiten theilweise beschädigt wurden. Seit dem Jahre 1867 versieht das Korps den Gewitterwach-, seit 1876 den Landspritzen- und seit 1886 den Theaterwachdienst. Die Landspritzenabtheilung rückte bisher 17 Mal zum Dienst und 4 Mal vergebens aus. Außer den eben angeführten, der Feuerwehr naturgemäß obliegenden Beschäftigungen, betheiligte sich dieselbe auch zu ver schiedensten Zeiten bei sonstigen Gelegenheiten, wie sie eben der Weltlauf mit sich brachte. Ihre erste der artige Thätigkeit erforderte der Krieg von 1866 bei einem Bivouak der Preußen zwischen Dippoldiswalde und Oberhäslich, und bei den Bürgerwachen während desselben, deren Kommandant stets ein Feuerwehrmann war. Dann übernahm das Korps bei den verschie denen Gaufesten der Gesang- und Turnvereine den Ordnungsdienst oder solchen bei landwirthschaftlichen, gewerblichen oder sonstigen Ausstellungen. Bei an deren Gelegenheiten, z. B. dem Friedensfest von 1871, dem festlichen Umzug bei Genehmigung und bei der Einweihung der Eisenbahnlinie Hainsberg-Schmiede berg, dem Fackelzuge zum 90. Geburtstage Kaiser Wil helms I. und vielen andren fehlte die Feuerwehr nicht. — Während die Feuerwehr bei ihrer Gründung 39 Mann zählte, wuchs dieselbe nach und nach bis auf 139 Mann; 1888 wurde aber die Höchstziffer ihres Mannschaftsbestandes auf 120 festgesetzt und zählt die selbe zur Zeit 112 in Sektionen eingereihte Mitglieder, die ganz ausschließlich Gewerbtreibende sind. Unter ihnen befinden sich: 17 Schuhmacher, 13 Schneider, je 6 Zimmerleute und Etrohhutpreffer, -zieher und lackirer, je 5 Maurer, Restaurateure und Gasthofsbe sitzer und Tischler, je 4 Bäcker, Lohgerber, Klempner und Kürschner, 3 Kaufleute, je 2 Buchbinder, Fleischer, Gelbgießer, Maler und Lackirer, Sattler, Schlosser, Töpfer, je 1 Bandagist, Baumwärter, Böttcher, Buch druckereibesitzer, Goldarbeiter, Handelsmann, Hut macher, Korbmacher, Webermstr., Lohnfuhrmann, Müller, Oekonom, Ofensetzer, Riemer, Schirmfabrikant, Schlei fer, Schmied, Seiler, Spediteur, Strohhutfabrikant, Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 10. März. Es war am 9. März 1865, als der damalige hiesige Turnlehrer Thurm bei Gelegenheit einer Turnrathssitzung die 3. Sektion der Feuerlöschmannschaft nebst einer Anzahl praktischer ' Turner zusammenrief und ihnen seine Ansichten über Organisirung einer Freiwilligen Feuerwehr für unsere Stadt vorlegte. Es wurde ein Ausschuß von 5 Per sonen gewählt, welcher bereits am 18. dess. Mts. ein Grund- und Disziplinargesetz vorlegte, worauf sofort die Einrichtung und Thätigkeit des Korps, der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr für Dippoldis walde, begann. Genau an der 25. Wiederkehr des Tages, an welchem der erste entscheidende Schritt (vor bereitende waren vorher schon viele gethan worden) zur Gründung des Korps geschehen war, beging gestern die seitdem stetig fortgeschrittene und erfreulich ent- -wickelte Freiwillige Feuerwehr ihr 25jähr. Stiftungsfest. Am Sonnabend bereits fand eine kurze, aber würdige Vorfeier statt. Es galt den verstorbenen Mitbegrün dern: Stadtrath Lohgerber Frosch, Fleischermeister Sei fert, Stadtrath Blechwaarenfabrikant Teicher, sowie dem der Begründung und Förderung des Korps überaus wohlgeneigten und dabei thätigen Bürgermeister Heister- bergk den Zoll der Dankbarkeit darzubringen. Abends >/-8 Uhr begab sich die fast vollzählige Kompagnie (sie besteht gegenwärtig aus 112 Mitgliedern) mit 25 Pech fackeln auf den Gottesacker und legte hier, nachdem das Signalisten-Korps den Choral „Alle Menschen müssen sterben rc." geblasen und der Hauptmann, Stadt rath Fabrikant Reichel eine kurze Ansprache gehalten hatte, auf die Gräber der Genannten je einen reich belaubten Lorbeeckranz nieder. Nach Verbrennung der Fackeln auf dem Markte löste sich der von zahlreichem Publikum begleirete Zug auf. Sonntag Nachmittag 3 Uhr fand im Saale des Gasthofs „zum Stern" der feierliche Festakt statt, zu welchem, wie zur abendlichen Feier, das Korps durch elegant ausgestattete, mit Feuerwehremblemen verzierte Karten eingeladen hatte. Die Feier, ausgezeichnet durch die Anwesenheit der Herren Oberregierungsrath Amtshauptmann von Keßinger, Bürgermeister Voigt, - " Brandversicherungs-Inspektor Treitschks, Mitglied des Landesausschusses Oeser-Meißen, sowie mehrere Mit glieder der städtischen Kollegien, des städtischen Brand direktors und der Führer der Pflichtfeuerwehr, verlief in ansprechender, würdiger Weise. Zunächst hielt Hauptmann Reichel eine Ansprache, die er mit einem Hoch aus den hohen Protektor der sächsischen Feuer wehren, Se. Majestät den König, schloß, in welches, unter Musikbegleitung seitens des Signalistenkorps, die Festoersammlung begeistert einstimmte und dann stehend die erste Strophe der Sachsenhymne sang. Hierauf erhob sich Herr Bürgermeister Voigt, um nach längerer Ansprache den 5 seit der Gründung des KorpS demselben treugebliebenen Mitgliedern: Lohgerbermstr. Frosch, Webermeister Hartmann, Weißgerbermeister Müller, Töpfermeister Schmidt und Töpfermeister Zirn- stein die von Sr. Majestät für treue Feuerwehrdienste gestiftete, in einer vergoldeten mit dem sächs. Wappen verzierten Schnalle bestehende, an der linken Brust zu tragende ehrenvolle Auszeichnung zu überreichen. Nach dem Herr Müller im Namen der Dekorirten gedankt, händigte Herr Oeser-Meißen 4 anderen Kameraden, Bäckermeister Berger, Maurer Donner, Schuhmacher Thömel und Kürschner Thümmel das für 20jährigen Feuerwehrdienst gestiftete Ehrendiplom und schließlich Hauptmann Reichel den Kameraden Kaufmann Bem- mann, Schuhmacher Franke, Schuhmacher Jäckel, Han delsmann Kalenda, Lohgerber Müller, Schirmfabrikant Reichel, Rathskellerpachter Starke, Gelbgießer Wagner, Tischler Weinhold, Sattler Wilke, Zimmermann Zim mermann die für 10jährigen Dienst gestiftete silberne Armlitze ein. Herr Berger und Herr Bemmann dankten im Namen der Kameraden. Endlich überreichte Herr Hauptmann Reichel als Zeichen dankbaxer Anerkennung DU „Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, DbnnerS- lag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. S5 Psg., zweimonatlich 84 Pfg.', einnwnatlich 42 Psg. Einzelne Nummer« Iv Pfg. — .Alle Postan- stälten, Postboten, .sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein JMerate, welch« »ei d« bedeutenden Auflage d«< Blattes eine sehr wi» same Verbreitung, finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder ve»m Raum berechnet. — Ta bellarische und compliciete Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionell« Lheile, di, Spaltenzeflr 20 Pfg. Weißgerber, Zeugarbeiter; also überhaupt 41 verschie dene Gewerbe. 71 der Feuerwehrleute find Bürger — 63,4 Proz. der Mitglieder, oder, da Dippoldiswalde nach der letzten Wahlliste 375 Bürger zählte, sind knapp 19 Proz. der Bürgerschaft Mitglieder der Feuer wehr; 25 Wehrleute oder ca. 22>/s Proz. waren Sol daten. — Dann zählt das Korps noch 2 Ehrenmit glieder, Turnlehrer Thurm in Krefeld und Lederhändler Teicher in Dresden, und 10 sogen, passive Mitglieder, welche das durch die städische Feuerordnung festgesetzte Dienstalter überschritten haben. — Aus den Kaffen überschüssen, Prämien und Erträgnissen von Concerten wurde 1882 eine Unterstützungskaffe gegründet, welche zur Zeit ein Vermögen von 918 M. 64 Pf. besitzt. Die Bekleidung der Feuerwehrmänner bestand zuerst aus einfachen Leinwandblousen, die sich aber bald, zumal im Winter, als nicht sehr praktisch erwiesen. Später entschied man sich für Tuchblousen, die sich jedes Mitglied selbst beschaffen mußte. Mehrmals änderte man zudem Schnitt und die Knopsreihen und so kam es, daß das Korps, da den einzelnen Mit gliedern gestattet wurde, ihre alten Blousen abzutragen, eine völlig übereinstimmende Bekleidung nicht hatte. Als dann für seine Thätigkeit beim Brande der RathS- mühle am 21. April 1887 das Korps 2 Prämien im Gesammtbetrage von 200 M. sich erwarb, tauchte die Frage der Beschaffung einheitlicher Bekleidung auf und wurde nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten glücklich gelöst. Auf ergangenes Ansuchen gewährten sowohl die kgl. Brandversicherungskammer zu Dresden, als auch die hiesigen städtischen Kollegien einen Bei trag von je 750 M., während sich die Freiwillige Feuerwehr verpflichtete, aus ihren Mitteln 400 M. zur Anschaffung der Blousen beizusteuern. Dadurch konnte eine neue praktische Uniform geschaffen werden und am 29. September 1889 'stellte sich das KorpS in derselben den städtischen Kollegien vor. — Die deutschen und sächsischen Feuerwehrtage sind vom KorpS aus regelmäßig beschickt worden. Zu den deutschen Feuerwehrtagen in Salzburg und Hannover waren sogenannte „Reisekaffen" seiten vieler Mitglieder ge gründet worden. — Im ersten Jahre seines Bestehen erhielt das junge Institut neben einem Steigergerüste noch 12 Steigerausrüstungen, 4 Steigerleitern, 1 Ge- räthewagen und 1 große Spritze überwiesen, welche man dem Bestände der städtischen Feuerlöschgeräthe entnahm und die sich bald als zu schwer und unhand lich erwies. Im zweiten und dritten Jahre wurde dem Korps sodann weiter zugetheilt; 2 Dachleitern, 2 Feuerhaken, 6 Stück Laternen, 12 Seile, 2 Mulden, 1 Schaufel und 6 Tragkörbe. Am 3. August 1868 erhielt die Feuerwehr sodann eine Abprotzspritze, und am 17. Juni 1876 eine zweite unter namhafter Bei hilfe des Ministeriums des Innern. — In den letzten Jahren schafften die städtischen Kollegien dem Korps noch eine Stützenleiter von Berger und Milke in Oederan, eine Schlauchwelle, ein Sprungtuch und ver schiedene andere Ausrüstungs - Gegenstände. — Der Brandversicherungswerth sämmtlicher bei der Landes brandkaffe versicherten Objekte betrug: a) bei der Gebäudeversicherung 4,104,670 M. d) bei der freiwilligen Versicherung 101,960 „ 4,206,630 M. Seit Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1865 sind an Brandentschädigungen 255,443 M. 12 Pf. nach Dippoldiswalde aus der Brandversicherungskaffe gezahlt worden, und zwar 246,886 M. 14 Pf. für Ge bäude und 8556 M. 98 Pf. für Betriebsgegenstände. — Der Bericht schließt mit dem Wunsche: „Möge das Korps, das sich aus kleinen Anfängen emporgearbeitet hat zu einer stattlichen Macht, die, erst angefeindet von vielen Bewohnern der hiesigen Stadt, jetzt geehrt und geachtet dasteht, immer seines hohen menschenfreund lichen Berufes eingedenk sein. Möge es sich vor Allem erinnern, daß nur treues Zusammenhalten, unbedingtes Unrerordnen unter die selbstgewählten Führer und die