Volltext Seite (XML)
Wchmh -ZeitW für die Königliche In,»rat«, welche »«< d«e bedeutenden Auflage de» Blatte» ein« sehr »k» same Verbreitung. finden, »erden mit 10 PM- di» Spalteiueil« oder ver« Raum berechnet. — Da» bcllarische und eompkctrt» Inserate mit entspreche» dem Ausschlag. — Sing» sankt, im revaktioneu« »heile, di, SpaltenzeW LOPsg. KmtshMptmannschast MppMsmlld-^s-wie für di- Königlichen Wnlsgerichie md die StadtMe zu Dippoldiswalde und Zsraumstern „Weikeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. M Pfg., zweimonatlich St Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan flalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Nr. 29. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 8. März 18S0. 56. Jahrgang Die Partkiverhaltniste in Devtschlavd. Wenn in einem Staatswesen neue Parlaments wahlen statlfinden und die Ergebnisse derselben einer anderen Partei die parlamentarische Mehrheit ver schaffen, so wird man in den allermeisten Fällen ein fach sagen, daß die Neuwahlen eine gesunde Reaktion, einerlei ob nach links oder rechts bedeuten, und daß nun segensreich mit dem neuen zwischen der Re gierung und der neuen Mehrheit zu vereinbarendem Programme weiter regiert werden könne. Welcher Partei man auch angehöre, so darf man sich von solchen natürlichen politischen Wandlungen doch nicht vor den Kopf stoßen lassen, denn es giebt thatsächlich verschiedene Arten, um glücklich und erfolgreich zu re gieren, und die wechselnden Parteimehrheiten entsprechen gewöhnlich wechselnden Bedürfnissen und danach ge änderten Meinungen der Nation. Wären wir im deutschen Reiche, nachdem jüngst ein neuer Reichstag gewählt worden, in dieser glücklichen Lage, die dem Volke eine Reichstagsmehrheit zeigte, welche nach einem festen oder auch noch zu vereinbarendem Programme mit der Reichsregierung die nothwendigen parlamenta rischen Geschäfte erledigen könnte, so wäre es Thor- heit, an der neuen Reichstagsmehrheit herummäkeln zu wollen, sondern politische Gegner dieser Mehrheit müßten sich einfach darauf beschränken, die Thaten derselben erst abzuwarten und dann zu richten. Aber haben wir, jetzt wo wir die Zusammensetzung des neuen Reichstages überblicken können, überhaupt eine politisch brauchbare Mehrheitspartei? Keine der Par teien der Opposition hat die Mehrheit für sich und wird sie auch in fünf Jahren oder auch früher, wenn abermals ein neuer Reichstag gewählt wird, nicht er halten. Was bleibt also übrig? Die Oppositions parteien müssen sich mit einander einzurichlen suchen. Wird dies aber zwischen Klerikalen, Freisinnigen und Sozialdemokraten positiv möglich sein? Kein Führer dieser Parteien hält eine solche Verständigung für möglich, also ist sie auch nicht möglich, also ist die neue Mehrheit des Reichstages auch nur in der Ne gative groß. Als Haupterfolg ist daher auch nur von den im Wahlkampfe vereinigten Oppositionsparteien die Beseitigung der Kartellmehrheit im Reichstage an zusehen. Doch wenn man nach Beseitigung der Kartell mehrheit nunmehr die Parteiverhältniffe in Deutschland einer Musterung unterwirft, so kann wohl nur ein verbissener Oppositionsmann, aber kein Patriot, der Herz und Sinn aus der rechten Stelle hat, behaupten, daß diese Parteiverhältniffe nun günstiger für die Be handlung der parlamentarischen Geschäfte und vortheil- haster für Deutschlands nationale Größe seien. In letzterer Hinsicht kann jeder Deutsche die beste Be lehrung aus dem Triumphgeschrei schöpfen, welches die französische Presse über den Ausfall der deutschen Reichstagswahien einstimmte. Gehen doch einige französische Zeitungen sogar so weit, daß sie behaupten, die letzten deutschen Reichstagswahlen mit ihrem riesigen Anwachsen der Opposition hätten an einem Tage mehr zur Zerreißung des Frankfurter Vertrages, der Elsaß- Lothnngen an Deutschland binde, beigetragen, als die französische Staatskunst in 19 Jahren. Nun wissen wir ja wohl, daß in dieser Hinsicht die Franzosen die Rechnung ohne den Wirth gemacht haben, aber was, ganz abgesehen von der parlamentarischen positiven Unfähigkeit des neuen Reichstages, den Wahlaussall Äußerst bedenklich erscheinen läßt, das ist der anti nationale Ausfall der Wahlen. Wir meinen damit keines wegs das Anwachsen der freisinnigen Mandate von 36 aus 70, sondern wir erblicken die antinationale Rich tung der letzten ReichStagSwahlen darin, daß die Na- tionalliberalen keineswegs ihre meisten Mandate an die Freisinnigen, sondern vielmehr an die Sozialdemo- kraten, Polen, Welsen und Demokraten verloren haben. Diese Richtung kann dem Reiche aber unmöglich Segen bringen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Von Seiten des Schulaus schusses ist am 6. März Herr Oberlehrer Rasche in Meißen als Schuldirektor an unserer Stadtschule gewählt worden. — Der in der Nacht zum Donnerstag und den ganzen Tag mit Heftigkeit ausgetretene Schneesturm hat sämmtliche Verkehrswege dermaßen verweht, daß die Verbindung mit den Nachbardörfern wie abge schloffen ist. An den meisten Stellen sind den ganzen Tag über Arbeiter mit Schneeauswerfen beschäftigt, um die Verkehrswege wieder gangbar zu machen. Ob freilich der wunderliche Winter uns seine Schneefülle auf längere Zeit lassen wird, ist fraglich; wer sich da her den Genuß einer Schlittenpartie bieten will, der säume nicht, es bald zu thun. — Gedenket der Vögel, Ketten- und Zughunde! An alle fühlende Menschen ergeht für die winterlichen Tage die Bitte: Streuet den hungernden Vögeln Futter überall, wo sich ein geeignetes Plätzchen bietet! Be denkt, daß ein Vogel, der 12 Stunden lang ohne Nahrung bleibt, elend werden muß. Wer Hunde hält, erbarme sich auch ihrer. Man sehe besonders in den Hütten der Kettenhunde nach, ob sie trocken, reinlich und warm genug sind und ob das Schutzdach keine Feuchtigkeit einiäßt. Wie oft wird das Geheul der arineu Kettenhunde Tag für Tag vernommen, ohne daß Jemand darnach fragt, warum daS Thier klagt. Für die Zughunde muß auch gesorgt werden; man gebe ihnen beim Lagern, sei es zu Hause oder auf der Straße, warme Unterlagen und Decken. — Bei dem hiesigen Vorschuß-Verein wurden im Monat Februar 56,660 M. — Pf. vereinnahmt, darunter 11,005 M. zurückgezahlte Vorschüsse und 25,106 M. Spareinlagen; die Ausgabe betrug 48,080 Mark — Pf., worunter sich 16,042 M. gegebene Vor schüsse und 6577 M. — Pf. zurückgezahlte Sparein lagen befinden. — Das Verschieben von Briefen und Post karten in Drucksachensendungen bildet immer noch die Ursache von unliebsamen Briesverschleppungen. Eine gründliche Beseitigung dieses Uebelstandes wäre nur dadurch erreichbar, daß das Publikum sich daran gewöhnte, die Drucksachen in einer das Verschieben hindernden Weise zu verpacken. Leider werden alle Drucksachensendungen ost in so mangelhafter Ver packung aufgeliert, daß sie zu Fallen für ihre kleineren Reisegefährten werden. Die Postverwaltung hat gum- mirte, mit 3-Pfennigmarke versehene Poststreifbänder eingesührt, welche in Mengen von 10 Stück für 35 Pf. von den Postanstalten verkauft werden und deren Verwendung wir nicht dringend genug empfehlen können. Wenigstens aber sollte man sich bei Anfertigung der Bänder für Drucksachen die Maßoerhältniffe der amtlich eingeführlen Streifbänder zum Vorbild nehmen. Bei einer gulverpackten Drucksachensendung muß das Papierband überall etwa drei Viertel der Außenfläche bedecken. Die Zeitungen u. s. w. müssen möglichst schmal zusammengefaltet werden, weil sich andernfalls das Band nicht fest umlegen läßt, und weil die Möglichkeit der Verschiebung um so geringer wird, je schmäler die Sendung verpackt ist. Dem Ganzen ist zweckmäßig durch kreuzweise Umschnürung mit Bind faden noch vermehrte Festigkeit zu geben. Werden offene Briefumschläge benutzt, so ist zu empfehlen, die Uebersallklappe nicht einzuschlagen, sondern in ge wöhnlicher Lage offen zu lassen, zuvor aber, um das Zukleben zu verhindern, den gummirten Rand weg- ,»schneiden. Bei großen Umschlägen, oder wenn die darin verpackten Drucksachen umfangreich sind, ist außerdem eine Umschnürung der Sendung zweckmäßig, wozu sich die vielfach im Gebrauche befindlichen Gummi bändchen gut eignen. Reinhardtsgrimma. Für nächsten Sonntag er wartet uns ein besonderer Genuß, indem der hiesige Ge sang-Mer ein in Verbindung mit der 1. Klaffe der hiesigen Schule ein Concert veranstaltet, in welche» einestheils Männer- und Kinderchöre, anderntheilS aber auch gemischte Gesänge zur Aufführung gelangen. Diese Concerte haben sich schon in früheren Jahre« einer regen Theilnahme erfreut und steht daher auch diesmal zu erwarten, daß sich Freunde der edlen Sangeskunst zahlreich einfinden, zumal der Ertrag einem gemeinnützigen Zwecke gewidmet ist. -f- Frauenstein. Der hiesige Vorschuß-Verei» wird nächsten Sonntag, den 9. März, Nachmittags 3 Uhr, in der Geißler'schen Gastwirthschaft seine erste diesjährige General- oder Haupt-Versammlung abhalten, bei welcher als Tagesordnung aufgestellt ist: 1. Vortrag der Jahresrechnung und Richtigsprechung derselben. 2. Beschlußfassung über Feststellung deS Reingewinns, bez. über Deckung unsicherer Außen stände. 3. Bestimmung der den Vorstands- und Aus schußmitgliedern zu gewährenden Gehalte, bez. Ent schädigung. 4. Aenderung der Statuten, bez. Wahl des vom 1. April d. I. an in Thätigkeit tretenden Aufsichtsrathes. 5. Ausschluß von Mitgliedern. Höchst wünschenswerth ist, daß die Vereinsmitglieder sich recht zahlreich einfinden, namentlich wegen des vierten Punktes der Tagesordnung, da in dem Falle, daß sich den 9. März nicht V» aller Mitglieder einfinden sollten, wo von »/» der Anwesenden dafür stimmen müssen, eine zweite Versammlung zur Erledigung dieser Angelegen heit nöthig machen würde. — Herr Professor 0r. Falb hat sich, als er vor Kurzem prophezeihte, daß für diesen Winter kein Schnee fall mehr zu erwarten sei, gewaltig verrechnet. Seit länger als 8 Tagen hat es hier dermaßen geschneit, daß wir jetzt Schneemaffen haben, wie wir sie den ganzen Winter über nicht zu sehen hatten. Diesen ganzen Winter mußten die Echneeschipper feiern, erst jetzt hat sich für sie Arbeit eingestellt. Auch bezüglich des für den 19. Februar angekündigten kritischen Tages erster Ordnung war der Herr Professor vr. Falb im Jrrthume, da dieser Tag wenigstens hier ohne beson dere Naturerscheinungen verlaufen ist. — Mit ganz besonderer Freude sind die Bewohner Frauensteins und Umgegend durch die Nachricht erfüllt worden, daß die Finanzdeputation L der 2. Kammer und die königlichen Kommissare die Erbauung einer Eisenbahn von der Dresden-Chemnitzer Linie ab nach Frauenstein sehr günstig beurtheilt haben, so daß zu erwarten ist, daß die Petition des hiesigen Stadtgemeinveraths und der umliegenden Gemeinden der königlichen Staalsregierung zur Erwägung über geben und vielleicht dem nächsten Landtage eine Vor lage zur Erbauung einer Eisenbahn nach Frauenstein gemacht wird. Hierauf ein herzliches „Glück zu!" H Poffendorf. Bei Gelegenheit des Schneefalles am vergangenen Montag wurde der im Herbste vorigen Jahres von hiesiger Gemeinde neu angeschaffte Schnee schlitten zum ersten Male in Anwendung gebracht und bewährte sich vortrefflich. Dieser Schlitten, von Herrn Schmiedemeister Räther-Kaitz gefertigt, ist, mit Aus nahme der Deichseln, durchweg von Eisen und besitzt ein Gewicht von 16 Centnern. Dresden. Die Zweite Kammer erledigte am 5. März den Bericht der Rechenschaftsdeputation über den Rechenschaftsbericht auf die Finanzperiode 1886,«7, soweit derselbe den Etat der Zuschüsse und den außer ordentlichen Staatshaushalt betrifft. Nachdem Abg. Matthes erneut die Hebung der inländischen Pferde zucht durch möglichsten Ankauf der Militärpferde i« Lande befürwortet hatte, beschloß die Kammer ein stimmig, der König!. Staatsregierung wegen der Ver waltung der Staatsfinanzen in der Finanzperiode 1886/87, auch insoweit diese sich auf den Etat der Zu schüsse und den außerordentlichen Staatshaushaltsetat bezieht, Entlastung zu ertheilen. Weiter erklärte sich die Kammer auf Antrag derselben Deputation durch